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Branche kompakt | Brasilien | Chemische Industrie

Rahmenbedingungen

Anpassungen an OECD-Standards und die Steuerreform verbessern das Geschäftsumfeld. Kurzfristig wird es jedoch noch komplexer.

Von Gloria Rose | São Paulo

"Brasilien ist nichts für Anfänger", heißt es beim Briefing fast aller Delegationsreisen. Die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas schottete ihren Markt lange ab. Das komplexe Steuersystem deutschen Unternehmensvertretern verständlich zu machen, ist immer wieder eine große Herausforderung. 

Seit 2016 harmonisiert Brasilien Verfahren mit dem Ziel, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) beizutreten. Beispielsweise sind ab 2024 neue Verrechnungspreisvorschriften anzuwenden, die die OECD-Leitlinien umsetzen. Mittelfristig vereinfacht die Übernahme globaler Standards den internationalen Handel. Mit dem Regierungswechsel 2023 kam der OECD-Beitrittsprozess allerdings ins Stocken.

Im Jahr 2023 beschloss Brasilien eine Steuerreform, die den Industriesektor begünstigt und die Bürokratie reduziert. In der zehnjährigen Übergangszeit erhöht sich jedoch die Komplexität. 

Brasilien verwendet die Nomenklatur (Nomenclatura Comum do Mercosul, NCM) und den gemeinsamen Zolltarif (Tarifa Externa Comum, TEC) des Mercosur. Bei einigen Chemikalien weicht das Land aber von den Zollsätzen der Staatengemeinschaft ab. Nach dem Regierungswechsel 2023 machte die neue Regierung unter Präsident Lula da Silva deutliche Zollsenkungen auf thermoplastische Kunststoffe rückgängig.

Tipps für den Markteinstieg

  • Lassen Sie sich vor Vertragsabschlüssen professionell beraten. Einige Kanzleien bieten einen German Desk an.
  • Suchen Sie Vertriebspartner aus der Branche bevorzugt im Industriebundesstaat São Paulo.
  • Oft lohnt es sich, Zoll und Logistik einem Trader zu überlassen, da dieser Steuervorteile nutzen kann.
  • Die Auslandshandelskammern können beim Aufbau von Geschäftskontakten unterstützen.

Bei vielen Chemieerzeugnissen reicht eine einfache Einfuhrerklärung (Declaração de Importação) nicht aus und es muss eine Importgenehmigung (Licença de Importação) eingeholt werden. So sind Medikamente oder Wirkstoffe vorab bei der Gesundheitsaufsicht Anvisa zu registrieren. Die Registrierung und Einfuhrerlaubnis für Agrarchemikalien ist beim Landwirtschaftsministerium Ministério da Agricultura e Pecuária (MAPA) zu beantragen.

Manche Warengruppen bedürfen auch einer Importgenehmigung der Außenhandelsbehörde SUEXT (vormals: Decex), der Umweltschutzbehörde Ibama, der Bundespolizei PF, der Militärbehörde DFPC, des Wissenschaftsministeriums MCTI oder der Erdölagentur ANP.

Das Außenhandelsportal SISCOMEX bietet eine Übersicht über die Einfuhrregelungen im Allgemeinen sowie Zugang zu dem Simulador de Tratamento Administrativo, über den man das Zollverfahren für die Einfuhr oder Ausfuhr je nach Warengruppe und Partnerland konkret abrufen kann.

Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

Nationale Stellen für Zölle/Einfuhrverfahren und Zertifizierungen
BezeichnungAnmerkungen
Ministério da Agricultura e Pecuária (MAPA)Landwirtschaftsministerium
Subsecretaria de Operações de Comércio Exterior (SUEXT)Außenhandelsbehörde
Instituto Brasileiro do Meio Ambiente e dos Recursos Naturais Renováveis (Ibama)Umweltschutzbehörde
Polícia Federal (PF)Bundespolizei
Diretoria de Fiscalização de Produtos Controlados (DFPC)Inspektionsstelle für kontrollierte Produkte
Ministério da Ciência, Tecnologia e Inovações (MCTI)Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Innovationen

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