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Branchen | USA | Bauwirtschaft

Wettbewerbssituation und Geschäftspraxis

Bauen und Planen unterliegen in den USA starken Veränderungen. Themen wie Klimawandel finden dabei Berücksichtigung. Der Markteintritt ist für deutsche Firmen herausfordernd.

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

Zu den aktuellen Einflüssen in der Architektur und in der Bauausführung gehören verbesserte Zugangsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen. Unter der Regierung von Joe Biden kamen Umweltaspekte hinzu, darunter Energieeffizienz und geschlossene Kreisläufe. Einbezogen wird zudem die alternative Energiegewinnung, darunter Solardächer und -fenster, aber auch offene und verglaste Außenwände zur besseren Nutzung des Tageslichts etc.

Bund baut energieeffizient

Regierungsstellen wie die EPA (Environmental Protection Agency) oder OSHA (Occupational Safety and Health Administration) verabschieden in dieser Hinsicht Vorschriften, die das Planen und Bauen verändern. In Fragen des energieeffizienten Bauens verlangt zum Beispiel die GSA (General Services Administration), dass Immobilien für die Bundesregierung ausschließlich nach dem Standard LEED Gold gebaut beziehungsweise bestehende Immobilien gemäß diesem Standard renoviert und zertifiziert werden. Mit der entsprechenden Zertifizierung beschäftigt sich der USGBC (U.S. Green Building Council).

Insgesamt sind in den USA 159.000 Baufirmen registriert. Davon geben 92.000 Firmen den Bau, den Umbau und die Modernisierung von Wohnhäusern als Geschäftsziel an. Von der Firmenzahl her gesehen herrscht damit ein äußerst starker Wettbewerb um Aufträge, insbesondere um Großprojekte. Zu den Marktführern gehört DR Horton im Wohnungsbau, Fluor Corporation im Nichtwohnungsbau und die Bechtel Group im Tiefbau.

Führende Bauunternehmen und Kontraktoren (Umsatz in Millionen US$)

Umsatz 

Mitarbeiter

BECHTEL, Reston, Virginia

17.600

55.000

FLUOR, Irving, Texas

15.670

43.717

The Turner Corp., New York, State of New York

14.400

5.000

AECOM, Los Angeles, Kalifornien

13.240

54.000

KIEWIT CORP., Omaha, Nebraska

10.300

22.000

The Whiting-Turner Contracting Co., Baltimore, Maryland

8.720

4.560

BALFOUR BEATTY US, Dallas, Texas

8.587

26.000

STO BUILDING GROUP INC., New York, State of New York

7.900

3.500

SKANSKA USA, New York, State of New York

6.500

7.600

Gilbane Building Co., Providence, Rhode Island

6.500

3.111

Quelle: ENR - Top 400 Contractors 2021

Viele Großunternehmen bieten eine komplett integrierte Wertschöpfungskette an. Dazu gehören die Produktion, der Handel und der Transport von Baumaterial, von Komponenten und von Baustoffen, weiterhin die architektonische und ingenieurtechnische Bauplanung und -ausführung.

Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in den USA (in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent) *)

Kennziffer

Februar 2022

Februar 2023

Veränderung 

Wert der Bauinvestitionen insgesamt, davon

1.753.123

1.844.105

 5,2

  Hochbau

1.406.070

1.464.343

4,1

    Wohnbau

912.047

861.940

-5,4

    öffentlich

8.647

9.810

13,4

    privat

903.400

852.130

-5,7

    Nichtwohnbau

494.023

602.403

21,9

  Tiefbau/Infrastrukturbau

347.054

379.762

9,4

   öffentlich

199.177

230.844

15,9

   privat

147.877

148.918

0,7

Wohnbau

  Baugenehmigungen (Anzahl/Einheiten)

1.651.900

k.A.

k.A.

  Baubeginne (Anzahl/Einheiten)

1.553.000

1.410.000

-9,2

  Einfamilienhausverkäufe (Anzahl/Einheiten)

5.030.000

4.470.000

-11,1

  Bestand (Anzahl/Einheiten)

140.800.000

141.950.000

0,8

* Akkumulierte Werte unter Einbeziehung der jeweils zurück liegenden zwölf Monate.Quelle: U.S. Census Bureau; National Association of Realtors 2023

Markteintritt für deutsche Anbieter nicht einfach

Für deutsche Hersteller von Baumaschinen, Baustoffmaschinen, Baumaterialien und Baustoffen, unter Vorbehalt auch für Architektur- und Planungsbüros sowie für Anbieter von Bauleistungen bestehen aufgrund der Konjunkturlage im Jahr 2022 und der hohen Marktvolumina potenziell gute Geschäftschancen, auch wenn ein Markteintritt durchaus schwer sein kann. 

Beim Markteintritt sehen sich Firmen aus Deutschland durch Bestimmungen zu Mindeststandards bei der inländischen oder regionalen Wertschöpfung, durch die Förderung ausschließlich lokaler kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) sowie der teilweise anzutreffenden Beschäftigungspflicht für örtlich zu rekrutierende Arbeitskräfte vor schwierigen Herausforderungen. 

Deutsche Firmen berichteten gegenüber Germany Trade & Invest, wie sehr sich das Logo "made in Germany", insbesondere bei öffentlichen Ausschreibungen, fallweise sogar nachteilig auswirken kann. Wenn überhaupt, weisen sich deutsche Unternehmen mit dem Hinweis "German Engineered" aus. Als vorteilhaft hat sich erwiesen, wenn ein "Manufactured in America" nachgeschoben werden kann.

Nachweislich sehr gute Karten haben Anbieter aus Deutschland immer dann, wenn sie bei potenziellen Kunden mit Produkten oder Dienstleistungen werben, die qualitative oder technische Alleinstellungsmerkmale und darüber hinaus einen hohen Prestigewert aufweisen.

Gründung einer US-Niederlassung verbessert Geschäftschancen

Ein Ausweg zur Umschiffung der häufig anzutreffenden Local-Content- and Local-Hire-Requirements bei öffentlichen Infrastrukturausschreibungen stellt die Übernahme amerikanischer Firmen aus der Bauindustrie dar. Als Beispiele gelten Turner Construction (Hochtief Americas) in der Bauindustrie sowie Lehigh Hanson (Heidelberg Cement AG) in der Baustoffindustrie.

So darf das Material für den Schienenwegebau der Federal Rail Administration (AMTRAK) ab einem Projektwert von 1 Million US-Dollar (US$) aufwärts nur von inländischen Herstellern bezogen werden. Gleiches gilt für Eisen und Stahl bei Projekten des Department of Transportation - Intercity Passenger Rail Service. Eingeschlossen sind ebenfalls sämtliche Projekte mit einer Finanzierung gemäß dem Clean Water Act.

Das Department of Energy schreibt eine nationale Beschaffungsquote von 50 Prozent im Rahmen des Innovative Clean Coal Technology Transfer Program vor. Ähnliche und analoge Vorschriften erlassen die 50 US-Bundesstaaten sowie tausende Kommunen speziell für Bauausschreibungen.

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