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Trade wars concept with American and Chinese flag textured cargo containers clashing. 3D illustration, 3D illustration, Frachtcontainer, amerikanische und chinesische Flagge Frachtcontainer amerikanische und chinesische Flagge | © Adobe/Destina

Special | China | US-Zollpolitik

Trumps Zoll-Deals erhöhen den Druck für China

Die Zollspirale ist erst einmal gestoppt, aber der Handelskonflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften ist weiter in vollem Gang. Dies hat Folgen für deutsche Firmen.

Von Corinne Abele, Christina Otte | Shanghai

Während Trump mit anderen Handelspartnern wie der EU und Japan bereits "Deals" geschlossen hat, gilt mit China weiterhin eine 90-tägige Verschnaufpause bis zum 12. August 2025. Ende Juli führen beide Seiten Wirtschafts- und Handelsgespräche in Stockholm. Laut übereinstimmenden Medienberichten wird erwartet, dass die 90-Tage-Pause erneut verlängert wird. Germany Trade & Invest (GTAI) informiert auf seiner Sonderseite zur US-Handelspolitik fortlaufend über die neuesten Zollverordnungen und Gegenmaßnahmen.

Auswirkungen auf Chinas Wirtschaft gedämpft

Zuvor hatten sich beide Seiten zwischen Mitte Mai und Ende Juni 2025 bereits im Grundsatz geeinigt, und damit die vorangegangenen Rekordzölle von 145 Prozent seitens der USA und 125 Prozent seitens Chinas beendet beziehungsweise ausgesetzt. Die Auswirkungen der Rekordzölle, die seit dem Liberation Day Anfang April bis Mitte Mai galten, waren jedoch groß. Viele Branchen sind nach wie vor vom Export abhängig. 

Einigung im US-China Zollstreit vom 12. Mai 2025Zolltarif in Prozent (Teil, der gestrichen bzw. pausiert wird) *)
 USA: Zölle auf chinesische ImporteChina: Zölle auf US-Importe
Vor der Einigung20% Fentanyl + 34% (pausiert) + 91% (gestrichen) = 145%34% (pausiert) + 91% (gestrichen) = 125%
Nach der Einigung20% Fentanyl + 10% reziprok = 30%10%
* Beide Seiten einigen sich, 115 Prozentpunkte der Zusatzzölle zu pausieren beziehungsweise zu streichen.Quelle: Sinolytics 2025, Germany Trade & Invest 2025

Vor der grundsätzlichen Einigung gingen Schätzungen im April 2025 davon aus, dass Chinas Gesamtausfuhren um mehr als 4,5 Prozent einbrechen und die ersten zaghaften Anzeichen einer konjunkturellen Erholung im Land abwürgen könnten. Tatsächlich aber gelang es der Regierung durch weitere Konjunkturspritzen zur Stärkung des Binnenkonsums, durch eine Abwertung des Renminbi Yuan sowie der Ausweitung des Handels mit anderen Partnern die Folgen abzumildern. Vor allem die Zollpause seit Mitte Mai hat zu einer deutlichen Abmilderung der Folgen geführt. Im 1. Halbjahr 2025 wuchs die chinesische Wirtschaft überraschend um 5,3 Prozent, die Exporte stiegen um 5,9 Prozent. 

Zwar sind die USA nach wie vor ein wichtiger Absatzmarkt für China, ihre Bedeutung hat aber abgenommen. Allein im 1. Halbjahr 2025 ist der bilaterale Handel mit den USA sogar um 10,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. Mit Hilfe staatlicher Programme wie Made in China 2025 (seit 2015) oder Dual Circulation (seit 2020) hat China seine Abhängigkeiten vom Ausland, insbesondere den USA, systematisch reduziert. Dennoch bleibt das Land in einigen Bereichen wie zum Beispiel Luftfahrttechnik auf die US-Zulieferungen angewiesen.

 

Europäische Firmen setzen auf "In China für China" 

Viele europäische Unternehmen produzieren in China für den chinesischen Markt. Diese "In China für China"-Strategie macht Unternehmen weniger anfällig für externe Schocks“, bestätigt Maximilian Butek, Delegierter der deutschen Wirtschaft in Shanghai. "Dennoch ist klar, dass die anhaltenden Beschränkungen des freien Handels im Widerspruch zu den Interessen deutscher Unternehmen stehen." 

Bereits im Business Confidence Survey 2024/25 der Deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in China - durchgeführt noch während der Amtszeit von Präsident Biden im September/Oktober 2024 – gaben 31 Prozent der befragten Mitgliedsfirmen an, deutlich negativ von den US-China-Spannungen betroffen zu sein; weitere 47 Prozent sprachen von leicht negativen Einflüssen. Inzwischen hat der Konflikt unter der zweiten Präsidentschaft Trumps deutlich an Schärfe gewonnen. In einer Blitzumfrage im Zeitraum Mitte April 2025 zum bisherigen Zollstreit-Höhepunkt unter 143 deutschen Unternehmen in China zeigten sich 86 Prozent von den Zöllen betroffen. 

Immer stärker bereiten auch die Exportkontrollen Sorge. Die USA beschränken die Ausfuhr von Chiptechnologie nach China, die Volksrepublik hat ihre Exportkontrolle auf Seltene Erden ausgeweitet. Obwohl sich die USA und China im Juni darauf verständigten, ihre Exportkontrollen abzubauen, "ist eine Besserung in der Breite nicht in Sicht“, kritisierte Oliver Oehms, Geschäftsführer der AHK in Peking gegenüber dem Handelsblatt vom 23. Juli 2025. Es gebe nach wie vor keine systematische, verlässliche Lösung.

China auf der Suche nach alternativen Märkten

Inzwischen liegen die USA als Abnehmer chinesischer Waren bereits hinter den ASEAN-Staaten und etwa gleichauf mit der EU. Allerdings werden chinesische Exporte über Drittländer wie Mexiko oder Vietnam umgeleitet, die nach Weiterverarbeitung in die USA exportiert werden. Dies dürfte nun deutlich schwieriger werden, da Trump in seine "Deals" Klauseln aufnimmt, die deutlich höhere Zölle vorsehen, wenn weiterverschifft wird, wie etwa im "Deal" mit Vietnam. Gleichzeitig ist das Vertrauen, dass die USA sich unter Trump an ausgehandelte Abkommen halten, stark gesunken.

China geht daher auf Handelspartner in Asien zu. So gab es im März 2025 ein Treffen der Außenminister Chinas, Japans und Koreas. Dort soll auch die erneute Aufnahme von Verhandlungen zu einer gemeinsamen Freihandelszone thematisiert worden sein. Ebenfalls fand wenig später der erste High-Level Economic Dialogue zwischen China und Japan seit sechs Jahren statt. Außerdem sucht China den Austausch mit den Staaten der ASEAN. 

So oder so werden Chinas Exporteure verstärkt auf Europa als Absatzmarkt mit relativ wenig Handelsbarrieren und zahlungskräftiger Konsumentenschicht drängen. Im 1. Halbjahr 2025 stiegen die chinesischen Exporte in die EU um 6,6 Prozent, nach Deutschland sogar um 10,6 Prozent. Nach Ungarn, wo chinesische Autofirmen derzeit Werke bauen, stiegen die chinesischen Ausfuhren sogar um satte 36,6 Prozent. Sollten sie ihre Produkte aufgrund der durch den Zollkrieg noch deutlicher zutage tretenden Überkapazitäten in China zu weiter fallenden Preisen in den europäischen Markt drücken, ist mit neuen Gegenmaßnahmen der EU zu rechnen. 

Vom Handelskonflikt zum Wirtschaftskrieg

Tatsächlich zeigt sich, dass der Wirtschaftskrieg zwischen den USA und China immer umfassender zu werden droht mit dem Risiko der Ausweitung auf bewusste Währungsabwertung, Investitionsverboten oder Dienstleistungsexporten, wo vor allem die USA einen deutlichen Überschuss mit China halten. 

Bereits am 5. Februar 2025 hatte China bei der Welthandelsorganisation (WTO) gegen die USA Klage eingereicht. Dies dürfte jedoch nur symbolischen Charakter haben; die Zeiten von WTO und Welthandel scheinen vorüber. 

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