Wirtschaftsumfeld | Spanien | Investitionsklima
Gutes Investitionsumfeld für ausländische Unternehmen
Ausländische Unternehmen haben bis 2021 knapp 820 Milliarden US-Dollar investiert. Auch große deutsche Namen sind dabei. Die Investitionsförderung dient auch der Regionalförderung.
24.11.2023
Zu den Vorteilen für Investitionen in Spanien zählt die sehr gut ausgebaute Infrastruktur. Zudem existieren durch die vielen relevanten Industriezweige zahlreiche Zulieferer. Aufgrund der Landesgröße und der unregelmäßigen Besiedlung stehen zudem verhältnismäßig viele Freiflächen zur Verfügung. Somit sind die Bedingungen zum Beispiel für größere Wind- oder Solarparks günstiger als in anderen Ländern.
Autonome Gemeinschaft und Gemeinden mit eigenen Regeln
Dass sowohl der Zentralstaat als auch die Autonomen Gemeinschaften und die Gemeinden ihre eigenen Regelungen haben, kann Prozesse verkomplizieren und verlangsamen. Dem Vernehmen nach funktioniert das Zusammenspiel der Verwaltungsebenen zum Beispiel beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität nicht immer gut.
Die im November 2023 vom Kongress bestätigte neue Regierung stützt sich auf sechs Parteien und zwei einzelne Abgeordnete. Neben den Sozialisten und dem Linksbündnis sind die bürgerlichen und linken Separatisten sowohl aus Katalonien als auch aus dem Baskenland unverzichtbar, um eine Mehrheit zu erreichen. Während der Verhandlungen fielen Repräsentanten der Regionalparteien durch großes Selbstbewusstsein auf. Darum ist davon auszugehen, dass sie im Laufe der Wahlperiode weitere Zugeständnisse fordern werden. In der Region Katalonien selbst bildet der Anteil der spanischen und katalanischen Sprache im Bildungssystem einen Streitpunkt. Die Separatisten möchten so weit wie möglich "ihre" Sprache im Alltag durchsetzen.
Sprache spielt auch in einem anderen Zusammenhang eine Rolle in Spanien. Spanisch dominiert als Landessprache das Wirtschaftsleben sehr stark. Fremdsprachenkenntnisse sind hingegen sehr unterschiedlich verbreitet. Tendenziell sprechen mehr Jüngere Englisch als die älteren Generationen, es kann jedoch nicht von einer flächendeckenden Verbreitung ausgegangen werden.
In den vergangenen Jahren flammten Diskussionen um mehr Kontrolle ausländischer Investitionen auf. Dem Vernehmen nach liegt der Fokus dabei aber auf strategisch wichtigen Sektoren und dem Nicht-EU-Ausland. Deshalb ist nicht davon auszugehen, dass reguläre deutsche Direktinvestitionen von Einschränkungen getroffen werden könnten.
Deutschland nicht mehr unter den Top-Direktinvestoren
Laut den neuesten verfügbaren Zahlen für 2019 flossen jeweils 23 Prozent der ausländischen Direktinvestitionen in den Finanzsektor und in Immobilien sowie 15 Prozent in die Industrie. Die Herkunftsländer der Investitionen waren breit gestreut. Die Niederlande lagen mit 18 Prozent vor Luxemburg mit 15 Prozent. Deutschland tauchte 2019 nicht unter den sieben wichtigsten Herkunftsländern auf.
Deutsche Unternehmen haben bereits knapp 47 Milliarden US-Dollar in Spanien investiert. Viele von ihnen sind seit Jahrzehnten in Spanien verwurzelt. Durch die starke Präsenz von Automobilherstellern und Zulieferern ist davon auszugehen, dass die Umrüstung von Werken für den Bau von Elektrofahrzeugen und die Aufnahme der Batterieproduktion in den nächsten Jahren weitere Investitionen nach Spanien fließen werden. Seit einigen Jahren expandieren auch die Handelsketten Aldi und Lidl in Spanien. Beide Unternehmen werden ihre Filialnetze voraussichtlich weiter ausbauen.
Über Direktinvestitionen hinaus spielen weitere Transaktionen eine Rolle für die deutsche Präsenz in Spanien. Zwei Unternehmen traten kürzlich durch umfangreiche Übernahmen in Spanien in Erscheinung. Fresenius Helios erwarb über mehrere Jahre Klinikketten im Wert von mehr als 6 Milliarden Euro und katapultierte sich so an die Spitze der deutsche Unternehmen in Spanien gemessen an der Beschäftigtenzahl. Der Optikkette Fielmann gelang es, durch Käufe von zwei spanischen Wettbewerbern innerhalb kurzer Zeit eine größere Präsenz auf dem spanischen Markt zu erreichen.
Unternehmen | Branche |
---|---|
Grupo Hospitalario Quirónsalud (zu Fresenius Helios) | Gesundheitswirtschaft |
Seat (zu Volkswagen) | Automobilindustrie |
Lidl Supermercados | Einzelhandel |
Robert Bosch España | Technologie |
Mercedes-Benz España | Automobilindustrie |
Besondere Förderung für Investitionen in weniger entwickelten Gebieten
Die zentralstaatliche Investitionsförderung ist für die spanische Regierung auch ein Instrument der Regionalförderung. Für Projekte in dünn besiedelten oder Randgebieten können kleine Unternehmen bis zu 70 Prozent Fördermittel erhalten. Die Fördermittelregelung gilt jedoch nicht flächendeckend und hängt auch von der Größe des investierenden Unternehmens ab. Zahlreiche Einzelheiten zu Fördermöglichkeiten enthält der Guide to Business in Spain 2023.
Noch bis Ende 2023 können auf den kanarischen Inseln neu registrierte Unternehmen von einem Förderregime profitieren, das bis Ende 2027 befristet ist. Die Zona Especial Canaria (ZEC) wirbt mit einem ganzen Paket aus niedrigen Unternehmenssteuern, Ausnahmen bei indirekten Steuern und Vereinfachungen bei Importen und Exporten. Wenn die EU zustimmt, könnten die Sonderhilfen für Investitionen auf den kanarischen Inseln auch über 2027 hinaus weitergeführt werden.
Spanien erhält auch milliardenschwere Hilfen von der EU. Sowohl das Paket Next Generation EU als auch die reguläre Kohäsionsförderung dienen unter anderem der Förderung von mehr Nachhaltigkeit und Innovationen. Sowohl die zentrale Förderagentur ICEX als auch regionale Institutionen werben um Investitionen aus dem Ausland. Die meisten der Autonomen Gemeinschaften verfügen über eigene Einrichtungen. Dabei besitzen das Baskenland und Navarra die meiste Eigenständigkeit, da sie über die größte steuerliche Autonomie in Spanien verfügen.
Manche Kommunen bemühen sich ebenfalls um positive Akzente für Investitionen. Der neue Oberbürgermeister von Barcelona Jaume Collboni führte im Oktober 2023 Steuererleichterungen ein. Diese zielen vor allem auf Start-ups und Innovationszentren sowie arbeitsplatzintensive Unternehmen ab, wie die Wirtschaftszeitung Expansíón berichtete. Seine Vorgängerin hatte sich während ihrer achtjährigen Amtszeit eher aktivistisch und kapitalismuskritisch präsentiert.
Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.