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Wirtschaftsausblick | Zypern

EU-Fördermittel ermuntern Zypern zu Investitionen und Reformen

Investitionen in die Digitalisierung und den Energiesektor prägen die zyprische Wirtschaft und sorgen für ein moderates Wachstum. EU-Fördermittel tragen ausschlaggebend dazu bei.

Von Michaela Balis | Nikosia

Top Thema: Bau der Stromverbindung zwischen Zypern und Griechenland beginnt 2024

Der Bau des Unterseekabels EuroAsia Interconnector zwischen Israel, Zypern und Griechenland soll im Jahr 2024 beginnen und bis 2029 fertiggestellt sein. Mit der rund 1.200 Kilometer langen Stromverbindung endet die energetische Isolation des Inselstaates. Für die Stromerzeugung ist Zypern aktuell zu rund 85 Prozent von Erdölimporten abhängig. Das 2,5 Milliarden Euro teure Projekt von gemeinsamem europäischem Interesse wird mit 100 Millionen Euro aus dem EU-Aufbaufonds sowie mit 658 Millionen Euro aus der EU-Fazilität Connecting Europe kofinanziert.

Der deutsche Technologiekonzern Siemens übernimmt den Bau der Konverterstationen auf Zypern und auf Kreta. Der französische Hersteller Nexans liefert die Kabel. Für den Teil des Kabels zwischen Israel und Zypern steht noch die Entscheidung der Energieregulierungsbehörden der beiden Länder an. Durch die aktuellen Umstände in Israel ist der Zeitpunkt noch ungewiss.

Der griechische unabhängige Übertragungsnetzbetreiber Admie ist über seine Tochtergesellschaft Great Sea Interconnector der neue Träger des Projekts, das fortan auch nach der Tochtergesellschaft benannt wird. Admie ist de facto in chinesischer Hand. Die zyprische Regierung wird Anfang 2024 entscheiden, ob sie Anteile am Aktienkapital des neuen Trägers erwirbt.

Wirtschaftsentwicklung: Zyprische Wirtschaft setzt Wachstumskurs fort

Die Dynamik der zyprischen Wirtschaft soll im Jahr 2024 etwas zulegen. Ein wichtiger Faktor für die weitere wirtschaftliche Entwicklung sind geplante Investitionen. Die Inflation geht dank sinkender Energiepreise leicht zurück: Nach 4,1 Prozent im Jahr 2023 wird sie 2024 voraussichtlich auf 3 Prozent fallen.

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Investitionen in Digitalisierung und Energiewende stehen im Vordergrund

Bis 2026 werden gemäß dem aktualisierten EU-Aufbaufonds insgesamt 1,3 Milliarden Euro in Form von Krediten und Zuschüssen in private und öffentliche Vorhaben fließen. Die EU-Mittel sollen unter anderem genutzt werden für: 

  • Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung, 
  • Ausbau der erneuerbaren Energien, 
  • Energieeffizienzmaßnahmen, 
  • Förderung der Elektromobilität,
  • Modernisierung der Krankenhäuser. 

Voraussetzung für EU-Mittel sind die vereinbarten Reformen, die der Inselstaat rechtzeitig umzusetzen will. In deren Zuge sollen Justizverfahren beschleunigt und Genehmigungsverfahren vereinfacht werden.

Die Realisierung der Projekte soll weitere 1,4 Milliarden Euro an privatem Kapital und über Bankkredite mobilisieren. Zusätzlich kommen Zypern 959 Millionen Euro aus der EU-Partnerschaftsvereinbarung 2021-2027 zugute.

Deutsche Unternehmen können als Lieferanten von Technologien und Ausrüstung von der Umsetzung der Vorhaben profitieren. Informationen zu aktuellen Ausschreibungen gibt es auf dem Ausschreibungsportal des Finanzministeriums

Erdgasbohrungen werden fortgesetzt 

Das Interesse internationaler Konzerne an der Erkundung von Erdgasvorkommen im östlichen Mittelmeer ist ungebrochen. Die bisherigen Ergebnisse der Probebohrungen deuten laut zyprischem Energieministerium auf große Gasvorkommen hin. Zypern will einen Teil des Erdgases für die Stromerzeugung nutzen sowie ein Flüssiggasterminal auf der Insel bauen. Das Konsortium bestehend aus dem US-Energieriesen Chevron, der israelischen Gasgesellschaft NewMed Energy und dem britischen Mineralölunternehmen Shell will jedoch das Erdgas über eine Unterseegaspipeline nach Ägypten liefern.

Privatverbrauch schwächelt

Der Privatverbrauch soll im Jahr 2024 leicht abflachen. Die anhaltende Inflation und steigende Zinsen schwächen die Kaufkraft. Um der Teuerung der Lebensmittel entgegenzuwirken, streicht die zyprische Regierung die Mehrwertsteuer auf Fleisch und Gemüse bis Ende Mai 2024.

Deutschland ist drittwichtigster Kfz-Lieferant

Ein Fünftel der zyprischen Einfuhren entfiel in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 auf Erdölprodukte. Das Land ist zur Stromerzeugung auf Ölimporte angewiesen. Wichtigste Lieferanten von Erdölprodukten waren Israel und Griechenland. 

Aus Deutschland bezieht Zypern vorrangig Autos, Maschinen sowie medizinische und pharmazeutische Produkte. Knapp 18 Prozent der zyprischen Automobile stammten in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 aus Deutschland. Obwohl die deutschen Kfz-Lieferungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 40 Prozent zulegten, verdrängten Japan und das Vereinigte Königreich Deutschland auf den 3. Platz.

Griechenland war in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 mit einem Anteil von rund 17 Prozent wichtigster Handelspartner Zyperns, gefolgt vom Vereinigten Königreich und Italien. Deutschland fiel zurück auf den 7. Platz. Das lag am Zuwachs der Importe von Erdölprodukten aus Israel und Libyen sowie an der Lieferung von Schiffen und Maschinen aus China.

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Deutsche Perspektive: Geplante Investitionen erhöhen Geschäftschancen

Die geplanten Vorhaben im Rahmen des EU-Aufbaufonds werden unter anderem die Nachfrage nach Ausrüstung für E-Tankstellen und Breitbandinfrastruktur, medizinischen Geräten, Dämmungsmaterialien, Wasserverwaltungsanlagen und grünen Technologien ankurbeln. 

Deutsche Hersteller können über Kooperationen mit lokalen Unternehmen in den Markt einsteigen. Das ist aber nicht zwingend: "Häufig gründen sie eine eigene Niederlassung mit Verkaufsräumen, um hohe Qualitätsstandard zu sichern", sagt Stefan Nolte, Präsident der Cyprus Germany Business Association und geschäftsführender Vorstand der Shanda Consult. "Immer mehr deutsche Selbständige und Kleinunternehmen siedeln nach Zypern um. Grund dafür sind günstige Steuerregelungen, bessere Work-Life-Balance und im Vergleich zu Deutschland in einigen Fällen sogar überschaubare Bürokratie", fügt Nolte hinzu. 

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