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Wirtschaftsausblick | Dominikanische Republik

Dominikanische Republik erwartet über 5 Prozent Wachstum 2024

Tourismus und Exporte sorgen für eine starke Dynamik in dem Karibikstaat. Medizintechnik gehört mittlerweile zu den wichtigsten Exportprodukten, auch dank deutscher Investitionen.

Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

Top-Thema: Grenzschließung zu Haiti beeinträchtigt Wirtschaft

Im September 2023 schloss der dominikanische Präsident Luis Abinader die Grenze zum Nachbarland Haiti. Grund ist der Bau eines Bewässerungskanals am Dajabón-Fluss in Haiti, der nach dominikanischer Auffassung zu Wasserknappheit in der Landwirtschaft auf der anderen Seite der Grenze führen könnte.

Da der Grenzstreit zu einem Politikum geworden ist, dürfte Abinader die Grenze wohl erst nach den Präsidentschaftswahlen im Mai 2024 wieder öffnen. Der Wasserkonflikt gilt auch als Vorwand, um die Grenze wegen der zunehmenden Bandenkriminalität in Haiti stärker zu überwachen.

Der Personen- und Warenverkehr zwischen den beiden Ländern ist aktuell eingeschränkt. Normalerweise ist Haiti der drittwichtigste Exportmarkt für die Dominikanische Republik, mit Warenlieferungen im Wert von rund 1 Milliarde US-Dollar (US$) im Jahr 2022. Umgekehrt sind haitianische Arbeitskräfte ein wichtiger Bestandteil der dominikanischen Landwirtschaft und Industrie.

Wirtschaftsentwicklung: Über 5 Prozent Wachstum erwartet

"Die Dominikanische Republik entwickelte sich zuletzt sehr dynamisch", berichtet Maike Friedrichsen, Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland in Santo Domingo im Gespräch mit Germany Trade & Invest (GTAI). In der Tat legte die Wirtschaft des Landes zwischen 2013 und 2022 im Schnitt um 5,3 Prozent jährlich zu - einer der höchsten Werte in Lateinamerika.

Im Jahr 2023 entwickelt sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) jedoch etwas langsamer. Hohe Zinsen dämpfen Konsum und Investitionstätigkeit. Um die Inflation in den Griff zu bekommen, hatte die dominikanische Zentralbank den Leitzins deutlich angehoben, aktuell liegt er bei 7,25 Prozent (Stand: Dezember 2023). Zudem koste der Grenzstreit mit Haiti die Dominikanische Republik dieses Jahr etwa 1 Prozent BIP-Wachstum, schätzt Botschafterin Friedrichsen.

Nach einem prognostizierten Plus von 3 Prozent im Jahr 2023 geht der Internationale Währungsfonds (IWF) ab 2024 wieder von Wachstumsraten von über 5 Prozent aus. Stabilität soll ein Sieg des amtierenden Präsidenten Abinader bei den Wahlen 2024 bringen, wovon Beobachter ausgehen. Auch der Tourismus boomt: Nach einem Rekordjahr 2022 mit 8,5 Millionen internationalen Besuchern könnte 2023 die 10-Millionen-Marke geknackt werden, so das Tourismusministerium.

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Größte Volkswirtschaft im Karibikraum

"Die Dominikanische Republik ist das bestgehütete Geheimnis der Karibik", sagt Frauke Pfaff, Geschäftsführerin der AHK Dominikanische Republik. Das Land werde häufig übersehen, obwohl es von der Wirtschaftskraft her größer als Kenia sei und auch das höchste BIP in der gesamten Karibik und Zentralamerika aufweise. Immerhin habe die lokale AHK 130 Mitglieder, so Pfaff.

Der Karibikstaat lockt mit verschiedenen Vorzügen, die ihn auch im Nearshoring-Wettbewerb mit Mexiko positionieren: Die zentrale Lage in der Karibik und eine gut ausgebaute Hafeninfrastruktur mit 13 Frachthäfen machen die Dominikanische Republik zu einer attraktiven Logistikdrehscheibe. Hinzu kommen fünf internationale Flughäfen, die auch direkte Flugverbindungen nach Deutschland anbieten - in neun Stunden Flugzeit. Das 2007 in Kraft getretene Freihandelsabkommen mit den USA (CAFTA-DR) bietet einen zusätzlichen Anreiz.

Erfolgskonzept Freizonen

Schon seit Jahrzehnten hat die Dominikanische Republik großen Erfolg mit dem Konzept der Freizonen (Zonas Francas). Aktuell gibt es landesweit 87 Freizonen, die 820 Unternehmen beherbergen. Die Einfuhr von Rohmaterialien für die Produktion ist zollfrei und die Firmen sind von der Gewinnsteuer befreit. Im Jahr 2022 sorgten die Freizonen für 80 Prozent der Exporte der Dominikanischen Republik.

Die Gehälter in den Freizonen liegen je nach Position zwischen 300 und 500 US$ monatlich. Damit sind die Lohnkosten sogar etwas niedriger als in Mexiko. Auch bei der Sicherheitslage steht das Land besser da, wobei ein Überschwappen der Kriminalität aus Haiti als Risiko angesehen wird. Dennoch ist die Lebensqualität für Expats sehr hoch.

Medizintechnik wichtigstes Exportprodukt

Die Dominikanische Republik verkauft klassischerweise Gold und Zigarren ins Ausland. Letztere werden für jeweils mehr als 1 Milliarde US$ jährlich exportiert. Das Land ist der weltweit größte Zigarrenhersteller. Das Gold wiederum stammt vor allem aus der Mine Pueblo Viejo, der größten Goldmine Lateinamerikas. Auch Bekleidung und Schmuck von Firmen wie Hanesbrands oder Tiffany werden lokal produziert und exportiert. Rund die Hälfte der Ausfuhren geht an die USA.

Übertroffen werden diese Produkte jedoch neuerdings von Instrumenten für medizinische Zwecke (Zolltarifnummer 9018). Ein Großteil der Exporte in Höhe von 1,4 Milliarden US$ in 2022 dürfte auf deutsche Hersteller entfallen.

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Deutsche Perspektive: Medizintechnikhersteller bauen Produktion aus

Mehrere deutsche Unternehmen sind erfolgreich in der Dominikanischen Republik tätig und nutzen das Land nicht nur als Absatzmarkt, sondern auch als Produktionsstandort. Fresenius Kabi eröffnete Ende 2022 seine vierte Produktionsstätte im Industriepark Parque Industrial Itabo (PIISA) nahe Santo Domingo. Dort stellen 5.300 Mitarbeitende Medizinprodukte für Infusionen und Bluttransfusionen her.

Auch das Medizintechnikunternehmen B. Braun weihte 2022 in Anwesenheit des Staatspräsidenten eine Produktionsanlage nahe des internationalen Flughafens in Santo Domingo ein. B. Braun plant, die Zahl der Beschäftigten von rund 1.300 auf 2.500 Personen zu erhöhen. Die gesamte Produktion wird Unternehmensangaben zufolge in die USA exportiert. Nach Auskunft der Investitionsförderagentur ProDominicana plant der deutsche Medizintechnikhersteller Heraeus Medevio ebenfalls eine Produktion im Land.

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Weitere Informationen finden Sie auf unserer Länderseite Dominikanische Republik.

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