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Branche kompakt | Indien | Kfz-Industrie

Markttrends

Die Nachfrage wächst weiter. Allerdings werfen verschärfte Schadstoffnormen und Recyclingauflagen ihre Schatten voraus, die Autobauer müssen sich auf Neuerungen einstellen.

Von Florian Wenke | Mumbai

Indiens Wirtschaft wächst weiterhin stärker als andere große Volkswirtschaften. Für das Finanzjahr 2024/2025 (1. April bis 31. März) prognostiziert der Internationale Währungsfonds eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts von 6,5 Prozent. Die gleiche Wachstumsrate soll auch im Folgejahr erreicht werden. Die robuste Konjunktur ist eine Stütze für die Fahrzeugnachfrage im drittgrößten Pkw-Markt der Welt.

4,2 Millionen

Pkw wurden im Finanzjahr 2023/2024 abgesetzt.

Der Fahrzeugabsatz steigt

Im Finanzjahr 2023/2024 setzten die Hersteller im Vergleich zur Vorjahresperiode 8,4 Prozent mehr Pkw ab. Für Busse fiel das Wachstum mit 26,8 Prozent noch stärker aus. Die Nachfrage nach Zweirädern stieg ebenfalls deutlich um 13,3 Prozent. Lediglich der Absatz von Lkw sank im Vergleich zum Vorjahr um 1,9 Prozent.

Für das laufende Finanzjahr 2024/2025 sind die Aussichten gut. Die Absatzzahlen lagen in den ersten drei Quartalen in allen Fahrzeugkategorien bis auf Lkw über den Vorjahreswerten. Analysten gehen davon aus, dass der Absatz von Pkw im laufenden und im kommenden Jahr um jeweils 4 bis 5 Prozent zunehmen wird.

Fast alle der großen Hersteller legten beim Absatz zu. Ein Grund für wachsende Verkaufszahlen bei Toyota war die Ausweitung des Händlernetzwerkes im Jahr 2024 um rund 200 Standorte. Kundennähe ist in Indien wichtig. Mittlerweile sind auch vereinzelt Pkw des chinesischen Herstellers BYD im Straßenbild großer Metropolen zu finden. Im Jahr 2024 setze BYD Branchenmeldungen zufolge 2.819 Fahrzeuge ab. Chinesische Investitionen werden in Indien sehr kritisch geprüft. Dennoch betonen Vertreter chinesischer Unternehmen in Indien immer wieder Interesse an einer lokalen Fertigung. 

Absatz von Pkw nach Herstellern in Indien Stückzahl, Veränderung und Marktanteile in Prozent

Hersteller

Absatz 2023/2024

Veränderung zur Vorjahresperiode

Marktanteil

Absatz 2024/2025*)

Maruti Suzuki India

1.759.881

9,541,7

1.275.634

Hyundai Motor India

614.717

8,314,6

445.116

Tata Motors

582.915

7,113,8

418.991

Mahindra & Mahindra

459.877

28,010,9

402.360

Toyota Kirloskar Motor

245.676

41,85,8

228.400

Kia Motors India

245.634

-8,85,8

179.631

Honda Cars India

86.584

-5,32,1

45.756

Renault India

45.439

-42,41,1

29.598

Skoda Auto India

44.522 

-14,81,1

27.729

MG Motor India

44.115

-9,71,0

23.091

Volkswagen India

43.197

4,51,0

32.238

Finanzjahr vom 1. April bis 31. März; * 1. April bis 31. Dezember 2024.Quelle: Society of Indian Automobile Manufacturers (SIAM) 2025

Die Nachfrage nach Sport Utility Vehicles (SUV) beziehungsweise Fahrzeugen mit SUV-Optik bleibt weiterhin ungebrochen. Der Marktanteil dieser Fahrzeugkategorie liegt mittlerweile bei 65 Prozent. Kleinere Einstiegsmodelle haben es schwer, auch die Markenbindung bleibt gering. Für indische Käufer zählen ein attraktiver Preis, robuste Technik und ansprechendes Design.

Hinzu kommt die wachsende Nachfrage nach Fahrzeugen der Oberklasse. Obwohl diese nur einen kleinen Anteil am Gesamtmarkt ausmachen, meldeten Premiumhersteller wie BMW und Mercedes ein starkes Wachstum in Indien. Branchenmedien zufolge wuchs der Absatz von Mercedes 2024 gegenüber dem Vorjahr um 12 Prozent auf 19.565 Fahrzeuge. Auch BMW vermeldete ein Plus von 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr mit 15.721 verkauften Fahrzeugen.

Neues Jahr, neue Regulierung 

Das Jahr 2025 wird zahlreiche regulatorische Veränderungen für Kfz-Hersteller bringen. Dazu gehört beispielsweise der verpflichtende Einbau von Klimaanlagen in Fahrerkabinen von Lkw mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht. Ab dem 1. Oktober 2025 müssen Neufahrzeuge mit der entsprechenden Technik ausgestattet werden. Hinzu kommen neue lokale Standards, etwa für elektrische Antriebsstränge. Unternehmen sollten die Veröffentlichung lokaler Normen durch das Bureau of Indian Standards genau im Auge behalten.  

Schadstoffnormen und Kraftstoffeffizienz erfordern Aufmerksamkeit

Mit "Bharat Stage VI" hat Indien bereits Abgasnormen, die mit "EURO 6" vergleichbar sind. Nun beginnt der Übergang zu "Bharat Stage VII". Experten erwarten im Jahr 2025 einen ersten Entwurf und gehen davon aus, dass sich die indischen Regelungen an den "EURO 7"-Schadstoffnormen orientieren werden. 

Einen Schritt weiter ist die Einführung neuer Grenzwerte für den durchschnittlichen Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) pro Pkw sowie die Normen für die Kraftstoffeffizienz der Fahrzeugflotten (Corporate Average Fuel Efficiency; CAFE). Die Regierung veröffentlichte 2024 erste Eckdaten und befindet sich nun in der Diskussion mit Stakeholdern. Der Entwurf sieht einen Gültigkeitszeitraum für CAFE III von 2027 bis 2032 und für CAFE IV von 2032 bis 2037 vor. Dabei soll die durchschnittliche CO2-Emission erst auf 91,7 und dann 70 Gramm CO2 pro Kilometer sinken. 

Zudem werden die Messmethoden für den Schadstoffausstoß vom lokalen "Modified Indian Driving Cycle" auf den globalen Standard "Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure" umgestellt. Die Normen begünstigen besonders reine Elektrofahrzeuge und Kfz mit Wasserstoffantrieb.

Neue Regeln für alte Fahrzeuge

Seit einigen Jahren ist die Regierung darum bemüht, Altfahrzeuge in geordneter Weise von den Straßen zu bekommen. Anfang Januar 2025 veröffentlicht sie die Environment Protection (End-of-Life Vehicles) Rules. Sie treten zum 1. April 2025 in Kraft. 

Darin enthalten sind zum Beispiel feste Recyclingvorgaben für Fahrzeughersteller. Für das Finanzjahr 2025/2026 sind es 8 Prozent des 2005/2006 im Fahrzeugbau eingesetzten Stahls. Die Recyclingquote steigt bis auf 18 Prozent im Jahr 2039/2040 und wird bei den Herstellern vermehrtes Interesse an Leichtbaulösungen wecken. Ein Nadelöhr bei der Umsetzung der Regeln dürften die vorgesehenen Verschrottungszentren sein. Ende Januar 2025 listete die offizielle Regierungsseite erst 86 solcher Zentren auf und bescheinigte 43 davon Einsatzbereitschaft. Für das große Land sind das zu wenige Verschrottungszentren. Mit den neuen Regeln hat die Regierung nicht nur die Umwelt im Blick, sondern auch die Stahlbranche. Dort ist Schrott eine wertvolle Ressource, um vergleichsweise energiearm Stahl zu produzieren. Allerdings ist Schrott nicht in ausreichenden Mengen verfügbar.

Zusätzlich schafft die Regierung Steueranreize beim Wechsel auf ein Neufahrzeug. Derzeit wird diskutiert, ob der derzeitige Rabatt in Höhe von 25 Prozent auf die beim Pkw-Kauf anfallende "Motor Vehicle"-Steuer weiter erhöht werden kann, wenn der Käufer gleichzeitig ein Fahrzeug mit Emissionsnorm Bharat Stage II oder älter abgibt. Der Rabatt soll auf 50 Prozent steigen.

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