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Branche kompakt | Kasachstan | Kfz-Industrie

Markttrends

Die Kfz-Industrie in Kasachstan ist auf Expansionskurs. Sie verzeichnet seit mehreren Jahren zweistellige Wachstumsraten. Auch der Absatz wächst kräftig.

Von Jan Triebel | Almaty

Schwerpunkt der kasachischen Automobilbranche ist die Montage von Pkw. Die hauptsächlich von zwei Akteuren gefertigten Fahrzeuge sind vorrangig für den lokalen Markt mit einer Bevölkerung von gut 20 Millionen Einwohnern bestimmt.

Branche setzt auf mehr Montagelinien und Ausbau der Zulieferaktivitäten

Neue Fertigungskapazitäten dürften in den nächsten Jahren in eine verstärkte Exportorientierung der Branche münden. Die Länder in Kasachstans unmittelbarer Nachbarschaft sind die dabei anvisierten Zielmärkte.

Die Automobilproduktion hat sich kontinuierlich zu einer der industriellen Stützen der ansonsten stark von Rohstoffen bestimmten Wirtschaft entwickelt. Der Produktionswert im Fahrzeugbau legte 2023 im Vorjahresvergleich um knapp 37 Prozent zu.

Diese Dynamik dürfte sich weiter fortsetzen. Mehrere Projekte zur Montage neuer Pkw-Modelle werden 2024 umgesetzt und gehen teilweise bereits 2025 an den Start.

Als Reaktion auf Vorgaben, die auf eine stärkere Lokalisierung der Fahrzeugfertigung abzielen, rückt auch der Aufbau einer eigenen Zulieferindustrie in den Fokus. Pläne, auch Elektroautos in größerem Umfang in Kasachstan zu produzieren, sind bisher nicht bekannt.

60 %

mehr fabrikneue Fahrzeuge als im Vorjahr wurden 2023 in Kasachstan verkauft.

Mit dem Verkauf von fast 200.000 fabrikneuen Pkw wurde 2023 ein neuer Rekord aufgestellt. Neben der guten Konsumneigung machte sich dabei auch ein Nachholbedarf bemerkbar, der auf besonders stark gestörte Lieferketten im Jahr 2022 zurückging.

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Auch 2024 und in den Folgejahren wird mit einem anhaltenden Absatzplus gerechnet. Die Zuwächse dürften aber mit durchschnittlich etwa 10 Prozent pro Jahr geringer als 2023 ausfallen.

Mit Modellen von Hyundai, Chevrolet und Kia dominieren aktuell die drei Marken den kasachischen Markt für Pkw, die auch über die größten Montagekapazitäten in Kasachstan verfügen. Rund 70 Prozent der Verkäufe fabrikneuer Fahrzeuge stammten 2023 aus lokaler Fertigung.

Chinesische Fabrikate erobern den Markt

Aktuell befinden sich Anbieter aus China auf dem Vormarsch. Innerhalb kurzer Zeit konnten sie ihre Marktpräsenz spürbar ausweiten. Mittlerweile ist etwa ein Dutzend chinesischer Pkw-Marken in Kasachstan verfügbar. Der Anteil von Fahrzeugen aus China an den Gesamtverkäufen lag 2023 bereits bei etwa 25 Prozent.

Noch werden chinesische Fabrikate in nur recht überschaubarer Zahl in Kasachstan montiert. Das wird sich aber spätestens ab 2025 ändern. Dann werden in gleich zwei neuen kasachischen Montagewerken Pkw chinesischer Produzenten vom Band laufen.

Absatz von Kfz nach Herstellern in Kasachstan
Stückzahl; Veränderung und Marktanteil in Prozent

Hersteller

Absatz

Veränderung 2023/2022

Marktanteil 2023

Hyundai46.725

61,9

23,5

Chevrolet45.807

33,6

23,1

Kia25.495

76,8

12,8

Chery12.229

173,9

6,2

Toyota10.756

11,2

5,4

Haval7.558

503,9

3,8

JAC7.514

222,9

3,8

Changan6.087

k.A.

3,1

Jetour3.930

k.A.

2,0

Exeed3.884

207,0

2,0

Quelle: Kazakhstan Automobile Union 2024; Berechnungen von GTAI 2024

Benziner mit einem Alter von zehn und mehr Jahren dominieren im Fahrzeugbestand

Kasachstans Bedarf an modernen Kfz ist weiterhin hoch. Der Altersdurchschnitt der angemeldeten Pkw nahm zuletzt zwar leicht ab. Trotzdem besteht der Fahrzeugpark im Land nach wie vor überwiegend aus Autos, die bereits deutlich in die Jahre gekommen sind. Hingegen verharrt der Anteil relativ neuer Fahrzeuge auf einem überschaubaren Niveau: Pkw mit einem Alter von bis zu drei Jahren machten Anfang 2024 lediglich etwa 6 Prozent des Gesamtbestands aus. Gleichzeitig waren von den annähernd 4,7 Millionen im Land zugelassenen Pkw 69 Prozent älter als zehn Jahre.

Dabei dominieren Ottomotoren als Antriebsart. Der Benziner-Anteil belief sich Anfang 2024 auf 88 Prozent. Allein wegen des rauen Klimas sind Pkw mit Dieselantrieb wie auch Elektroautos eher die Ausnahme. Stärker als diese sind Pkw mit mehr als einer Antriebsart verbreitet, zumeist in der Kombination Benzin und Autogas. Der Einsatz von Autogas ermöglicht besonders niedrige Verbrauchskosten. Überhaupt zählen die kasachischen Kraftstoffpreise im internationalen Vergleich mit zu den günstigsten.

Mehr als ein Drittel aller Pkw-Importe entfiel 2023 auf China

Die Importe von Pkw legten 2023 kräftig zu. Mit rund 157.000 Autos (neu und gebraucht) wurde das Vorjahresresultat um mehr als das Doppelte übertroffen. Von diesen Fahrzeugen sind nicht alle in Kasachstan verblieben, sondern in nennenswerter Stückzahl auch weiter ins benachbarte Russland gelangt.

Das kasachische Statistikbüro führt China als wichtigstes Lieferland. Von dort stammten 2023 rund 35 Prozent der Pkw-Importe. Zweistellige Lieferanteile erzielten auch die USA (22 Prozent), Japan (18 Prozent) und Südkorea (13 Prozent). Annähernd neun von zehn importierten Pkw entfielen 2023 auf diese vier Länder. Der deutsche Beitrag betrug etwa 3 Prozent.

Kfz-Einfuhr nach Kasachstan
Stückzahl *; Veränderung in Prozent

Kategorie

2023

Veränderung 2023/2022

aus Deutschland

Pkw

157.064

132,0

4.699

Lkw

18.119

75,9

987

Busse

5.658

33,9

145

* keine Unterscheidung nach fabrikneu oder gebraucht.Quelle: Büro für nationale Statistik 2024

Im Hochpreissegment kommen deutsche Pkw weiter recht gut an

Neben Gebrauchtwagen werden aus Deutschland insbesondere höherpreisige Modelle nachgefragt. Diese sind bei zahlungskräftigen kasachischen Kunden beliebt.

Aus Russland werden hingegen kaum noch Pkw eingeführt. Westliche Produzenten haben ihre Produktion in Russland als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine eingestellt. Die Werke hatten zuvor auch den kasachischen Markt mit versorgt. Nach teilweise mehreren Tausend Pkw pro Jahr gelangten 2023 nur etwa 800 Fahrzeuge aus Russland nach Kasachstan.

Bei E-Autos macht sich Chinas Marktoffensive bemerkbar

Die Nachfrage nach Elektroautos hat sich 2023 spürbar belebt. Hohen Zuspruch erzielen vor allem relativ preisgünstige Fabrikate "Made in China", die E-Autos für breitere Käuferschichten interessant machen. Besonders erfolgreich ist die E-Marke Zeekr des Herstellers Geely. Angaben des kasachischen Statistikbüros zufolge gab es Anfang 2024 landesweit knapp 8.000 Pkw mit Elektromotor und somit fast zehnmal so viele wie noch ein Jahr vorher. Trotz dieser deutlichen Verbesserung sind E-Autos aber weiterhin Exoten auf den kasachischen Straßen.

Direkte staatliche Kaufsubventionen für Elektroautos gibt es nicht. Ihre Halter sind jedoch von der Kfz-Steuer befreit. Auch entfällt der Einfuhrzoll. Kasachstan kann im Rahmen einer Quotenregelung für den Binnenmarkt der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU) bis zu 15.000 E-Autos pro Jahr zollfrei importieren.

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