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Branche kompakt | Italien | Chemische Industrie

Branchenstruktur

Italien ist der drittgrößte Erzeuger chemischer Produkte in der EU. Der durchschnittliche Umsatz eines Branchenbeschäftigten war 2022 in etwa so hoch wie in Deutschland.

Von Torsten Pauly | Mailand

Der Verband Federchimica erwartet, dass die Branchenproduktion 2024 um 0,5 Prozent steigt. Die Chemieindustrie hat 2022 etwa 4,4 Prozent der Bruttowertschöpfung im italienischen verarbeitenden Gewerbe erbracht. Darüber hinaus entfielen 3,6 Prozent auf die Pharmaindustrie und 2,2 Prozent auf die Petrochemie. Damit ist die Chemiebranche im weiteren Sinne der viertgrößte italienische Industriezweig nach dem Maschinenbau, der Nahrungsmittel- und Getränkeverarbeitung und der Modeindustrie. In der EU ist Italien der nach Deutschland und Frankreich drittgrößte Erzeuger chemischer Produkte.

Lombardei ist sechstgrößte europäische Chemieregion

In räumlicher Hinsicht konzentriert sich die Chemieindustrie in Norditalien. Die mit Abstand bedeutendste Region ist die Lombardei, wo sich 2022 etwa 40,7 Prozent aller Branchenarbeitsplätze befanden. Im europäischen Vergleich liegt die Lombardei damit an sechster Stelle, nach der Île-de France, Nordrhein-Westfahlen, Bayern, Rheinland-Pfalz und Hessen. Die zweitwichtigste italienische Chemieregion ist die Emilia-Romagna, wo 13 Prozent aller Beschäftigten tätig sind.

Ein Vorteil der italienischen Branche sind die moderaten Lohnkosten. Diese lagen 2022 laut den Verbänden Federchimica und BAVC im Schnitt 42 Prozent unter denen in Deutschland. Ein Standortnachteil sind dagegen die teuren Energiekosten.

Hohe Forschungsintensität

Die italienische Chemiebranche hat 2021 etwa 677 Millionen Euro für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Eine eigene Abteilung dafür unterhalten 1.231 italienische Chemieunternehmen. Europaweit gibt es nur in Deutschland mehr derartige Firmen (1.408 Betriebe). Etwa 8 Prozent aller italienischen Chemiebeschäftigten befassen sich mit Forschung und Entwicklung (Deutschland: 7 Prozent).

Große Bedeutung hat die Biotechnologie. Im Jahr 2022 gab es in Italien 823 Biotech-Unternehmen. Diese haben 13,6 Milliarden Euro umgesetzt. Schwerpunkte sind dabei Produktentwicklungen für Industrie- und Agrarchemikalien sowie Arzneien. Auch der Pharmasektor ist sehr forschungsintensiv. Die entsprechenden Ausgaben waren laut dem Verband Farmindustria 2022 mit 1,9 Milliarden Euro fast dreimal so hoch wie in der Chemiebranche.

Die italienische Pharmaproduktion hat 2022 laut Farmindustria 49 Milliarden Euro erreicht. Im Jahr 2023 ist das Produktionsvolumen laut ersten Schätzungen um real 7,3 Prozent gestiegen. Bedeutend ist die Auftragsfertigung für andere Pharmahersteller. Der Umsatz hiermit war 2021 mit 3,1 Milliarden Euro höher als in jedem anderen EU-Land.

Die italienische Kosmetikindustrie ist forschungsintensiv und exportorientiert und hat 2022 etwa 13,3 Milliarden Euro umgesetzt. Eine Spezialisierung ist Make-Up. Italien hat den EU-Markt hierfür 2022 zu 67 Prozent beliefert.

 

Produktion ausgewählter chemischer Erzeugnisse in Italien
In Millionen Euro; Veränderung und Marktanteil in Prozent

Sparte

2022

Veränderung 2022/2021

Marktanteil 2022

Kunststoffe in Primärformen

10.786

8,3

30,0

Farben, Lacke, Druckfarben 

6.605

19,0

18,4

Parfüms, Kosmetik und Seifen

5.325

10,8

14,8

Industriegase

4.613

399,4

12,8

Waschmittel, Reinigungs- und Poliermittel

3.230

15,8

9,0

Andere anorganische Basischemikalien

1.916

36,6

5,3

Düngemittel und Stickstoffverbindungen

1.386

20,7

3,9

Farbstoffe und Pigmente

1.273

22,4

3,5

Synthetische und künstliche Fasern

448

-35,4

1,2

Pflanzenschutzmittel und andere chemische Produkte für die Landwirtschaft

388

-38,1

1,1

Insgesamt

35.970

24,3

100,0

Quelle: ISTAT 2024

Starke internationale Vernetzung

Ausländische Investoren haben 2022 laut Verband Federchimica 38 Prozent der italienischen chemischen Erzeugung erbracht. Weitere 27 Prozent entfielen auf italienische Chemieunternehmen, die international aufgestellt sind. Die restlichen 35 Prozent haben italienische Firmen produziert, die ausschließlich im Inland tätig sind. Auch viele deutsche Chemiekonzerne produzieren in Italien, meist an mehreren Standorten. Zu diesen zählen unter anderem BASF, Bayer, Covestro, Evonik, Henkel, Lanxess und Linde Gas Italia.

 

Wichtige Branchenunternehmen in Italien
Umsatz in Millionen Euro

Unternehmen

Sparte

Umsatz Global 2022

Umsatz Italien 2022

Versalis S.p.A.Grundchemie und Zwischenprodukte, Kunststoffe, Kautschuke

6.213

4.512

Gruppo Mapei

Bauchemische Produkte 

3.979

1.281

Radici GroupPolyamid, Kunstfasern und Kunststoffe

1.542

884

Gruppo BraccoPharmazie, Diagnostik

1.460   

 836

COIM GroupPolyol, Polyurethane, Polyester und Spezialstoffe für Coating

1.410

645

Gruppo SOLTechnische, industrielle, reine und spezielle Gase und Arzneimittel

1.379    

601

DiaSorinMolekulare Diagnostik

1.361    

289

Gruppo SIADIndustrielle Gase, technologische Verfahren, Gesundheitswesen      

1.048  

731

Italmatch chemicalsAdditive für die Wasseraufbereitung, Schmierstoffe, Öl und Gas, Kunststoffe, Flammschutzmittel

862    

275

Esseco GroupAllgemeine chemische Produkte, Schwefelderivate

859    

572

Quelle: Branchenverband Federchimica 2024

In Italien gab es 2022 insgesamt 3.899 Chemieunternehmen. Diese haben 115.000 Mitarbeiter beschäftigt. Der Umsatz pro Arbeitnehmer war 2022 in Italien mit 615.000 Euro um 0,7 Prozent höher als in Deutschland (611.000 Euro). Der Verband Federchmica schätzt, dass in Italien weitere 211.000 Stellen in der direkten Weiterverarbeitung chemischer Erzeugnisse bestehen.

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