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Wirtschaftsausblick | Philippinen

Philippinische Wirtschaft wächst 2025 schwächer als erwartet

Die Philippinen dürften das Wachstumsziel von 6 Prozent erneut verfehlen. US-Zölle und innenpolitische Spannungen belasten die Konjunktur. Deutsche Exporte legen leicht zu.

Von Boris Alex | Kuala Lumpur

Top-Thema: Unternehmen investieren weniger

Die philippinische Wirtschaft ist schwächer ins Jahr 2025 gestartet als von der Regierung erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im 1. Quartal 2025 real nur um 5,4 statt der erwarteten 5,7 Prozent zu. Im Gesamtjahr 2025 dürfte das philippinische BIP nach Prognose der OECD um 5,6 Prozent steigen und damit erneut das Wachstumsziel der Regierung von 6 bis 8 Prozent verfehlen. Für 2026 erwarten die Analysten ein BIP-Plus von 6 Prozent.

Für die Zentralbank (Bangko Sentral ng Pilipinas; BSP) war der schwache Start im 1. Quartal 2025 in erster Linie dem niedrigen Wachstum der privaten Anlageinvestitionen geschuldet. Diese legten in den ersten drei Monaten 2025 um 5,5 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode zu. Die Analysten hatten ein kräftigeres Plus zwischen 8 und 10 Prozent erwartet. Der für das Gesamtjahr prognostizierte Anstieg der privaten Anlageinvestitionen von rund 11 Prozent dürfte damit nur noch schwer zu erreichen sein, so die Einschätzung der Geschäftsbank BDO.

Trumps "Liberation Day" kann Unternehmen indirekt treffen 

Die US-Handelspolitik sorgt bei vielen Unternehmen aus der Exportwirtschaft für Verunsicherung. Zwar fielen die am "Liberation Day" Anfang April von US-Präsident Donald Trump verkündeten reziproken Zölle mit 17 Prozent auf Importe aus den Philippinen im regionalen Vergleich niedrig aus. Auch sind mit Elektronik- und Halbeiterprodukten 42 Prozent der philippinischen Exporte in die USA bislang von den Zöllen ausgenommen. Dennoch befürchten die Firmen Sekundäreffekte, falls China bei einem anhaltenden Handelsstreit die für den US-Markt produzierten Erzeugnisse in die benachbarten Märkte in Südostasien drückt und damit den Preiswettbewerb für die lokalen Unternehmen verschärft.

Die aktuelle innenpolitische Lage trägt ebenfalls dazu bei, dass philippinische Unternehmen zum Teil ihre Investitionen erst einmal zurückstellen. Bei den Zwischenwahlen Anfang Mai hatte die Regierungskoalition von Präsident Ferdinand Marcos Junior schlechter abgeschnitten als erwartet. Dadurch könnte sich der seit Längerem schwelende Konflikt mit dem politischen Lager der Vizepräsidentin Sara Duterte weiter verschärfen. Gegen Sara Duterte läuft zurzeit ein Amtsenthebungsverfahren, was Anfang des Jahres zu Protesten ihrer Anhänger führte. Ihr Vater und frühere Präsident Rodrigo Duterte muss sich nach seiner Verhaftung im März 2025 voraussichtlich vor dem Internationalen Strafgerichtshof verantworten. Ihm werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit während seiner Präsidentschaft vorgeworfen. 

Ausländische Direktinvestitionen ebenfalls rückläufig

Unternehmen und Investoren befürchten, dass der Reformkurs der Regierung ins Stocken geraten könnte. In den ersten fünf Monaten 2025 registrierte das Department of Trade and Industry (DTI) Investitionen in Höhe von 6 Milliarden US-Dollar (US$), nur halb so viel wie im Vorjahreszeitraum. Der Nettozufluss bei den ausländischen Direktinvestitionen ging im 1. Quartal 2025 um 41 Prozent auf knapp 1,8 Milliarden US$ zurück, so die Daten der Zentralbank. Die geringen Investitionen könnten unter anderem auch die deutschen Maschinenexporte belasten. Diese lagen bereits 2024 4 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Bauwirtschaft gibt positive Impulse

Wachstumsimpulse könnten sich aus dem Infrastrukturprogramm "Build Better More" ergeben. Es umfasst unter anderem 200 Schlüsselprojekte mit einem Investitionsvolumen von 165 Milliarden US$. Im 1. Quartal legten die öffentlichen Bauinvestitionen mit 8 Prozent wieder kräftiger zu als in den beiden Vorperioden. Für das Gesamtjahr erwartet die Bank BDO ein reales Plus von 10 Prozent. Die privaten Bauinvestitionen dürften 2025 ebenfalls um rund 10 Prozent wachsen.

Wirtschaftsentwicklung: Privater Konsum bleibt wichtigster Wachstumstreiber

Wachstumsmotor im laufenden und nächsten Jahr bleibt aber vor allem der private Konsum, der gemäß den Prognosen 2025 real um 5,7 Prozent zunehmen wird. Die Lage am Arbeitsmarkt ist mit einer Erwerbslosenquote von 4 Prozent stabil und die Reallöhne dürften 2025 und 2026 jeweils zwischen 2 und 3 Prozent steigen. Die Inflation bleibt voraussichtlich im Zielkorridor der Zentralbank zwischen 2 und 4 Prozent.

Positive Aussichten für philippinische Dienstleistungsexporte

Der Außenhandel verharrte 2024 auf seinem Vorjahresniveau. Für 2025 erwartet die BDO eine Steigerung der philippinischen Warenimporte um nominal 3,2 Prozent und einen Rückgang der Warenexporte um nominal 1,6 Prozent auf US$-Basis. Die Dienstleistungsexporte, die deutlich über den Importen liegen, sollen 2025 um 7 Prozent steigen. Die Nachfrage nach Business Process Management (BPM)-Diensten aus den Philippinen wächst. Der Branchenumsatz dürfte 2025 um 5 Prozent auf 40 Milliarden US$ zulegen.

Deutsche Perspektive: Freihandelsabkommen mit EU bietet Chancen

Im Juni 2025 steht die dritte Verhandlungsrunde über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Philippinen an. Beide Seiten wollen möglichst vor dem Ende der Präsidentschaft von Ferdinand Marcos Jr. im Jahr 2028 eine Einigung erzielen. Der bilaterale Handel wuchs 2024 um 5 Prozent auf 18,1 Milliarden US$. Durch den Abbau von tarifären und nicht tarifären Handelshemmnissen könnte sich der Warenaustausch um bis zu 8 Milliarden US$ pro Jahr erhöhen, so eine Berechnung der EU-Kommission. Davon dürfte Deutschland als größter Handelspartner innerhalb der EU ebenfalls profitieren. Die deutschen Exporte in die Philippinen – vor allem Elektrotechnik, Maschinen und Anlagen, Arzneimittel sowie chemische Erzeugnisse – legten 2024 um 2 Prozent auf 2,1 Milliarden US$ zu.

Mehr Informationen erhalten Sie auf der Länderseite Philippinen. Hintergrundinformationen zu Wirtschaftsdaten bietet unsere Reihe Wirtschaftsdaten Kompakt.

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