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Labore in Australien benötigen moderne Ausrüstung

Der Markt für Analyse-, Bio- und Labortechnik bietet gute Perspektiven – durch Australiens Rohstoffreichtum auch im Bergbau. Es fließen hohe Summen in die Forschungsinfrastruktur.

Von Heiko Stumpf | Sydney

Die Nachfrage nach Laborausstattung in Australien steigt konstant. Zahlen des Marktforschungsinstitutes Ibis World beziffern das lokale Marktvolumen im Finanzjahr 2022/2023 (1. Juli bis 30. Juni) auf umgerechnet 6,5 Milliarden US-Dollar (US$; 1 australischer Dollar ($A) = 0,69 US$). Auf Basis der Landeswährung wird bis 2026/2027 ein durchschnittliches Wachstum von 4,0 Prozent pro Jahr erwartet.

"Australien zeichnet sich durch hohe Qualitätsansprüche aus und ist unser wichtigster Zielmarkt in Südostasien", sagt Maximilian Englisch, Vice President Sales beim deutschen Laborausrüster Waldner. In Down Under ist Waldner über den kürzlich zugekauften Anbieter LabSystems aktiv.

Importe dominieren den Markt

Die in Australien verwendete Labortechnik wird zu über 80 Prozent importiert. Zu den wichtigsten Lieferländern zählen neben den USA auch China, Deutschland und die Schweiz.

Einfuhr von ausgewählter Labortechnik nach Australien (in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent)

Waren (SITC-Kennung)

2021

2022

Veränderung 2022/2021

2022 aus Deutschland

Gesamt

2.983.2

4.410,7

47,9

299,9

Diagnostik- oder Laborreagenzien (598.69)

863,7

2.313,9

167,9

93,8

Instrumente, Apparate und Geräte für physikalische oder chemische Untersuchungen (874.4)

738,1

704,8

-4,5

83,6

Navigations-, wissenschaftliche Instrumente aller Art (874.1)

690,9

626,2

-9,4

30,3

Regeltechnik (874.6)

344,2

357,6

3,9

33,4

Gas-, Flüssigkeits-, Elektrizitätszähler (873.1)

111,1

166,9

50,3

3,4

Optische Mikroskope (871.4)

38,1

41,5

8,8

17,3

Zentrifugen (743.59)

38,8

38,6

-0,6

12,8

Vakuumpumpen (743.11)

29,9

30,9

3,2

6,4

Instrumente, Apparate und Geräte zum Messen oder zum Nachweis von ionisierenden Strahlen (874.71)

21,0

27,5

31,2

5,2

Quelle: UN Comtrade 2023

Biotechnologie ist ein Wachstumstreiber

Nachfrageimpulse setzt insbesondere der dynamische Biotechnologiesektor. "Die erstklassige Forschungslandschaft und lebendige Start-up Szene bringen viele Neugründungen hervor", so Englisch. "Für die australische Branchengröße CSL statten wir beispielsweise die Labore der neuen Firmenzentrale in Melbourne aus, welche auch einen Biotech-Inkubator beherbergen wird."

Nach Angaben des Branchenverbandes AusBiotech gab es 2022 rund 850 Biotech-Unternehmen in Australien. Gegenüber 2019 bedeutet dies ein Plus von 35 Prozent. Die Regierung will mit ihrer nationalen Biotechnologiestrategie dazu beitragen, dass der Sektor in den kommenden 10 Jahren auf über 1.400 Unternehmen wächst. Dabei liegt der Fokus auf humanmedizinischen Anwendungen.

Große Investitionen fließen beispielsweise in die Erforschung und Herstellung von Impfstoffen. Bis 2024 errichtet Moderna in Melbourne eine Produktionsstätte, welche pro Jahr rund 100 Millionen Dosen an Boten-Ribonukleinsäure (mRNA)-Impfstoffen produzieren kann. Im Oktober 2022 gab auch das deutsche Unternehmen BioNTech den Aufbau eines mRNA-Forschungs- und Innovationszentrums für innovative Medikamente in Melbourne bekannt.

Gute Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung

Im Lebenswissenschaftssektor zeichnet sich Australien insbesondere als guter Standort für klinische Studien aus. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet die australische Regierung mit dem Steuerprogramm "R&D Tax Incentive". Die Kosten für Forschungsprojekte und klinische Studien können zu 38,5 Prozent steuerlich erstattet werden. Für Unternehmen mit einem Jahresumsatz von bis 20 Millionen $A (14 Millionen US$) liegt die Förderung bei 43,5 Prozent.

Unternehmen in der Frühphase, die noch keinen zu versteuernden Gewinn aufweisen, bekommen die Förderung direkt ausbezahlt. Dies lockt auch internationale Unternehmen nach Australien. Im Jahr 2022 starteten über 1.800 klinische Studien.

Die Regierung stellt zudem reichlich Forschungsgelder zur Verfügung. Über den Medical Research Future Fund stehen im Zeitraum 2022/2023 bis 2031/2032 umgerechnet 4,4 Milliarden US$ für Forschungsprojekte zur Verfügung.

Über die Förderprogramme des National Health and Medical Research Council wurden 2021/2022 rund 600 Millionen US$ vergeben. Hinzu kommen weitere Initiativen, beispielsweise durch den Biomedical Translation Fund oder den Australian Research Council.

Forschungsinfrastruktur wird ausgebaut

"Für einen steigenden Bedarf sorgen auch die Investitionen in den Neubau von großen Forschungslaboren, insbesondere im Umfeld der finanziell gut ausgestatteten Universitäten", erklärt Englisch. Ein Aushängeschild des Bundesstaates Victoria ist der Biomedical Precinct in Melbourne. Das aus zahlreichen Institutionen bestehende Universitätsgelände wird in den kommenden Jahren durch das Aikenhead Centre for Medical Discovery (Gesamtkosten des Projekts: 143 Millionen US$) sowie das Cumming Global Centre for Pandemic Therapeutics (174 Millionen US$) ergänzt.

Auch New South Wales investiert in den Bau neuer Laborgebäude. Dazu zählt der geplante Sydney Biomedical Accelerator (332 Millionen US$), die Advanced Manufacturing Research Facility in Western Sydney (182 Millionen US$) sowie der UNSW Health Translation Hub im Randwick Health & Innovation Precinct (417 Millionen US$). Ein weiteres Beispiel ist der Translational Science Hub in Brisbane (195 Millionen US$).

Nachfrage nach pathologischen Untersuchungen steigt

Eine hohe Auslastung verzeichnen die im Gesundheitssektor tätigen privaten Labore. Im Rahmen des staatlichen Gesundheitssystems Medicare wurden außerhalb von Krankenhäusern 2020/2021 insgesamt 151 Millionen pathologische Laboruntersuchungen durchgeführt. Gegenüber 2015/2016 ist dies ein Zuwachs von über 26 Prozent. Das hohe Bevölkerungswachstum aufgrund von Zuwanderung sowie ein steigender Seniorenanteil erhöhen den Behandlungsbedarf.

Private Labore, welche Dienstleistungen im Rahmen von Medicare erbringen, benötigen eine Akkreditierung durch die National Association of Testing Authorities (NATA). In anderen Bereichen wie Veterinärmedizin ist eine Akkreditierung freiwillig. Insgesamt waren 2020/2021 fast 3.500 Labore über NATA akkreditiert. Dies sind fast 2 Prozent mehr als im Vorjahr.

Explorationsausgaben im Bergbau auf Rekordniveau

Eine wichtige Rolle in Australien spielen Labore für die Bergbauindustrie. Der rohstoffreiche fünfte Kontinent steht vor einem Abbauboom für kritische Mineralien wie Lithium, Kupfer, Nickel, Kobalt, Grafit und seltene Erden. Hinzu kommt ein großes Interesse an den Goldvorkommen.

Mit umgerechnet 2,7 Milliarden US$ erreichten die Explorationsausgaben 2021/2022 einen historischen Höchststand. Im Finanzjahr 2022/2023 soll es nach Umfragen des nationalen Statistikamtes einen weiteren Anstieg um 5,5 Prozent geben.

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Laboruntersuchungen von Erzproben sind ebenso nachgefragt wie die Verfahrensentwicklung in Bereichen wie Hydrometallurgie. Landesweit befinden sich 81 Projekte für kritische Mineralien mit einem Investitionsvolumen von über 21 Milliarden US$ in der Planung.

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