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Nordafrika investiert in Anlagen für die Nahrungsmittelindustrie
Ägyptens steigende Exporte von Lebensmitteln führen zu Investitionen in alle Stufen der Wertschöpfungskette. Marokkos Rolle als Knotenpunkt der Maghreb-Agroindustrie wird gestärkt.
09.12.2025
Von Ullrich Umann, Marcus Knupp, Peter Schmitz | Tunis, Casablanca, Berlin
Projekte in der gesamten Handelskette von Ägypten
Aktuell plant der belgisch-französische Schokoladenhersteller Barry Callebaut den Bau einer Schokoladenfabrik für 30 Millionen US-Dollar (US$) bis 2029. Die Vergabe soll Anfang 2027 erfolgen. Bereits im Bau befindet sich die Erweiterung der Fertigung von Twix-Schokoriegeln durch die ägyptische Tochter des US-Konzerns Mars in Giza. Die Investitionssumme wird mit 78 Millionen US$ angegeben. Ende 2026 soll die zweite Produktionslinie den Betrieb aufnehmen. Ebenfalls im Bereich Süßwaren will das Unternehmen Haj Arafa 100 Millionen US$ in die Verarbeitung von Datteln in der Oase Siwa investieren. Die Vergabe ist laut MEED Projects für Anfang 2027 vorgesehen.
Verpackungsanlagen für Nahrungsmittel und landwirtschaftliche Produkte planen unter anderem die Unternehmen Huhtamaki aus Finnland und Agro Green. Beim Spezialisten für On-the-shelf- und To-go-Verpackungen Huhtamaki befindet sich für 30 Millionen US$ eine Anlage in Sadat City im Planungsstadium, die bis 2029 errichtet werden könnte. Agro Green plant, 50 Millionen US$ in eine Verpackungsanlage für den Export in Gemsa zu investieren. Jährlich sollen ab Ende 2028 circa 30.000 Tonnen Süßkartoffeln für Märkte in Europa und Japan vorbereitet werden.
Zunehmende Anforderungen an die Verpackung ruft auch Produzenten von Vorprodukten auf den Plan. Zhejiang Kinlead Innovative Materials plant in der Suez Canal Economic Zone (SCZone) für 60 Millionen US$ eine Fabrik für Verpackungsmaterialien zu bauen.
Bei Zucker wird in Algerien Eigenversorgung angestrebt
Insgesamt erhofft sich die algerische Regierung, durch die Reduzierung der Importe 1,5 Milliarden US$ an Devisen einzusparen. In der nationalen Roadmap 2020 bis 2024 ist beispielsweise verankert, dass die lokale Zuckerproduktion ausgebaut werden soll, um den Verbrauch mit rein lokaler Produktion abzudecken. In dem Segment gibt es immer wieder Ankündigungen und Projekte. So will die Cevital-Gruppe, der größte Zuckerproduzent in Algerien, Flächen von jeweils 200.000 Hektar in den Provinzen El Menia und Ouargla für den Anbau von Zuckerrüben nutzen. Die algerische Firma Tafadis, die ebenfalls Zucker herstellt, hat im Januar 2024 eine Absichtserklärung mit der US-amerikanischen Firma Reasol zur Zuckerproduktion unterzeichnet. Tafadis ist eine Tochtergesellschaft des staatlichen Industriekonzerns Madar.
Marokko investiert in Effizienzsteigerung und Umweltschutz in der Agroindustrie
Staat und ausländische Investoren wie Mitsubishi, Savola, Centrale Laitière, Cosumar und Lesieur Cristal stärken mit Großprojekten Marokkos Rolle als Knotenpunkt der Maghreb-Agroindustrie. Weitere Unternehmen investieren in nachhaltige und produktive Produktions- und Abfüllverfahren, Wassersparmaßnahmen, klimafreundliche Energie, umweltgerechte Abfallverwertung und Recycling.
Milchwirtschaft legt an Produktionsvolumen und Umweltverträglichkeit zu
Mitsubishi baut eine Großmolkerei bei Casablanca mit einer Investition von 100 Millionen US$. Die Jahreskapazität soll 100 Millionen Liter Milch betragen. Mit der Betriebsaufnahme wird für Anfang 2026 gerechnet, wobei die Schwerpunkte der Investition bei Effizienz, Hygiene und Nachhaltigkeit liegen werden.
Centrale Laitière installiert bis 2030 wiederum 4.000 Biodigestoren in marokkanischen Milchbetrieben. Mit einem Investitionsvolumen von 7 Millionen US$ erzeugt das Unternehmen aus Gülle erneuerbare Energien, natürlichen Dünger und senkt die Emissionen von Kohlendioxid (CO₂) bei der Rohmilcherzeugung und -verarbeitung um 20 Prozent.
Investitionen für Trockennahrung und Zuckerraffinerien
Savola errichtet in Tanger ein Verarbeitungszentrum für Trockennahrung mit 20.000 Quadratmetern Fläche und 10.000 Tonnen Jahreskapazität. Das Unternehmen investiert dafür 50 Millionen US$ und legt ausdrücklich Wert auf die beste technische Ausstattung und lokale Wertsteigerung. Cosumar verdoppelt als einziger großer Zuckerproduzent Marokkos die Weißzuckerproduktion auf mindestens 600.000 Tonnen pro Jahr. Das Unternehmen investiert in Spitzentechnologien, Digitalisierung und Präzisionslandwirtschaft, erweitert in diesem Zusammenhang die Anbauflächen und setzt auf erneuerbare Energien. Cosumar exportiert jährlich über 650.000 Tonnen Zucker in mehr als 80 Länder und strebt Klimaneutralität bis 2030 an.
Wachstumsnischen Hefe, Backmittel, Pflanzenöl und Seife
Die Anouar Invest Gruppe engagiert sich in Jorf Lasfar mit der Herstellung von Hefe und Backmitteln und setzt dabei auf Nachhaltigkeit und Innovation. Genutzt werden ausschließlich lokale Rohstoffe und grüne Energie. Die Qualität der Produkte soll höchsten Standards entsprechen, so dass 30 Prozent davon in den Export gehen können. Lesieur Cristal modernisiert die Produktion von Pflanzenöl und Seife. Im 1. Quartal 2025 investierte der Hersteller 600.000 US$ in eine neue Abfülllinie für 1-Liter-Flaschen und stärkte damit ebenfalls die Exportkraft des Landes. Das Unternehmen setzt dabei vorrangig auf Kostenoptimierung und innovative Rohstoffbeschaffungen.
Tabakverarbeitung wird ausgeweitet
Japan Tobacco International (JTI) errichtet im Industriepark Tetouan Park seine erste Green Factory in Nord- und Westafrika. Das Investitionsvolumen beträgt rund 92 Millionen US$. Die Fabrik entsteht auf einem 4,7 Hektar großen Gelände mit einer bebauten Fläche von 18.000 Quadratmetern. JTI plant, mit der neuen Anlage zunächst 5 Milliarden Zigaretten pro Jahr für den marokkanischen Markt herzustellen. Bei einer späteren Erweiterung kann die Kapazität auf bis zu 10 Milliarden Stück ansteigen, um auch Exportmärkte zu bedienen.