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Slowakischer Automobilsektor profitiert von Investitionen
Nach dem coronabedingten Rückschlag könnten 2021 wieder über eine Million Pkw von slowakischen Bändern laufen - sofern sich die Zulieferprobleme nicht weiter zuspitzen.
22.09.2021
Von Miriam Neubert | Bratislava
Mit einer Produktion von 182 Autos pro 1.000 Einwohner blieb die Slowakei auch 2020 weltweit in Führung. Wie der slowakische Verband der Automobilindustrie ZAP SR mitteilte, haben die vier im Land ansässigen Hersteller in dem pandemiegeschüttelten Jahr 990.598 Pkw produziert. Dies entsprach einem Rückgang um 10,6 Prozent, der aber nur halb so groß war wie im Durchschnitt der Europäischen Union (EU).
Fahrzeugbranche kurz vor dem Vorkrisenniveau
Bereits im 2. Halbjahr 2020 setzte dank der Auslandsnachfrage die Erholung ein, womit die Branche vom Bremsklotz wieder zum Zugpferd der Wirtschaft wurde. Im Juni 2021 lag die Produktion der Fahrzeugbranche nur noch um 3 Prozent unter der vom Juni 2019, wie das Slowakische Statistikamt mitteilte. Durch das Gewicht, das die Automobilindustrie (NACE 29) im verarbeitenden Gewerbe hat, ist ihr Aufschwung entscheidend. Im Jahr 2020 stemmte sie über 42 Prozent der Produktion und der Umsätze. Unter Hinzurechnung der Zuliefersegmente anderer Branchen ist es laut ZAP SR über die Hälfte. Bei der Produktion hält der Verband 2021 die Rückkehr zu über einer Million Pkw für möglich. Allerdings führte die problematische Versorgung mit kritischen Halbleitern seit Jahresbeginn bei allen Herstellern wiederholt zu kurzfristigen Produktionsunterbrechungen.
Pkw-Produktion in der Slowakei (Stückzahl)
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 |
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1.032.439 | 1.093.215 | 1.107.902 | 990.598 | 1.030.000 | 1.000.000 |
Neuwagenmarkt um Jahre zurückgeworfen
Schwerer zurückgegangen als die Produktion ist 2020 mit 25 Prozent der Pkw-Neuwagenmarkt durch die Unsicherheit um Covid-19 und die Notstandsmaßnahmen. Vergleichsbasis war mit 2019 ein Spitzenjahr, in dem erstmals über 100.000 Neuwagen zugelassen wurden. Die Erholung des slowakischen Pkw-Marktes verlief laut den Zahlen des Verbandes der europäischen Autohersteller ACEA im 1. Halbjahr 2021 mit einem Plus von 13 Prozent zögerlicher als im EU-Durchschnitt mit 25 Prozent. ZAP SR rechnet im Gesamtjahr mit einem Zuwachs um ein Zehntel auf 84.000 Pkw.
Absatz von Kfz in der Slowakei (Stückzahl, Veränderung in Prozent)
Kategorie | 2021 | 2022 | 1. Halbjahr 2023 | Veränderung 1. Halbjahr 2023/1. Halbjahr 2022 |
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Pkw (M1) | 75.700 | 78.841 | 45.457 | 13,8 |
Leichte Nutzfahrzeuge (N1) | 8.252 | 7.679 | 4.181 | -5,4 |
Lkw (N2, N3) | 2.868 | 3.160 | 2.216 | 36,4 |
Busse (M2, M3) | 529 | 394 | 273 | 75,0 |
Absatz von neuen Pkw nach Herstellern in der Slowakei (Stückzahl; Marktanteil und Veränderung in Prozent)
Hersteller | Absatz 2021 | Absatz 2022 | Absatz 1. Halbjahr 2023 | Veränderung 1. Halbjahr 2023/1. Halbjahr 2022 | Marktanteil 1. Halbjahr 2023 |
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Škoda | 15.359 | 13.850 | 9.001 | 37,3 | 19,8 |
Toyota | 6.057 | 8.283 | 5.263 | 24,2 | 11,6 |
Kia | 7.718 | 8.931 | 4.880 | 7,0 | 10,7 |
Hyundai | 8.150 | 9.261 | 4.801 | -5,9 | 10,6 |
Volkswagen | 7.053 | 6.890 | 3.361 | -1,3 | 7,4 |
Dacia | 2.741 | 3.728 | 2.302 | 20,6 | 5,1 |
Peugeot | 3.955 | 3.359 | 1.788 | 30,6 | 3,9 |
Alternative Antriebe brauchen mehr Anreize
Mit Sorge sieht der Branchenverband, dass beim europäischen Aufbruch zu umweltfreundlichen Antrieben und Emissionssenkungen die Slowakei weit hinten liegt. So seien 2020 gerade einmal 1.771 Autos, die Strom laden können, verkauft worden und der CO2-Ausstoß bei neuen Pkw mit 119,2 Gramm CO2 pro Kilometer mit der höchste, hieß es gegenüber der Presse. Als nachhaltige Lösung gilt eine langfristige systematische Unterstützung für emissionsfreie oder -arme Fahrzeuge. Auch bei der Infrastruktur besteht hoher Handlungsbedarf. Aktuell sind laut ZAP SR 750 öffentlich zugängliche Ladepunkte in Betrieb. Bis 2025 müssten es 5.200 sein und bis 2030 mehr als 20.000.
Dass Anreize etwas bringen, zeigt die bislang letzte Förderrunde von Ende 2019 für den Kauf von reinen Elektroautos und Plug-in-Hybriden. Sie schlug sich trotz Corona in den Zulassungszahlen 2020 positiv nieder. Dennoch machte diese Kategorie bei den Neuanmeldungen erst 1,9 Prozent aus. Neue Subventionen dürfte es erst wieder geben, wenn die EU-Fördermittel 2021 bis 2027 anrollen. Der slowakische Aufbauplan wiederum will bis 2026 über 3.000 Ladepunkte finanzieren. In Umsetzung europäischer Richtlinien gelten in der Slowakei bei der öffentlichen Beschaffung von Straßenfahrzeugen seit dem 2. August 2021 Mindestquoten für ökologische Antriebe.
Erste Wasserstofftankstellen Ende 2021
Die Regierung hat im Sommer 2021 eine nationale Wasserstoffstrategie verabschiedet und für ein Pilotprojekt zwei Tankstellen ausgeschrieben sowie erste Autos und einen Bus. Auch haben slowakische Unternehmen im Rahmen der Hydrogen-Initiative der EU mehrere Projektideen vorgestellt. Ein zusammen mit anderen Visegrad-Staaten vorgeschlagenes Projekt von gemeinsamem europäischen Interesse (IPCEI) betrifft den Aufbau einer Wasserstoff-Lkw-Flotte und eines Tankstellensystems in Mitteleuropa. Es läuft unter dem Namen Black Horse.
Fliegendes Auto absolviert Testflug
Aufsehen erregte im Juli 2021 der erfolgreiche Flug des zweisitzigen AirCar. Sein slowakischer Konstrukteur Štefan Klein flog den Prototypen, der sich durch Ausfahren der Flügel aus dem Rumpf in ein Flugzeug verwandeln kann, vom internationalen Flughafen Nitra zu dem in Bratislava. Der Nachrichtenagentur ČTK zufolge wurden bislang 1,5 Millionen Euro in das Projekt investiert. Nun wird ein Investor gesucht, der 5 Millionen bis 10 Millionen Euro in die weitere Entwicklung des AirCar anlegt.
Autohersteller und Zulieferer investieren
Geht es nach den Ankündigungen, werden dem Autostandort Slowakei bis 2023 über 1,5 Milliarden Euro an Investitionen zufließen. Den Großteil investiert Volkswagen Slovakia in Vorbereitung der neuen Generation des Volkswagen Passat und des Škoda Superb, deren Produktion in Bratislava 2023 starten soll.
Die Unsicherheit um die Zukunft des Autowerks von Stellantis (zuvor PSA Slovakia) hat sich gelegt. In das Werk in Trnava wird investiert. Es soll ab 2023 ein neues Produktionsprogramm im Kleinwagensegment einschließlich elektrischer Versionen erhalten.
Die slowakische Gesellschaft InoBat Auto will 2021 in Voderady mit dem Aufbau eines F&E-Zentrums starten, das eine Pilotanlage für Lithium-Ionen-Batteriezellen für Elektrofahrzeuge umfasst. Noch 2021 soll eine Batterie für den Bushersteller SOR Libchavy entwickelt werden. Pressemeldungen zufolge will auch die Firma fox e-mobility, die auf Elektrofahrzeuge für die letzte Meile spezialisiert ist, mit InoBat Auto zusammenarbeiten.
Volkswagen investiert in seinem Komponentenwerk in Martin 35 Millionen Euro in ein neues Differenzial für Elektroautos, deren Serienfertigung vorbereitet wird. Magna beendet den Aufbau eines Werks für Metallbearbeitungslösungen für Antriebsstränge in Kechnec. Schaeffler hat in Kysucké Nové Mesto die Produktion von Achsen für elektrische Fahrzeuge aufgenommen und will sein Zentrum für Forschung und Entwicklung für Elektromobilität bis 2023 weiter ausbauen.
Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in der Slowakei (Auswahl)
Vorhaben | Investitionssumme (in Mio. Euro) | Projektstand | Anmerkungen |
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Magna PT / Erweiterung der Produktion von Getrieben in Kechnec | 144 | In Umsetzung; Investitionsanreize zugesprochen; Inbetriebnahme Ende 2023 geplant |
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Eminox / neues Werk zur Produktion von Stahlsystemen zur Reduzierung der Auspuffgase und Emissionen für Lkw, Busse, Schienenfahrzeuge und Geländewagen in Svit | 11 | Investition bis 2027 geplant |
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Mahle / Erweiterung der Produktion von Rezirkulationseinheiten für Abgase in Namestovo | 10 | Investitionsvorhaben bis Ende 2025; Investitionsanreize beantragt; Produktionsstart für Mitte 2024 geplant | Mahle Industrial Thermal System |
Webasto / Erweiterung der Produktion von Dachfenstern und Batterien für VW Bratislava in Meder, Lozorno und Bratislava | k.A. | Betrieb für 2024 geplant |
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Kia / Produktion neuer Modelle von E-Autos in Žilina | k.A. | Umsetzung 2024 bis 2027 geplant |
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Delta Electronics / Erweiterung der Lagerräume für Elektromotoren und Antriebe für E-Autos in Dubnica nad Váhom | k.A. | Anfangsphase
| Delta Electronics |
Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile in die Slowakei (in Millionen Euro, Veränderung in Prozent)
2022 | Veränderung 2022/2021 | aus Deutschland 2022 | Veränderung 2022/2021 | |
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SITC 778.3 Kfz-Elektrik | 1.074 | 16,1 | 206 | 3,0 |
SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc. | 12.038 | 14,0 | 3.223 | 7,4 |
SITC 773.13 Zündkabelsätze | 1.464 | 14,4 | 251 | 2,5 |
SITC 713.2 Motoren | 1.316 | -1,2 | 210 | 15,5 |
Summe | 15.892 | 12,8 | 3.890 | 7,2 |