Branchen | Australien | Marinus-Link-Projekt
Australien baut neue Stromtrasse unter Wasser
Zwischen den Bundesstaaten Tasmanien und Victoria soll eine neue Stromverbindung entstehen. Für das strategische Netzprojekt wird Spezialausrüstung benötigt.
08.10.2025
Von Daniel Lenkeit | Sydney
Das Marinus-Link-Projekt wird eine Stromverbindung sowie Glasfaserkabel für den Datentransfer zwischen Tasmanien und dem australischen Festland im Bundesstaat Victoria schaffen. Es ist ein zentrales Vorhaben zur Förderung der Energiewende in Australien. Die geplante 1.500-Megawatt-Stromverbindung wird den Austausch erneuerbarer Energien der beiden Regionen ermöglichen.
Als strategisches Netzprojekt hat das Vorhaben die nötige politische Unterstützung sowie staatliche Finanzierungshilfen. Die Durchführung liegt bei Marinus Link Pty Ltd (MLPL), einem Unternehmen im gemeinsamen Besitz der australischen Bundesregierung sowie der Bundesstaaten Tasmanien und Victoria.
Beginn der Umsetzungsphase bietet Chancen für Zulieferer
Die staatliche Clean Energy Finance Corporation (CEFC) hat im September 2025 eine Finanzierung in Höhe von 3,8 Milliarden australischen Dollar (A$; etwa 2,5 Milliarden US-Dollar) für die Umsetzung von Marinus Link zugesagt. Diese Finanzierung deckt einen wesentlichen Anteil der ersten Bauphase ab und ermöglicht MLPL die Hauptaufträge für Kabel- und Konverterlieferungen freizugeben.
Marinus Link bewegt sich nun von der Planungs- in die Beschaffungs- und Umsetzungsphase. Damit entstehen gute Chancen für deutsche Zulieferer unter anderem in den Bereichen Bau, Elektrotechnik, maritime Dienstleistungen, Kabelproduktion und Spezialausrüstung. Vor allem sollten Unternehmen mit Kompetenzen in Elektrotechnik, Mechatronik, Faser‑ und Messtechnik die Ausschreibungen im Beschaffungsportal im Auge behalten. Deutsche KMU, die Interesse an dem Projekt haben, können sich im ICN Gateway Portal registrieren und ihr Profil einpflegen.
Aufträge für deutsche Unternehmen in vielen Teilbereichen möglich
“It’s real, it’s happening”,
freut sich Stephanie McGregor, CEO von Marinus Link. Jetzt sei die Zeit für potenzielle Zulieferer aktiv zu werden und sich zu registrieren. Sie rechnet mit einem Baubeginn in der 2. Jahreshälfte 2026.
Sowohl für Tiefbau und Erdarbeiten als auch für Straßen- und Kabelgräben wird es Bedarf geben. Hier ist die Konkurrenz durch lokale Subunternehmen sicher am stärksten. Die Verlegung von Seekabeln – etwa mithilfe von Schiffen, ferngesteuerten Unterwasserfahrzeugen und Pontons – bedarf Unterstützung. Zudem dürften der Anlagenbau und die Montage von HGÜ-Konvertern (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung) gefragt sein. Auch die Hauptverträge für Kabel und Konverter schaffen indirekt Bedarf an Komponenten, Prüfgeräten und Ersatzteilen.
Zentrale Auftragnehmer sind ausgewählt
Der Großauftrag für den Bau und die Errichtung des Marinus Links wurde an TasVic Greenlink vergeben, ein Joint Venture von DT Infrastructure und Samsung C&T Corporation. Über die Kontaktaufnahme zu dem Generalunternehmer für Tiefbauarbeiten, Konverterstationen und Schnittstellen zur HGÜ-Installation eröffnen sich möglicherweise Chancen für spezialisierte Subunternehmer.
Hitachi Energy wird die HGÜ‑Konvertertechnik für die Phase 1 von Marinus Link liefern. Die italienische Firma Prysmian hat den Hauptvertrag für das HGÜ-Kabelsystem (255 Kilometer unterseeisch und 90 Kilometer unterirdisch) erhalten und bereits die offizielle Lieferfreigabe bekommen. Das Unternehmen übernimmt die Fertigung und Installation des See- und Landkabelsystems einschließlich des Zubehörs. Die Fertigungsarbeiten sollen demnächst starten.
Prysmian wird nach eigenen Angaben ein HGÜ-Kabelsystem entwerfen, testen, liefern und installieren, das aus 320-kV-Einaderkabeln mit XLPE-Isolierung und Einzeldrahtarmierung besteht und sowohl Unterwasser- als auch Landabschnitte umfasst. Die Firma wird außerdem ein vollständig integriertes, permanentes Überwachungssystem "PRY-CAM" bereitstellen.
Projekt | Unterseeische und unterirdische Strom- und Datenverbindungsleitung zwischen Nordwest-Tasmanien und Victoria |
Projektträger | Australische Bundesregierung, Regierung der Bundesstaaten Victoria und Tasmanien |
Investitionsvolumen/ Finanzierung | 3,3 Mrd. US-Dollar ($A 5,0 Mrd.)*) Etwa 80 Prozent der Projektkosten werden durch Fremdkapital der Clean Energy Finance Corporation finanziert. Übrige Projektkosten werden durch staatliche Eigenkapitalbeteiligungen finanziert. Voraussichtliche Anteile: Bundesregierung 49 Prozent, die Regierung von Victoria 33,3 Prozent und die Regierung von Tasmanien 17,7 Prozent. |
Status | Beschaffungsprozess |
Abschluss Finanzierungsrunde | September 2025 |
Bevorzugter Bieter Phase 1 | Joint Venture aus DT Infrastructure and Samsung C&T Corporation (TasVic Greenlink) |
Geplanter Baustart | Phase 1: 2026 |
Geplante Fertigstellung | Phase 1: 2030 |
Zweite Projektphase wird abhängig vom Bedarf umgesetzt
Das Projekt wird in zwei Stufen entwickelt mit je 750 Megawatt. Stufe 1 hat derzeit Priorität. Mit der CEFC-Finanzierung, staatlichen Eigentumsanteilen und der Planungsfreigabe durch den australischer Energiemarktbetreiber AEMO ist der politische Wille für das Gesamtprojekt deutlich erkennbar – allerdings bleibt der Zeitplan für Stufe 2 marktabhängig.
Über den Marinus Link sollen vor allem Wasserkraft und Windenergie aus Tasmanien sowie Solar- und Windstrom aus Victoria ausgetauscht werden. Das Ziel ist, die Netzstabilität zu erhöhen, überschüssige erneuerbare Energie effizient zu nutzen sowie die Versorgung bei wetterbedingten Schwankungen zu gewährleisten.
Durch Tasmaniens hervorragendes Wasserkraftpotenzial und sein umfangreiches Netz an Pumpspeicherkraftwerken, punktet der Bundesstaat als flexibler Energiespeicher, die ihn zur "grünen Batterie" des Landes machen können, wie der Energieversorger Hydro Tasmania wirbt. Überschüssiger Solarstrom aus Victoria soll zukünftig etwa über den Marinus Link in das tasmanische Netz eingespeist werden können und dort je nach Marktbedarf in Pumpspeichern bewahrt werden. Strompreise in beiden Bundesstaaten könnten dadurch sinken. Für die Regionen werden zudem viele Arbeitsplätze und erhebliche Wirtschaftseffekte erwartet.
Bezeichnung | Link zur Internetseite |
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Tenderportal Marinus Link | Welcome to Marinus Link Pty Ltd E-Tendering |
Industry Capability Network (ICN) Registrierung | Gateway by ICN - Marinus Link |
Projektseite TasNetworks (Stromnetzbetreiber) | North West Transmission Developments (NWTD) |
Unabhängige Regulierungsbehörde für Gas- und Strommärkte in Australien | Australian Energy Regulator (AER) |
Integrated System Plan (ISP) – Roadmap für die Energiewende in Australien | Integrated System Plan 2024 |