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Branche kompakt | Chile | Medizintechnik

Branchenstruktur

Chile importiert fast seinen gesamten Bedarf an Medizintechnikprodukten. Gesetzesänderungen zwingen Firmen zu mehr Compliance und Recycling. 

Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile

Chile verfügt selbst nur über eine rudimentäre Produktion von Medizinprodukten (unter 3 Prozent des Marktvolumens laut Asociación de Dispositivos Médicos de Chile, ADIMECH). Entsprechend bilden die Importe im Großen und Ganzen den Markt komplett ab. Deutschland steht an Rang 3 der Lieferanten und ist besonders bei ophthalmologischen Instrumenten, Medizinmöbeln und Röntgenapparaten gefragt.

Importe ausgewählter Medizinprodukte 2023 nach Chile und Anteil aus DeutschlandIn Millionen US-Dollar, Anteil in Prozent
SITC 

Import

Anteil Import aus Deutschland

774.1Elektrodiagnoseapparate und -geräte

70,9

10,8

774.2Röntgenapparate etc.

91,5

15,6

741.83 Sterilisierapparate

4,9

10,2

872.1Zahnmedizinische Instrumente; a.n.g.

25,0

13,8

872.21Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc.

166,2

8,1

872.25Ophthalmologische Instrumente

32,0

16,4

872.29Andere Instrumente, Apparate und Geräte

273,5

15,0

872.3Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc.

73,2

5,9

872.4Medizinmöbel etc.

25,6

16,1

899.6Orthopädietechnik, Prothesen etc.

224,9

7,5

Quelle: UN Comtrade 2024

Marktführer im chilenischen Markt ist Siemens Healthineers. Der deutsche Konzern ist in verschiedenen Segmenten, vor allem in der Analyse und Bildtechnologie, aktiv und steht dabei im Wettbewerb vor allem mit GE HealthCare Technologies und Philips Healthcare im Bereich Bildtechnik sowie Roche und Abbott im Analysesegment. Noch nicht in Chile präsent ist der Medizintechnikanbieter Mindray aus dem chinesischen Shenzhen. Dieser dürfte aber über kurz oder lang Fuß fassen, heißt es. Generell ist eine größere Zahl chinesischer Konkurrenten zu beobachten.

Wichtigste Player in ChileMarktanteile in Prozent

Unternehmen

Herkunftsland

Marktanteil

Siemens HealthineersDeutschland

       8

MedronicIrland

       6

Abbott LaboratoriesUSA

       4

Johnson & JohnsonUSA

       4

DanaherUSA

       4

Zimmer BiometUSA

       3

Bio MerieuxFrankreich

       2

Roche DiagnosticsSchweiz

2

Philips HealthcareNiederlande

       2

AndereWelt

     65

Quelle: Statista Markets

Fehlende Regulierungen bedingen sehr fragmentierte Angebotsstruktur

Insgesamt ist die Struktur der Anbieter jedoch stark fragmentiert. Die neun wichtigsten Firmen vereinigen gerade einmal 35 Prozent des Marktes auf sich. Von den insgesamt schätzungsweise 80.000 Anbietern sind nicht wenige nur kurz am Markt oder haben neben Medizintechnik weitere Artikel im Portfolio. Hauptgrund ist die fehlende Regulierung.

Grundsätzlich kann in Chile jeder Medizinprodukte verkaufen. Es gibt kein Medizinproduktegesetz oder eine spezifische Regelung für deren Import und Vermarktung. Es gibt keine Garantien oder Mechanismen zur Kontrolle, ob die Ware für den Patienten oder die Patientin sicher ist. Dies ist besonders besorgniserregend bei kritischen Gesundheitsprodukten, bei denen jeder Ausfall oder jede Fehlfunktion schwerwiegende Folgen für die Patienten haben kann. Von den zwei Millionen von der Weltgesundheitsorganisation identifizierten Medizinprodukten unterliegen in Chile nur zehn staatlichen Regulierungen (zum Beispiel Handschuhe).

Gesetzesnovellen stärken Compliance und Recycling, können aber zu Lasten der Qualität gehen 

Ein wichtiger Schritt zur Einhaltung und Erhöhung von Standards sowie mehr Transparenz wird den zum 11. Dezember 2024 in Kraft tretenden Änderungen des Gesetzes über öffentliche Beschaffungen zugetraut (Ley Base sobre contratos administrativos de suministro y prestación de servicios).

ADIMECH begrüßt das neue Gesetz, bemängelt aber die fehlende Berücksichtigung sektoraler Besonderheiten. Kritisch sieht der Verband die im Gesetz angestrebten elektronischen Rückwärtsauktionen und die bevorzugte Behandlung kleiner und mittlerer Unternehmen. Der Fokus auf den Einkaufspreis und der freie Markteintritt von nicht spezialisierten Unternehmen können den Kauf innovativer Medizintechnik beeinträchtigen oder zu Lasten der Servicequalität gehen. Sektorfremde böten möglicherweise nicht die adäquaten Schulungen an, die entscheidend sind, um das Leistungsspektrum des Geräts voll auszuschöpfen. Darüber hinaus befürchtet ADIMECH Versorgungsengpässe, da die nicht spezialisierten Unternehmen möglicherweise nicht über die Kapazitäten verfügen, eine kontinuierliche und effiziente Versorgung sicherzustellen.

Andererseits stärkt das Gesetz die Einhaltung von Compliance-Regeln im Falle möglicher persönlicher Interessenskonflikte beim Kauf und Verkauf von Waren und Dienstleistungen sowie die Einhaltung der Vorschriften der Kreislaufwirtschaft. „Diese Aspekte kommen vor allem gut aufgestellten Firmen zugute“, so Garnham. Generell wird das chilenische Kreislaufwirtschaftsgesetz  Ley REP zunehmend für Medizintechnikanbieter relevant, speziell was die Segmente elektrische respektive elektronische Geräte sowie Verpackungen und Batterien betrifft. 

Um Ärzte und Patienten vor qualitativ minderwertigen Importen zu schützen, wirbt ADIMECH außerdem für ein "Ley de Dispositivos", in dem gewisse Mindeststandards für Medizinprodukte festgeschrieben sein sollten. Allerdings könne die Verabschiedung noch Jahre dauern, schätzt Geschäftsführerin Garnham. 

Tatsächlich gründen sich immer wieder Firmen, kaufen einen Container mit Billigwaren aus Asien, und verschwinden sofort wieder vom Markt, sobald sie den Inhalt losgeschlagen haben, bevor irgendwelche Regressansprüche geltend gemacht werden können. 

Speziell Angebote aus China sehen den Originalen aus den USA oder Europa oft zum Verwechseln ähnlich – kosten aber deutlich weniger. Die Kunden können die Qualität der Produkte nicht einschätzen – bis sie sie benutzen. Das stellt eine große Herausforderung für Gesundheitszentren dar, die langfristig eine Balance finden müssen zwischen Kostenkalkulation einerseits und ihrer Leistung und Zuverlässigkeit andererseits.

 

José Miguel Morán Inhaber einer Privatklinik in Chicureo

Rahmendaten zum Gesundheitssystem in Chile

Indikator

Wert

Einwohnerzahl (2023 in Mio.)

19,6

Bevölkerungswachstum (2023 in % p.a.)

0,1

Altersstruktur der Bevölkerung (2023)

 

  Anteil der unter 14-Jährigen (in %)

18,2

  Anteil der über 65-Jährigen (in %)

13,5

Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (2023 in Jahren)

81,4

Durchschnittseinkommen (2023 in US$)

11.821 *)

Gesundheitsausgaben pro Kopf (2022 in US$)

1.381

Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2022 in %)

9,0

Ärzte/100.000 Einwohner (2022)

312

Zahnärzte/100.000 Einwohner (2022)

156

Krankenhausbetten/100.000 Einwohner (2022), davon

193

  privat

44

  öffentlich

149

* auf Basis des durchschnittlichen Jahreswechselkurs der Banco Central für 2023.Quelle: INE 2024, OECD 2024, Weltbank 2024, WHO 2024

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