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Dänemarks Maschinenbau stellt sich neu auf
Der stark exportabhängige dänische Maschinenbau hat mit der schwachen Nachfrage aus dem Ausland zu kämpfen. Bei Zukunftsthemen sind die Dänen stark.
21.05.2025
Von Judith Illerhaus | Stockholm
Ausblick des Maschinenbaus in Dänemark
Bewertung:
- Die fehlende Nachfrage macht dem dänischen Maschinenbau zu schaffen.
- Chancen für deutsche Unternehmen ergeben sich vor allem im Bereich Automatisierung und erneuerbare Energien.
- Inländische Investments sind eingebrochen, während dänische Unternehmen zunehmend im Ausland investieren.
Anmerkung: Einschätzung der Autorin für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: April 2025
Markttrends
Die Tendenzen im dänischen Maschinenbau sind bereits seit einigen Jahren klar: Industrie 4.0 und grüne Technologien sind die aussichtsreichsten Sparten zurzeit. Grund hierfür sind auch dänische Fördermittel, die in der Regel eher rar gesät sind. Doch für klimafreundliche Produkte lässt auch der eher weniger in das Marktgeschehen eingreifende dänische Staat Mittel springen. Insbesondere im Bereich Offshore-Wind hat sich Deutschlands nördlicher Nachbar große Ziele gesetzt und untermauert diese mit umfassenden öffentlichen Ausschreibungen für einer Kapazität von insgesamt 2 Gigawatt bis 3 Gigawatt.
Ein wichtiger Abnehmer von Maschinen in Dänemark, der Pharmasektor, entwickelt sich weiterhin dynamisch. Vor allem Novo Nordisk will weiter expandieren und investiert massiv in neue Produktionskapazitäten: Zwar dürfte auch die aktuelle Zolldiskussion das dänische Unternehmen beunruhigen, allerdings hat Novo Nordisk erst 2024 den Bau einer knapp 4 Milliarden Euro schweren Fabrik in den USA beschlossen.
Auch große Player im Maschinenbau haben angekündigt, ihre Absatzmärkte zu diversifizieren: So hat beispielsweise Grundfos, ein dänischer Pumpenhersteller, der bisher etwa 50 Prozent seines Umsatzes in Europa generiert, bekannt gegeben, bis 2040 vor allem in den USA und Asien zu investieren. Die AVK Group, einer der großen dänischen Industriekonzerne, hat für 2025 größere Investitionen in Produktionsstätten in den USA, unter anderem für den Bereich der Robotik, angekündigt.
Generell steht Dänemark im Bereich der Robotik gut da: Laut Odense Robotics, Dänemarks nationalem Cluster für Robotik, Automatisierung und Drohnen, verzeichnete die Branche im Jahr 2023 ein deutliches Wachstum. Der Gesamtumsatz belief sich auf 4,6 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Darüber hinaus gaben im Rahmen einer Befragung der Clusterorganisation 88 Prozent aller Unternehmen an, aktiv an der grünen Wende mitzuwirken.
Grüne Industrien weiter auf dem Vormarsch
Dänemark setzt bewusst weiterhin verstärkt auf Klimaneutralität. Insbesondere die Offshore-Windkraft, Power-to-X-Anlagen sowie die Transportinfrastruktur für Folgeprodukte stehen im Fokus. Dänemark setzt auch dezidiert auf Deutschland als wichtigen Partner, denn die in Dänemark produzierte Energie soll letztlich in großen Teilen an die deutsche Industrie geliefert werden. Als weiteres wichtiges Thema für Dänemark gilt die Dekarbonisierung der Schifffahrt. Beispielhaft dafür ist die Zusammenarbeit der deutschen MAN Energy Solutions und dem dänischen Schiffbauer Mærsk. Gemeinsam arbeiten sie am Umbau eines bestehenden Schiffes in ein Dual-Fuel-Schiff, das mit grünem Methanol fahren kann.
Alternde Belegschaft wird zum Problem der ganzen Branche
Laut eines kürzlich erschienenen Interviews mit Erik Bjørsted, dem Chefvolkswirt von Dansk Metal, muss sich die Industrie für einen eklatanten Fachkräftemangel wappnen. Bei Danks Metal handelt es sich um eine Gewerkschaft, die sich auf die Metallindustrie spezialisiert hat. Während der Anteil der über 50-jährigen Mitarbeitenden 2008 noch unter 30 Prozent lag, betrug der Anteil 2024 bereits 43 Prozent. Entsprechend groß ist aus Bjørsteds Sicht die Abhängigkeit der gesamten Industrie von ausländischen Fachkräften. Er hofft, dass die Regierung die seiner Meinung nach zu strikten Vorschriften für die Teilnahme von Ausländern am Arbeitsmarkt lockert, um den Fachkräftemangel zu entschärfen.
Akteur | Investitionssumme | Projektstand | Anmerkungen |
---|---|---|---|
Novo Nordisk | 8 | begonnen | Ausweitung der Produktionskapazitäten (2021-2029) |
RWE/Norges Bank | 1,4 | begonnen | Norges Bank erwirbt 49%-ige Beteiligung am Thor Offshore Windpark; Inbetriebnahme geplant für 2027 |
Bosch | n.a. | begonnen | Errichtung eines neuen Headquarters in Ballerup (2024-2026) |
Branchenstruktur und Rahmenbedingungen
Laut der letzten verfügbaren Angaben des dänischen Statistikamtes DST waren 2022 noch etwas mehr als 1.800 Unternehmen im Maschinenbau tätig - seit 2019 hat sich die Anzahl aktiver Unternehmen um knapp 100 reduziert. Im Jahr 2024 setzten die dänischen Maschinenbauer laut Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) etwa 28,5 Milliarden Euro um, das waren nominal 1,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Mehr als zwei Drittel dieser Summe entfiel dabei auf die Produzenten von Windrädern, Pumpen und Motoren. In diesen Bereichen sind auch die dänischen Global Player zu suchen, darunter vor allem Vestas (Windenergie) und Grundfos (Pumpen).
Wichtige Untersparten sind ferner die Heiz- und Kühltechnik sowie Technologien für die Agrar- und Forstwirtschaft und die Nahrungsmittelindustrie. Trotz einiger Großkonzerne besteht der dänische Maschinenbau vor allem aus Kleinst- und Kleinunternehmen. In der dänischen verarbeitenden Industrie insgesamt haben weniger als 3 Prozent der Unternehmen dreistellige Mitarbeiterzahlen.
Einer der großen dänischen Player aus der Wärme- und Kältetechnik, Danfoss, tätigte in den vergangenen drei Jahren gleich drei größere Übernahmen. Darunter fiel auch der Kauf des deutschen Verdichterherstellers Bock im Jahr 2023. Ziel ist die Ausweitung des Portfolios bei Danfoss im Bereich der Kompressoren. Aber auch traditionsreichere Sparten haben Veränderungen angekündigt. So hat das dänische Unternehmen FLSmidth, einer der weltweit führenden Lieferanten für die Bergbau- und Zementindustrie, angekündigt, die Zementsparte zu verkaufen und sich verstärkt auf den Bergbau zu konzentrieren. Insbesondere mit Blick auf zahlreiche Projekte im Bereich Kohlendioxid-Abscheidung und -Speicherung (CCS) dürfte dieser Verkauf die Branche bewegen.
Neue Abschreibungsregeln für nicht fossile Anlagen
Seit dem 30. Januar 2025 gelten neue staatliche Abschreibungsregeln, die der Branche auf die Sprünge helfen sollen. Für die Jahre 2025 bis 2026 können Unternehmen nun eine erhöhte Abschreibung von 108 Prozent für Maschinen und Inventar nutzen. Diese gelten jedoch ausschließlich für fabrikneue und nicht-fossile Anlagen. Gebrauchte Betriebsmittel, Schiffe, Pkw, fossile Maschinen, Software und sehr langlebige Infrastrukturen sind entsprechend ausgeschlossen. Zudem stellt die Regierung umgerechnet knapp 150 Millionen Euro bereit, um geschätzte Investitionen von insgesamt rund 13 Milliarden Euro zu fördern.