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Branchen | Japan | Automobilsektor

Marktchancen Automobil- und Kfz-Teile-Produktion

Der Wandel der Automobilindustrie in Japan kommt in die Gänge, auch weil das Thema Dekarbonisierung den Druck auf die Produzenten erhöht.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Produktionsumfeld im Wandel

Japans Kfz-Unternehmen werden ihre Produktion im Archipel in den nächsten Jahren umbauen. Die Umweltstandards steigen vor dem Hintergrund der Dekarbonisierungsziele und die veränderte Nachfrage erdordert, dass Unternehmen die Modellpolitik und Kfz-Teile-Zulieferung anpassen. In Japan selbst sollen die Erzeugungskapazitäten jedoch tendenziell sinken, wie einige Hersteller bereits angekündigt haben.

Mitsubishi Motors zum Beispiel wird die Produktion des Pajero in der Präfektur Gifu aufgeben und Honda Motors will sein Werk in der Saitama Präfektur dicht machen. Zudem hat auch Toyota angekündigt, das Shizuoka-Werk in den nächsten Jahren zu schließen. Für manche der in die Jahre gekommenen Werke lohnt sich die Modernisierung nicht, zumal wenn keine ausreichende Auslastung zu erwarten ist.

Kfz-Produktion in Japan (Stückzahl)

Kategorie

2019

2020

2021

Pkw

8.328.756

6.960.411

6.619.245

Lkw

1.232.917

1.037.731

1.154.054

Busse

122.621

69.801

73.659

Insgesamt

9.684.294

8.067.943

7.846.958
Quelle: Japan Automobile Manufacturers' Association (JAMA), 2022

Konsolidierung in der Teileindustrie zu erwarten

Die veränderte Bedarfsentwicklung macht sich bei den Kfz-Teile-Lieferanten schon seit Jahren bemerkbar. Laut Angaben der Japan Auto Parts Industries Association (JAPIA) sank der Umsatz von Branchenunternehmen im Fiskaljahr 2020 auf Yen-Basis um 9,7 Prozent auf umgerechnet rund 158 Milliarden US$ (Fiskaljahr 2019: 172 Milliarden US$). Ein Rückgang fand auch bereits vor der Coronapandemie statt. In der Kfz-Teileindustrie ist daher eine weitere Konsolidierung zu erwarten.

Aufgrund der Elektrifizierungsinitiativen verschiedener Hersteller wird es aber auch notwendig werden, bestehende Werke in Japan umzurüsten und zu modernisieren, um neue Modelle und Kfz-Teile herstellen zu können. Denn die japanische Automobilindustrie kehrt dem Heimatmarkt nicht den Rücken. Hersteller von Chips und anderen Komponenten, wie Renesas, Denso und TDK, erhöhen wegen steigender Nachfrage aus der Fahrzeugbranche sogar ihre Produktion im Archipel. 

In Japan sollen sogar neue Werke entstehen. Beispielsweise hat das Kfz-Unternehmen Subaru im Mai 2022 sein Ziel veröffentlicht, neben dem Stammwerk in der Präfektur Gunma eine neue Fabrik speziell für Elektrofahrzeuge und entsprechende Batterien errichten zu wollen. Dafür sind Investitionen von 1,9 Milliarden US$ vorgesehen. Die Produktion soll 2027 den Betrieb aufnehmen.

Eine mögliche Produktion stellen auch Honda und Sony in Aussicht, die Mitte Juni 2022 das Joint Venture Sony Honda Mobility gegründet haben. Ab 2025 soll das gemeinsame Entwicklungs- und Produktionswerk Elektroautos verkaufen. Der Sony-Konzern, der unter anderem in Bereichen wie Bildsensoren und Unterhaltungselektronik tätig ist, hat 2020 sein erstes Elektro-Konzeptauto vorgestellt.

Die ausreichende Versorgung mit effizienten Batterien ist für die Elektromobilität ein Schlüsselfaktor. Subaru will ein eigenes Werk aufbauen. Andere Kfz-Hersteller setzen auf die Zusammenarbeit im Bereich Speichersysteme. Toyota will mit dem chinesischen Batteriehersteller CATL enger kooperieren, um Zugriff auf eine der wichtigsten Komponenten für Elektrofahrzeuge zu haben, ebenso wie auch Honda mit CATL eine Liefervereinbarung für Batterien getroffen hat. In Japan hat Toyota mit Panasonic, Toshiba und GS Yuasa wichtige Lieferanten an Bord. Mit Panasonic etwa arbeitet Toyota an einer Festkörperbatterie.

Kfz-Erzeugung in japanischer Hand

Die Automobilindustrie in Japan wird fast ausschließlich von einheimischen Branchenunternehmen dominiert. Darunter ist Toyota eindeutig der Marktführer bei Absatz, Produktion und Export. Honda und Nissan folgen mit großem Abstand. Alle drei verfügen über komplexe Erzeugungs- und Zuliefernetze, die sich in den vergangenen Jahren aber auch für ausländische Teile- und Systemzulieferer geöffnet haben.

Kaum ein ausländisches Branchenunternehmen produziert in Japan - und wenn, dann nur in der Teileerzeugung. Aus Deutschland ist Bosch der größte Produzent von Autoteilen in Japan. Trotz einer umfangreichen einheimischen Kfz-Teileindustrie werden auch Kfz-Teile aus dem Ausland importiert. Den größten Anteil an den Brancheneinfuhren machen dabei Kfz-Teile aus Produktionsstätten japanischer Tochterunternehmen und anderer OEM-Lieferanten in Übersee aus. 

Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile nach Japan (in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent)

2020 

Veränderung 2020/2019

aus Deutschland

SITC 778.3 Kfz-Elektrik

538

-36,7

183

SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc.

4.527

-9,3

3

SITC 773.13 Zündkabelsätze

1.284

-17,5

71

SITC 713.2 Motoren

6.324

-22,7

511

Summe

12.673

-18,6

768

Quelle: UN-Comtrade

Auslandsfertigung steigt

Größere Investitionen japanischer Unternehmen finden in den vergangenen Jahren hauptsächlich im Ausland statt. Die Automobilnachfrage steigt dort stärker, wie auch die Produktion japanischer Kfz-Anbieter. Laut JAMA erzeugten Japans acht große Pkw-Hersteller im Jahr 2021 rund 16,5 Millionen Einheiten außerhalb des Archipels. Dies waren über eine Million Einheiten mehr als 2020. Im Vergleich dazu ist die Produktion in Japan um 340.000 Einheiten zurückgegangen.

Suzuki will seine Präsenz in Indien ausbauen. Im März 2022 hat das Unternehmen gemeldet, im indischen Bundesstaat Gujarat umgerechnet 1,26 Milliarden US$ zu investieren. Bis 2025 oder 2026 soll dort eine Batterieproduktion für Elektrofahrzeuge neben dem bereits bestehenden Kfz-Werk entstehen. Der Produzent will das Angebot an erschwinglichen, elektrischen Fahrzeugen ausweiten. Dabei ist Suzuki gegenwärtig mit Produktionskapazitäten von über 2 Millionen Pkw pro Jahr bereits der größte ausländische Autohersteller auf dem Subkontinent.

Toyota Motor hat Mitte April 2022 mitgeteilt, in vier seiner Produktionsstätten in den USA insgesamt 383 Millionen US$ zu investieren. Die Investitionen erfolgen schwerpunktmäßig in Alabama mit 222 Millionen US$ und Missouri mit 109 Millionen US$. Damit soll die Ausrüstung für die Herstellung von Motoren modernisiert werden, sowohl für Verbrenner- als auch Hybridmodelle.

Wichtige Investitionsprojekte japanischer Kfz-Hersteller

Vorhaben

Investitionssumme (in Mio. US$)

Projektstand

Honda:  Produktionsumstellung auf Hybrid-SUV in Ontario, Kanada 1) Honda PR

1.070

6 Jahre ab 2022

Honda: Neues Werk für Elektrofahrzeuge in Guangzhou, VR China Honda PR

520

Baustart: 2022

Betriebsstart: 2024

Suzuki: neue Kapazitäten in Automobil- und Motorradwerken im Bundesstaat Haryana, Indien 2) Suzuki PR

1.407

Betriebsstart: 2025

Suzuki: Herstellung von Elektrofahrzeugen und Batterien im Bundesstaat Gujarat, Indien 2) Suzuki PR


1.260

Betriebsstart: 2025 oder 2026

Subaru: Elektrofahrzeugwerk in Oizumi, Gunma Präfektur Subaru PR

1.900

5 Jahre ab 2024

Toyota: Investitionen in USA

Modernisierung der Anlagen in Kentucky Toyota PR

Kapazitätsausbau in Alabama, Kentucky, Missouri und Tennessee Toyota PR


461

383


bis 2025

k.A.

Nidec: EV Traction Motor System in Pinghu, China Nidec PR

k.A.

Betriebsstart: 2023

1) 1 US$ = 1,29 CAD; 2) 1 US$ = 78,16 INRQuelle: Recherche von Germany Trade & Invest; Unternehmens-Webseiten und Pressemeldungen


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