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Branchen | USA | Öl- und Gasfördertechnik

Öl und Gas boomen, Investitionen hinken hinterher

Kurzfristig mag die Branche zwar weniger investieren, doch langfristig stehen die Zeichen auf Expansion. Denn die Bohrungen werden immer aufwendiger und die Förderung soll steigen.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Obwohl die Öl- und Gasfirmen in den USA hohe Gewinne einfahren, halten sie sich mit Investitionen in Bohr- und Fördertechnik zurück. Das hat nach Einschätzung des Marktforschungsunternehmens Modor Intelligence einen Hauptgrund: Börsenanalysten und Investoren üben einen starken Druck auf die Gesellschaften aus, die Aktieninhaber stärker an den Gewinnen teilhaben zu lassen und dafür die Investitionen zu reduzieren.

Hinzu kommen der Fachkräftemangel und die gestiegenen Zinsen. Nicht nur Kredite sind teurer geworden, es locken auch hohe Renditen in anderen Sektoren. So investieren Erdöl- und Gasfirmen ihr Geld auch in regenerative Energien, um ihr Geschäftsmodell zu diversifizieren. Gleichzeitig können sie damit ihr Image aufpolieren.

Rückgang bei Investitionen soll sich verlangsamen

Laut dem Marktforschungsunternehmen IBIS World wird der Markt für Bohr- und Fördertechnik 2023 um 9 Prozent auf 11,4 Milliarden US-Dollar (US$) schrumpfen. Bis 2028 gehen die Analysten von einem durchschnittlichen Rückgang von knapp 4 Prozent pro Jahr aus. Damit würde sich der Abschwung immerhin deutlich verlangsamen. In der vorhergehenden Fünfjahresperiode (2018 bis 2023) lag das Minus bei nahezu 10 Prozent jährlich.

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Trendwende könnte früher kommen als erwartet

Ob der Abschwung tatsächlich bis 2028 anhält, bleibt abzuwarten. Längerfristig betrachtet ist von einer Trendwende auszugehen. Die USA wollen insbesondere die Förderung von Gas ausweiten und sich als zuverlässiger Energielieferant für Europa positionieren. Für den Zeitraum 2022 bis 2038 geht die U.S. Energy Information Administration von einer Verdoppelung der Gasexporte aus. Gemessen an den Nettoausfuhren, also Exporte abzüglich der Importe, rechnet die Behörde sogar mit einer Verdreifachung.

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Um diese Ziele zu erreichen, ist eine deutliche Ausweitung der Investitionen notwendig. Die Bohrungen werden immer aufwendiger, denn Schiefergas und -öl sind nicht mehr so einfach zu fördern wie noch vor einem Jahrzehnt. Entsprechend steigt der Anspruch an die Technik und damit deren Preis. Daraus ergibt sich für den Bohr- und Fördertechnikmarkt ein starkes qualitatives Wachstumspotenzial, von dem auch ausländische Anbieter profitieren dürften. 

Branchenimporte bei rund 1 Milliarde US$

Die Branchenimporte der Vereinigten Staaten summierten sich 2022 auf gut 1 Milliarde US$. Zwar gibt es bei den Lieferungen von Jahr zu Jahr Schwankungen. Einzelne Großaufträge können für Ausschläge nach unten und oben sorgen. Über einen längeren Zeitraum betrachtet erwiesen sich die Einfuhren aber als relativ stabil.

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Im Gegenzug sind die Exporte der US-Branche eingebrochen. Für den Zeitraum von 2014 bis 2022 ergibt sich ein Minus von 80 Prozent. Das lässt auf eine nachlassende Wettbewerbsfähigkeit der Anbieter schließen, wie sie sich auch in zahlreichen anderen Investitionsgüterbranchen zeigt. Bis 2028 erwartet IBIS einen leichten, aber stetigen Rückgang der Ein- und Ausfuhren. 

Amerikanische Unternehmen haben trotz ihrer nachlassenden internationalen Wettbewerbsfähigkeit eine starke Position im US-Markt. Dennoch bleiben für ausländische und auch deutsche Spezialanbieter ausreichend Geschäftsmöglichkeiten übrig. Während sich die US-Konkurrenz vor allem auf Universalanlagen konzentriert hat, brillieren Unternehmen aus Deutschland in Nischen sowie mit Produkten, die auf spezielle Kundenwünsche angepasst sind.

IBIS World geht in den Prognosen bis 2028 von einer stetigen Abwertung des US-Dollars aus. Dieser Trend werde den einheimischen Anbietern von Bohr- und Fördertechnik zugutekommen und einen starken Preisdruck auf die Importeure ausüben. Solche Ankündigungen sind allerdings ziemlich unsicher, denn letztendlich kann niemand die Währungsentwicklung zumal über einen so langen Zeitraum zuverlässig vorhersagen.

Anhaltender Konsolidierungsprozess

Laut IBIS gibt es 2023 in den USA rund 450 Anbieter von Bohr- und Fördertechnik mit rund 30.000 Angestellten. Branchenprimus mit einem Marktanteil von 20 Prozent ist Haliburton. Es folgen National Oilwell Varco (NOV) mit gut 11 Prozent und Baker Hughes mit knapp 9 Prozent.

Die Zahl der Hersteller von Bohr- und Fördertechnik ist in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Dieser Trend werde sich angesichts der rückläufigen Nachfrage zumindest bis 2028 ungehindert fortsetzen, so IBIS. Es dürfte in der Folge zu Konkursen sowie Übernahmen von Unternehmen durch Konkurrenten kommen. Insgesamt wird sich die Branche wohl stark konsolidieren.

Die meisten Hersteller haben sich in der Nähe ihrer Abnehmer niedergelassen: im Südwesten der Vereinigten Staaten. Insbesondere Texas ist und bleibt der wichtigste Bundesstaat, wenn es um die Förderung von Öl und Gas geht. Daneben spielen die Nachbarn Oklahoma und Louisiana eine gewisse Rolle.

Kontaktanschriften
InstitutionAnmerkung
U.S. Energy Information AdministrationUS-Behörde; liefert umfangreiche Daten zum Öl- und Gassektor, u.a. Projektion zu Fördermengen bis 2050
IBIS Worldprivates Marktforschungsunternehmen; bietet kostenpflichtige Studien zu Bohr- und Fördertechnik in den USA
HaliburtonUS-Marktführer für Bohr- und Fördertechnik

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