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Branchencheck | Russland

Russlands Wirtschaft entwickelt Resilienz gegen Corona

Die Industrie entwickelt sich gut. Die Rohstoffförderung und das verarbeitende Gewerbe blicken zuversichtlich ins Jahr 2022. Die Landwirtschaft verzeichnet Ernteeinbußen.

Von Hans-Jürgen Wittmann, Gerit Schulze | Moskau

Russlands Industrieproduktion zeigt sich in der anhaltenden Coronapandemie zunehmend robust. Die Regierung vermeidet es, Maßnahmen zu verhängen, die über einen begrenzten Teil-Lockdown hinausgehen. Die verarbeitende Industrie unterliegt keinen spürbaren Beschränkungen. Die Bau- und Energiewirtschaft, die Chemie- und Pharmaindustrie sowie der IT-Sektor rechnen 2022 mit einem starkem Wachstum und kurbeln die Nachfrage nach Industriegütern an.

  • Maschinenbau

    Der Bedarf an effizienten Maschinen bleibt 2022 hoch, trotz steigender Kosten für Vorprodukte aus Metall. Bau- und Bergbaufirmen modernisieren ihre Maschinenparks.

    Hersteller von Bau- und Bergbaumaschinen profitieren von der hohen Nachfrage im Wohnungs-, Straßen- und Kohlebergbau. Sinkende Ernteerträge erschweren die Beschaffung neuer Landtechnik. Die Staatsholding Rostec konsolidiert den Werkzeugmaschinenbau. Eine Preisrallye bei Eisen und Stahl lässt die Produktionskosten steigen. Die Verschärfung der Importsubstitution und die angekündigte Anhebung der Entsorgungsabgabe verteuern Einfuhren. Der bayerische Landtechnikhersteller Horsch investiert bis 2023 rund 5 Millionen Euro in die Modernisierung und Erweiterung seines Montagewerks im Gebiet Lipezk.

    Weitere Informationen: 

    Verarbeitende Industrie benötigt mehr moderne Maschinen

    Russischer Werkzeugmaschinenbau im Aufwind

    Investitionswelle rollt durch Russlands Papierindustrie

    Subventionen päppeln Russlands Schiffbau auf


    Von Hans-Jürgen Wittmann, Gerit Schulze | Moskau

  • Gesundheitswirtschaft

    Russlands Gesundheitssystem ächzt unter der vierten Pandemiewelle. Die Regierung erhöht den Lokalisierungsdruck und schränkt den Zugang zu staatlichen Ausschreibungen weiter ein.

    Der Staat investiert in die Modernisierung der medizinischen Grundversorgung. Bis 2025 werden 88.000 neue Geräte beschafft. Pharmakonzerne wollen die Produktion von Wirkstoffen lokalisieren. Die Regierung verlängert die vereinfachte Einfuhr von Arzneimitteln und Medizintechnik im Kampf gegen Covid-19 bis 1. Januar 2025. Vor allem Sauerstoff und Beatmungsgeräte sind gefragt. Zugleich wird ausländischen Anbietern der Zugang zu staatlichen Ausschreibungen weiter erschwert. Privat- und Telemedizin bleiben 2022 auf Wachstumskurs. B.Braun investiert 35 Millionen Euro in den Ausbau seiner Produktion im Gebiet Twer.

    Weitere Informationen: 

    Regierung erhöht Lokalisierungsdruck im Gesundheitswesen

    Russlands Hersteller von Medizintechnik bauen Kapazitäten aus

    Pharmabranche schwenkt um auf Wirkstoffproduktion


    Von Hans-Jürgen Wittmann, Gerit Schulze | Moskau

  • Bauwirtschaft

    Vergünstige Hypothekenkredite kurbeln Russlands Wohnungsbau an. Der Staat investiert Milliarden in Infrastrukturvorhaben. Steigende Material- und Personalkosten verteuern Projekte.

    Die Vergabe vergünstigter Hypothekenkredite wurde bis 1. Juli 2022 verlängert und sorgt für neuen Schwung im Wohnungsbau. Die Regierung steckt Milliarden in Infrastruktur-Großprojekte wie die Mautautobahn zwischen Moskau und Jekaterinburg oder die Hochgeschwindigkeitszugstrecke von Moskau nach Sankt Petersburg. Die Modernisierung der Häfen im Fernen Osten und am Nordmeer soll den Frachtumschlag erhöhen. Nowaport investiert 170 Millionen Euro in einen neuen Regionalflughafen im Skigebiet Scheregesch im Gebiet Kemerowo. Ein Defizit an Arbeitskräften und Baumaterialien treibt die Kosten in die Höhe.

    Weitere Informationen:

    Hohe Materialkosten und Fachkräftemangel dämpfen Wachstum am Bau

    Krasnodar steckt Milliarden in Tourismusresorts und Infrastruktur

    Stawropol baut Tourismus- und Verkehrsinfrastruktur aus


    Von Hans-Jürgen Wittmann, Gerit Schulze | Moskau

  • Chemieindustrie

    Hersteller von Agrarchemikalien, Arzneimitteln und petrochemischen Erzeugnissen investieren Milliarden in den Ausbau ihrer Kapazitäten. Anlagen aus Deutschland stehen hoch im Kurs.

    Russlands chemische Industrie wird 2022 überdurchschnittlich wachsen. Produzenten von Agrarchemikalien profitieren von der weltweit steigenden Nachfrage nach Düngemitteln. Die Impfstoffproduktion, vor allem gegen Covid-19, kurbelt die Arzneimittelherstellung an. Großprojekte in der Petrochemie steigern den Bedarf an modernen Anlagen. Der Zusammenschluss von Sibur und TAIF katapultiert Russland in die weltweiten Top-5 Hersteller von Polyolefinen und synthetischem Kautschuk. Gazprom erweitert die Produktion von Helium. Eurochem steckt rund 1,5 Milliarden Euro in ein neues Methanolwerk im Gebiet Leningrad.

    Weitere Informationen: 

    Agrarchemie und Polymerhersteller sorgen für hohes Wachstum

    Helium soll zum neuen Exportschlager werden

    Schwenk zu einheimischen Kosmetika


    Von Hans-Jürgen Wittmann, Gerit Schulze | Moskau

  • Energiewirtschaft

    Russland treibt die Energiewende voran. Die Regierung fördert die Modernisierung von Wärmekraftwerken, den Ausbau erneuerbarer Energien und setzt auf den Export von Wasserstoff.

    Betreiber von Wärmekraftwerken müssen in den kommenden zehn Jahren Kapazitäten von rund 40 Gigawatt erneuern. Fortum, die Muttergesellschaft von Uniper, stößt ihre konventionelle Kraftwerkssparte ab und setzt auf erneuerbare Energien. In der Wasserstoffwirtschaft sind Pilotprojekte mit deutscher Beteiligung geplant. Die Regierung verlängert das Förderprogramm für Wind- und Solarenergie bis 2035, kürzt allerdings die Mittel. Wetroenergetika baut für 1,5 Milliarden Euro Windparks in den Gebieten Rostow, Samara und Saratow. Siemens Gamesa zieht sich hingegen aus dem russischen Windenergiemarkt zurück.

    Weitere Informationen:

    Russlands Windenergiebranche im Aufwind

    Russland gibt Gas bei Modernisierung von Wärmekraftwerken

    Russland setzt bei Wasserstoffprojekten auf deutsche Partner

    Rosatom setzt auf Mini-Reaktoren und schnelle Brüter


    Von Hans-Jürgen Wittmann, Gerit Schulze | Moskau

  • Pkw- und Nfz-Produktion

    Russlands Autobauer kämpfen mit einem Defizit an Halbleitern und Produktionsausfällen. Die Regierung fördert die E-Mobilität und zieht bei der Lokalisierung die Zügel weiter an.

    Der Mangel an Elektronikbauteilen bremst die Kfz-Produktion. Mindestens noch bis Mitte 2022 stehen die Bänder der Autobauer zeitweise still. Die Erstattung der Entsorgungsabgabe wird 2022 vollständig an den Lokalisierungsgrad gekoppelt. Um diesen zu bestimmen, wollen die Behörden Kfz „Made in Russia“ sogar zerlegen und Lieferanten überprüfen. Das Industrieministerium subventioniert die Entwicklung von Elektromobilen. Awtotor plant ab 2023 die Montage von E-Autos in Kaliningrad. Die Batteriezellen soll ab 2025 die Rosatom-Tochter Renera liefern. BMW erteilt dem Bau eines eigenen Werks hingegen eine Absage.

    Weitere Informationen:

    Russland will Einfuhrabhängigkeit bei Kfz-Bauteilen senken

    Halbleitermangel bremst Russlands Autobauer

    Russland treibt lokale Produktion von Elektromobilen voran


    Von Hans-Jürgen Wittmann, Gerit Schulze | Moskau

  • Pkw- und Nfz-Markt

    Russlands Automarkt leidet 2022 unter der Chipkrise und steigenden Kosten. Die Regierung will die Verkäufe ankurbeln und legt die Absatzförderprogramme erneut auf.

    Die Pkw- und LCV-Verkäufe werden 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 9,8 Prozent auf rund 1,6 Millionen Einheiten zulegen, schätzt die Association of European Businesses (AEB). Damit erreicht der KFZ-Markt wieder das Niveau vor Beginn der Coronapandemie. Die Aussichten für 2022 sind zurückhaltend. Das weltweite Defizit an Halbleitern lässt die Angebotspalette an Neuwagen schrumpfen und die Preise steigen. Um die Verkäufe anzukurbeln, setzt das Industrieministerium die zeitweise ausgesetzten Absatzförderprogramme wieder in Kraft. Für die Vergabe vergünstigter Autokredite stehen rund 120 Millionen Euro bereit.

    Weitere Informationen:

    Bauteilemangel bremst Erholung der russischen Kfz-Industrie

    Halbleitermangel bremst Russlands Autobauer


    Von Gerit Schulze, Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

  • Rohstoffförderung

    Russlands Öl- und Gaskonzerne erschließen neue Vorkommen und weiten ihre Förderung aus. Der Bedarf an moderner Bohrausrüstung steigt. Nachhaltigkeit wird zum Wettbewerbsvorteil.

    Die Regierung will trotz des weltweiten Trends zu Dekarbonisierung die Fördermenge von Öl und Gas mittelfristig steigern. Rosneft und Gazprom investieren in neue Projekte in der Arktis und im Schelf. Die Nachfrage nach effizienter Ausrüstung steigt. Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit stimuliert Investitionen in den Umwelt- und Klimaschutz. Rosneft möchte mit dem weltgrößten Ölförderprojekt Vostok Oil neue Nachhaltigkeitsstandards setzen und entwickelt Technologien zur Abscheidung und Speicherung von CO2. Gazprom und Novatek wollen den Methangasausstoß reduzieren, Lukoil bis 2030 CO2-neutral werden.

    Weitere Informationen:

    Für Russlands Ölindustrie ändert sich das Klima

    Russland will Gasförderung bis 2035 um ein Drittel steigern

    Russische Gaskonzerne engagieren sich für Nachhaltigkeit


    Von Hans-Jürgen Wittmann, Gerit Schulze | Moskau

  • Landwirtschaft

    Russlands Bauern leiden unter den Folgen des Klimawandels. Dennoch wollen sie 2022 den Produktionseinbruch des Vorjahres wettmachen. Wachstumstreiber Nummer eins ist die Viehzucht.

    Russland muss wegen Wetterkapriolen in der Saison 2021/2022 mit Einbußen bei der Getreideernte rechnen. Melioration soll neue Anbauflächen erschließen und die Ernteerträge erhöhen. Saatgut sowie Dünge- und Pflanzenschutzmittel sollen aus einheimischer Produktion kommen. Viehbetriebe errichten trotz steigender Kosten für Futter- und Tierarzneimittel neue Stallungen. Die Produktion von Rohmilch stagniert. Ekoniva, Russlands größter Milchproduzent, muss seine Expansionspläne vorerst auf Eis legen. Tscherkisowo errichtet für 270 Millionen Euro neue Geflügel- und Schweinezuchtfarmen im Gebiet Lipezk.

    Weitere Informationen:

    Digitalisierung der Landwirtschaft in Russland

    Krasnodar investiert in Landwirtschaft und verarbeitendes Gewerbe

    Stawropol investiert in Landwirtschaft, Windkraft und Petrochemie

    Russische Landwirtschaft fährt 2021 reiche Ernte ein


    Von Hans-Jürgen Wittmann, Gerit Schulze | Moskau

  • Nahrungsmittelindustrie

    Die Produktion von Nahrungsmitteln bleibt 2022 trotz steigender Kosten auf Wachstumskurs. Der Onlinehandel mit Lebensmitteln boomt und lockt einen deutschen Kochboxenanbieter an.

    Die Nachfrage nach Lebensmitteln wächst trotz hoher Inflation. Die bis August 2022 verlängerten Exportbeschränkungen für Weizen und eine zeitweise Aufhebung der Importzölle auf Schweine- und Rindfleisch sollen den Preisanstieg dämpfen. Fleischproduzenten investieren in vertikale Wertschöpfungsketten. Tscherkisowo errichtet für rund 680 Millionen Euro einen Fleischverarbeitungscluster im Gebiet Tula. Der Onlinehandel mit Lebensmitteln verzeichnet ein überdurchschnittliches Wachstum. HelloFresh will Russlands Markt für Schnellgerichte aufmischen. Für Trinkwasser und Bier rückt die digitale Kennzeichnung näher.

    Weitere Informationen:

    Selbstversorgung mit Lebensmitteln klappt immer besser

    Russlands Industrie benötigt moderne Verpackungsmaschinen

    EAWU führt Produktkennzeichnung für abgepacktes Wasser ein


    Von Hans-Jürgen Wittmann, Gerit Schulze | Moskau

  • Rohstoffförderung

    Russlands Öl- und Gaskonzerne erschließen neue Vorkommen und weiten ihre Förderung aus. Der Bedarf an moderner Bohrausrüstung steigt. Nachhaltigkeit wird zum Wettbewerbsvorteil.

    Die Regierung will trotz des weltweiten Trends zu Dekarbonisierung die Fördermenge von Öl und Gas mittelfristig steigern. Rosneft und Gazprom investieren in neue Projekte in der Arktis und im Schelf. Die Nachfrage nach effizienter Ausrüstung steigt. Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit stimuliert Investitionen in den Umwelt- und Klimaschutz. Rosneft möchte mit dem weltgrößten Ölförderprojekt Vostok Oil neue Nachhaltigkeitsstandards setzen und entwickelt Technologien zur Abscheidung und Speicherung von CO2. Gazprom und Novatek wollen den Methangasausstoß reduzieren, Lukoil bis 2030 CO2-neutral werden.

    Weitere Informationen:

    Für Russlands Ölindustrie ändert sich das Klima

    Russland will Gasförderung bis 2035 um ein Drittel steigern

    Russische Gaskonzerne engagieren sich für Nachhaltigkeit


    Von Hans-Jürgen Wittmann, Gerit Schulze | Moskau

  • Informations- und Kommunikationstechnik

    Die Regierung forciert die Importsubstitution bei IT. Telekommunikationsausrüstung soll lokal gefertigt und Staatskonzerne zur Beschaffung russischer Software verpflichtet werden.

    Russland fördert die Entwicklung des einheimischen IT-Sektors. Im September 2021 legte die Regierung ein zweites Hilfspaket auf. Sie führt damit eine Digitalsteuer für ausländische Internetkonzerne ein und verpflichtet Staatskonzerne, russische Hard- und Software zu beschaffen. Zudem dürfen bei Rechnern ab 2022 nur noch einheimische Prozessoren zum Einsatz kommen, wenn sie das Label „Made in Russia“ erhalten sollen. Rostec investiert rund 260 Millionen Euro in die Produktion von 5G-Ausrüstung. Gemeinsam mit dem Serverproduzenten Jadro entwickelt die Staatsholding zudem einen eigenen Mikroprozessor.

    Weitere Informationen:

    Russische IT-Anbieter haben Vorrang

    Pandemie gibt Markt für Computerspiele starke Impulse

    China unterstützt Russland beim Aufbau digitaler Infrastruktur


    Von Hans-Jürgen Wittmann, Gerit Schulze | Moskau

  • Umwelttechnik

    Russland will bis 2060 klimaneutral werden und das Absorptionspotenzial der Wälder sowie Speichertechnologien für CO2 nutzen. In der Abfallwirtschaft laufen erste Projekte an.

    Die Regierung will mit der Strategie zur kohlenstoffarmen Entwicklung die Kohlendioxidemissionen bis 2050 um 79 Prozent im Vergleich zu 1999 senken. Damit sollen der Klimawandel verlangsamt und Mehrausgaben durch den CO2-Grenzausgleich der Europäischen Union (EU) vermieden werden. Neben Wäldern als CO2-Senke soll die Absorption und Speicherung von Kohlendioxid (CCS) den Fußabdruck senken. Zur Umsetzung der Abfallreform errichtet die Staatsholding Rostec bei Moskau für 120 Millionen Euro eine Anlage zum Recycling von Plastik. In der Region Krasnodar baut Rostec die ersten zwei von insgesamt 25 geplanten Müllverbrennungsanlagen.

    Weitere Informationen:

    Russland drückt beim Klimaschutz aufs Tempo

    Abfallverwertung nimmt Fahrt auf

    Speicherung von Kohlendioxid wird zum Geschäftsmodell

    Russland modernisiert seine Forstwirtschaft und Holzindustrie


    Von Hans-Jürgen Wittmann, Gerit Schulze | Moskau

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