Wirtschaftsausblick | Ghana
Ghana hofft auf wirtschaftliche Erneuerung
Ghanas Wirtschaft profitiert von hohen Rohstoffpreisen, wächst aber 2025 im Vergleich zum Vorjahr etwas langsamer. Die Aussichten bleiben positiv, trotz vieler Herausforderungen.
01.08.2025
Von Corinna Päffgen | Accra
Top-Thema: Erste Wirtschaftsreformen umgesetzt
Seit Anfang 2025 befindet sich Ghana unter der neuen Regierung von John Mahama in einer Phase der wirtschaftlichen Erneuerung. Im Rahmen von Mahamas "Reset Agenda" stehen der Aufbau lokaler Wertschöpfung, die Industrialisierung und eine nachhaltige Ressourcennutzung im Fokus. Reformen sollen das Land wieder auf einen nachhaltigen Wachstumspfad führen.
Der Spielraum für staatliche Investitionen oder Steuerentlastungen ist allerdings gering. Trotzdem hat die Regierung ein Wahlversprechen eingelöst und eine Reihe von Steuern und Abgaben abgeschafft, etwa die umstrittene Abgabe für elektronische Transaktionen (E-Levy), die Steuer auf unverarbeitetes Gold und die Emissionssteuer. Neu eingeführt wurde eine Abgabe auf Treibstoffe (Fuel Levy), deren Einnahmen in den hoch verschuldeten Energiesektor fließen sollen. Zudem ist die Wiedereinführung einer von der Vorgängerregierung abgeschafften Straßennutzungsgebühr sowie die Erhöhung der Wachstums- und Nachhaltigkeitsabgabe im Bergbausektor geplant.
Mit dem "24-Hour Economy and Accelerated Export Programme" möchte die Regierung die Produktivität im Land und damit das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Die Regierung plant insgesamt 4 Milliarden US-Dollar (US$) über einen Zeitraum von vier Jahren im Rahmen dieser Initiative an Investitionen zu mobilisieren, wobei sie staatliche Mittel in Höhe von 300 bis 400 Millionen US$ bereitstellt. Der Rest soll aus der Privatwirtschaft kommen. Im Fokus steht der Aufbau von mehr lokaler Wertschöpfung in den Bereichen Landwirtschaft, Fertigung, Pharmazie, Textilien, Infrastruktur und Logistik.
Des Weiteren treibt die Regierung mit der Ghana Integrated Aluminium Development Corporation (GIADEC) den Aufbau einer integrierten Aluminiumindustrie voran, unterstützt von der Global Gateway Initiative der EU. Ghana verfügt über geschätzte 1,2 bis 1,5 Milliarden Tonnen Bauxitvorkommen. Abgebaut wird das Aluminiumerz bislang erst in einer Mine, das meiste geht dabei in den Export. Geplant ist der Ausbau der Abbaukapazitäten, der Primärverarbeitung und die Aluminiumverhüttung. Bislang importiert Ghana für die Verhüttung Aluminiumoxid; künftig soll dieses im Land hergestellt werden.
Wirtschaftliche Entwicklung: Wachstum verlangsamt sich leicht
Nachdem das Wirtschaftswachstum mit 5,7 Prozent im vergangenen Jahr stärker als erwartet ausgefallen ist, erwartet der Internationale Währungsfonds (IWF) für 2025 eine Zunahme des Bruttoinlandproduktes (BIP) von real 4 Prozent. Das Wachstum im Jahr 2024 wurde vor allem von einem starken Goldbergbau- und Bausektor getrieben, ein Trend, der sich in 2025 fortsetzen wird. Verbesserungen in der Vieh- und Pflanzenproduktion sorgen für Impulse. Der Kakaosektor erwartet für die kommende Saison 2025/2026 nach schwachen Jahren eine Rekordernte. Im Dienstleistungssektor sind die Branchen IKT, Finanzen und Versicherungen sowie Logistik weiterhin stark. Gestützt wird das Wachstum durch eine sinkende Inflation, höheren Investitionsausgaben und wachsenden Privatkonsum. Im Jahr 2023 lag die Inflation bei 40,1 Prozent und ist 2024 auf 22,9 Prozent gesunken.
Haushaltskonsolidierung schreitet voran
Der IWF unterstützt Ghana im Rahmen einer Extended Fund Facility (EFF) mit 3 Milliarden US$, ausgezahlt in mehreren Tranchen. Eine der damit verbundenen Auflagen ist die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte, wobei die Regierung zuletzt gute Fortschritte erzielt hat. Zudem dürften die vollständigen Verhandlungen zur Restrukturierung der Schulden noch im Jahr 2025 abgeschlossen werden. Diese Entwicklungen wurde zuletzt von Kredit-Ratingagenturen wie Fitch Ratings und S&P Global positiv bewertet und Ghana von "Restricted Default" zu "B-" beziehungsweise von "Selected Default" zu "CCC+" aufgewertet.
US-Zölle haben kaum Auswirkungen auf bilaterale Handelsbeziehungen
Nach einem Handelsüberschuss im vergangenen Jahr gehen Analysten der Economist Intelligence Unit (EIU) auch im Jahr 2025 von einem deutlichen Handelsüberschuss aus. Dies wird vor allem auf hohe Exporterlöse bei Gold zurückgeführt, aber auch neue Projekte im Ölsektor dürften die Produktion und damit die Exporterlöse ankurbeln.
Etwa 10 Prozent der wichtigen Ausfuhrgüter wie Erdöl (rund 400 Millionen US$) und Kakao (rund 250 Millionen US$) exportiert Ghana in die USA. Der US-amerikanische Präsident Donald Trump hat Anfang April 2025 einen universellen Zollsatz in Höhe von 10 Prozent eingeführt, von dem auch Ghana betroffen ist. Dieser Zollsatz ist der niedrigste Zollsatz, der überhaupt von der US-Regierung verhängt wurde. Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf die Zollbefreiung von Ölprodukten dürften die Auswirkungen auf den bilateralen Handel gering ausfallen.
Investitionen in den Ölsektor angekündigt
Nach fünf Jahren rückläufiger Ölproduktion steht der Sektor vor einer Wiederbelebung. Das italienische Unternehmen ENI hat kürzlich eine Declaration of Commerciality für das Eban-Akoma Feld abgegeben, das sich im Three Points Block 4 (CTP-B4) befindet. Nach der bestätigten wirtschaftliche Rentabilität der in 2019 entdeckten Öl- und Gasfunde plant das Unternehmen nun Investitionen in die weitere Entwicklung des Feldes.
Deutsche Perspektive: Exporte nach Ghana steigen wieder
Die deutschen Exporte konnten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes, nach Rückgängen in den Jahren 2022/2023, mit 300 Millionen Euro im Jahr 2024 wieder zulegen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung von 19,2 Prozent (2023: 252 Millionen Euro). Deutschland exportiert nach Ghana vor allem Maschinen, Nahrungsmittel und Kraftfahrzeuge sowie Fahrzeugteile. Ghana ist nach wie vor für Deutschland ein wichtiger Handelspartner in Westafrika, liegt aber mittlerweile im Ranking hinter Nigeria, Liberia und Côte d'Ivoire.
Weitere Informationen finden Sie auf unserer Länderseite Ghana.