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Branchen | Saudi-Arabien | Chemische Industrie

Markttrends

Mit Großprojekten wird der Ausbau der Chemieindustrie fortgesetzt. Die Kapazitäten könnten mittelfristig von aktuell weniger als 120 Millionen auf 130 Millionen Tonnen ansteigen.      

Von Robert Espey | Dubai

Chemiekapazitäten weiter gestiegen 

Der Ausbau der chemischen Industrie wird in der GCC-Region (Gulf Cooperation Council) weiter vorangetrieben. Im Fünfjahreszeitraum 2017 bis 2021 haben die sechs GCC-Länder die Produktionskapazität des Chemiesektors um insgesamt 19 Prozent auf 154 Millionen Tonnen pro Jahr erweitert, so die Gulf Petrochemicals and Chemicals Association im Dezember 2022. Etwa drei Viertel der GCC-Kapazität entfallen auf Saudi-Arabien, gefolgt von Katar, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Oman, Kuwait und Bahrain.

Nach zwei schwierigen Jahren hat sich im saudi-arabischen Chemiesektor der Wachstumsprozess seit 2021 wieder deutlich beschleunigt. Mit Großprojekten wird die Expansion der Petrochemie fortgesetzt. Der Ausbau und die Diversifizierung der Downstream-Industrien sind ein zentrales Element der saudi-arabischen Entwicklungsstrategie.

Saudi-Arabien hat im Jahr 2022 Chemieprojekte für über 2 Milliarden US-Dollar (US$) fertiggestellt. Die Saudi Basic Industries Corporation (SABIC) gab im Oktober 2022 bekannt, dass eine neue MEG-Anlage (Monoethylenglykol) in Jubail den kommerziellen Betrieb aufgenommen hat. Ihre Jahreskapazität beträgt 700.000 Tonnen. Betreiber ist die Jubail United Petrochemical Company, eine SABIC-Tochter. Die MEG-Anlage ist Teil eines Projekts für 700 Millionen US$, zu dem unter anderen auch ein DEG-Werk (Diethyleneglykol; Jahreskapazität: 97.000 Tonnen) und eine TEG-Anlage (Triethylenglykol; 5.700 Tonnen) gehören.

Die Saudi Arabian Mining Company (Ma'aden) konnte 2022 eine 892 Millionen US$ teure Ammioniakanlage in Ras Al Khair fertigstellen. Die Jahreskapazität liegt bei 1,2 Millionen Tonnen. Es ist das dritte Ma'aden-Ammoniakwerk an dem Standort.

Die Energy Chemical Sources Company, ein Joint Venture aus Halliburton und TAQA, hat 2022 den Juffali Chemical Complex fertiggestellt. Etwa 400 Millionen US$ wurden in die Anlagen investiert, die Spezialchemikalien für die die Öl- und Gasindustrie produzieren.

Mehrere Großprojekte in der Bauphase

Die Projektdatenbank MEED Projects listet für Saudi-Arabien Chemieprojekte im Wert von 3,6 Milliarden US$, die sich im Bau befinden. Davon entfallen 1,3 Milliarden US$ auf ein grünes Wasserstoff-/Ammoniakwerk in der neuen Entwicklungszone NEOM.

Die Anlage mit einer Jahreskapazität von 1,2 Millionen Tonnen Ammoniak entsteht im südlichen Cluster der Oxagon-Industrie- und Hafenzone. Die Elektrolysetechnik mit einer Kapazität von 2.000 Megawatt kommt von ThyssenKrupp. Ein 4 Milliarden US$ teurer Wind- und Solarkomplex (1,4 Gigawatt Windkraft, 2,9 Gigawatt per Fotovoltaik) wird den Strom liefern. Larsen & Toubro aus Indien erhielt 2022 den Bauauftrag.

Die Advanced Petrochemical Company (APC) hat 2021 den Auftrag zum Bau eines mit 1,6 Milliarden US$ veranschlagten Propylen- und Polypropylenwerks (Advanced Polyolefins Company/APOC) in Jubail vergeben. Seine Fertigstellung soll bis Ende 2024 erfolgen. Das Unternehmen gab im November 2022 den Baufortschritt mit 45 Prozent an. Die APOC ist ein Joint Venture aus der Advanced Global Investment Company, einer APC-Tochter mit einem Anteil von 85 Prozent und der südkoreanischen SK Gas Petrochemical (15 Prozent).

Der APOC-Komplex besteht aus einer PDH-Anlage (Propane Dehydrogenation), einem PP-Werk (Polypropylen) und einer Isopropanalanlage. Die Jahreskapazitäten sollen bei 843.000 Tonnen Propylen, 800.000 Tonnen Polypropylen und 70.000 Tonnen Isopropanol liegen. Samsung baut die PDH-Anlage, die italienische Tecnimont das PP-Werk.

Die APC betreibt in Jubail bereits ein PDH-Werk mit einer Kapazität von 455.000 Tonnen und eine PP-Anlage (450.000 Tonnen). Ferner ist die APC gemeinsam mit der Kuwait Petroleum Corporation und SK Gas an einem PHD-Projekt in Südkorea (600.000 Tonnen) beteiligt.

Die Eastern Petrochemical Company (Sharq) lässt derzeit ihren Cracker in Jubail für 400 Millionen US$ von der China Tianchen Engineering Corporation modernisieren und auf eine Jahreskapazität von 1,3 Millionen Tonnen erweitern. Sharq kann jährlich 2,4 Millionen Tonnen Ethylen, 1,6 Millionen Tonnen Polyethylen und 1,4 Millionen Tonnen MEG produzieren. Das Unternehmen ist ein Joint Venture aus SABIC und japanischen Partnern.

Air Products Qudra, eine Tochter des US-Unternehmens Air Products, lässt in Jubail für 240 Millionen US$ einen integrierten Gashub (Steam Methane Reformer, Air Separation Unit, Hydrogen Pressure Swing Adsorption Units, Hydrogen Fueling Station, Pipeline System) bauen.

Lange Liste geplanter Investitionen

MEED Projects listet über 30 Chemieprojekte im Wert von 37 Milliarden US$, die in den Jahren 2023 und 2024 vergeben werden sollen. Beobachter gehen aber davon aus, dass es bei vielen Vorhaben zu Verzögerungen kommt.

Zu den größten geplanten Projekten gehört die von der Saudi Aramco Total Refining & Petrochemical Company (SATORP) geplante Errichtung des Amiral Komplexes in Jubail für 11 Milliarden US$. SATORP gab im Dezember 2022 bekannt, dass die endgültige Investitionsentscheidung nun gefallen sei. Das Vorhaben ist seit über fünf Jahren im Gespräch.

Ausgewählte Chemieprojekte in der Planungsphase

Projekt

Investitionssumme (in Mio. US$)

Projektstand *)

Projektbetreiber

Green Ammonia Plant

6.500

ST

Public Investment Fund

Yanbu Crude Oil to Chemicals: Petrochemical Package

5.000

ST

Saudi Aramco/SABIC

Ras al-Khair Crude Oil to Chemicals Complex

5.000

ST

SABIC

Waad Al Shamal Phosphate City: DAP Packages 1 and 2

2.500

AP

Ma'aden/Mosaic/SABIC

Propane Gas Processing Plant

2.000

FEED

Alujain Corporation

Jafurah Blue Hydrogen Plant

1.000

ST

Saudi Aramco

New Polyisobutylene Plant in Jubail

800

ST

Saudi Aramco/Total

PK Cluster Petrochemical Plant

500

AP

SABIC

Jubail Petrochemical Plant

500

ST

SABIC

Hydrogen Gas Production Plant

500

ST

SWCC/Cummins

* ST = Studie, AP = Angebotsprüfung, FEED = Front End Engineering DesignQuelle: MEED Projects 2023, Recherchen von Germany Trade & Invest 2023

Der Amiral-Komplex besteht unter anderem aus einem Ethylen-Cracker mit einer Jahreskapazität von 1,65 Millionen Tonnen sowie zwei Polyethylen-Anlagen. Die Bauarbeiten sollen noch im 1. Quartal 2023 beginnen, die Fertigstellung ist für 2027 anvisiert. Bauaufträge wurden noch nicht vergeben. Angebote für neun Teilprojekte liegen aber bereits vor.

Hohe Investitionssummen werden in weitere Projekte zur Erzeugung von blauem und grünem Wasserstoff beziehungsweise Ammoniak fließen. Beispielsweise hat im November 2022 der staatliche Public Investment Fund mit fünf südkoreanischen Unternehmen (Korea Electric Power Corporation, Korea Southern Power Company, Korea National Oil Corporation, Posco Holdings, Samsung C&T) eine Absichtserklärung zur Prüfung eines grünen Ammoniak-Projekts in Yanbu unterzeichnet. Die notwendigen Investitionen sind mit 6,5 Milliarden US$ veranschlagt.

Stand: Februar 2023

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