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Wirtschaftsumfeld | China | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Angesichts der insgesamt positiven Geschäftsaussichten rechnen deutsche Firmen 2021 wieder mit leicht höheren Lohnsteigerungen ihres Personals in China.
30.08.2021
Von Christina Otte | Bonn
Die Volksrepublik hat die erste Coronawelle Anfang 2020 schneller überwunden als viele andere Länder weltweit. Infolge der guten wirtschaftlichen Situation zahlreicher Firmen in der 1. Jahreshälfte 2021 steigen die Löhne und Einkommen in China wieder stärker, wenn auch langsamer als in den Vorjahren. Langfristig bewegt sich die Gehaltsspirale weniger schnell nach oben.
2018 | 2019 | 2020 | 20211 | |
---|---|---|---|---|
nominal (in Renminbi Yuan) | 6.868 | 7.542 | 8.115 | 8.233 |
nominal (in US-Dollar) | 1.039 | 1.093 | 1.177 | 1.194 |
nominale Veränderung (in Prozent)2 | 10,9 | 9,8 | 7,6 | 7,0 |
Landesweit erhöhten sich die durchschnittlichen Bruttomonatslöhne nach Angaben des nationalen Statistikamts NBS (National Bureau of Statistics) 2020 gegenüber dem Vorjahr um nominal 7,6 Prozent und inflationsbereinigt um 5,2 Prozent. Aufgrund der steigenden Löhne wuchs auch das verfügbare Einkommen der Bevölkerung 2020 immerhin real um 2,1 Prozent sowie im 1. Halbjahr 2021 um kräftige 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Für 2021 können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einem weiteren kräftigen Gehaltsplus rechnen. Im statistischen Mittel könnte sich die Zunahme auf 7 Prozent belaufen.
Deutsche Firmen erwarten bei den Lohn- und Lohnnebenkosten 2021 ein Plus von nominal 4,3 Prozent. So lautet das Ergebnis des im August 2021 veröffentlichten Labor Market & Salary Report 2021/22 der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) Greater China in Kooperation mit der Personalvermittlungsagentur Direct HR. Damit wurden die Prognosen des Vorjahres deutlich übertroffen. Für 2022 rechnen die Befragten mit einer nochmals höheren Lohnsteigerung von 4,9 Prozent.
in RMB | Veränderung 2019/18 | in US$* | |
---|---|---|---|
Landesdurchschnitt | 7.542 | 9,8 | 1.093 |
Hauptstadt (Beijing) | 13.900 | 14,4 | 2.014 |
Hochlohnregion (Beispiel Shanghai) | 12.448 | 6,4 | 1.804 |
Niedriglohnregion (Beispiel Anhui) | 6.586 | 6,3 | 954 |
In einigen Branchen wie der Informationstechnologie, öffentlichen Verwaltung oder der Land-, Fisch- und Forstwirtschaft schnellten die Löhne im Krisenjahr 2020 stärker in die Höhe. Gleichzeitig sanken sie gemäß NBS-Angaben angesichts der Pandemie im Tourismus und Gastgewerbe. Deutsche Firmenvertreter erwarten 2021 die höchsten Anstiege im Beratungs- und Anwaltsgeschäft, in der Medizintechnik, der chemischen Industrie sowie der Metall- und Kunststoffverarbeitung. Ab 2022 zählt auch wieder die Elektroniksparte dazu – so die Ergebnisse des Labor Market & Salary Report 2021/22.
in RMB | Veränderung 2020/19 | in US$1 | |
---|---|---|---|
Insgesamt | 8.115 | 7,6 | 1.177 |
Bauwirtschaft | 5.832 | 6,7 | 846 |
Bergbau | 8.056 | 6,2 | 1.169 |
Verarbeitendes Gewerbe, darunter | 6.899 | 5,9 | 1.001 |
Maschinenbau2 | 8.497 | 10,6 | 1.232 |
Elektrotechnik/Elektronik2 | 9.563 | 9,0 | 1.386 |
Fahrzeugbau2 | 8.508 | 6,0 | 1.233 |
Handel | 8.043 | 8,4 | 1.167 |
Hotel und Gastronomie | 4.069 | -3,0 | 590 |
Transport und Lagerhaltung | 8.387 | 3,7 | 1.216 |
Informationstechnologie | 14.795 | 10,0 | 2.146 |
Finanzwesen, Banken, Versicherungen | 11.116 | 1,5 | 1.612 |
Immobilienbranche | 6.984 | 4,6 | 1.013 |
in RMB | Veränderung 2020/19 | in US$2 | |
---|---|---|---|
Geschäftsführerin einer größeren Niederlassung3 | 32.938 | -0,1 | 4.778 |
Geschäftsführerin eines kleinen bis mittleren Unternehmens | 28.048 | 9,3 | 4.068 |
Vertriebsleiterin | 21.476 | 15,5 | 3.115 |
Ingenieurin | 11.239 | 16,8 | 1.630 |
Programmiererin | 15.774 | 0,9 | 2.288 |
Sekretärin mit Fremdsprachenkenntnissen | 11.610 | 1,6 | 1.684 |
Buchhalterin | 10.166 | 7,3 | 1.475 |
Kraftfahrerin | 7.738 | 9,6 | 1.122 |
in RMB | Veränderung 2020/19 | in US$2 | |
---|---|---|---|
Angelernte Arbeiterin (Tätigkeiten, die in wenigen Tagen zu erlernen sind und für die keine spezielle Berufsausbildung notwendig ist)3 | 8.705 | 6,2 | 1.263 |
Mitarbeiterin, die unter Aufsicht Tätigkeiten ausführt, für die eine mehrjährige Berufsausbildung erforderlich ist | 9.382 | 5,7 | 1.361 |
Ausgebildete Mitarbeiterin mit mehrjähriger, praktischer Berufserfahrung, die Aufgaben zuverlässig ohne Aufsicht durchführen und Fertigungsprozesse einrichten kann | 9.898 | 5,3 | 1.436 |
Mitarbeiterin mit mehrjähriger Erfahrung und Leitungsbefugnis, die als Vorarbeiterin die Arbeit von Produktionsbereichen verantwortet | 11.866 | -0,6 | 1.721 |
Während viele Regionen die Anhebung der Mindestlöhne 2020 angesichts der Covid-19-Pandemie ausgesetzt hatten, holten einige Provinzen dies nun nach. So stiegen unter anderem die Mindestlöhne in Shanghai, Beijing, Tianjin und Zhejiang. Shanghai hat mit umgerechnet 376 US-Dollar (US$) pro Monat den höchsten und die Provinz Liaoning mit 189 US$ den niedrigsten Mindestlohn.
Provinz/Stadt | in RMB | in US$2 | Zuletzt festgesetzt am |
---|---|---|---|
Shanghai | 2.590 | 376 | 01.07.21 |
Beijing | 2.320 | 337 | 01.08.21 |
Jiangsu | 1.840 bis 2.280 | 267 bis 331 | 01.08.21 |
Zhejiang | 1.840 bis 2.280 | 267 bis 331 | 01.08.21 |
Shenzhen | 2.200 | 319 | 01.08.18 |
Tianjin | 2.180 | 316 | 01.07.21 |
Guangdong | 1.410 bis 2.100 | 205 bis 305 | 01.07.18 |
Shandong | 1.550 bis 1.910 | 225 bis 277 | 01.06.18 |
Liaoning | 1.300 bis 1.810 | 189 bis 263 | 01.11.19 |
Sichuan | 1.550 bis 1.780 | 225 bis 258 | 01.07.18 |
Zu den Gehaltsansprüchen kommen die im Vergleich zu Deutschland hohen Lohnnebenkosten. Hier sind vor allem die Sozialabgaben zu nennen. Daneben sind weitere Zuwendungen etwa zum Chinesischen Neujahrs- oder Mittherbstfest sowie ein 13. oder sogar 14. Monatsgehalt üblich. Oft werden zur Mitarbeiterbindung weitere Zuschüsse und Provisionen gewährt. Im Schnitt liegen die Lohn- und Lohnnebenkosten deutscher Firmen bei 16.443 Renminbi Yuan (RMB) pro Monat, so der Labor Market & Salary Report 2021/22. Die Summe beinhaltet das Basisgehalt plus Sozialabgaben sowie Zuschüsse und Zulagen.
Zuschüsse werden unter anderem für Verpflegung, Transport, Schulungen, Auslandsreisen, Wohnung oder Ausbildung der Kinder gewährt. Angesichts steigender Krankheitskosten bieten viele Arbeitgeber Vorsorgemaßnahmen in den Bereichen Gesundheit und Sport an. Auf höheren Hierarchieebenen spielen Bonuspakete eine wichtige Rolle. Große chinesische Firmen offerieren häufig zusätzlich Aktienoptionen.
Eine Sonderrolle nehmen Expatriates ein. Nur wenige werden noch "klassisch" nach China entsandt. Die meisten Führungskräfte aus dem Ausland sind über einen lokalen Vertrag beschäftigt. Für nicht-chinesische Mitarbeiter waren Zuschüsse wie Miete und Schulgeld bisher steuerfrei. Ab dem 1. Januar 2022 werden diese Zulagen nun steuerpflichtig. Das bedeutet für ausländische Arbeitnehmer eine Reduzierung ihres Nettoeinkommens, es sei denn, der Arbeitgeber ist bereit, das Bruttogehalt entsprechend anzupassen. Laut der Zeitschrift China Insight könnten die neuen Regelungen für Arbeitnehmer einen Einkommensverlust von 19 Prozent und für Arbeitgeber eine Mehrbelastung von 34 Prozent bedeuten.
Daher ist wahrscheinlich, dass Unternehmen künftig genau abwägen, ob sich die Beschäftigung einer ausländischen Fachkraft lohnt. Dadurch dürfte sich der Trend zur Lokalisierung beschleunigen. Die Zahl der Expatriates hat sich in den vergangenen Jahren ohnehin stark reduziert, da westliche Führungskräfte angesichts der immer noch schlechten Umweltsituation sowie der staatlichen Überwachung und Zensur mit Blick auf ihre Familie abwinken.
Das chinesische Sozialversicherungssystem ist komplex und ändert sich regelmäßig. Grundlage ist das Social Insurance Law vom 1. Juli 2011. Dabei wird nach den fünf Komponenten Kranken-, Arbeitslosen-, Mutterschafts-, Arbeitsunfall- und Rentenversicherung unterschieden. Arbeitgeber nehmen in Anbetracht der komplexen Kalkulation der Sozialabgaben häufig Unterstützung professioneller Dienstleister wahr.
Die Höhe der jeweiligen Beiträge und deren Aufteilung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind regional unterschiedlich. Ferner ist der Arbeitgeber verpflichtet, Beiträge zur Wohnbaurücklage (Housing Fund) zu entrichten, die in China eine große Bedeutung besitzt. Das Geld können Arbeitnehmer verwenden, um Wohneigentum zu erwerben.
Allein die Arbeitgeberanteile an den Sozialabgaben bewegten sich Anfang Juni 2021 je nach Standort und Einstufung zwischen 26,03 Prozent in Guangzhou und 38,4 Prozent in Hangzhou. Ein hilfreiches Tool zur Berechnung der Höhe der Lohnnebenkosten nach Regionen stellt der China Salary Tax Calculator dar.
Art der Versicherung | Arbeitgeberanteil |
---|---|
Rentenversicherung | 16,0 |
Krankenversicherung2 | 10,8 |
Arbeitslosenversicherung | 0,8 |
Sonstige Versicherungen (Unfallversicherung) | 0,2 bis 1,9 |
Erläuterungen zu Beitragsbemessungsgrenzen | grundsätzlich 60 bzw. 300 Prozent des örtlichen durchschnittlichen Bruttolohns; jeweils als untere und obere Beitragsbemessungsgrenze |