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Kupfergiganten: Wer dominiert im chilenischen Bergbau?
In Chile arbeiten und investieren die größten Bergbaukonzerne der Welt. Doch auch im mittelgroßen Bergbau gibt es Absatzchancen.
05.06.2025
Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile
Anbieter von Bergbauausrüstungen stoßen in Chile auf einen sehr reifen Markt mit hohen Qualitätsansprüchen. Dies bietet Chancen für deutsche Hersteller von Maschinen und Anlagen. Die Stimmung in der Branche ist positiv. Deutlich wurde dies auch auf der Bergbaumesse EXPOMIN im April 2025 in Santiago de Chile:
"Im Vergleich zur letzten Messe 2023 war die Resonanz rundum vielversprechend. Die Welt braucht Chiles Bodenschätze, es gibt eine zufriedenstellende Projektpipeline, die großen Player haben Kooperationen zu Effizienzsteigerungen angekündigt und diese ziehen Investitionen und somit auch Einsatz von Technologie, Maschinen und Dienstleistungen nach sich", sagt Iris Wunderlich, Leiterin des Bergbau-Kompetenzzentrums an der AHK Chile im Gespräch mit Germany Trade & Invest.
Veranstaltungshinweis
Das nächste große internationale Bergbau-Event in Chile ist die Exponor 2026 in Antofagasta.
Ein Grund für die hohen Standards ist, dass mit 90 bis 95 Prozent fast die gesamte chilenische Kupfergewinnung auf den sogenannten großen Bergbau entfällt. Hierzu zählen Firmen mit einem Feinkupfer-Output von über 50.000 Tonnen im Jahr. Neben den beiden Lokalmatadoren, der staatlichen Codelco und der privaten Antofagasta Minerals (AMSA), sind in Chile alle großen Bergbaukonzerne der Welt tätig, darunter BHP, Rio Tinto, Anglo American, Glencore, Teck und Lundin Mining.
Eine Ausnahme bildet Freeport-McMoRan aus den USA. Der weltweit größte Kupferproduzent betreibt zwar gemeinsam mit Codelco (Freeport-Anteil: 51 Prozent) die Mine El Abra, erzeugt aber mit 51.000 Tonnen Feinkupfer lediglich einen Anteil von 1 Prozent an der lokalen Kupferproduktion. Freeports Förderschwerpunkt liegt in Indonesien.
Chiles Kupferabbau in der Hand weniger Konzerne – und eng verflochten
Aktuell vereinigen sieben Bergbauriesen rund 73 Prozent des chilenischen Kupferausstoßes von 5,5 Millionen Tonnen auf sich. Davon hält allein Codelco, der drittgrößte Kupferkonzern der Welt, über 26 Prozent. Was auf den ersten Blick relativ übersichtlich erscheint, erweist sich auf den zweiten als ein Geflecht gegenseitiger und dritter Beteiligungen aus dem In- und Ausland (vor allem aus Japan mit Firmen wie Marubeni, Nippon LP oder Mitsubishi). Beteiligungen deutscher Unternehmen gibt es nicht, obwohl Kupfer zu den kritischen Rohstoffen zählt und in Zukunft mit Knappheiten zu rechnen ist.
Die deutsche Beteiligung am chilenischen Kupferbergbau beschränkt sich traditionell auf die Rolle als Zulieferer von Maschinen, Anlagen und Engineering-Dienstleistungen. Beispielsweise wartet Ferrostaal das Kontrollzentrum der Codelco-Mine El Teniente, der größten unterirdischen Mine der Welt mit mehr als 4.500 Kilometern Tunneln.
Doch zumindest bei den geplanten Milliardeninvestionen könnten deutsche Firmen weiterhin zum Zuge kommen. Dabei geht es derzeit fast ausschließlich um bestehende Projekte (Brownfield-Investitionen) wie die Umstellung von ober- auf untertägigen Bergbau oder um Modernisierungen im Rahmen von Effizienzsteigerungen (Energie, Wasser). Daneben fließen Mittel auch in:
- Vorhaben zur Verbesserung der Umweltverträglichkeit wie die Umstellung auf Meerwasserentsalzung statt Frischwassernutzung
- Dekarbonisierung durch Einsatz erneuerbarer Energieträger
- verstärkte Automatisierung/Digitalisierung
Viele Investitionen erfolgen im Rahmen von Anträgen zur Nutzungsverlängerung der Gruben.
Kleiner und mittlerer Bergbau mit Modernisierungsbedarf
Neben dem Großbergbau spielt der kleine und mittlere private Kupferbergbau nur eine untergeordnete Rolle in Chile. Dessen ungeachtet sind die Betreiber als Arbeitgeber durchaus ein relevanter Faktor für die lokale Wirtschaftsstruktur. Typisches Beispiel ist etwa die mitten im Ort Cabildo bei Valparaíso gelegene Mine Las Cenizas. In der 1978 gegründeten Mine mit ihren 690 Beschäftigten ist mancher schon in zweiter oder dritter Generation tätig; 80 Prozent stammen Firmenangaben zufolge aus der Region.
Klein- und Kleinstbetriebe verkaufen ihre Ausbeute an den staatlichen Konzern Enami zur Weiterverarbeitung und Vermarktung. Für die sogenannte "Minería artesanal" gelten gesonderte Regelungen, etwa bei der Besteuerung. Informeller Bergbau, wie er beispielsweise in Peru oder Bolivien gängig ist, kommt dagegen in Chile kaum vor.
Die Firmen im kleinen und mittleren Bergbau sind bei Weitem nicht so finanzstark wie die großen Konzerne. Viele Betriebe arbeiten mit zum Teil schon jahrzehntealtem Gerät. Trotzdem erwartet die chilenische Kupferkommission Cochilco für die nächste Dekade Investitionen aus dem mittleren Bergbau in Höhe von circa 3,2 Milliarden US-Dollar (US$).
Hervorzuheben sind zum Beispiel die Projekte Longacho und Michilla der Haldeman Mining Company (HMC, in den Händen der Familien Solari Donaggio, Cardone Solari und Palma Pfotzer). Hinzu kommt die Mine Faena Sagasca. Diese war seit 2015 vorübergehend stillgelegt. Im Jahr 2025 hat HMC die Umweltprüfung zur Wiederaufnahme der Förderung beantragt; von 2004 bis 2015 waren dort durchschnittlich 15.000 Tonnen Kathodenkupfer im Jahr gefördert worden. Gefragt ist hier vor allem robustes Gerät, das sich selbst warten lässt.
Start | Projekt | Betreiber | Investitionsvolumen |
---|---|---|---|
2025 | Plan zur Entwicklung der Lagerstätte Michilla | Haldeman Mining Company (HMC) | 235 |
2026 | Arqueros Cobre | Compañía Minera Arqueros | 200 |
2026 | Operative Weiterführung Minerales La Farola | Minera Altair | 260 |
2026 | Operative Weiterführung Mina Barreal Seco | Minera Las Cenizas | 73 |
2027 | Ciclón Exploradora | Eco Earth Elements | 125 |
2027 | Operative Weiterführung Minera Tres Valles *) | Minera Tres Valles | 30 |
2028 | El Espino | Pucobre | 624 |
2029 | Costa Fuego (vormals Productora) | Hot Chili | 1.100 |
2030 | Sierra Norte (vormals Diego de Almagro) | Compañía Minera Sierra Norte | 597 |