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Chile steigert Kupferproduktion

Chile ist der wichtigste Kupferproduzent der Welt. Die Förderung steigt. Können die US-Zollpolitik und mögliche Verwerfungen der Weltwirtschaft diesen Trend stoppen?

Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile

Kupfer ist gefragt. Die weltweite Nachfrage nach dem roten Metall steigt, getrieben durch:

  • den Ausbau der Stromnetze,
  • die durch den Einsatz erneuerbarer Energieträger notwendigen Stromspeicher sowie
  • die Digitalisierung (Rechenzentren, 5G, Ausbau der künstlichen Intelligenz, Blockchain-Technologien).

Bei der Deckung des globalen Bedarfs spielt Chile eine zentrale Rolle, denn der Andenstaat verfügt über die weltgrößten Kupfervorkommen und ist wichtigstes Förderland weltweit.

Chile baut Führungsposition aus

Im Jahr 2024 förderten die chilenischen Minen rund 5,5 Millionen Tonnen Kupfer, gut 250.000 Tonnen mehr als im Vorjahr, so die staatliche Kupferkommission Chiles Cochilco. Chile war damit vor der Demokratischen Republik Kongo und Peru erneut wichtigstes Abbauland.

Für 2025 geht Cochilco von einem Wachstum der Kupferförderung um 4,6 Prozent auf knapp 5,8 Millionen Tonnen aus. Dank neuer Investitionen könnte die Produktion bis 2027 auf fast 6,1 Millionen Tonnen steigen, ehe sie aufgrund schwächerer Minenleistung allmählich wieder zurückgeht, so eine Studie von BofA Global Research, der Analyseabteilung des US-Finanzinstitutes Bank of America.

Cochilco prognostiziert im optimistischsten Szenario für 2025 Investitionen in den Kupferbergbau von knapp 10 Milliarden US-Dollar (US$). Davon kämen rund 4,4 Milliarden US$ aus dem staatlichen und 5,5 Milliarden US$ aus dem Privatsektor. Die größten Vorhaben planen Antofagasta Minerals, Codelco, Anglo American und Glencore.

Tatsächlich entfallen etwa 95 Prozent der chilenischen Kupferproduktion auf den sogenannten Kupfergroßbergbau (über 50.000 Tonnen Feinkupfer-Output im Jahr), darunter vor allem nationale Player wie Codelco oder internationale Konzerne wie Glencore und Anglo American.

Kupferland der Superlative

Chile verfügt bei Kupfer weltweit über (Angaben für 2024):

  • die mächtigsten Vorkommen mit einem Anteil an den weltweiten Reserven von 19,4 Prozent;
  • die höchste Förderung mit einem Anteil von rund 24 Prozent;
  • das größte Förderunternehmen Codelco mit einer Jahresproduktion von rund 1,4 Millionen Tonnen.

Auch bei den Abbaubetrieben für Kupfer hält der Andenstaat Weltrekorde mit:

  • El Teniente, der größten unterirdischen Mine mit mehr als 4.500 Kilometern Tunneln;
  • Chuquicamata, dem (ehemals *)) größten Tagebau – ein Loch von 900 Metern Tiefe und 4 Kilometern Länge;
  • Escondida, der Kupfermine mit der höchsten Produktion (1.278.000 Tonnen, das beste Ergebnis seit 18 Jahren); Escondida betreibt auch die größte Meerwasserentsalzungsanlage Amerikas und zapft kein Grundwasser mehr an;
  • Cordillera Cobre, der laut dem Informationsdienstleister BNamericas möglicherweise wichtigsten Neuentdeckung eines Kupfervorkommens weltweit; Geologen von Super Copper (Kanada) gaben 2025 bekannt, 46 von 122 Proben wiesen Kupferkonzentrationen von mehr als 1 Prozent auf; die Höchstwerte lagen bei 10,3 Prozent Kupfer plus 296 Gramm Silber pro Tonne Gestein.

Potenzial bieten auch die vermutlich weltweit größten Kupferabbauhalden mit einem geschätzten Volumen von rund 10 Kubikkilometern ein künftiger Fundus für den Sekundärbergbau.

* Wegen des Erreichens der Grenze einer wirtschaftlichen Abbauführung, wurde der Tagebaubetrieb eingestellt. Die Umstellung auf einen Untertagebetrieb ist so gut wie abgeschlossen.

Geopolitische Risiken und Trumpsche Strafzölle

Getrieben wurden die Investitionen bislang von den hohen Kupferpreisen: Bis zum Trumpschen "Liberation Day" am 2. April 2025 erwartete Cochilco beispielsweise für 2025 einen Durchschnittspreis von 4,25 US$ pro Pfund (Libra) Kupfer, nach zuvor 4,15 US$ (2024) und 3,85 US$ (2023).

Auch die Marktforscher von BofA Global Research gingen von Preiszuwächsen aus. Bis 2027 erwarteten sie einen Anstieg auf 5,44 US$ pro Pfund. Gründe waren die rückläufigen Kupfervorräte in China, die steigende Nachfrage der Volksrepublik und das nach wie vor knappe Angebot. Insgesamt sollte die Weltmarktnachfrage 2025 gegenüber dem Vorjahr um 3 Prozent zulegen, nach einem Plus von 2 Prozent im Jahr 2024.

Doch seit der US-amerikanische Präsident seinen "Zollfeldzug" gegen die Welt eröffnet hat, ist alles anders, selbst wenn Kupferlieferungen aus Chile in die USA bislang von Strafzöllen verschont geblieben sind. Auf sonstige Importe aus Chile wird hingegen der US-Basiszollsatz von 10 Prozent fällig.

Mehr als die Hälfte des Kupfers geht nach China

Das Gros der chilenischen Kupferexporte geht nach China. Der Anteil der USA lag 2024 bei 11,4 Prozent. Erheben die USA doch noch Zölle auf Kupfer, um die Produktion im eigenen Land zu stimulieren, wäre der Staatskonzern Codelco besonders betroffen. Rund 45 Prozent seiner Exporte gehen in die Vereinigten Staaten. Hauptkunde dort ist ein einziger Kabelhersteller.

Wohin Chile Kupfer im Jahr 2024 verkaufteWert in Millionen US-Dollar
Land

Wert

Anteil in Prozent

China

25.892

52,3

USA

5.657

11,4

Japan

5.139

10,4

Südkorea

2.931

5,9

Brasilien

2.094

4,2

Indien

1.729

3,5

Spanien

1.040

2,1

Frankreich

835

1,7

Sonstige

4.218

8,5

Gesamt

49.534

100

Quelle: Cochilco 2025

Doch Tatsache ist: Solange die USA ihren Bedarf nicht selbst decken können, schaden Zölle der US-Wirtschaft. Der Bau eines neuen Bergwerks würde mindestens 15 Jahre dauern.

Trotzdem bleibt Chile nicht außen vor, speziell wenn US-Zölle Chiles wichtigsten Kunden China treffen. Ein Handelskrieg zwischen den beiden Weltmächten würde die weltweite Kupfernachfrage und die Preise nach unten drücken. Langfristig sind solche indirekten Effekte derzeit kaum zu kalkulieren. Unmittelbar nach dem 2. April sackte der Kupferpreis um 6 Prozent ab, erholte sich dann aber wieder auf fast das Ursprungsniveau.

"Der Kupferpreis wird voraussichtlich hoch volatil bleiben, beeinflusst durch geopolitische Spannungen, den Dollarkurs und die weltweite Konjunktur. Andererseits sind die Entscheidungen der Bergbaukonzerne sehr langfristig angelegt – und langfristig ist der Bedarf an Kupfer groß." 

Iris Wunderlich Leiterin des Bergbaukompetenzzentrums an der AHK Chile

Genehmigungsprozesse Hauptsorge für Investoren

Angesichts dieser Perspektive bleibt der Erhalt der notwendigen Genehmigungen die Hauptsorge von Investoren in Chile. Gemäß der nationalen Produktivitätskommission benötigt ein komplexes Minenprojekt bis zu 108 Monate, um alle notwendigen behördlichen Prozesse zu durchlaufen; 71 verschiedene Ämter oder Abteilungen sind zuständig und 309 Anträge einzureichen, von denen 63 das Projekt zum Scheitern bringen können.

Allein für die Umweltverträglichkeitserklärung (Declaración de Impacto Ambiental; DIA) sind im Schnitt rund 345 Millionen US$ zu kalkulieren, und die Kosten für eine Umweltverträglichkeitsstudie (Estudio de Impacto Ambiental; EIA) bewegen sich zwischen 422 Millionen und 1 Milliarde US$. 

Nach den Erfahrungen von Juan Carlos Guajardo, Gründer des Bergbau-Thinktanks Plusmining, gilt dies aber nur, "wenn der Prozess seinen idealen Gang geht" – doch dies ist eigentlich nie der Fall. In der Praxis führen unzählige Nachforderungen zu weiteren Verzögerungen und beschäftigen eine Reihe auf dieses Prozedere spezialisierte Beratungs- und Anwaltsbüros.

Die nächste Herausforderung ist die Beziehung zu den lokalen Gemeinden. Denn ohne die soziale Betriebsgenehmigung, die "social licence to operate" läuft in Chile nichts.

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