Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

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Special | Usbekistan | Produktionsstandorte

Ausländische Firmen entdecken Usbekistan als Produktionsstandort

Usbekistan will seine großen ungenutzten Industriepotenziale heben und sich zu einem überregional bedeutenden Produktionshub entwickeln. Das weckt Interesse. 

Von Uwe Strohbach | Taschkent

Deutschen Unternehmen fällt Usbekistan als potenzieller Industriestandort auf: Das Land bietet ein großes Angebot an jungen, lernwilligen und motivierten Arbeitskräften und hat große Pläne für seine Industrie. Die zusätzliche Wertschöpfung in der Industrieproduktion soll 2030 mindestens 45 Milliarden US-Dollar (US$) pro Jahr erreichen, gegenüber knapp 29 Milliarden US$ im Jahr 2024. Damit will das Land nicht nur zu einem regionalen Hub werden, sondern auch auf dem Markt für Global Sourcing aktiv mitmischen. 

"Als Investor schätzen wir das Ausbaupotenzial in der Textilindustrie, die Verfügbarkeit von Arbeitskräften sowie die hohe Bereitschaft und Fähigkeit der Beschäftigten, sich an neue produktive Gewohnheiten und Technologien anzupassen,"

so fasst Corinna Horndahl, Geschäftfsührerin von Teamdress, ihre Entscheidung für den Standort Usbekistan zusammen. Teamdress ist ein deutscher Hersteller von Berufs- und Schutzbekleidung und betreibt seit Herbst 2023 ein eigenes Fertigungswerk in Fargʻona. Der Betrieb mit aktuell rund 200 Mitarbeitenden produziert für den Export.

Dieser Beitrag ist Teil einer umfassenden Analyse zu neuen Produktionsstandorten. Sie zeigt anhand verschiedener Länderkategorien, warum und wohin sich Fertigungskapazitäten verschieben.

Investitionstrends: Aufwendungen steigen sprunghaft

Ungeachtet des noch bestehenden Reformbedarfs nimmt die internationale Verflechtung der Wirtschaft rasant zu. Der hohe Zufluss ausländischer Investitionen und Kredite zeugt vom wachsenden Vertrauen in Usbekistan als Wirtschaftspartner. Hauptempfänger ist das verarbeitende Gewerbe.

Mehrere Hundert in- und ausländische Firmen kündigten bereits neue Projekte in Gewerbegebieten im ganzen Land an. Während sich der Investitionszufluss in Sonderwirtschafts- und Industriezonen zwischen 2022 und 2024 bei etwa 1 Milliarde US-Dollar (US$) pro Jahr bewegte, rechnet die Regierung für 2025 bereits mit 3 Milliarden US$. Die in bestehenden und neuen Gewerbegebieten insgesamt avisierten Projekte summieren sich aktuell auf ein Investitionsvolumen von mehr als 15 Milliarden US$.

Fokusbranchen: Blick auf die Exportwirtschaft

Die Unternehmen investieren vor allem  in Fertigungskapazitäten, um regionale und internationale Märkte zu bedienen. Hierzu zählen Textilien und Bekleidung, Baustoffe, Obst und Gemüse, Ausrüstungen für die Energiewirtschaft, Dünger und Kunststoffe sowie Leder und Lederwaren. Besonders stark engagieren sich China, Russland, die Türkei und Deutschland.

Ein neues Förderpaket der Regierung von Anfang März 2025 soll die Firmenansiedlungen in Sonderwirtschafts- und Industriezonen vorantrieben. Die darin enthaltenen Anreize ergänzen das bereits seit längerem in den Gewerbegebieten greifende Instrumentarium, zu dem bestimmte Steuer- und Zollerleichterungen oder die Bereitstellung infrastrukturell erschlossener Gewerbeflächen gehören.

Neu ist beispielsweise, dass die 22 bestehenden Sonderwirtschaftszonen zukünftig zeitlich unbefristet betrieben werden können, statt wie bislang nur 30 Jahre lang. Zudem ist es ausländischen Investoren nun erlaubt, dort Grundstücke für bis zu 49 Jahre zu pachten, statt wie bisher nur für bis zu 25 Jahre. Außerdem sollen zukünftig mehr öffentliche Gelder als bisher in die infrastrukturelle Erschließung der Gewerbeflächen und deren Anbindung an internationale Transportkorridore fließen.

Ab 1. Juni 2025 können alle in den Sonderwirtschaftszonen registrierten Unternehmen das Zollverfahren "Verarbeitung im Zollgebiet" beanspruchen. Materialien und Ausgangstoffe für die Exportproduktion lassen sich somit zollfrei nach Usbekistan importieren. Lediglich die Zollabfertigungsgebühr fällt an.

Grünes Licht für Exportzonen

Usbekistan plant die Gründung von Exportproduktionszonen. Die Regierung hat verschiedene Produktionsmodelle im Blick: die Herstellung von Private-Label-Produkten (Markennamen-Erzeugnisse) und White-Label-Produkten (generische Erzeugnissen) sowie die Lohnfertigung (Auftragsproduktion). Eine erste solche Zone soll in der Provinz Namangan errichtet werden. Importierte Rohstoffe, Materialien und Komplettierungserzeugnisse sind hier von Importzöllen befreit, während lokale Zulieferungen als Exporte gelten.

Treiber und Risiken: Gute Kostenstruktur, aber teils schwieriges Investitionsumfeld

Usbekistan bietet Vorteile für Unternehmen, die nach alternativen Fertigungsmöglichkeiten suchen. Das politisch stabile Land verfügt über reiche Rohstoffvorkommen und ein großes Angebot an jungen, lernwilligen und motivierten Arbeitskräften. Es bietet vergleichsweise geringe Rohstoff-, Material-, Energie- und Lohnkosten sowie ein liberales Arbeitsrecht. Zudem treibt die Regierung regionale Wirtschaftsprojekte, den Ausbau von Transportkorridoren sowie die Entwicklung des Logistikgewerbes gezielt voran.

Mit rund 50 Ländern, einschließlich der EU, bestehen Vereinbarungen über die Gewährung der Meistbegünstigung. Usbekistan profitiert als Partner der EU von besonderen Zollpräferenzen im Rahmen von APS+, einem allgemeinen Präferenzsystem. Das Aussetzen von Zöllen für viele Produktgruppen ermöglicht es dem Land, seine Exporte stärker zu diversifizieren. Durch die geografische Nähe zu China bietet sich Usbekistan zudem als Option für Firmen an, die ihre Betriebe verlagern wollen, ohne dabei den Zugang zu den in Asien etablierten Lieferkettennetzwerken zu verlieren.

Regierung muss noch einige Stolpersteine beseitigen

Das Land ist fest gewillt, sein seit 2017 verfolgtes Reformprogramm fortzusetzen. Dabei muss Usbekistan aber noch so manche Hürde meistern. Das Reformmodell ist nicht mit westlichen Mustern einer Marktwirtschaft vergleichbar.

"Gute persönliche Beziehungen sind in Usbekistan nach wie vor die beste Garantie für Investitionssicherheiten. Dieser Umstand ist im oft nur schwer vorhersehbaren Geschäftsumfeld und der mangelnden Transparenz des Rechtssystem begründet",

so die Meinung vieler deutscher Unternehmen mit Usbekistan-Aktivitäten in Gesprächen mit Germany Trade & Invest. Die Firmen verweisen aber auch auf Fortschritte. Unrechtmäßig getroffene Entscheidungen der Hokime (Gouverneure) revidieren Gerichte mittlerweile nicht selten zugunsten klagender Unternehmer.

Nach wie vor steuert und kontrolliert der Staat den Reformprozess. Oft ist es unumgänglich, lokale Verwaltungen in Investitionsprojekte einzubinden oder mit Staatsbetrieben für Zulieferungen zu kooperieren. Auch dominiert die öffentliche Hand nach wie vor den Bankensektor. Die in den Provinzen oft unterentwickelte Infrastruktur gilt für Unternehmen als Risiko.

Kontaktadressen
InstitutionAnmerkung
Delegation der Deutschen Wirtschaft für Zentralasien - Büro UsbekistanAnlaufstelle für deutsche Unternehmen
Invest UzbekistanNationale Investitionsförderungsagentur
Investitionsgarantien des BundesInstrument zur Absicherung von Auslandsinvestitionen

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