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Wirtschaftsumfeld | Dänemark | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten

Lohnkosten

Die breite Tarifbindung sorgt für einen landesweit homogenen Lohnspiegel - allerdings auf hohem Niveau. Die Lohndynamik soll in den kommenden Jahren nur leicht abbremsen.

Von Michał Woźniak | Stockholm

Löhne und Gehälter 

Obwohl es in Dänemark keinen flächendeckenden Mindestlohn gibt - und sich das Land zusammen mit den nordischen Nachbarn gegen entsprechende Initiativen der Europäischen Kommission vehement wehrt - sind die Basissätze in den meisten Wirtschaftsbereichen vorgegeben: Sie werden in Tarifverträgen festgehalten und alle zwei bis drei Jahre neu verhandelt. Auch ausländische Unternehmen werden von dänischen Gewerkschaften kontaktiert, um eine Tarifvereinbarung für vor Ort angestellte oder selbst nach Dänemark entsandte Mitarbeiter abzuschließen. Auswege gibt es nur zwei: Entweder selbst einen Tarifvertrag mit einer Gewerkschaft aushandeln oder einem Arbeitgeberverband wie Dansk Industri oder Dansk Erherv beitreten und dessen Tarifvertrag übernehmen.

Entwicklung der durchschnittlichen Bruttomonatslöhne

2019

2020

2021

2022

nominal (in dkr)

42.592

43.577

44.546

45.481

nominal (in Euro) 1)

5.705

5.846

5.990

6.106

reale Veränderung (in %) 2)

2,5

1,9

2,9

3,4

1) Umrechnung anhand des jeweiligen Jahresdurchschnittskurses der Europäischen Zentralbank; 2) gegenüber Vorjahr auf Basis der LandeswährungQuelle: Dänisches Statistikamt DST 2023, Dänisches Finanzministerium 2023

Obwohl rechtlich keine Tarifvertragsabschlusspflicht besteht, hat die Übertragung der diesbezüglichen Kompetenzen auf die Tarifpartner dazu beigetragen, dass dänische Gewerkschaften in der Praxis erhebliche Machtbefugnisse haben. Damit üben sie Druck auf Unternehmen aus, um einen Tarifvertrag abzuschließen. Zudem können sie auf breite Unterstützung der Angestellten zählen. Laut dem dänischen Statistikamt DST wachsen ihre Mitgliederzahlen seit zehn Jahren stetig. In 2022 vereinten sie über 1,9 Millionen dänische Arbeitnehmer oder nahezu zwei Drittel aller erwerbstätigen Personen. Eine für Arbeitgeber unangenehme Folge: Laut dem Europäischen Gewerkschaftsinstitut ETUI fallen streikbedingte Arbeitsausfälle EU-weit nur in Frankreich, Belgien und Finnland höher aus. Im Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2021 kamen in Dänemark jährlich knapp 47 Streikstunden je 1.000 Arbeitnehmer zusammen - nahezu das Dreifache des deutschen Durchschnitts.

Arbeitsvertrag nach Tarif plus

Die Tarifverträge enthalten Regelungen unter anderem bezüglich:

  • Arbeitszeiten;
  • Löhnen und Gehältern;
  • Renten;
  • freien Tagen;
  • Bezahlung während Mutterschafts-, Vaterschafts- und Elternurlaub;
  • Krankheitsfällen.

Entsprechend sind sie auch eine gute Prognosebasis für die Lohnkostenentwicklung. Der im Frühjahr 2023 geschlossene und für zwei Jahre geltende Tarifvertrag zwischen CO Industri - einem Zusammenschluss von neun Gewerkschaften aus der Industrie - und dem Arbeitgeberverband Dansk Industri sieht beispielsweise zwei Erhöhungen des Mindeststundenlohns um etwa 0,60 Euro jeweils zum 1. März 2023 und 2024 vor. Das kommt einer Steigerung von 3,5 beziehungsweise 3,4 Prozent gleich. Gleichzeitig wurde beschlossen, Zusatzzahlungen 2023 um 4,5 Prozent und 2024 um 3,5 Prozent zu erhöhen, den Elternurlaubanspruch um 4 Wochen zu verlängern und die Einzahlungen auf das sogenannte Freiwahlkonto (fritvalgs lønkonto) zum 1. März 2024 um zwei Prozentpunkte zu erhöhen. Das Freiwahlkonto kann für zusätzliche Urlaubstage von Tarifangestellten, Gehaltsauszahlungen für Fehltage von Stundenarbeitern oder zusätzliche Einzahlungen auf die Rente verwendet werden.

Natürlich dienen auch in Dänemark die Tarifverträge als Ausgangsbasis. Arbeitsverträge sind frei verhandelbar und die dort festgehaltenen Konditionen liegen zumeist über den Tarifvorgaben. Zudem gibt es Möglichkeiten Mitarbeiter außerhalb des Tarifsystems anzustellen, beispielsweise über Managerverträge.

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Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach Branchen

2021 (in dkr)

Veränderung 2021/20 (in %) 1)

2021 (in Euro) 2)

Bauwirtschaft

42.819

5,1

5.828

Bergbau

63.756

-0,2

8.678

Verarbeitendes Gewerbe

47.317

4,1

6.440

Handel

41.526

3,4

5.652

Reparaturen

37.228

2,1

5.067

Hotel und Gastronomie

29.916

0,7

4.072

Transport

41.949

1,2

5.710

Telekommunikation

55.037

2,7

7.491

Finanzwesen, Banken, Versicherungen

63.743

2,7

8.676

Versorgungssektor

60.315

4,4

8.209

Immobilienbranche

45.022

2,6

6.128

1) nominal, auf dkr-Basis; 2) Jahresdurchschnittskurs 2021: 1 Euro = 7,437 Dänische KronenQuelle: Dänisches Statistikamt DST 2023

Durchschnittliche Bruttomonatslöhne in der verarbeitenden Industrie

2021 (in dkr)

Veränderung 2021/20 (in %) 1)

2021 (in Euro) 2)

Lebensmittel-/Getränkeindustrie

  Maschinenführerinnen in der Nahrungsmittelindustrie

37.255

5,7

5.071

  Arbeiterinnen in der Lebensmittelverarbeitung

35.020

3,2

4.767

Textilindustrie

  Maschinenbedienerinnen für Textil-, Pelz- und Lederwaren

36.521

2,8

4.971

Holzindustrie

  Bedienerinnen von Holzverarbeitungsanlagen

33.371

1,5

4.542

  Kunsthandwerkerinnen in der Holz- und Korbflechterei

32.619

7,4

4.440

  Einrichterinnen und Bedienerinnen von Holzbearbeitungsmaschinen

32.246

3,1

4.389

  Holzbearbeiterinnen und Tischlerinnen

32.193

2,6

4.382

Papierindustrie

  Bedienerinnen von Zellstoff- und Papierherstellungsanlagen

39.803

5,5

5.418

  Maschinenbedienerinnen für Papiererzeugnisse

37.153

7,1

5.057

Chemische Industrie

  Chemieingenieurinnen

69.207

1,9

9.420

  Chemikerinnen

60.971

-3,7

8.299

  Chemisch-technische Assistentinnen

53.049

3,9

7.221

  Anlagen- und Maschinenbedienerinnen für chemische Erzeugnisse

46.876

1,7

6.380

  Chemisch-physikalische Technikerinnen

42.427

2,0

5.775

  Gummi- und Kunststoffindustrie

  Maschinenbedienerinnen für Kunststofferzeugnisse

37.205

3,4

5.064

  Maschinenbedienerinnen für Gummi-, Kunststoff- und Papiererzeugnisse

37.068

4,3

5.045

Maschinenbau

  Maschinenbautechnikerinnen

50.244

2,4

6.839

  Maschinenbaumonteurinnen

36.102

5,4

4.914

Metallurgie

  Bergbau- und Hüttentechnikerinnen

62.042

-2,7

8.445

  Riggerinnen und Kabelspleißerinnen

49.713

-3,7

6.766

  Prozesskontrolleurinnen in der Metallerzeugung

48.158

7,3

6.555

  Schmiedinnen

38.994

2,8

5.307

  Monteurinnen und Bedienerinnen von Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung

38.831

3,7

5.285

  Schweißerinnen und Brennschneiderinnen

38.112

1,9

5.187

  Metallarbeiterinnen und Maschinenbauerinnen

37.901

2,9

5.159

  Metallbauschlosserinnen und -monteurinnen

37.712

4,6

5.133

  Gießerinnen

37.662

7,9

5.126

  Metallpoliererinnen und Werkzeugschleiferinnen

37.160

2,6

5.058

  Werkzeugmacherinnen

37.097

4,4

5.049

  Goldschmiedinnnen und Edelmetallarbeiterinnen

37.033

1,6

5.041

  Blechtechnikerinnen

35.584

3,6

4.843

  Bedienerinnen von Metallverarbeitungsanlagen

34.458

2,4

4.690

  Bedienerinnen von Metallverarbeitungs- und -bearbeitungsanlagen

34.415

2,5

4.684

  Metallveredelungs-, Galvanik- und Beschichtungsmaschinenbedienerinnen

34.160

3,2

4.650

Elektrotechnik/Elektronik

  Elektronikerinnen

63.255

2,2

8.610

  Ingenieurinnen der Elektrotechnik

62.735

1,8

8.539

  Elektrotechnikerinnen

61.514

0,6

8.373

  Elektrotechnische Assistentinnen

52.616

2,3

7.162

  Elektronikerinnen für Betriebstechnik

49.332

3,4

6.715

  Elektromechanikerinnen und -installateurinnen

43.365

4,1

5.902

  Elektro- und Telekommunikationsinstallateurinnen und -reparateurinnen

42.117

3,2

5.733

  Elektronikmechanikerinnen und -servicetechnikerinnen

41.709

3,6

5.677

  Installateurinnen und Reparateurinnen elektrischer Anlagen

40.295

6,1

5.485

  Monteurinnen für elektrische und elektronische Geräte

35.061

3,0

4.772

1) nominal, auf dkr-Basis; 2) Jahresdurchschnittskurs 2021: 1 Euro = 7,437 dkr; 3) zur besseren Lesbarkeit wird in dieser Tabelle bei den Berufsbezeichnungen die jeweilige Begrifflichkeit sowohl für die männliche als auch die weibliche Form verwendetQuelle: Dänisches Statistikamt DST 2023

Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach ausgewählten Positionen

2021 (in dkr)

Veränderung 2021/20 (in %) 1)

2021 (in Euro) 2)

Geschäftsführerin und Direktorin 3)

111.215

2,7

14.954

Leiterin Vertrieb und Marketing

79.031

2,6

10.627

Wissenschaftlerin und Ingenieurin

59.093

1,8

7.946

Maschinenbauingenieurin

61.146

1,1

8.222

Naturwissenschaftliche und ingenieurtechnische Fachkräfte

48.398

2,7

6.503

Programmiererin und Entwicklerin

60.139

2,7

8.086

Allgemeine Bürokaufleute

38.955

1,8

5.238

Bürokräfte im Rechnungswesen und in der Buchhaltung

41.132

2,6

5.531

Maschinenmechanikerin und -schlosserin

37.901

2,9

5.096

Sekretärin

41.435

2,3

5.571

Kraftfahrerin

35.005

4,8

4.706,93

1) nominal, auf dkr-Basis; 2) Jahresdurchschnittskurs 2021: 1 Euro = 7,437 dkr; 3) zur besseren Lesbarkeit wird in dieser Tabelle bei den Berufsbezeichnungen die jeweilige Begrifflichkeit sowohl für die männliche als auch die weibliche Form verwendetQuelle: Dänisches Statistikamt DST 2023

Tarifverträge vereinheitlichen regionales Lohnniveau

Durch die breite Tarifbindung ist das regionale Lohngefälle hauptsächlich der jeweiligen Branchenstruktur geschuldet. Die vierprozentige Spanne beim Durchschnittslohn in den meisten Regionen fällt entsprechend gering aus. Die einzige Ausnahme ist die Hauptstadtregion um Kopenhagen, deren Ausreißer nach oben allerdings vor allem auf die Anhäufung staatlicher Institutionen, Agenturen, Konzernzentralen und Hochlohnbranchen zurückzuführen ist.

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Weitere Lohnbestandteile

Laut statistischen Ausarbeitungen von DST belaufen sich die Prämien und Zusatzleistungen in Dänemark auf etwa 4,5 Prozent des Basisgehalts - wovon Zusatzleistungen mehr als die Hälfte ausmachen. Dank der Steuerbehörde heißt es dabei entweder Klotzen oder Kleckern. Mit der Arbeit zusammenhängende Extras, wie Zeitungen am Arbeitsplatz, Tickets für den öffentlichen Nahverkehr auch für den privaten Gebrauch, Kreditkarten und ähnliches sind gemäß der Steuerregeln nämlich nur bis knapp 900 Euro im Jahr steuerfrei. Wird diese Obergrenze nur geringfügig überschritten, muss der Arbeitnehmer vom Gesamtwert Steuern abführen. Für Zusatzleistungen, die nicht mit der Arbeit zusammenhängen, oder Geschenke vom Arbeitgeber liegt die Obergrenze 2023 bei unter 175 Euro. Der Maximalbetrag wird jährlich neu festgesetzt.

Separat und außerhalb dieser Limits behandelt werden Zusatzleistungen wie die kostenlose Nutzung eines Dienstautos, Diensthandys oder einer Dienstyacht sowie kostenfreies Wohnen und kostenlose Verpflegung oder Mitarbeiterdarlehen.

Wie in vielen Ländern der Welt führte die Coronapandemie auch in Dänemark zur Erweiterung des Heimarbeitsangebots. Seit dem Abbau der letzten Einschränkungen geht die Nutzung des Home-Office zwar wieder zurück - teilweise durch Bemühen der Arbeitgeber, teilweise aber auch durch Bestreben der Arbeitnehmer. Nichtsdestotrotz sollte eine gewisse Flexibilität bei entsprechenden Wünschen der Mitarbeiter an den Tag gelegt werden. Soweit es die Aufgaben zulassen sollten mindestens ein oder zwei Fernarbeitstage pro Woche möglich sein.

Sozialversicherungsbeiträge 

Dänemarks Arbeitskostenniveau - das laut Eurostat zweithöchste in der ganzen EU - wird nur geringfügig durch die vom Arbeitgeber zu tragenden Lohnnebenkosten angetrieben. Diese lagen mit etwa 12 Prozent am unteren Ende des EU-27-Ländervergleichs und somit bei nur etwas mehr als der Hälfte des deutschen Wertes.

Sozialbeiträge 2023 (gilt für Privatunternehmen, in Prozent der Bemessungsgrundlage oder als Festbetrag)

Rentenversicherung (Arbeitgeberanteil)

  Arbeitsmarktrente / Betriebsrente laut Tarifvertrag

10 Prozent

  obligatorische Arbeitsmarktzusatzrente ATP (abhängig vom Arbeitsstundenumfang)

0,00 bis 189,35 dkr/Monat (etwa 25,41 Euro)

Lohnfortzahlung im Krankheitsfall

30 Tage

(abhängig vom jeweils geltenden Tarifvertrag kann dieser Zeitraum länger sein, wofür allerdings eine Rückerstattung seitens der kommunalen Verwaltung beantragt werden kann;

bis zu einer gewissen Firmengröße kann eine Zusatzversicherung abgeschlossen werden, die die Lohnfortzahlung bereits ab dem 2. Krankheitstag übernimmt) 

Lohnfortzahlung während Schwangerschaft, Mutterschafts- und Elternurlaub

24 Wochen je Elternteil

(teilweise übertragbar zwischen den Elternteilen;

der jeweils geltende Tarifvertrag kann zusätzliche Ansprüche beinhalten;

teilweise kann eine Rückerstattung der Lohnfortzahlung beantragt werden)

Lohnausgleich für die Freistellung bei Erkrankung eines Kindes 

1 Tag

(kann durch Arbeits- oder Tarifvertrag anders geregelt werden)

Arbeitslosenversicherung

ist freiwillig und vom Arbeitnehmer abzuschließen;

der Arbeitgeber ist verpflichtet maximal die ersten beiden Tage der Arbeitslosigkeit (G-dage) mit 911 dkr/Tag (etwa 122,27 Euro) zu entlohnen

Arbeitsunfallversicherung und Berufsunfähigkeitsversicherung/AES (Arbeitgeberanteil)

etwa 38 bis über 1.000 Euro/Jahr

(variiert nach Firmengröße, Beruf, Branche und Unfallrisiko)

Quelle: Recherchen der GTAI 2023

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