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Branchen | USA | Wasserstoff

USA stellen 9,5 Milliarden US-Dollar für Wasserstoff bereit 

Ein großes Förderprogramm soll die Wasserstofftechnologien in den USA vorantreiben. Auch deutsche Firmen können von den Mitteln profitieren - unter bestimmten Bedingungen.

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

Aktuell werden in den USA jährlich etwa 10 Millionen Tonnen Wasserstoff produziert. Das entspricht 9 Prozent der weltweit hergestellten Menge. Der größte Teil wird in den USA noch aus Erdgas durch Methandampfreformierung gewonnen. Die Herstellung von grünem Wasserstoff über die Elektrolyse von Wasser findet bislang noch wenig Anwendung. Nur wenige Dutzend Anlagen sind in den Vereinigten Staaten in Betrieb oder befinden sich in der Bauphase. 

Vier Wasserstoff-Cluster geplant 

Um die Zahl der Versuchsanlagen zu steigern und der teuren Technologie zur Marktreife zu verhelfen, kündigte das amerikanische Bundesministerium für Energie (U.S. Department of Energy, DOE) im Februar 2022 ein Förderprogramm im Umfang von 8 Milliarden US-Dollar (US$) an. Vier Wasserstoff-Cluster (H2Hubs) sollen im Rahmen des Programms landesweit entstehen und so ein gemeinsames Netzwerk bilden für die Herstellung, Verarbeitung, Lieferung und Speicherung von Wasserstoff. Presseberichten zufolge haben Mississippi, West-Virginia und Louisiana gute Chancen, den Zuschlag für ein Cluster zu bekommen.

Im Rahmen eines anderen Programms stellt das Ministerium eine weitere Milliarde bereit. Damit soll die Finanzierung von Forschung und Entwicklung im Bereich Elektrolyseverfahren verbessert werden. Ziel ist es, den Gestehungspreis für 1 Kilogramm Wasserstoff im Laufe von zehn Jahren von derzeit 10 US$ auf 1 US$ zu senken.

Staat fördert unterschiedliche Wasserstofftechnologien

Eine zusätzliche halbe Milliarde US$ stellt das Energieministerium zur Entwicklung weiterer Wasserstofftechnologien bereit. Ausdrücklich genannt wird ebenfalls die Entwicklung, Prüfung und Integration von Elektrolyseuren. Aber auch umweltgerechte Recyclingverfahren, etwa für entsorgte Brennstoffzellen, sollen ausgearbeitet werden. Bei der Art der förderfähigen Technologie zur Herstellung oder Anwendung von Wasserstoff hat sich die Regierung nicht festgelegt. Gefördert werden blauer, grüner, grauer und roter Wasserstoff. Mögliche Anwendungsbereiche sind Verkehr, Industrie und Energiewirtschaft.  

Im Verkehrssektor sollen zum Beispiel Brennstoffzellenlösungen in schweren Lkw auf langen Distanzen und Antriebe in Luftfahrzeugen und Schiffen bezuschusst werden. Automobilhersteller wie General Motors, Stellantis, Toyota Motor, BMW und Volkswagen forschen und entwickeln die Anwendung von Brennstoffzellen in Fahrzeugen. GM gab zudem im Frühjahr 2022 bekannt, an ein Unternehmen in Utah mobile Stromgeneratoren für Schnellladestationen zu liefern, die mit Brennstoffzellen betrieben werden.

Die verschiedenen Wasserstoffinitiativen des Energieministeriums gehen auf die Klimaschutzpolitik der Biden-Regierung zurück, speziell auf das Gesetz Infrastructure Investment and Jobs Act vom November 2021, aus dem die Geldmittel stammen. Erklärtes Ziel der Wasserstoffinitiativen ist die Dekarbonisierung von Industrie und Verkehr.  

Zu den weiteren staatlichen Maßnahmen gehören die Einrichtung einer "Buy Clean"-Arbeitsgruppe, die kohlenstoffarme Einkäufe auf Bundesebene fördern soll, weiterhin die Ausarbeitung von Leitlinien und Transparenzanforderungen für Projekte zur Kohlenstoffabscheidung sowie Qualifizierungsmaßnahmen im Bereich der industriellen Energiebewertung.   

Deutsche Anbieter müssen mit Protektionismus rechnen 

Deutsche Technologiefirmen, die an staatlichen Wasserstoffprogrammen teilnehmen möchten, sollten sich über eine eigene US-Niederlassung oder über eine amerikanische Partnerorganisation an entsprechenden Ausschreibungen beteiligen. Den Regierungsdokumenten ist nämlich zu entnehmen, dass vorrangig inländische Wertschöpfungsketten und Arbeitsplätze gestärkt werden sollen.

Ohne eigene US-Niederlassung hätte eine deutsche Firma nur dann eine Chance, wenn ihre Technologie oder Dienstleistung explizite Alleinstellungsmerkmale aufweist, die ein US-Unternehmen weder zu gleich hoher Qualität noch zu vergleichbaren Preisen anbieten kann. Dies lässt sich aus dem The Buy American Act in seiner aktuellen Fassung ableiten.

Deutsch-Amerikanische Klima- und Energiepartnerschaft als Einstiegstor

Eine weitere Möglichkeit für deutsche Technologieanbieter, sich an öffentlich geförderten Wasserstoffprojekten in den USA zu beteiligen, besteht im Rahmen der Deutsch-Amerikanischen Klima- und Energiepartnerschaft. Ein entsprechendes Dokument unterzeichneten am 27. Mai 2022 Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, der Sondergesandte des US-Präsidenten für das Klima, John Kerry, und US-Energy Deputy Secretary David M. Turk. 

Einen wesentlichen Bestandteil der Vereinbarung stellt die Entwicklung und Anwendung von Technologien für eine beschleunigte Energiewende dar, zu denen auch Wasserstoffprojekte gehören. Die Implementierung der Klima- und Energiepartnerschaft wird durch ein "German Support Office" unterstützt. Deutsche Unternehmensvertreter können sich mit Vorschlägen oder auch Beteiligungswünschen an das German Support Office wenden, entweder über die damit beauftragte Unternehmensberatung Adelphi in Berlin oder die AHK USA an ihren verschiedenen nordamerikanischen Standorten. 

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