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Wirtschaftsumfeld | China | Außenhandel

Deutschlands Handel mit China steuert auf ein Rekorddefizit zu

Während China für den deutschen Export an Bedeutung verliert, steigen die Importe weiter. Die Folge: Das Handelsbilanzdefizit dürfte 2025 einen Rekordwert erreichen.

Von Christina Otte | Bonn

China ist auch im Jahr 2025 erneut bei der Wareneinfuhr mit Abstand Deutschlands größtes Lieferland. Germany Trade & Invest (GTAI) hat die Entwicklung von Januar bis September 2025 im Handel mit China analysiert und die Daten des Statistischen Bundesamtes aufs Gesamtjahr hochgerechnet. Das Ergebnis: Zum jetzigen Stand dürfte Deutschland 2025 Waren im Wert von rund 168 Milliarden Euro aus China importieren. Das stellt eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 7,1 Prozent dar. Dennoch handelt es sich dabei nicht um einen Rekordimportwert, denn 2022 lagen die Einfuhren höher. 

Demgegenüber dürften die deutschen Exporte nach China weiter sinken, und zwar um 10,6 Prozent im Vorjahresvergleich auf 80,4 Milliarden Euro. China dürfte in der Rangfolge hinter Italien auf Rang 6 der größten Abnehmermärkte deutscher Exporte rutschen. Damit wächst Deutschlands Handelsdefizit auf rund 87,6 Milliarden Euro, was den bisherigen Rekordwert von 2022 leicht übertreffen dürfte. Wer 2025 der größte Handelspartner Deutschlands werden wird – die USA oder China – entscheidet ein Kopf-an-Kopf-Rennen. 

Hinweis zur früheren Hochrechnung

Eine frühere Hochrechnung von Germany Trade & Invest auf Basis der Außenhandelszahlen von Destatis von Januar bis August 2025 kam zu dem Ergebnis: 

  • Deutsche Einfuhr aus China: 166,8 Milliarden Euro (+6,3 Prozent)
  • Deutsche Ausfuhr nach China: 79,9 Milliarden Euro (-11,2 Prozent)
  • Handelsbilanzdefizit: -86,9 Milliarden Euro

De-Risking von China verläuft schleppend

Die Entwicklungen offenbaren, dass ein De-Risking von China importseitig nur schleppend vorankommt. Der Anteil Chinas an der deutschen Gesamteinfuhr stieg von Januar bis September 2025 auf 12,2 Prozent, nachdem er die beiden Vorjahre leicht gesunken war. 

Selbst wenn nur ein kleiner Teil von rund 3 Prozent der deutschen Einfuhr als kritisch bezeichnet werden kann, bereiten gerade diese kritischen Importabhängigkeiten, in denen es keine oder kaum alternative Bezugsländer zu China gibt, Anlass zur Sorge.

Kritische Importabhängigkeiten existieren bei einzelnen Warengruppen wie etwa Rohstoffen, chemischen Vorprodukten, Arzneiwaren oder Magneten. Dass China seit diesem Jahr die Ausfuhr von seltenen Erden und Permanentmagneten beschränkt, führt die Problematik vor Augen: Laut einer Umfrage der Europäischen Handelskammer in China vom August beziehungsweise September 2025 beklagten zahlreiche europäische Unternehmen Lieferengpässe: Von 141 beantragten Exportlizenzen seien zu Anfang September 2025 nur 19 genehmigt worden. 

US-Handelskonflikt zwingt China zum Umlenken

Der Handelskonflikt Chinas mit den USA bringt die zweitgrößte Volkswirtschaft dazu, ihre Abnehmermärkte zu diversifizieren. Chinas Exportdaten von Januar bis September 2025 zeigen: Während der chinesische Export in Richtung USA um 17 Prozent eingebrochen ist, ist er in den südostasiatischen Staatenbund ASEAN (+15 Prozent) und in die EU (+8 Prozent) überdurchschnittlich stark gestiegen; nach Deutschland nahm er um 11 Prozent zu. 

Zum Teil dürften Umlenkungseffekte eine Rolle spielen, bei denen ein Teil der Waren ihre Abnehmer in den USA über Drittstaaten erreichen. Trotz der vorläufigen Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China Ende Oktober 2025 ist davon auszugehen, dass die Spannungen den direkten Handel zwischen den beiden Volkswirtschaften weiter negativ beeinflussen werden. China hat unlängst begonnen, Teile seiner Wertschöpfungsketten in andere Länder zu verlagern. Die angespannte Wirtschaftslage im Heimatmarkt tut ihr Übriges.

Deutschland importiert mehr Batterien, Konsumwaren und Metallwaren aus China

In China drückt in vielen Industriebranchen ein intensiver Wettbewerb die Preise nach unten. Zugleich steigt in Deutschland die Sorge vor einer Exportschwemme aus China. Im Bereich der Elektromobilität hat die Europäische Union Ausgleichszölle in Kraft gesetzt; für andere Bereiche wie die Stahlindustrie ist dies in der Diskussion. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass die Handelsspannungen zwischen der EU und China weiter zunehmen.

Am stärksten trugen die Bereiche Elektrotechnik, Textilien und Bekleidung, Maschinen, Metallwaren und chemische Erzeugnisse zum Importwachstum bei. Nach letztverfügbaren Angaben für die Betrachtung nach Warengruppen erhöhte sich der deutsche Bezug von Elektrotechnik aus China von Januar bis August 2025 um 2,2 Milliarden Euro, Textilien und Bekleidung um 1,5 Milliarden Euro und Maschinen um 1,2 Milliarden Euro. Der Bezug von Kfz aus China erhöhte sich hingegen nur um rund 5 Prozent, die Elektronikeinfuhr ging sogar leicht um 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück.

China verliert für den deutschen Export weiter an Bedeutung

Ein fast diametral gegenläufiges Ergebnis zeigen die deutschen Exporte nach China. In den größten Exportsektoren Maschinen, Kfz und Kfz-Teile, Elektrotechnik sowie chemische Erzeugnisse gab es überall Rückgänge. Segmente mit Wachstum waren Nahrungsmittel, Baustoffe und Sonstige Fahrzeuge - hier im Speziellen die Ausfuhr von Luftfahrzeugen und Ausrüstung für Raumfahrzeuge und Satelliten. Chinas Anteil an den deutschen Exporten ging weiter auf 5,2 Prozent zurück. 

Chinas Wirtschaft braucht neue Wachstumsimpulse. Die Anlageinvestitionen gingen von Januar bis September 2025 leicht um 0,5 Prozent zurück. Der Immobiliensektor schwächelt, Staat und Regionalregierungen sind stark verschuldet und der private Konsum kommt nicht in Gang.


 

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