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Markttrends

Der finnische Maschinenbau ist sehr zukunftsorientiert. Die Herausforderungen der Pandemie bewältigen sie bisher gut. Auch dank ihrer Kunden aus China. 

Von Niklas Becker | Helsinki

Folgen der Coronakrise halten sich allgemein in Grenzen

Finnlands Maschinenbauer sind bisher verhältnismäßig gut durch die Pandemie gekommen. Im Vergleich zum Vorjahr fielen ihre Umsätze 2020 um 1,6 Prozent niedriger aus. Im gesamten verarbeitenden Gewerbe lag der Rückgang bei fast 6 Prozent. Dabei fielen die Einbußen für die finnischen Maschinenbauunternehmen auf dem heimischen Markt deutlicher aus als beim Export. Der Absatz im Ausland liegt bei fast 80 Prozent und spielt für sie daher eine entscheidende Rolle. 

Das 1. Quartal 2021 deutet bei den großen an der finnischen Börse gelisteten Maschinenbauern eine weitere Erholung an. Zum Teil lagen die Umsatzergebnisse und die Auftragslage über den von Analysten prognostizierten Zahlen. Der finnische Technologielieferant für die Papier-, Zellstoff- und Energieindustrie Valmet beispielsweise meldete für den Zeitraum Januar bis März 2021 einen Auftragseingang von 1,3 Milliarden Euro. Ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 11 Prozent. Damit übertraf das Unternehmen die Erwartungen der Experten deutlich.

Vor allem beim Zellstoff- und Energiegeschäft registrierte Valmet einen deutlichen Anstieg der Aufträge. Zu verdanken hat die nordische Firma ihre gute Auftragslage ihren Kunden aus Nordamerika und vor allem China. Wie Valmet berichtet, ist das Reich der Mitte sehr aktiv und für das Unternehmen der stärkste Absatzmarkt für Papiermaschinen. Auch der finnische Fahrstuhlbauer Kone berichtet von einer starken Erholung des chinesischen Marktes. Mit etwa 2,3 Milliarden Euro verzeichnete das Unternehmen im 1. Quartal 2021 einen Zuwachs des Umsatzes um 5,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch hier sei China der Treiber dieser positiven Entwicklung.

Corona-Auswirkungen auf die Schifffahrt setzten finnischen Maschinenbauern zu

Im maritimen Sektor haben viele Kunden ihre Investitionen aufgrund des coronabedingten Rückgangs in der Schifffahrt verzögert. Zu den Sorgenkindern unter den finnischen Maschinenbauern zählt Wärtsilä. Das Unternehmen stellt unter anderem maritime Antriebstechniken her. Bereits vor der Coronakrise war die Rentabilität rückläufig. Aufgrund der Pandemie haben sich die Probleme zusätzlich verschärft. Im Frühjahr 2021 gibt es allerdings Anzeichen, dass die Talfahrt von Wärtsilä beendet sein könnte. Håkan Agneval, Präsident des Maschinenbauers, zeigte sich im April 2021 im Gespräch mit der Tageszeitung Kauppaleht in Bezug auf die Schiffbausparte vorsichtig optimistisch. Demnach rechnen die Kreuzfahrtkunden des Herstellers mit einer Aufnahme ihres Betriebs im Spätsommer und Herbst.

Ein anderes Bild bietet sich bei Wärtsiläs Absätzen von Energielösungen. Wie das Unternehmen berichtet, dürften die negativen Auswirkungen der Pandemie in diesem Bereich weiter anhalten. Wichtige Kernmärkte seien Schwellenländer, von denen viele schwer von der Coronakrise getroffen wurden.

Komponentenmangel könnte Geschäftsentwicklungen behindern

Verschiedene finnische Maschinenbauer berichteten im 1. Quartal 2021 von einem Mangel an Komponenten, der sich zum Teil auf ihre Geschäftstätigkeiten ausgewirkt hat. Neben dem Forstmaschinenhersteller Ponsse berichtet beispielsweise auch Konecranes, Hersteller von Kränen und Hebemaschinen von Herausforderungen. Sollte der globale Mangel länger andauern, könnte er sich auch beim bislang unbetroffenen Produzenten von Fracht- und Lasthandlinglösungen Cargotec negativ auf das Ergebnis auswirken. 

Für die finnischen Hersteller von Maschinen für die Papierindustrie gibt es im Land einen seit mehreren Jahren anhaltenden coronaunabhängigen Markttrend. Immer mehr Papierfabriken im Land werden geschlossen. So gab beispielsweise Stora Enso bekannt, seine Fabrik in Veitsiluoto 2021 schließen zu wollen. Es ist die neuste in einer längeren Serie von Stilllegungen. Die Coronakrise hat die weltweite Nachfrage nach Papier zusätzlich gesenkt. Dieser Trend dürfte auch 2021 und 2022 anhalten.

Mit positiven Impulsen aus der finnischen Papierindustrie ist hingegen in den Bereichen Zellstoff sowie Pappe und Karton zu rechnen. Dies dürfte die sowieso schon sehr hohe Nachfrage nach Holz weiter erhöhen. Neuste Investitionen wie beispielsweise die im Februar 2021 verkündete Bioproduktefabrik von Metsä Fibre in Kemi sowie die steigende Nachfrage im Land nach Energieholz und der größere Einsatz von Holz in der Baubranche werden ebenfalls zu einem Anstieg der Holznachfrage führen. Von dieser Entwicklung könnten die finnischen Hersteller von Forst- und Holzverarbeitungsmaschinen profitieren. So rechnet beispielsweise Raute, Hersteller von Maschinen zur Holzverarbeitung, mit einer Investitionswelle seiner Kunden.

Regierung will Investitionsmangel im Land bekämpfen

Zusätzliche Aufträge für die finnischen Maschinen- und Anlagenbauer könnte ein im April 2021 in Kraft getretenes Gesetz bringen. Für den Zeitraum 2020 bis 2023 wurden die Abschreibungsmöglichkeiten für Investitionen in den Maschinenpark verdoppelt. Dadurch können unter bestimmten Bedingungen bis zu 50 Prozent des Wertes von Maschinen und Anlagen pro Jahr als steuerlich absetzbarer Abschreibungsaufwand behandelt werden. Aus Sicht der finnischen Regierung besteht in Finnland bereits seit mehreren Jahren ein Investitionsmangel.

Wie die Zahlen von Eurostat zeigen, sind die Investitionsausgaben der Unternehmen für Maschinen und Anlagen in Finnland seit 2018 rückläufig. 2021 sollen sie nach Prognosen der OP Bank wieder zulegen und damit zu einem Anstieg der gesamten Investitionsausgaben im Land beitragen. Neben den neuen Möglichkeiten der höheren Abschreibung stehen kleinen und mittleren Unternehmen verschiedene Investitionshilfen für Ausgaben zur Steigerung der Produktivität und zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle zur Verfügung. 

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