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Branchen | Brasilien | Bauwirtschaft

Zulieferprodukte: Bauchemikalien und -isolationsmaterialien

Positive Aussichten animieren Bauchemiehersteller zu Investitionen. Brasiliens Markt für Dämmstoffe wächst mit dem Aufkommen des Skelettbaus.

Von Gloria Rose | São Paulo

Steigender Absatz von Bauchemie

Nach dem Renovierungsboom in der Pandemie und einem außergewöhnlich guten Jahr 2021 brach der Absatz von Bautenanstrichmitteln im vergangenen Jahr um 5,2 Prozent ein. Für das Jahr 2023 erwartet der Verband der Farbhersteller Abrafati nur eine Teilerholung und ein Wachstum um maximal 2,5 Prozent. Der Verkauf von Immobilienfarben, der mehr als 80 Prozent des Segments ausmacht, lag 2022 bei 1,4 Millionen Liter. Der Großteil der Anstrichmittel dient der Renovierung. Neubauten machen nur ein Viertel des Marktvolumens aus. 

Auch andere Segmente wie Mörtel, Zusatzstoffe sowie Kleb- und Dichtstoffe registrierten in der Pandemie einen deutlichen Zuwachs und erlebten einen Rückgang im Jahr 2022, der nun durch die Inflation und die hohen Zinsen verstärkt wird. Brasiliens Bauchemiehersteller erweitern ihr Angebot an Produkten mit einem immer höheren Mehrwert, insbesondere im Bereich Mörtel, Betonfertigteile und Gips. Aspekte der Nachhaltigkeit und Gesundheitsverträglichkeit treffen auf zunehmende Aufmerksamkeit der Verbraucher.

Multinationale und lokale Hersteller investieren

Ausländische Unternehmen nutzten die drastische Abwertung der brasilianischen Währung, um sich in Brasilien zu verstärken - darunter Saint-Gobain, der deutsche Hersteller MC Bauchemie, der niederländische Spezialchemiekonzern Nouryon (vormals Akzo Nobel Specialty Chemicals), das Schweizer Chemieunternehmen Sika, Bostik der französischen Gruppe Arkema sowie der italienische Mörtelproduzent Fassa Bortolo.

Saint-Gobain bedient den Markt über die Marken Brasilit, Quartzolit, Brasprefer, Sekurit und Placo sowie die Handelsketten Telhanorte und Tumelero, die zum Verkauf stehen. Für 2023 erwartet die französische Gruppe ein Umsatzwachstum um 10 Prozent. Im April 2023 nahm Brasilit die Produktion von Wellplatten aus Faserzement in Abadiânia (Goiás) auf. Die neue Fabrik ist vollständig vernetzt und nutzt Industrie-4.0-Technologien. Zudem erweiterte Saint-Gobain die Produktionskapazitäten der Brasilit-Fabrik in Recife sowie verschiedener Anlagen der Schleifmittelspalte Saint-Gobain Abrasivos und übernahm den brasilianischen Dichtstoff-Hersteller Brasprefer sowie den Betonzusatz-Fabrikanten Matchem.

Aber auch die brasilianischen Unternehmen investieren. Brasiliens Stahlkonzern Gerdau ist in den Markt für Bauzusätze eingestiegen. Die im April 2021 gegründete Tochter Gerdau Graphene errichtete eine Produktionsanlage in Ouro Branco im Staat Minas Gerais. In diesem Jahr kommt bereits die zweite Bautenanstrichfarbe auf Graphen-Basis auf den Markt. 

Vedacit treibt Innovationen über Start-ups voran und rief mit Vedacit Labs 2018 das landesweit erste Programm für Open Innovation im Bausektor ins Leben, welches 2023 schon zum siebten Mal stattfinden wird. Brasiliens Marktführer für Isolieranstrich baut zudem den Standort in Itatiba (São Paulo) aus. Vedacit-Konkurrent Dryko, der auch zu den führenden Herstellern von Kleb- und Dichtstoffen in Brasilien gehört, verzeichnet ebenfalls zweistellige Wachstumsraten, erweitert sein Portfolio zur Bauwerksabdichtung, vergrößert die Produktionskapazitäten und investiert in Logistik. 

Wachstumsimpulse bei Bauisolationsmaterialien durch den Skelettbau 

Das Aufkommen von Steel Frame- und Wood Frame-Bauweisen treibt den Absatz von Isolationsmaterialien voran. Mit der Norm NBR 16.970 legte Brasiliens Normierungsbehörde ABNT im Mai 2022 erstmals einen Rechtsrahmen für den Leichtstahlbau fest. Brasiliens Branchenverbände Centro Brasileiro da Construção em Aço (CBCA) und Associação Brasileira da Construção Metálica (ABCEM) registrierten zuletzt jährliche Wachstumsraten um 25 Prozent. 

Die Aktualisierung der Norm ABNT NBR 15.575 erweiterte bereits ab 2013 die Anforderungen an die Schallisolierung von Wohneinheiten. Seit März 2019 gelten neue Brandschutzauflagen für Bauisolationsmaterialien. Die Verwendung von mineralischen Faserdämmstoffen wie Glaswolle und Steinwolle sowie Isopor und Bauschaum dürfte sowohl im Neubau als auch bei Renovierungen zunehmen.

Wenige Hersteller teilen sich den Markt

Saint-Gobain baute seine Position als Marktführer für Dämmmaterialien aus. Der französische Konzern erwarb im Februar 2023 den argentinischen Mineralwolle-Fabrikanten Térmica San Luis. Mit der Marke ISOVER ist Saint-Gobain Brasiliens wichtigster Anbieter von Glaswolle.

Auch Soprema investiert. Der Komplettanbieter von Dämmsystemen ist bereits seit 2012 in Brasilien vertreten. In der Pandemie übernahm die französische Gruppe zunächst Denver Impermeabilizantes und im Jahr 2022 Rockfibras. Weitere große Anbieter von Lösungen zur Bauisolierung sind Acital und Trisoft. Auf die akustische Isolierung konzentrieren sich Ambi und Vibrasom.

Aufgrund der natürlichen Vorkommen von Gips konzentriert sich die Produktion von Gipskarton auf den Nordosten Brasiliens. Der deutsche Drywall-Produzent Knauf setzt in Brasilien auf kostenfreie Schulungen und auf ein innovatives Portfolio, um den Absatz zu stimulieren. Zu den wenigen Drywall-Herstellern mit einer Produktion vor Ort zählen zudem Gypsum der belgischen Gruppe Etex, Placo der Saint-Gobain-Gruppe und der brasilianische Hersteller Trevo.

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