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Branchen | Dänemark | Pharma, Biotechnologie

Marktentwicklungen und -trends

Trotz der starken einheimischen Anbieter wächst der dänische Importbedarf stetig. Wegen der Marktregeln sind die Preise aber vor allem gut für den Patienten.

Von Michał Woźniak | Stockholm

Volumen steigt schneller als Umsatz

Der Wert des dänischen Pharmamarktes wuchs zwischen 2017 und 2021 laut der dänischen Behörde für Gesundheitsdaten um durchschnittlich etwa 2,7 Prozent jährlich. Im Jahr 2022 konnten zumindest die Apothekenverkäufe nach vorläufigen Daten des Branchenverbandes Danmarks Apotekerforening dieses Tempo nicht beibehalten. Demnach wurden zwar 4 Prozent mehr Tagesdosen verkauft, die Umsätze stiegen im Jahresvergleich aber nur um etwa 1 Prozent. Sollte die Entwicklung auch im Krankenhauswesen eine ähnliche Dynamik aufgewiesen haben, dürfte der Pharmamarkt 2022 insgesamt etwa 3,5 Milliarden Euro wert gewesen sein.

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Die Lücke zwischen Mengen- und Wertwachstum ist in den letzten Jahren keine Seltenheit gewesen. Dies ist vor allem auf die Apothekenregel zurückzuführen, wonach die günstigste Alternative angeboten werden sollte. Entsprechend bescheinigt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) Dänemark den niedrigsten Anteil von Arzneimittelkosten an den Gesamtgesundheitsausgaben unter allen ihren 38 Mitgliedsländern. Im Jahr 2021 lagen die Ausgaben für Pharmazeutika bei 6 Prozent. Bei den Ausgaben pro Kopf wies Deutschlands nördlicher Nachbar demnach den sechstniedrigsten Wert auf - 60 Prozent weniger als der durchschnittliche Bundesbürger.

Hoher Import trotz großer Eigenproduktion

Laut vorläufigen Ergebnissen des dänischen Statistikamtes führte Dänemark 2022 Pharmazeutika im Wert von nahezu 5,9 Milliarden Euro aus dem Ausland ein, was den Wert des Binnenmarktes um nahezu Dreiviertel überstieg. Hauptbezugsquelle bleibt unverändert Deutschland, woher etwa 16 Prozent aller importierten Pharmaprodukte stammen. Im Vergleich zu von vor zehn Jahren ist der Marktanteil allerdings deutlich gesunken.

Unter den 20 wichtigsten Lieferanten erlebten zwischen 2013 und 2022 zwar Irland und die Schweiz wertmäßige Rückgänge um jeweils etwa 40 Prozent, das Vereinigte Königreich um knapp 60 Prozent und Brasilien sogar um über 80 Prozent. Mit einer Importwertdynamik von 40 Prozent bildete aber Deutschland - zusammen mit Italien - die nächst langsamste Gruppe. Von den langangesessenen Konkurrenten legten die Niederlande im gleichen Zeitraum um 64 Prozent und Schweden um 75 Prozent zu. Frankreich und Belgien haben ihre Pharmaverkäufe nach Dänemark in den letzten zehn Jahren sogar mehr als verdoppeln können. Die größten Nutznießer unter anderem des Generikatrends waren aber Länder Mittelosteuropas, die USA und Spanien sowie vor allem China.

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Generika halten Ausgaben niedrig

Laut der dänischen Gesundheitsdatenbehörde ist die Dominanz von Medikamenten außerhalb des Patenschutzzeitraums zwischen 2017 und 2021 deutlich gestiegen. Demnach werden in der Grundversorgung mittlerweile für sieben von zehn Tagesdosen Generika oder Parallelimporte verwendet -  2017 waren es um ein Zehntel weniger. Geringfügig langsamer stieg der Anteil von Generika und Parallelimporten an den Pharmaumsätzen. Lag er 2017 knapp unter 40 Prozent, waren es fünf Jahre später nahezu 45 Prozent.

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Laut dem Marktforschungsunternehmen IQVIA haben Dänen Zugriff auf die günstigsten Generika in Europa. Demnach kostete Ende 2021 eine Tagesdosis in den sieben Haupttherapiebereichen durchschnittlich unter 0,10 Euro - weniger als die Hälfte im Vergleich zu Deutschland. Wie der dänische Apothekenverband unterstreicht, hat "das dänische System für Arzneimittelpreise für einen scharfen Preiswettbewerb unter den Herstellern und Importeuren gesorgt". Zudem seien die Apotheken selbst sehr effizient beim Einkauf der günstigsten Alternativen. "Dies sichert Dänemark seit einigen Jahren mit die niedrigsten Generikapreise in Europa", so der Verband.

Der Patient hilft sich gern selbst

Trotz geringfügiger Schwankungen von Jahr zu Jahr entwickelt sich die Nachfrage nach rezeptfreien Präparaten (Over-the-Counter; OTC) etwa im gleichen Tempo wie der gesamte dänische Pharmamarkt. Laut dem Apothekenverband machte er 2021 etwa 10 Prozent aller Pharmaumsätze aus, was etwa 300 Millionen Euro entspricht. Die Verkäufe entfielen dabei jeweils etwa zur Hälfte auf den nichtspezialisierten Einzelhandel sowie auf Apotheken. Die letztgenannten verkauften wiederum jeweils etwa zur Hälfte freiverkäufliche Präparate und solche, die ausschließlich über Apotheken vertrieben werden können.

Laut dem Apothekenverband waren die im Jahr 2021 am häufigsten nachgefragten OTC im Einzelhandel Medikamente zur Raucherentwöhnung. Darüber hinaus dominierten den Markt Schmerzmittel (Analgetika), gefolgt von Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitamin- und Mineralpräparate. Konstant steigender Nachfrage erfreuen sich daneben Hautpräparate. Eher stagnierend scheinen derweil Verkäufe von Mitteln gegen Husten und Erkältung sowie Verdauungsbeschwerden. Allerdings führten die Coronabeschränkungen der letzten Jahre zu weniger Infektionen dieser Art. Die im nordischen Raum Ende 2022 allgegenwärtigen Magen-Darm-Infektion und Atemwegsbeschwerden dürften hier sicherlich für einen neuen Nachfrageschub gesorgt haben.

Alter bestimmt den Bedarf, der Weltmarkt die Preise

Nach Verkaufswert belegen Präparate gegen Verdauungs- und Stoffwechselbeschwerden sowie gegen Erkrankungen der Atemwege allerdings Platz 1 und 3 der wichtigsten Umsatztreiber der dänischen Apotheken. Zwischen ihnen liegen Medikamente für Beschwerden des Nervensystems. Zwischen 2017 und 2021 am schnellsten an Wert gewonnen haben die Verkäufe von Hormonen zur systematischen Anwendung, deren Verkäufe sich in dem Zeitraum mehr als verdoppelten. Gegen Erkrankungen des Blut- und Verdauungssystems gerichtete Präparate legten gleichzeitig um entsprechend knapp 50 und 40 Prozent zu. Mengenmäßiges Wachstum war aber vor allem auf die alternde Gesellschaft zurückzuführen. Am dynamischsten entwickelte sich der Bedarf nach Mitteln gegen Herz- und Kreislaufstörungen.

Apothekenverkäufe von Arzneimitteln nach übergeordneter Beschwerdenart 2021 (Umsatz in Millionen Euro, Veränderung in Prozent)

Umsatz

Umsatz (Veränderung 2021/2020)

Tägliche Dosen (Veränderung 2021/2020)

Verdauung und Stoffwechsel

248

12,1

6,3

Nervensystem

232

-2,5

6

Atemsystem

141

-3,6

3,5

Blut, blutbildende Organe

137

3,4

1,8

Infektionskrankheiten

108

-18,4

1,7

Herz, Kreislauf

70

-18,4

3,8

Sexualhormone, Gynäkologie

69

1,4

-3,5

Muskeln, Gelenke, Knochen

35

-3,2

2,7

Sonstige

107

-5,5

-0,5

Quelle: Dansk Apotekerforening 2022

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