Wirtschaftsausblick | Usbekistan
Usbekistans Wirtschaft punktet mit stabilem Aufwärtstrend
Die usbekische Wirtschaft wächst in den Jahren 2026 und 20276 um jeweils rund 6 Prozent. Dafür sorgen Ausbauinitiativen in zahlreichen Branchen und eine ambitionierte Reformagenda.
04.12.2025
Von Uwe Strohbach | Taschkent
Top-Thema: Usbekistans Turbo für mehr Ökostrom läuft ungebremst weiter
Usbekistan verfolgt ambitionierte Ziele im Bereich Erneuerbare Energien. Ihr Anteil an der gesamten Stromerzeugung soll bis 2030 auf 54 Prozent steigen. In den ersten zehn Monaten 2025 wurden bereits etwa 23 Prozent erreicht – nach nur 7 Prozent im Jahr 2022. Aktuell gibt es circa 50 laufende und geplante Ökostromprojekte mit einem Gesamtwert von 26 Milliarden US-Dollar (US$).
Die Stromerzeugung wurde bis vor wenigen Jahren noch nahezu ausschließlich vom Staat verantwortet. Mittlerweile sind etwa zwei Dutzend unabhängige Erzeuger aktiv, darunter vor allem ausländische Investoren aus der Ökostromsparte. Das Land treibt die Liberalisierung der Stromwirtschaft weiter voran.
Wirtschaftsentwicklung: Konjunkturhoch hält an, Regierung hält weiter an Reformkurs fest
Die Regierung Usbekistans und Geberbanken erwarten für 2026 und 2027 ein reales Wirtschaftswachstum von jeweils etwa 6 Prozent. Die Impulse für die Konjunkturbelebung sind vielfältig. Dazu zählen:
- hohe Wachstumsdynamik der Bau- und Investitionsaktivitäten;
- boomender Dienstleistungssektor (Prognose für 2026: +14 Prozent);
- anhaltende Expansion im verarbeitenden Gewerbe (Prognose für 2026: +7 bis +8 Prozent).
Die Regierung flankiert die Konjunktur mit Reformen. Ihre aktuelle Agenda umfasst unter anderem den Abbau staatlicher Monopole, Strukturreformen zur Neuausrichtung staatlicher Großunternehmen, die beschleunigte Privatisierung von Unternehmen, von brachliegenden Grundstücken sowie eine verstärkte Unternehmens- und Exportförderung.
Auch der verstärkte Rückgriff auf Modelle öffentlich-privater Partnerschaften zählt dazu. Im Zeitraum 2024 bis 2030 will die Regierung solche Projekte mit veranschlagten Kosten in Höhe von insgesamt circa 30 Milliarden US$ umsetzen.
Usbekistan genießt den Ruf als eines der weltweit reformfreudigsten Länder. Es ist aber nicht zu verkennen, dass neue Regelungen häufig noch nicht überall konsequent angewendet werden. Zudem ist der Reformbedarf in der Wirtschaft weiterhin sehr groß.
Ausland bringt sich mit Investitionen auf Rekordniveau ein
Rege Bruttoanlageinvestitionen stützen maßgeblich den anhaltenden Konjunkturaufschwung. Für 2026 und 2027 sind reale Zuwächse im zweistelligen Bereich zu erwarten. Dahinter stehen hauptsächlich hohe und weiter steigende Kapitalzuflüsse aus dem Ausland.
Die in das Anlagevermögen fließenden ausländischen Investitionen und Kredite summieren sich 2025 voraussichtlich auf etwa 32 Milliarden US$. Dies entspricht einer Verdreifachung gegenüber 2022. Für 2026 erwartet die Regierung einen Zufluss von bis zu 40 Milliarden US$. Der Anteil dieser Zuflüsse am insgesamt im Land angelegten Kapital dürfte 2026 und 2027 erneut etwa zwei Drittel betragen.
Maschinen und Ausrüstungen machen etwa zwei Fünftel der jährlichen Bruttoanlageinvestitionen aus, bei denen das verarbeitende Gewerbe im Fokus steht. Es folgen die Stromwirtschaft, die Rohstoffförderung, die Landwirtschaft und der Wohnungsbau.
Einzelhandel profitiert gleichermaßen von Engagements in- wie ausländischer Akteure
Ansehnliche reale Lohnzuwächse von 10 Prozent und mehr für 2026 und 2027 (bemessen in der Landeswährung), steigende Einkünfte selbstständiger Gewerbetreibender und höhere Verkäufe von Agrargütern aus Nebenwirtschaften der Bevölkerung sorgen für steigende Realeinkommen. Diese fließen in Mehrausgaben im Einzelhandel und in anderen Dienstleistungssektoren. Hohe und weiter zunehmende Geldtransfers usbekischer Arbeitsmigranten aus dem Ausland (vor allem aus Russland), eine rege Vergabe von Verbraucherdarlehen und eine Belebung des Incoming-Tourismus kurbeln den Konsum ebenfalls an.
Allerdings fallen die monatlichen Pro-Kopf-Ausgaben der Bevölkerung im Einzelhandel und in anderen Dienstleistungssektoren des Landes noch immer niedrig aus. In der Hauptstadt Taschkent sind diese Beträge deutlich höher. Usbekische Einzelhändler, aber auch solche aus dem Ausland, profitieren von der Liberalisierung sowie der guten Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber vordrängenden Handelsformen wie Supermärkte, Einkaufszentren und Fachgeschäfte.
Maschinen und Ausrüstungen bestimmen das Importgeschäft
Die Einfuhren von Waren dürften 2026 und 2027 um jeweils 10 bis 15 Prozent zulegen, nach einem erwarteten Plus von etwa 15 Prozent im Jahr 2025. Der rege Kapitalzufluss aus dem Ausland kommt der Nachfrage nach Investitionsgütern sowie Halbfertigwaren wie etwa aus der Chemiebranche zugute. Der robuste private Verbrauch hält die Nachfrage nach Konsumgütern hoch.
Mehr als ein Drittel der Importe entfallen auf Maschinen und Ausrüstungen sowie Fahrzeuge aller Art. Angesichts zahlreicher Projekte im verarbeitenden Gewerbe, im Energiesektor, in der Landwirtschaft und im Bauwesen dürfte sich an dieser hohen Quote auch künftig nichts ändern.
China und Russland sind die wichtigsten Handelspartner Usbekistans. Deutschland ist der Hauptbeschaffungsmarkt in der EU. Wichtigste Exportgüter Usbekistans sind Gold, Textilien und Bekleidung, Buntmetalle sowie Obst und Gemüse.
Deutsche Perspektive: Breites Spektrum an Geschäftschancen
Deutsche Lieferanten sind auf dem usbekischen Markt unter den führenden Anbietern, vor allem bei Maschinen und Ausrüstungen oder Chemiewaren oder Mess- und Regeltechnik. Größere Lieferanteile erzielt in diesen Sparten jedoch die Konkurrenz aus China und der Türkei. Usbekische Geschäftspartner schätzen an Deutschland vor allem die schlüsselfertigen Lösungen sowie die Zuverlässigkeit bei der Vertragserfüllung und beim Kundenservice.
Die besten Absatzchancen haben deutsche Anbieter bei Arzneimitteln sowie bei Ausrüstungen vor allem für die Textilbranche, die Stromwirtschaft, die Lebensmittelindustrie, die Bereiche Bauwesen und Baustoffe sowie zum Kühlen und Lagern von Obst, Gemüse und anderen Agrargütern. Auch ein Blick auf die IT-Branche Usbekistans ist zu empfehlen, die immer häufiger Aufträge im Rahmen des IT-Outsourcing an Land ziehen kann.