Wirtschaftsumfeld | Kroatien | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Löhne und Gehälter
Geringe Lohnkosten treffen auf rasantes Wachstum bei den Vergütungen. Kroatiens Wettbewerbsfähigkeit gerät dadurch ins Wanken. Das Gefälle zwischen den Regionen bleibt groß.
11.08.2025
Von Kirsten Grieß | Zagreb
Die durchschnittlichen Arbeitskosten pro Stunde lagen in Kroatien 2024 laut Eurostat bei 16,50 Euro. Das entspricht knapp der Hälfte des EU-Durchschnitts von 33,50 Euro. Im regionalen Vergleich liegt das Land damit hinter Polen (17,30 Euro), Tschechien (18,20 Euro) und der Slowakei (18,50 Euro). Im Nachbarland Slowenien fielen 2024 Arbeitskosten von 27,10 Euro an. Das vergleichsweise niedrige Lohnniveau ist ein wichtiger Wettbewerbsvorteil Kroatiens.
Branche | Monatslohn |
---|---|
Durchschnittslohn | 1.821 |
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei | 1.541 |
Verarbeitendes Gewerbe | 1.626 |
Strom-, Gas-, Wärme- und Kälteversorgung | 2.173 |
Wasserversorgung, Abfallwirtschaft | 1.548 |
Baugewerbe | 1.427 |
Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz | 1.610 |
Transport und Lagerhaltung | 1.681 |
Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie | 1.441 |
Informations- und Kommunikationsleistungen | 2.463 |
Finanz- und Versicherungswesen | 2.378 |
Allerdings steigen die Löhne in Kroatien überdurchschnittlich stark. Seit 2008 erhöhten sich die Arbeitskosten nominal um knapp 80 Prozent. Allein im Jahr 2024 verzeichnete das Land mit 14,2 Prozent den höchsten Lohnkostenzuwachs in der gesamten EU. Im 1. Quartal 2025 blieb die Dynamik mit einem Plus von 16 Prozent weiter hoch. Der Fachkräftemangel und die anhaltend hohe Inflation dürften 2025 das Lohnwachstum weiter antreiben. Setzt sich der Trend mittelfristig fort, könnte der Wirtschaftsstandort Kroatien an Attraktivität verlieren.
Der öffentliche Sektor wird attraktiver
Nach kräftigen Lohnerhöhungen im öffentlichen Sektor hat sich das Gefälle zur Privatwirtschaft in den letzten Jahren deutlich verringert. Private Unternehmen konkurrieren inzwischen auch mit dem kroatischen Staat um qualifizierte Fachkräfte.
Regional zeigen sich jedoch Unterschiede: Die höchsten Gehälter wurden 2025 laut einer Analyse des Stellenportals MojPosao in Zagreb und Umgebung gezahlt. In den Küstenregionen, etwa in Dubrovnik-Neretva, Primorje-Gorski kotar, Split-Dalmatien und Istrien, liegt das Lohnniveau etwas unter dem Landesdurchschnitt. Im kroatischen Hinterland sind die Gehälter dagegen deutlich niedriger.
Ausländische Unternehmen zahlen mehr
Im 2. Quartal 2025 wurden die höchsten Gehälter für Führungs- und Fachkräfte in den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie in der Informations- und Telekommunikationsbranche gezahlt. Am unteren Ende der Skala rangierten Hilfspersonal, Beschäftigte in der Textil- und Lederverarbeitung sowie in einzelnen Dienstleistungsbereichen.
Einen wesentlichen Einfluss auf die Vergütung hat die Eigentumsstruktur der Unternehmen. Laut MojPosao zahlten Firmen in ausländischer Hand im 2. Quartal 2025 im Durchschnitt rund 9 Prozent mehr Lohn als der entsprechende Landesmittelwert. Üblicherweise erhalten Beschäftigte in Kroatien zwölf Monatsgehälter pro Jahr.
Position | Monatslohn 2) |
---|---|
Führungskraft | 2.704 |
Personal mit akademischer Ausbildung | 1.966 |
Technikerin, Techniker | 1.722 |
Unterstützende Bürokraft | 1.204 |
Dienstleistungs- und Verkaufskraft | 991 |
Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft | 904 |
Handwerkliches Fachpersonal | 1.251 |
Anlagen- und Maschinenbedienung, Montagekraft | 1.330 |
Hilfskraft | 975 |
Keine Ausnahmen beim Mindestlohn
In der Vergangenheit war es in Kroatien durchaus üblich, dass Beschäftigte einen Teil ihres Lohns "bar auf die Hand" erhielten. Die offiziell erfassten Löhne lagen daher oft unter den tatsächlich gezahlten Beträgen. Inzwischen schränken strengere steuerliche Vorschriften diese Praxis ein, auch wenn sie im Bau- und Dienstleistungssektor vereinzelt noch vorkommt.
Löhne und Gehälter werden in Kroatien meist netto vereinbart. Seit 2023 müssen sie jedoch im Arbeitsvertrag mit dem entsprechenden Bruttobetrag ausgewiesen werden. Für bestimmte Branchen gelten Kollektivverträge, die von den Tarifparteien ausgehandelt werden. Der gesetzliche Mindestlohn beträgt seit Januar 2025 für Vollzeitbeschäftigte 970 Euro brutto pro Monat und ist damit 15,4 Prozent höher als im Vorjahr. Ausnahmen – etwa über spezielle Tarifverträge – sind seit 1. Januar 2025 nicht mehr zulässig.
Weitere Lohnbestandteile
Im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte setzen viele Unternehmen auf Sonderzahlungen und nicht-monetäre Leistungen, um als potenzieller Arbeitgeber attraktiv zu sein und die bestehende Belegschaft zu halten. Der kroatische Gesetzgeber gewährt für eine Vielzahl solcher Zulagen steuerliche Freibeträge, die Ende 2023 deutlich erhöht wurden.
Zu den klassischen Zusatzleistungen zählen Zahlungen für Kinder, Weihnachts- und Urlaubsgeld, Erfolgsprämien, Verpflegungspauschalen oder die Erstattung von Fahrtkosten. Relativ neu sind Angebote wie private Krankenzusatz- oder freiwillige Rentenversicherungen, Zuschüsse für sportliche Aktivitäten oder Wellness-Pakete.
Sozialversicherungsbeiträge
Die Sozialabgaben der Arbeitnehmer umfassen in erster Linie Beiträge zur Rentenversicherung, die vom Arbeitgeber in Höhe von 20 Prozent des Bruttolohns direkt abgeführt werden. Mit der Steuerreform 2019 wurden Beiträge des Arbeitgebers zur Arbeitslosen- und Arbeitsunfallversicherung abgeschafft. Lediglich der Beitrag zur Krankenversicherung ist weiterhin vom Arbeitgeber zu tragen. Dadurch sank ihre Belastung von 17,2 auf 16,5 Prozent des Bruttogehalts. Eine Sonderregelung wurde Ende 2024 abgeschafft, wonach Arbeitgeber fünf Jahre lang keine Krankenversicherungsbeiträge für unbefristete Neueinstellungen zu entrichten hatten, wenn diese Personen jünger als 30 Jahre waren.
Lohnfortzahlungen im Falle des Mutterschutzes/Elternurlaubs trägt von Anfang an die Krankenversicherungsanstalt (Hrvatski zavod za zdravstveno osiguranje, HZZO) für das erste halbe Jahr in voller Höhe. Ab dem 70. Tag nach der Geburt kann der Anspruch auf Elternurlaub auf den Vater übertragen werden. Seit 2023 steht Vätern zudem ein Vaterschaftsurlaub zu, der seit März 2025 mindestens zwanzig Arbeitstage beträgt. Arbeitgeber sind verpflichtet, den Arbeitsplatz beim ersten und zweiten Kind für mindestens ein Jahr nach der Geburt zu sichern, bei Mehrlingsgeburten oder weiteren Kindern entsprechend länger.
Arbeitgeber | Arbeitnehmer | |
Rentenversicherung *) | 0 | 20 |
Krankenversicherung | 16,5 | 0 |
Insgesamt | 16,5 | 20 |