Die Oblast Odessa liegt im Süden der Ukraine und ist mit 33.310 Quadratkilometern die flächenmäßig größte Region des Landes. Im Süden grenzt sie an die Republik Moldau und Rumänien und verfügt über einen Zugang zum Schwarzen Meer. Geografisch lässt sich die Region in drei Teile gliedern: den Norden, den Süden (Budschak) und das Gebiet rund um die Stadt Odessa mit ihren Vororten. Rund 58 Prozent der Bevölkerung leben im Bezirk Odessa, dem wirtschaftlichen Zentrum der Region.
Die Oblast Odessa zählt dank ihrer fruchtbaren Böden und des günstigen Klimas zu den landwirtschaftlich besonders geeigneten Regionen der Ukraine. Laut der Bodenfruchtbarkeitskarte des Landes liegt der nördliche Teil der Region auf Schwarzerdeböden – einer der ertragreichsten Bodenarten, die nur in wenigen Regionen vorkommen.
Die natürlichen Rohstoffvorkommen der Oblast beschränken sich überwiegend auf Baumaterialien wie Kalkstein, Kaolin, Granit und Sand. Gleichzeitig besteht ein bislang unerschlossenes Potenzial für die Förderung von Erdöl und Erdgas.
Odessa bietet attraktive Bedingungen für erneuerbare Energie
Die Oblast Odessa bietet insgesamt günstige Voraussetzungen für die Entwicklung erneuerbarer Energien. Das ist auch ein entscheidender Faktor für das Engagement des Potsdamer Unternehmens Notus Energy, das derzeit drei Projekte in der Region realisiert.
An den windreichsten 10 Prozent der Standorte liegt die mittlere Leistungsdichte in 100 Metern Höhe bei rund 370 Watt pro Quadratmeter. Diese Werte sind vergleichbar mit benachbarten Regionen, aber höher als in den meisten mittel- und osteuropäischen Ländern. Auch die Bedingungen für Solarenergie sind vorteilhaft: Die jährliche Photovoltaikleistung beträgt etwa 1.300 Kilowattstunden pro Kilowattpeak. Das liegt über dem mitteleuropäischen Durchschnitt, aber unter dem Niveau südlicher Märkte oder der Balkanländer.
Laut der Nationalen Energie- und Versorgungsregulierungskommission belegt Odessa mit einer Gesamtkapazität von 760 Megawatt den sechsten Platz unter den ukrainischen Regionen im Bereich grüner Energie. Besonders stark ist die Region bei der Solarenergie (530 Megawatt, Platz 3) und der Windenergie (210 Megawatt, Platz 2). Die vier Windparks der Oblast liefern 37 Prozent der nationalen Windkapazität, während fast 70 Solarkraftwerke über 9 Prozent zur nationalen Solarkapazität beitragen.
Energieinfrastruktur unter Druck: Unternehmen zeigen Resilienz
Trotz ihres Potenzials im Bereich erneuerbarer Energien leidet die Oblast Odessa unter einem strukturellen Energiemangel. Die Energieinfrastruktur wird regelmäßig durch russische Angriffe beschädigt, was zu häufigen Stromausfällen führt. Dennoch zeigen viele Unternehmen eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit: In vier von zehn Betrieben in Odessa fielen weniger als 10 Prozent der Arbeitszeit durch Stromausfälle aus. Das dürfte ein Indikator für hohe betriebliche Resilienz sein.
Insgesamt waren nur 37 Prozent der lokalen Unternehmen von strombedingten Unterbrechungen betroffen und damit deutlich weniger als der Landesdurchschnitt von 51 Prozent. Das geht aus Daten des Instituts für Wirtschaftsforschung und Politikberatung hervor.
Odessas Häfen sind maritime Tore der Ukraine
Die Verkehrsanbindung der Region Odessa weist sowohl Stärken als auch Schwächen auf:
- Seehäfen: Die Häfen von Odessa, Piwdennyj und Tschornomorsk bilden das einzige derzeit funktionsfähige maritime Zugangstor der Ukraine. Sie spielen eine zentrale Rolle im internationalen Handel und beherbergen unter anderem ein Containerterminal der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA).
- Straßeninfrastruktur: Die Oblast Odessa ist ein bedeutender Transitknotenpunkt mit rund 2.800 Kilometern Straße von nationaler Bedeutung – das entspricht dem dritthöchsten Wert landesweit. Hinsichtlich der Straßennetzdichte liegt die Region jedoch nur auf Platz 14.
- Schienenverkehr: Odessa verfügt über eine leistungsfähige Eisenbahninfrastruktur. Über sie werden mehr als 50 Prozent des regionalen und rund 20 Prozent des gesamten ukrainischen Güterverkehrs abgewickelt.
- Luftverkehr: Der internationale Flughafen Odessa (ODS), einst einer der größten des Landes, ist seit Beginn des russischen Angriffskrieges außer Betrieb. Die neu errichtete Start- und Landebahn wurde durch russische Luftangriffe schwer beschädigt.
- Grenzregion Budschak: Der südliche Teil der Oblast, der an Rumänien und damit an die EU grenzt, ist derzeit weitgehend vom übrigen Staatsgebiet abgeschnitten. Die Zerstörung der Brücke über die Dnjestr-Mündung durch russische Angriffe hat die Anbindung stark beeinträchtigt. Derzeit ist die Region nur über eine zweispurige Straße erreichbar, die durch die Republik Moldau führt.
Digitale Konnektivität gut entwickelt
Die digitale Konnektivität ist gut entwickelt: Mit 160 mobilen SIM-Karten pro 100 Einwohner liegt die Region über dem Landesdurchschnitt. Etwa 63 Prozent der Haushalte verfügen über einen festen Internetanschluss. Odessa belegt landesweit den dritten Platz bei der Verfügbarkeit von öffentlichem WLAN und erreicht mit einem Wert von 0,88 ein überdurchschnittliches Ergebnis im Internet-Entwicklungsindex.
In der Oblast Odessa befinden sich 8 Prozent aller Bankfilialen des Landes – 385 Stück. Seit Januar 2022 ist die Anzahl der Filialen jedoch um fast 23 Prozent zurückgegangen.
Die infrastrukturellen Herausforderungen der Region werden im Rahmen der im April 2025 aktualisierten "Strategie zur Wiederherstellung und Entwicklung des Gebiets Odessa 2021–2027" adressiert. Ein besonderer Fokus liegt auf der Verbesserung der Anbindung des Gebiets Budschak. Die Strategie enthält konkrete Maßnahmen zur Stärkung der regionalen Konnektivität und zur Förderung nachhaltiger Entwicklung.