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Wirtschaftsumfeld | Portugal | Investitionsklima

Gutes Investitionsklima durch die Offenheit der Volkswirtschaft

Portugal ist ein sicheres Land mit geringen Hürden für Investitionen. Kurzfristig sorgen die aktuelle politische Krise und die anstehende Neuwahl für Unsicherheiten.

Portugal steht als EU-Mitgliedsstaat für den hohen Standard dieser Staatengemeinschaft. Das Land ist sicher und stabil und besitzt eine gut ausgebaute Infrastruktur. Die Politik der vergangenen Jahre war durch Pragmatismus und Berechenbarkeit geprägt.

Die hohe Verbreitung von technischen Universitätsabschlüssen und eine lebendige Forschungslandschaft an Universitäten und Unternehmen schaffen einen günstigen Rahmen. Hinzu kommen außerordentlich gute Fremdsprachenkenntnisse, insbesondere des Englischen.

Die Attraktivität der großen Städte Lissabon und Porto hat aber auch eine Schattenseite. Durch touristische Vermietungen und Immobilienkäufe finanzstarker Unternehmen und Privatpersonen steigen die Preise gerade in den Zentren massiv an. Ein Teil der angestammten Bevölkerung zieht deshalb weg. Rund 75 Prozent der Bevölkerung besitzen zwar eine eigene Wohnung oder ein eigenes Haus. Umgekehrt bedeutet das aber auch, dass der Mietmarkt verhältnismäßig klein ist. Bei einer hohen Nachfrage und dem begrenzten Angebot schlagen Preissteigerungen besonders stark durch. 

Angekündigte Neuwahlen bedeuten einige Monate der Unsicherheit

Mehr als 40 Durchsuchungen von Wohnungen und Büros vor allem von Spitzenpolitikern wegen des Verdachts auf Vorteilsnahme bei Projekten sorgten im November 2023 für einen Schock. Premierminister António Costa reichte seinen Rücktritt ein, da er im Umfeld der Ermittlungen sein Amt nicht behalten wollte. Kurz darauf trat Infrastrukturminister João Galamba zurück. 

Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa kündigte für den 10. März 2024 eine Neuwahl des Parlaments an. Erste Umfragen sagen den regierenden Sozialisten schwere Verluste voraus. Die größte Oppositionspartei PSD scheint davon nicht zu profitieren, wohl aber beide politischen Ränder. Hauptprofiteure der Neuwahl dürften die rechte Protestpartei Chega und der Linksblock werden. Eine komplizierte Mehrheitsfindung wird damit wahrscheinlicher.

Die Informationslage zu den Vorwürfen und ihrer Stichhaltigkeit bleibt sehr unübersichtlich. Zunächst sah alles nach einem großen Skandal aus, dann wurden verhaftete Verdächtige wieder freigelassen. Die juristische Aufarbeitung der Vorwürfe sollte deshalb abgewartet werden.

Dennoch sind die Irritationen groß, weil es sich bei den möglicherweise betroffenen Vorhaben um wesentliche Zukunftsprojekte des Landes handelt. Laut Pressemeldungen geht es um ein Großrechenzentrum, den Lithiumbergbau und ein Wasserstoffprojekt.

Die sozialistische Regierung hatte in den vergangenen Jahren einen pragmatischen Kurs gegenüber Investoren gefahren. Mehrere besonders innovative Projekte waren als Vorhaben von nationalem Interesse klassifiziert worden, um ihre Umsetzung zu beschleunigen.

Belebung der Direktinvestitionen seit dem Krisenjahr 2020

In den Jahren 2021 und 2022 verbuchte Portugal wachsende Nettotransfers von ausländischen Direktinvestoren. Sowohl insgesamt als auch aus Deutschland strömten zusätzliche Investitionen in das Land. Das iberische Nachbarland Spanien ist die Hauptquelle für Investitionen.

Deutschland liegt auf dem 5. Rang der wichtigsten Herkunftsländer für Investitionen. Volkswagen kündigte Im August 2023 an, das Werk in Palmela für den Bau eines neuen Hybrid-Modells umzurüsten. Die Produktion soll Ende 2025 beginnen.

Bosch baut sein Engagement in Portugal aus. Die Wärmepumpenfabrik in Aveiro soll für 100 Millionen Euro erweitert werden. Konkret geht es um neue Labore, zwei Gebäude für die Produktion und zusätzliche Fertigungslinien.

Anfang November 2023 meldete RWE die Inbetriebnahme des ersten eigenen Solarparks in Portugal. Dieser befindet sich in Morgavel und hat eine Gesamtkapazität von 46 Megawatt. 

Die Einzelhandelsketten Aldi und Lidl bauen ihre Filialnetze in Portugal aus. Dabei spielt Lidl eine Rolle mit doppelter Bedeutung. Das Unternehmen exportiert vor allem Obst und Gemüse, aber auch Weine und Liköre von portugiesischen Lieferanten in seine Filialen in anderen Ländern. Hierbei sind Deutschland, Spanien und Frankreich die wichtigsten Zielmärkte.

 

Größte deutsche Investoren in Portugal (Stand: Dezember 2022)

Unternehmen

Branche

Volumen in Mio. Euro

Volkswagen AutoeuropaAutomobilhersteller

3.111,9

Bosch Car Multimedia PortugalAutomobilbranche

1.039,7

Mercedes-Benz PortugalAutomobilhersteller

508,4

Aldi RetailEinzelhandel

398,5

Makro-Cash & Carry PortugalGroßhandel

349,4

Quelle: 1000 Maiores Empresas 2022, Dossie especial Expresso

Investitionsförderung: Produktion, Forschung und neue Arbeitsplätze stehen im Mittelpunkt

Die Investitionsförderung in Portugal erstreckt sich auf produktive Investitionen, Forschung und Entwicklung sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen.

In den ersten beiden Fällen können Unternehmen laut der Wirtschaftsförderungsgesellschaft AICEP von finanziellen Anreizen und von einer reduzierten Körperschaftsteuer profitieren. Dabei gelten zwei Grundregeln. Einerseits fällt die Förderung in Lissabon und an der Algarve geringer aus als in anderen Teilen Portugals. Zudem werden kleinere Vorhaben prozentual stärker unterstützt als größere.

Projekte mit einem positiven Beitrag durch Innovationen, Exporte und die Schaffung von Arbeitsplätzen können in den Genuss von Steuerermäßigungen kommen. Diese gelten im Grundsatz für die Beschaffung von Maschinen, Baukosten, Software und Technologietransfer. Die Schaffung von Arbeitsplätzen kann mit einer Befreiung von Sozialversicherungsabgaben sowie Subventionen unterstützt werden. So sind Lohnkostenzuschüsse für die Einstellung von Arbeitslosen möglich.

Für eine Förderung müssen verschiedene Einzelheiten und Grenzwerte berücksichtigt werden. Manche Anreize sind zudem nicht miteinander kombinierbar. Darum ist es unverzichtbar, für den Einzelfall genaue Informationen einzuholen.

Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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