Branchen | Vereinigte Arabische Emirate | Bauwirtschaft
Wettbewerbssituation und Geschäftspraxis
Der Bausektor der VAE gilt als attraktiv, aber stark umkämpft. Lokale und asiatische Firmen dominieren den Markt, deutsche Anbieter punkten in technologieintensiven Nischen.
08.12.2025
Von Heena Nazir | Dubai
Lokale Unternehmen dominieren mit einem Marktanteil von rund 64,5 Prozent. Dazu zählen Schwergewichte wie die National Petroleum Construction Company oder Al Futtaim Carillion, die insbesondere bei Infrastrukturgroßprojekten führend sind. Neben den heimischen Akteuren sind auch Firmen aus China, Japan, Indien, Südkorea und anderen Ländern fest im Markt etabliert. Mit aggressiven Preisstrategien und staatlicher Unterstützung sichern sie sich regelmäßig Großaufträge und prägen das Marktgeschehen maßgeblich.
Deutsche Anbieter vor allem in Spezialsegmenten aktiv
Mit einem Marktanteil von lediglich 0,3 Prozent sind deutsche Unternehmen im emiratischen Bausektor zahlenmäßig kaum präsent. Ihre tatsächliche Bedeutung liegt jedoch in technologisch anspruchsvollen Spezialsegmenten wie energieeffizienter Gebäudetechnik, Industrieanlagenbau, erneuerbaren Energien, Smart-City-Lösungen sowie High-End-Materialien und -Komponenten.
In diesen Bereichen genießen deutsche Anbieter einen exzellenten Ruf für Qualität und Ingenieurskompetenz. Sie agieren selten als Generalunternehmer, werden aber regelmäßig als Unterauftragnehmer oder Technologiepartner in internationale Konsortien eingebunden. Insbesondere bei Projekten mit Fokus auf Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Digitalisierung können sie ihr Profil als Innovationspartner schärfen und überdurchschnittliche Wirkung erzielen – trotz ihres statistisch geringen Markanteils.
| Unternehmen | Projektwert |
|---|---|
| Fichtner Consulting Engineers | 7,1 |
| Bauer | 5,1 |
| Siemens Energy | 3,3 |
| Dorsch Gruppe | 2,6 |
| Linde | 1,4 |
| MMEC Mannesmann | 1,4 |
| Keller | 1,3 |
| Züblin | 1,2 |
Geschäftspraxis: EPC prägt Vergabe
Die Abwicklung von Bauprojekten in den VAE folgt weitgehend internationalen Standards. Häufig übernehmen renommierte Architektur- und Ingenieurbüros die Projektsteuerung und -überwachung. Baufirmen reichen zunächst Interessensbekundungen ein, aus denen ausgewählte Anbieter zur Angebotsabgabe eingeladen werden. Der Vergabeprozess kann sich jedoch als langwierig und komplex erweisen – Verzögerungen, Aussetzungen und Neuausschreibungen sind keine Seltenheit.
Großprojekte werden zunehmend an EPC-Anbieter (Engineering, Procurement, Construction) vergeben, die schlüsselfertige Lösungen inklusive Finanzierung und Haftung bieten. Während früher oft mehrere Baufirmen beteiligt waren und deutsche Unternehmen leichter zum Zug kamen, dominieren heute asiatische EPC-Anbieter – insbesondere aus China und Südkorea – den Markt, etwa im Kraftwerksbau und in der Petrochemie.
Bei öffentlichen Projekten gewinnen öffentlich-private Partnerschaften (PPP) zunehmend an Bedeutung und verändern die Vergabestrukturen nachhaltig.
Investitionen müssen sich meist innerhalb weniger Jahre amortisieren. Gebäude werden selten für langfristige Nutzung konzipiert; entscheidend sind vor allem die unmittelbaren Kosten. Aspekte wie Qualität und Lebensdauer spielen eine untergeordnete Rolle.
Die Baukosten in den VAE sind im internationalen Vergleich niedrig – bedingt durch intensiven Wettbewerb und geringe Löhne im Bausektor. Die Stundenlöhne inklusive Nebenkosten liegen bei einfachen Facharbeitern (beispielsweise Elektriker, Installateure) zwischen 7 und 10 US$ bei Vorarbeitern zwischen 16 und 20 US$.