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Branchen | Vereinigte Arabische Emirate | Bauwirtschaft

Wettbewerbssituation und Geschäftspraxis

Der starke Wettbewerb um Projekte hat noch weiter zugenommen. Neben lokalen Firmen dominieren zunehmend auch Unternehmen aus Asien den Markt.

Von Heena Nazir | Dubai

Viele Unternehmen bedienen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) die Staaten des Golfkooperationsrats (GCC) und teilweise auch weitere arabische Länder sowie Pakistan und Afrika. Die rege Bautätigkeit zog in den letzten Jahrzehnten eine große Anzahl von Beratungs-, Ingenieur- und Bauunternehmen in die Region. Der Konkurrenzdruck hat sich deutlich erhöht. Deutsche Baufirmen sind selten Hauptauftragnehmer und als Konsortialpartner bislang wenig präsent. Im Hochbau dominieren lokale Unternehmen und Firmen aus Asien.

China ist ein wichtiger Auftragnehmer

Bauunternehmen aus dem Reich der Mitte haben ihre Marktanteile in den VAE stark ausgebaut. Sie punkten mit attraktiven Angeboten und teilweise integrierten Projektfinanzierungen. Der aktuelle Fokus auf Value Engineering (spezifische Kostensenkungen) könnte dazu führen, dass Bauunternehmen aus China die bisher führenden regionalen und internationalen Größen verdrängen.

Die China State Construction & Engineering Corporation gehört bereits zu den größten Auftragnehmern in den Emiraten und ist an vielen großen Prestigeprojekten beteiligt. Dazu gehört der Ausbau des nationalen Schienennetzes der Etihad Rail. Insgesamt soll ein Netz von 1.200 Kilometern entstehen. Das Vorhaben hat einen Gesamtwert von rund 11 Milliarden US-Dollar (US$) und soll bis 2030 fertiggestellt werden.

Auch an den Bauarbeiten des Mohammed Bin Rashid Al Maktoum (MBRM)-Solarparks, der bis 2030 eine Gesamtleistung von 5 Gigawatt erreichen soll, beteiligen sich chinesische Unternehmen. Das in Abu Dhabi ansässige private Unternehmen Ghantoot Group hat einem Konsortium chinesischer Unternehmer einen Auftrag für Engineering, Beschaffung, Bau und Inbetriebnahme (EPCC) zum Bau einer Methanolanlage mit einer Kapazität von 600.000 Tonnen pro Jahr in Ruwais erteilt. Das Investitionsvolumen beträgt 394 Millionen US$, die Inbetriebnahme ist für 2023 vorgesehen.

Geschäftspraxis

Die Abwicklung von Bauprojekten erfolgt in den VAE im Wesentlichen nach international üblichen Verfahren. Vielfach wird die Projektsteuerung und -überwachung renommierten internationalen Architektur- und Ingenieurbüros übertragen. In der Regel erhalten Baufirmen die Gelegenheit zur Abgabe von Interessensbekundungen. Aus dem Kreis interessierter Firmen werden dann einige oder alle zur Angebotsabgabe aufgefordert. Der Prozess bis zur Vergabe der Aufträge kann mühsam und langwierig sein. Viele Vorhaben fahren sich fest oder werden vorübergehend ausgesetzt, auch Neuausschreibungen sind häufig.

Großvorhaben werden oft an EPC-Anbieter (Engineering Procurement Construction) vergeben, die Projekte schlüsselfertig aushändigen, die Finanzierung stellen und die Haftung übernehmen. Noch vor zehn Jahren waren an Projekten meist mehrere Baufirmen beteiligt, deutsche Unternehmen kamen leichter zum Zuge. Heute gibt es kaum große deutsche Firmen, die Projekte alleine stemmen können oder wollen. Insbesondere in der Petrochemie und im Kraftwerksbau haben EPC-Anbieter aus China und Südkorea den Markt weitgehend übernommen. Bei öffentlichen Projekten gewinnen zunehmend öffentlich-private Partnerschaften an Bedeutung.

Investitionen müssen sich in der Regel innerhalb weniger Jahre amortisieren. Zudem werden Gebäude selten für eine lange Nutzungsdauer ausgelegt. Für Auftraggeber sind die unmittelbaren Kosten entscheidend, dagegen spielen Qualität und Lebensdauer eher eine untergeordnete Rolle.

Die Baukosten in den VAE sind vergleichsweise gering. Das liegt am starken Wettbewerb und an den geringen Löhnen im Bausektor. Die Lohnkosten pro Stunde inklusive aller Nebenkosten belaufen sich für einen einfachen Facharbeiter (Elektriker, Installateur) auf 7 bis 10 US$ und für einen Vorarbeiter auf 16 bis 20 US$.

Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in den VAE (in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent) *)

Sektoren

2021

2022

Veränderung

2022 /2021

Alle aufgeführten Sektoren

26.139

23.876

-8,7

  Wohnungsbau

4.715

10.749

128,0

  Hotel- und Gaststättengewerbe

402

210

-47,8

  Wohn/Gewerbeprojekte (Gemischte Nutzung)

2.298

1.332

-42,0

  Einzelhandel

263

70

-73,4

  Regierungsgebäude

74

84

13,5

  Bürogebäude, Messeprojekte, Forschungsinstitute

336

697

107,4

  Gesundheitswesen

181

70

-61,3

  Freizeitindustrie

278

113

-59,4

  Erziehung/Bildung

455

52

-88,6

  Kultur (Moscheen, Theater, Museen etc.)

1.047

448

-57,2

  chemische/petrochemische Industrie

4.094

8

-99,8

  Ölindustrie

997

2.137

114,3

  Energiewirtschaft

4.098

772

-81,2

  Transportwesen

1.465

3.798

159,2

  Wasserversorgung und Abwasserentsorgung

1.207

1.249

3,5

  Bergbau, Metall-, Zement- und Glasindustrie etc.

755

592

-21,6

  Gasindustrie

3.114

665

-78,6

  Telekommunikation

108

746

590,7

  Küstenbauprojekte etc. (Erdarbeiten)

252

84

-66,7

* Werte beziehen sich auf die Gesamtkosten der Projekte (einschließlich Kosten für Anlagen, Ausrüstungen etc.), deren Hauptauftrag im jeweiligen Zeitraum vergeben wurde.Quelle: MEED Projects, Recherchen von GTAI (April 2023)

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