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Wirtschaftsausblick | Ecuador

Ecuadors Wirtschaft blickt optimistisch auf neugewählte Regierung

Nach der Präsidentschaftswahl atmen Wirtschaftsvertreter in Ecuador auf. Viele hoffen auf Impulse für die Privatwirtschaft. Doch die Herausforderungen im Land sind groß.

Von Janosch Siepen | Bogotá

Top-Thema: Was erwartet Ecuador unter Präsident Noboa?

Am 24. Mai 2025 trat die neue Regierung unter Präsident Daniel Noboa ihr Amt an. Die Wiederwahl des seit Ende 2023 amtierenden, wirtschaftsfreundlichen Politikers hat unter Geschäftsleuten für Erleichterung gesorgt. Sie hoffen nun auf makroökonomische Stabilität und Reformen zugunsten der Privatwirtschaft.

Die Regierung möchte etwa die Vergabe von öffentlichen Aufträgen verbessern, bis Ende des Jahres das Bergbaukataster öffnen, um neue Konzessionen vergeben zu können und zusätzliche Kraftwerkskapazitäten von 979 Megawatt ans Netz bringen. Europäische Firmen sind dabei wichtige Partner: So ist Noboas Regierung in Gesprächen mit einem spanischen Unternehmen über den Bau von Solarparks mit einer Leistung von 600 Megawatt. Zudem wird eine Zusammenarbeit mit TotalEnergies aus Frankreich zur Erschließung des Offshore-Gasfelds Campo Amistad geprüft.

Das Potenzial im Land ist groß: In den nächsten zehn Jahren könnten acht neue Bergbauprojekte (Silber, Gold, Kupfer) realisiert werden, mitsamt zugehöriger Energieerzeugung. Im Infrastrukturbereich zählt das Land bereits zwölf Public-Private-Partnership-Projekte (Straßen, Wasserkraftwerke und Häfen), von denen sich manche in der Vormachbarkeitsphase befinden. 

Regierung muss viele Probleme angehen

Gleichzeitig steht die Regierung vor tiefgreifenden Herausforderungen: angespannte Haushaltslage, Korruption, Sicherheitsprobleme, Energieengpässe durch Trockenheit und rückläufige Ölförderung. Zwar verschafft der Zusammenschluss von Noboas Partei ADN mit kleineren Parteien und unabhängigen Abgeordneten der Regierung eine dünne Parlamentsmehrheit für zentrale Vorhaben. Doch angesichts der fragilen und heterogenen Mehrheitsverhältnisse erscheinen umfassende Reformen derzeit wenig realistisch.

Wirtschaftsentwicklung: Wirtschaft kommt aus Rezession

Nach einer Konjunkturflaute im Jahr 2024 rechnet der britische Informationsdienstleister Economist Intelligence Unit (EIU) für 2025 mit einem moderaten Wachstum der ecuadorianischen Wirtschaft von real 1,5 Prozent. Bessere Rahmenbedingungen unter der Noboa-Regierung stärken die Konjunktur, doch strukturelle Probleme bleiben bestehen.

 

Investitionen ziehen an

Der Wahlsieg von Noboa sorgt für eine bessere Investitionsstimmung im Land. Die EIU geht davon aus, dass die Bruttoanlageinvestitionen 2025 und 2026 jeweils um rund 3,5 Prozent steigen werden, auch dank Fortschritten bei wichtigen Bergbauprojekten. Nach der Ankündigung Noboas, Subventionen zu streichen und neue Einnahmequellen für die Staatskassen zu erschließen, stufte die US-Bank J.P. Morgan das finanzielle Risiko Ecuadors positiver ein. Das dürfte den Zugang zu Finanzierung und Krediten vereinfachen.

Allerdings gibt es auch Kritik. So bemängelt der Bergbau neue, hohe Aufsichtsgebühren, deren Erlöse zur Bekämpfung illegalen Bergbaus eingesetzt werden sollen. Zudem mangelt es dem Staatshaushalt an Mitteln, um Investitionen wirklich voranzutreiben.

Privatverbrauch steigt nur leicht

Bessere Kreditbedingungen könnten die Ausgaben der Privathaushalte ankurbeln. Gleichzeitig bleibt das Beschäftigungswachstum in Ecuador verhalten, was die Dynamik des privaten Konsums insgesamt bremst. Die EIU rechnet daher für 2025 mit einem moderaten Wachstum von 1,5 Prozent.

Gemischtes Bild für Ecuadors Außenhandel

Ecuadors Exporte leiden 2025 unter den niedrigen Ölpreisen und der sinkenden Ölproduktion aufgrund der 2024 begonnenen Schließung des ITT-Ölfeldes im Amazonasgebiet nach einem Referendum in der Bevölkerung. Auch die US-Zollpolitik belastet die Ausfuhren.

Stabilisierend wirkt hingegen der dynamische Agrarsektor und die Fischerei: Hohe Kakaopreise sowie die wachsende Bedeutung von Exportgütern wie Garnelen stärken die Einnahmenseite. Hinzu kommen steigende Ausfuhren von Kupfer und Gold. Dabei wird China ein immer wichtigerer Absatzmarkt für das Land.

Der schwächere Dollar verbessert zwar die Wettbewerbsfähigkeit ecuadorianischer Produkte auf dem Weltmarkt, verteuert allerdings die Importe. Neue Impulse für den Außenhandel bieten geplante Freihandelsabkommen mit Südkorea und Kanada.

Deutsche Perspektive: Hoffen auf neue Geschäfte

Nach der Wahl Noboas blicken deutsche Unternehmen insgesamt recht positiv auf die Geschäftslage in Ecuador. Sie versprechen sich bessere Rahmenbedingungen, das Anlaufen neuer Projekte und erfolgreiche Geschäftsabschlüsse.

Die Unternehmen sehen die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Ecuador durchweg positiv. Die neue Regierung steht der Privatwirtschaft sehr offen gegenüber und sendet die richtigen Signale an den Privatsektor.

Jörg Zehnle Geschäftsführer der Deutsch-Ecuadorianischen Industrie- und Handelskammer (AHK Ecuador)

Als bestehende Geschäftsrisiken gelten laut dem AHK World Business Outlook vom Frühjahr 2025 die mangelnde Rechtssicherheit und schwierige Finanzierungsbedingungen im Land. Da Wirtschaft und Staat in Ecuador eng verknüpft sind, spielt auch die Wirtschaftspolitik eine entscheidende Rolle für deutsche Unternehmen, so die Studie. Insider berichten von deutschen Firmen, die auf große ausstehende Zahlungen vom öffentlichen Sektor warten. Zudem führt die angespannte Sicherheitslage – allen voran in der Küstenregion – dazu, dass Firmen vermehrt in Sicherheitslösungen investieren.

Deutschland ist wichtiger Zulieferer aus Europa

Nach Italien und Spanien war Deutschland 2024 der drittwichtigste EU-Handelspartner Ecuadors. Laut Daten der ecuadorianischen Zentralbank lag der Anteil deutscher Importe in den vergangenen zehn Jahren konstant bei rund 2 Prozent. Die deutschen Exporte nach Ecuador sind in den letzten Jahren allerdings gesunken. 

Deutschland liefert vor allem Maschinen, Apparate, optische und pharmazeutische Erzeugnisse, Kfz sowie Elektrotechnik und chemische Erzeugnisse nach Ecuador. Zwischen 2022 und 2024 hat sich der Wert deutscher Fisch- und Meeresfrüchteimporte aus Ecuador mehr als verdoppelt und der von Kakao fast versechsfacht, vor allem aufgrund der hohen Kakaopreise. Da die wichtigen Agrarzweige des Landes zunehmend von größeren Unternehmen dominiert werden, steigen Investitions- und Absatzchancen für Technologie aus Deutschland.

Weitere Informationen zu Ecuador finden Sie auf unserer Länderseite.

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