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Marktchancen
Der PV-Anlagemarkt für gewerbliche Abnehmer gewinnt zunehmend an Dynamik. Auch beim Stromexport sind die Aussichten gut. Geplant ist ein Solarprojekt von bis zu 4.000 MW.
01.09.2021
Von Fausi Najjar | Johannesburg
Hervorragende Solarwerte
Mit rund 300 Sonnentagen und jährlich mehr als 3.000 Sonnenstunden erreicht die jährliche Solareinstrahlung in Namibia Werte, durch die PV-Anlagen im Jahresdurchschnitt die doppelte Strommenge produzieren können wie vergleichbare Anlagen in Deutschland. Mehr als 50 Prozent der Landesfläche Namibias weist einen Solarstrahlungswert von 1900 kWh/m² bis 2000 kWh/m² auf. Bei mehr als 20 Prozent des Landes liegt der Wert bei über 2000 kWh/m². Teils gehen die Solarstrahlungswerte bis zu 2.400 kWh/m².
Der ECB hat in den letzten Jahren die Strompreise stetig angehoben, um den Versorgungsunternehmen Kostendeckung und über die Gewinnmargen Investitionen zu ermöglichen. Ganz kostendeckend arbeiten allerdings NamPower und die weiteren Netzbetreiber nicht.
Für Endverbraucher liegt laut ECD-Jahresbericht 2020 der durchschnittliche Strompreis 2,42 Namibischen Dollar pro Kilowattstunde (NAD/kWh) zu rechnen. Das entspricht im Jahr 2020 12,9 Eurocent.
Schwankungen von mehr als 20 NAD-Cent sind durchaus möglich, weil der Endabnahmepreis von unterschiedlich ausfallenden Aufschlägen und unterschiedlichen Tarifstrukturen der diversen regionalen und städtischen Netzbetreibern bestimmt ist. Innerhalb der verschiedenen Tarife variiert zudem der Strompreis nach saisonalen und tagezeitlichen Gesichtspunkten einschließlich solcher der Zahlungsart.
Die Amortisierungsdauer für netzgebundene PV-Anlagen für den Eigenbedarf mit Net-Metering beträgt 2,5 bis 5 Jahre. Schätzungen zufolge liegen die Feed-In-Tarife bei durchschnittlich 1,20 NAD pro kWh. Die Gestehungskosten für PV-Solaranlagen liegen deutlich unter dem durchschnittlichen Netzstrompreis.
Gewerblicher Sektor deckt sich mit Solarstrom ein
Laut Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) könne man in Namibia bei einer konservativen Schätzung auf Basis der industriellen Verbraucher von mindestens 5.000 potentiellen Kunden bzw. Anlagen ausgehen. Gewerbliche Verbraucher fragen eher Anlagen zwischen 0,5 und 1 MW nach. Bei landwirtschaftlichen Betrieben und Tourismus-Einrichtungen liegen die Anlagegrößen zwischen 20 kW und 250 kW.
Shopping-Malls, Fabriken und landwirtschaftliche Betriebe sind dabei, Flächen und Dachanlagen zu errichten. Der Tourismus hat in Solaranlagen investiert. Bei wieder stärkerem Wachstum der Branche dürften hier die Investitionen anziehen. In der Landwirtschaft werden Pumpleistungen von Windkraft auf Solar-Pumpen umgestellt. Dank gestiegener Rohstoffpreise bietet der Bergbau ein großes Marktpotenzial.
Private Stromerzeuger bauen PV-Flächenanlagen
Im Mai 2019 hat der namibische Glasproduzent Groot Glass und das deutsche Consulting-Unternehmen Suntrace mit der Entwicklung einer 80 MW PV-Anlage für Tses in der Süd-Region Karas beauftragt. Am 15. April 2020 hat der energieintensive Betrieb das Projekt ausgeschrieben. Mit der Vergabe ist in der zweiten Jahreshälfte 2021 zu rechnen.
Mit dem Ziel Kunden im In- und Ausland zu bedienen, haben die südafrikanischen Unternehmen Natura Energy und Globeleq im Juli 2021 ein Abkommen für den Bau einer 81 MW PV-Anlage (Terra Sun Energy) bei Arandis beschlossen. Anfang April 2021 hat das kanadische Bergbauunternehmen Trevali Mining den Bau einer Fotovoltaik-Anlage zur Versorgung der Rosh Pinah Blei/Zink-Mine im Süden Namibias angekündigt. Finanzierung, Bau und Betrieb soll dabei dem südafrikanischen Unternehmen Emsco im Rahmen eines 15 Jahre gültigen Stromabnahmevertrages (power purchase agreement, PPA) obliegen. Die Stadt Windhuk will zur Eigenversorgung eine 25 MW PV-Anlage bauen lassen. Dazu hat sie eine Angebotsanfrage gestartet.
Wasserkraft | Windenergie | Fotovoltaik, netzgebunden | Fotovoltaik, off-grid | Anteil der EE an der Stromerzeugung in % | Gesamt | |
2018 | 347 | 5 | 93 | 21,9 | 70,8 | 445 |
2019 | 347 | 5 | 145 | 23,9 | 73,1 | 497 |
2020 | 351 | 5 | 145 | 23,9 | 73,2 | 501 |
Hohes Potenzial für Stromexporte
Vor dem Hintergrund der anhaltenden Energiekrise hat Südafrika seine Position als zuverlässigen Stromlieferanten in den letzten Jahren deutlich eingebüßt. Dies ist bei Politik und Wirtschaft Ansporn genug, um eigene Kapazitäten zur Sicherung der Stromversorgung aufzubauen. Zudem ergeben sich aus der Teilnahme Namibias am Netzverbund Southern African Power Pool (SAPP) Exportmöglichkeiten für den Solarstrom. Der regionale Strommarkt umfasst von der Republik Kongo südwärts alle Länder auf dem afrikanischen Festland. Vor allem der Stromexport nach Südafrika bietet Chancen. Die seit August 2021 in Südafrika geltende Freigabe für die eigenständige Stromproduktion von Nennkapazitäten von bis zu 100 MWschränkt die Exportaussichten wiederum ein.
Die Regierungen von Namibia und Botsuana haben im April 2021 eine Absichtserklärung für die Umsetzung eines Mega-Solarprojekts unterzeichnet. Finanziell unterstützen das Vorhaben: die zur Weltbank-Gruppe gehörende International Finance Corporation (IFC), die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD), die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) sowie die US-Regierung im Rahmen ihrer Afrika Power Initiative. Für das Großprojekt ist eine mehrstufige Umsetzung in der Diskussion. Vorgesehen sind bislang bis zu 5.000 MW und ein Mix aus Fotovoltaik und Solarthermie .
PV-Projekte für den staatlichen Stromerzeuger größtenteils angelaufen
In der Planung von NamPower sind für den Zeitraum 2019 bis 2023 sechs neue Projekte zur Stromerzeugung angeführt. Als Energieträger nennt der Versorger Wind (90 MW), Sonne (40 MW), Biomasse (40 MW), Diesel und Erdgas (50 MW). Bis auf eine 20 MW-Anlage bei Gobabis (200 km östlich von Windhuk) sind die Ausschreibungen für PV schon vergeben. Nicht im Plan erwähnt ist der Bau des schon seit geraumer Zeit geplanten solarthermischen Kraftwerks Arandis Concentrated Solar Power Plant. Die Realisierungschancen des in der Nähe von Swakopmund geplanten Kraftwerks gelten als durchwachsen. NamPower schreibt außerdem gegenwärtig einen Solarspeicher (Omburu Battery Energy Storage System) von 75 MWh aus. Die Ausschreibung dürfte im August oder September 2021 erfolgen.
Projektbezeichnung (Technologie), Standort | Investition (in Mio. US$) | Leistung (MW) | Unternehmen | Status |
Groot Solar Power Plant, Fotovoltaik, Karas | 284 | 80 | Groot Glass Ltd, Suntrace GmbH | Auswertung der Ausschreibung |
NamPower - Arandis Concentrated Solar Power Plant Fotovoltaik, Swakopmund, Erongo | 200 | 120 | NamPower | Studienphase |
Arandis Solar Power Plant, Fotovoltaik, Arandis | 67 | 81 | Natura Energy, Globeleq | Entwurf |
ALTEN Solar Power Plant, Fotovoltaik, Mariental | 60 | 45.45 | ALTEN Hardap, NamPower und Talyeni Investments | Im Bau |
NamPower Khan Solar Power Plant Fotovoltaik, Omaruru, Erongo | 25 | 20 | NamPower, Access Aussenkehr Namibia IPP Consortium | Im Bau |
Windhoek City Council - Windhoek Solar IPP Fotovoltaik, Khomas | 29 | 25 | City Council Windhoek | Ausschreibung (IPP) |
NamPower Solar Power Plant Fotovoltaik, Gobabis | 28 | 20 | NamPower | Entwurf |
NamPower Omburu Solar Power Plant Fotovoltaik, Erongo | 20 | 20 | NamPower, Hopsol Africa Pty und Tulive. | Im Bau |