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Special | Europäische Union | Konnektivität

Global Gateway: EU einigt sich auf Leuchtturmprojekte für 2023

Die EU will ihre Konnektivitätsinitiative greifbarer machen und hat dazu Flagship-Projekte benannt. Schwerpunkte liegen in Afrika und im Energiesektor. (Stand: 22.05.2023)

Von Wilhelm Emmrich | Berlin

Die EU-Kommission hat sich im Februar 2023 mit den Mitgliedstaaten intern auf 87 Leuchtturmprojekte, sogenannte Flagships, geeinigt. Diese sollen die europäische Konnektivitätsinitiative Global Gateway weltweit bekannt machen. Für die Öffentlichkeit hat die EU die Flagship-Projekte in Infografiken aufbereitet.  

Bei den Flagships handelt es sich um ausgewählte Projekte, die die EU gemeinsam mit ihren Partnerländern/-regionen 2023 auf den Weg bringen will. Die Flagships sollen bei Treffen mit den Partnern öffentlichkeitswirksam präsentiert werden, zum Beispiel bei gemeinsamen Gipfeltreffen, Wirtschaftsforen oder regionalen Konferenzen.

Bei allen Projekten steht 2023 ein Meilenstein in Finanzierung, Vorbereitung oder Umsetzung an, wie etwa die Unterzeichnung eines Kreditvertrages, eine Machbarkeitsstudie oder der Baubeginn. Die Projekte unterscheiden sich merklich in ihrer Größe: Die Spanne reicht vom 3,6 Gigawatt Staudamm Rogun in Tadschikistan bis zu dezentralen Ministromnetzen in Nigeria.

Die Hälfte der Flagship-Projekte wird in Afrika umgesetzt

Afrika spielt eine zentrale Rolle bei Global Gateway. Von dem Investitionsziel in Höhe von 300 Milliarden Euro (2021 bis 2027) ist mit 150 Milliarden Euro die Hälfte für Afrika bestimmt. Entsprechend befindet sich auch die Hälfte der Flagships dort. Ein Beispiel ist das Medusa-Datenkabel im Mittelmeer: Das rund 8.700 km lange Unterwasserkabel wird ab 2024 Südeuropa und Nordafrika direkt miteinander verbinden.

Andere Flagship-Projekte in Afrika zielen beispielsweise auf die Sicherung der Energieversorgung vor Ort ab, wie der Bau eines Wasserkraftwerks (147 Megawatt) am Fluss Ruzizi an der Grenze zwischen der Demokratischen Republik Kongo, Ruanda und Burundi. Das Projekt soll den Energiemangel in der Region der Großen Seen beheben. GTAI hat dazu zwei Projektmeldungen zum Ausbau der Stromversorgung und zum Bau einer Übertragungsleitung veröffentlicht. 

Ein Fünftel der Flagship-Projekte ist im Asien-Pazifikraum verortet. Dazu gehören auch der Ausbau von digitaler Infrastruktur, Transportkorridoren und erneuerbare Energien in Zentralasien. Zu diesen Themen findet im Mai 2023 im kasachischen Almaty ein EU-Zentralasien-Wirtschaftsgipfel statt. Weitere Flagship-Projekte in der Region sind der EU-kofinanzierte Ausbau der laotische Nationalstraße Nummer 2 und die Instandsetzung des Hafens Rabaul in Papua-Neuguinea.

Ein weiteres knappes Fünftel der Leuchtturmprojekte befindet sich in Lateinamerika. Die Region dürfte 2023 besonders im Fokus von Global Gateway stehen: Spanien übernimmt im 2. Halbjahr die EU-Ratspräsidentschaft und macht sich für die Region stark. So findet am 17. und 18. Juli 2023 ein EU-Lateinamerika-Gipfel statt. Dort wird auch eine Global-Gateway-Investitionsagenda für die Region bekannt gegeben werden.  

Auch in der Europäischen Nachbarschaft, das heißt in den Ländern des Westbalkans, des Kaukasus und des östlichen Mittelmeers, gibt es Flagship-Projekte. Diese sind im Vergleich zu den Leuchtturmvorhaben der anderen Weltregionen schon deutlich weiter fortgeschritten. Dazu gehört beispielsweise ein neues Stromkabel durch das Schwarze Meer. Das knapp 1.200 Kilometer lange Unterwasserkabel soll Georgien und Rumänien verbinden und grünen Strom aus dem Südkaukasus in die EU leiten. 

Leuchttürme sollen Nachhaltigkeit und Digitalisierung fördern

Mehr als die Hälfte der Leuchtturmprojekte  gehört zum Bereich Energie und Klima. Darunter befinden sich hauptsächlich Solar-, Fotovoltaik-, und Wasserkraftprojekte sowie der Ausbau von Stromnetzen. So sollen beispielsweise in entlegenen Gebieten Nigerias, Benins und Panamas, die nicht an das nationale Stromnetz angeschlossen sind, dezentrale Stromnetze aufgebaut werden. Zudem sind neun Flagship-Projekte zur Gewinnung grünen Wasserstoffs vorgesehen, nämlich in Namibia, Marokko, Argentinien, Chile, Costa Rica, Uruguay, Kolumbien, Paraguay und Kasachstan.

Ein neuer Aspekt im Energie- und Klimabereich sind kritische Rohstoffe: Hierzu gibt es Leuchtturmprojekte in Kasachstan, Argentinien, Chile, Namibia und der Demokratischen Republik Kongo. Im Falle Chiles nennt die EU konkret den Abbau von Lithium und Kupfer. Damit will die EU ihre Rohstofflieferungen diversifizieren und so Abhängigkeiten reduzieren. 

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Etwa ein Fünftel der Flagship-Projekte gehören zum Transportbereich. Beispiele sind der Ausbau von Häfen, Fernstraßen und Busnetzen. Neben dem Ausbau von Bahnstrecken in Nordmadzedonien und im indonesischen Surabaya gehört auch der Bau eines Flughafens im ostafrikanischen Dschibuti zu den Flagships im Transportbereich. Gemeinsam mit der Afrikanischen Union hat die EU elf strategische Transportkorridore auf dem afrikanischen Kontinent identifiziert. Für deren Ausbau stellt die EU 1,68 Milliarden Euro bis 2027 zur Verfügung.

Im Bereich Digitales fallen viele Datenkabelprojekte auf, an Land und am Meeresgrund. So soll das bestehende EllaLink-Datenkabel, das die EU über Portugal mit Brasilien verbindet, auf weitere südamerikanische Länder erweitert werden. Am anderen Ende des EllaLink-Glasfaserkabels soll ein Abzweig nach Mauretanien in Nordwestafrika eingerichtet werden, um dort die Internetgeschwindigkeit zu erhöhen. Auch im Bereich von Satellitenkonnektivität gibt es Projekte unter Global Gateway: In Panama und Chile sollen Regionalzentren des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus gebaut werden; auch auf den Philippinen soll ein Copernicus-Datenzentrum entstehen.

Im Gesundheitsbereich soll die lokale Impfstoffproduktion vorangetrieben werden. Flagship-Projekte gibt es dazu im Senegal, in Ruanda, Ghana, Südafrika, Costa Rica, Barbados, Mexiko und Panama. Auch wenn nur wenige Projekte offiziell unter dem Label Bildung & Forschung laufen, gehören Bildungs- und Forschungsaspekte bei vielen Flagship-Projekten mit zum Konzept.

Aufruf für Leuchtturmprojekte: Sie können nachhaltige, innovative Großprojekte Ihres Unternehmens als Flagships für Global Gateway bei der Bundesregierung einreichen. Sprechen Sie uns dazu gerne an!

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