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Nach der Pandemie kommt der Chipmangel

Nachdem Mexikos Kfz-Industrie die pandemiebedingten Produktionsrückgänge überwinden konnte, macht sich jetzt der globale Chipmangel bemerkbar.

Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

Aufgrund des globalen Chipmangels müssen Autobauer auch in Mexiko ihre Produktion drosseln. Die mexikanische Automobilindustrie produzierte im 1. Halbjahr 2021 rund 1,6 Millionen Pkw, das sind 31,8 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2020. Dies reicht allerdings noch nicht an die 2 Millionen Pkw aus dem 1. Halbjahr 2019 heran. Zudem waren die Produktionszahlen zuletzt wieder rückläufig: Im Juli 2021 wurden nur rund 222.000 Fahrzeuge im Land gefertigt - der schlechteste Wert seit Ende des Lockdowns im Juni 2020.

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Lokaler Absatz deutlich unter Vorkrisenniveau

Auch der lokale Pkw-Absatz hat in Mexiko das Vorkrisenniveau nicht wieder erreicht: Zwar hätten die Verkäufe im 1. Halbjahr 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 19,2 Prozent zugenommen auf 521.000 Fahrzeuge, so der Verband der Autohändler AMDA (Asociación de Distribuidores de Automotores). Für das Gesamtjahr erwartet der Verband jedoch nur einen Absatz von 1 Million Fahrzeugen, deutlich unter dem Niveau von 2019.

Aufgrund des Chipmangels seien vor allem Klein- und Kompakt-Modelle nicht verfügbar, da die Hersteller ihre Produktion auf rentablere SUV- und Pick-Up-Modelle konzentrieren würden, so der Verband. Letztere gehen vor allem in den Export nach Nordamerika. Die Verkaufszahlen in Mexiko waren daher im August 2021 so schlecht wie zuletzt vor einem Jahr - obwohl sich die Pandemielage entspannt hat.

Unter den deutschen Herstellern legte Volkswagen (inklusive der Untermarken Audi, Porsche, Seat, Bentley) mit Verkäufen von 68.738 Pkw im 1. Halbjahr 2021 am stärksten zu (+19,7 Prozent). BMW (inklusive Mini) erzielte ebenfalls ein deutliches Wachstum (+16,7 Prozent auf 7.983 Fahrzeuge), während der Absatz von Mercedes-Benz rückläufig war (-12,4 Prozent auf 6.535 Fahrzeuge). Volkswagen stand im 1. Halbjahr mit einem Marktanteil von 13,3 Prozent auf Platz drei in Mexiko, hinter Nissan (Marktanteil 21,1 Prozent) und General Motors (14,6 Prozent).

Werke werden für Elektroautos umgerüstet

Die mexikanische Kfz-Industrie investiert trotz der aktuell schwierigen Lage in den Ausbau ihrer Produktion. Einerseits müssen die Unternehmen den neuen Regelungen des Freihandelsabkommens USMCA nachkommen, die einen Anstieg der lokalen Wertschöpfung vorschreiben. Volkswagen etwa rüstete bereits für 233 Millionen US-Dollar (US$) das Werk in Silao (Bundesstaat Guanajuato) für die Produktion des Motors EA211 um, der im SUV-Modell TAOS verbaut wird. Täglich werden in Silao 1.500 dieser Motoren hergestellt.

Andererseits stellen die Automobilfirmen nach und nach auf Elektroautos um. Eines der größten zukünftigen Investitionsprojekte ist mit 1 Milliarde US$ daher der Umbau von General Motors' Werk in Ramos Arizpe, wo Batterien, Elektroantriebe (Drive Units) und ab 2023 komplette Elektrofahrzeuge vom Band laufen sollen. Es ist Teil der Strategie von GM, ab 2035 weltweit nur noch Elektrofahrzeuge zu fertigen. Ford startete bereits im November 2020 mit der Produktion der Modelle Bronco Sport und Mustang Mach-E in Mexiko. Der Mach-E ist das erste in Mexiko gefertigte Elektroauto. Daneben rüsten auch die Zulieferer auf die Produktion von E-Autos um.

Aktuelle Investitionsprojekte im mexikanischen Kfz-Sektor (Automobilhersteller und Zulieferer)

Unternehmen

Investitionssumme (in Millionen US$)

Beschreibung

General Motors (GM)

1.000

Umrüstung des Werks in Ramos Arizpe (Bundesstaat Coahuila) zur Herstellung von Elektrofahrzeugen ab 2023

BMW

125

Ausbau des Werks in San Luis Potosí (gleichnamiger Bundesstaat) zur Herstellung des Modells Serie 2 Coupé; Produktion startete im September 2021

Bosch

100

Investitionen im Jahr 2021 zur Modernisierung der Produktionslinien und Digitalisierung in den Werken Toluca, Hermosillo und Mexicali

Continental

71

Ausbau des Werks für Bremssysteme in San Luis Potosí, soll im Oktober 2022 abgeschlossen sein; Erhöhung der Mitarbeiterzahl von 650 auf 1.000

Le Bélier

68

Bau eines Werks für verschiedene Autoteile (u.a. Turbolader, Kompressoren, Hauptzylinder, Bremssysteme, Chassiskomponenten) in San Miguel de Allende (Bundesstaat Guanajuato) mit knapp 400 Mitarbeitern

Bethel Automotive Safety Systems

50

Neues Werk für Autoteile im Industriepark Alianza (Saltillo, Bundesstaat Coahuila)

Nissan

27

Ausbau des Werks in Aguascalientes (gleichnamiger Bundesstaat) zur Produktion der Modelle Kicks und March

Michelin

k.A.

Ausbau des Werks in León (Bundesstaat Guanajuato) zur Produktion von Reifen für Elektrofahrzeuge ab 2022

Autoliv

k.A.

Bau eines Produktionswerks für Lenkräder in Aguascalientes mit bis zu 3.000 Arbeitsplätzen

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest (GTAI)

BMW will neuen USMCA-Regeln nicht nachkommen 

BMW, das 2019 mit der Produktion des 3er-Modells in San Luis Potosí begann, fertigt seit September 2021 auch das Modell Serie 2 Coupé in dem mexikanischen Werk. Laut Harald Gottsche, CEO des Werks in San Luis Potosí, wird der 2er Coupé exklusiv in Mexiko für den weltweiten Vertrieb in 37 Länder hergestellt. "Dies zeigt, dass wir wettbewerbsfähig sind und über hochqualifizierte Arbeitskräfte verfügen", äußerte sich Gottsche gegenüber lokalen Medien. Das BMW-Werk in San Luis Potosí beschäftige rund 3.000 Personen und verfüge über 237 lokale Zulieferunternehmen, so der Werksleiter.

Die Erhöhung des Anteils der lokalen Wertschöpfung von 62,5 Prozent unter dem NAFTA-Abkommen auf 75 Prozent unter dem neuen USMCA-Abkommen werde BMW allerdings nicht einhalten, sagte Manager Gottsche. Das Modell Serie 3 habe in San Luis Potosí einen lokalen Wertschöpfungsanteil von rund 65 Prozent, allerdings plane BMW keine weiteren Investitionen in die lokale Produktion von Kfz mit Verbrennungsmotoren. Dies passe nicht in die globale Strategie des Unternehmens, im Jahr 2030 zur Hälfte Elektroautos anzubieten. "Wir werden daher einen Zoll von 2,5 Prozent auf unsere Exporte in die USA und nach Kanada zahlen", erläuterte Gottsche.

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