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Zollbericht Welt WTO
(Stand: 19.10.2022) KMU werden im internationalen Handel immer wichtiger - Die Herausforderungen bleiben dennoch. Die WTO setzt sich aktiv mit Arbeitsgruppen und Tools ein.
Von Melanie Hoffmann | Bonn
Nach der Definition der Europäischen Union (EU) haben KMU weniger als 250 Beschäftigte. Zudem liegt der Jahresumsatz bei maximal 50 Millionen Euro oder bei einer Bilanzsumme von maximal 43 Millionen Euro. Für die Inanspruchnahme von Förderprogrammen ist die Definition und Unterscheidung zu großen Unternehmen essenziell.
Die WTO unterteilt die KMU in weitere Kategorien und spricht von MSMEs (Micro, small and medium-sized enterprises):
Klassifizierung | Anzahl der Beschäftigten |
---|---|
Mikrounternehmen | weniger als 10 Beschäftigte |
Kleine Unternehmen | 10 bis 49 Beschäftigte |
Mittlere Unternehmen | 50 bis 249 Beschäftigte |
Kleine und mittlere Unternehmen | 1 bis 249 Beschäftigte |
Große Unternehmen | 250 und mehr Beschäftigte |
KMU spielen in der heutigen Zeit eine wichtige Rolle. Sie werden sogar als Rückgrat der europäischen Wirtschaft bezeichnet. Zahlreiche Arbeitsplätze und ein gesteigertes Wirtschaftswachstum gehen mit den rund 23 Millionen KMU in Europa einher (99,8 Prozent der europäischen Unternehmen). Auf internationaler Ebene kann davon gesprochen werden, dass rund 95 Prozent der Unternehmen weltweit MSMEs sind und 70 Prozent der Arbeitsplätze durch KMU abgedeckt werden. Wichtige Lieferketten von beispielsweise Medizinprodukten beinhalten vollständig oder teilweise KMU.
Vor allem KMU stehen häufig vor großen Herausforderungen, von denen große Unternehmen zumeist nicht betroffen sind, da diese auf einen großen Ressourcenbestand zurückgreifen können.
Die Coronapandemie sowie der aktuelle Krieg in der Ukraine stellen nur zwei aktuelle Beispiele dar, in denen KMU vor enorm großen Hürden stehen. Auch heute noch sind einige Lieferketten durch vergangene Grenzschließungen sowie weiterhin anhaltende Auflagen, Standards und Handelshemmnisse (Ein- und Ausfuhrverbote) gestört. Hinzu kommt der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehenden gestiegenen Energie- und Lieferantenkosten sowie die aktuell geltenden Sanktionen. Der Warenhandel wird folglich durch zahlreiche Faktoren immer weiter gestört und zur Hürde für vor allem KMU.
Aus diesem Grund, aber auch dem enormen Potenzial, welches KMU im Hinblick auf die Wirtschaftsleistung und der globalen Wertschöpfungsketten vorweisen können, möchte auch die WTO die KMU unterstützen und fördern. In Form von Arbeitsgruppen, Events, Gesprächskreisen und Tools setzt sich die WTO seit einigen Jahren für die KMU ein.
Seit der 11. WTO-Ministerkonferenz in Buenos Aires (2017) verhandeln mittlerweile 94 WTO-Mitglieder über ein informelles Arbeitsprogramm für KMU. Diese Gruppe an Mitgliedern decken rund 80 Prozent des weltweiten Exports ab.
Für eine Stärkung der KMU im internationalen Handel strebt die WTO die nachfolgenden Punkte an:
Bei einem Treffen der Arbeitsgruppe am 12. Oktober 2022 erörterten die Mitglieder zahlreiche der oben genannten Themen, überprüften die Umsetzung des Empfehlungspakets und tauschten sich über das weitere Vorgehen aus.
Die WTO-Arbeitsgruppe für KMU hat am 11. Dezember 2020 ein Paket mit sechs Empfehlungen und Erklärungen verabschiedet, um KMU zu unterstützen. Das Paket enthält eine Reihe freiwilliger und unverbindlicher Empfehlungen, die folgende Themen abdecken:
Im Zuge der 11. Ministerkonferenz hat die WTO in Zusammenarbeit mit dem International Trade Centre (ITC) und United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) einen Trade-Helpdesk entwickelt. Hier können sich KMU kostenlos über internationale Handelsregeln informieren.
Das von der WTO-Arbeitsgruppe im Dezember 2021 veröffentlichte Tool "Trade4MSMEs" stellt einerseits für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU/MSMEs) und andererseits für politische Entscheidungsträger und Forscher vielfältige Leitfäden (MSME Guides/Policymaker Guides) sowie allgemeine Informationen zu verschiedenen Handelsthemen (MSME Library/Policymaker Library) zur Verfügung.
Auf dem WTO Public Forum 2021 diskutierten Vertreter internationaler Organisationen sowie KMU darüber, wie kleine Unternehmen dabei unterstützt werden können, sich an Veränderungen anzupassen, widerstandsfähiger zu werden und sich effektiver am globalen Handel zu beteiligen - und das trotz der Coronakrise.
Dabei standen vor allem folgende Themen im Mittelpunkt:
Der DIHK bringt an, dass eine Mittelstandsagenda der WTO mehr als erforderlich sei, um die Einbindung kleiner und mittelständischer Unternehmen in globale Wertschöpfungsketten zu erleichtern. Plurilaterale Abkommen seien hier das Gebot der Stunde, um den Handel in den Bereichen Gesundheit, E-Commerce, Umweltgüter oder auch Informationstechnologien besser regeln zu können.
Am 1. Januar 2022 hat Deutschland die G7-Präsidentschaft übernommen und möchte sich in diesem Rahmen für ein starkes Miteinander einsetzen, einen nachhaltigen Planeten schaffen, ein gesundes Leben fördern und stets mit Vertretern internationaler Organisationen im Gespräch bleiben. In diesem Sinne könnten die G7-Staaten dafür sorgen, eine solche Agenda voranzutreiben oder sogar zu integrieren.
In der EU gelten KMU in vielen Bereichen als Vorreiter. Um daran festhalten zu können, fördert die EU die KMU bereits durch KMU-Förderprogrammen und spezifischen KMU-Wettbewerbsregeln. Die KMU-Politik der EU möchte folgende Bereiche dadurch fördern:
Auch in Deutschland sind KMU von enormer Bedeutung. In Deutschland erwirtschaften die KMU nämlich jeden zweiten Euro und ermöglichen mehr als 50 Prozent der Arbeitsplätze in Deutschland. Rund 35 Prozent des gesamten Umsatzes der Unternehmen in Deutschland werden durch KMU erwirtschaftet.
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