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Toy trains Toy trains | © Carsten Leth Fotografi - gettyimages.com

Branchen | Europa | Bahntechnik

Investieren statt rangieren: Milliarden für Europas Eisenbahnen

Europaweit fließen hohe Summen in den Ausbau der Bahninfrastruktur und die Anschaffung moderner Schienenfahrzeuge. Auch deutsche Bahntechnikhersteller liefern Ausrüstung.

Von Christopher Fuß, Friedrich Henle, Oliver Idem, Fabian Möpert, Torsten Pauly, Frauke Schmitz-Bauerdick, Gerit Schulze | Warschau, Madrid, Bonn, Berlin, Mailand, Paris, Prag

Europas Eisenbahnbranche ist komplex und dynamisch. Zahlreiche Infrastrukturbetreiber, Beförderungsunternehmen und Hersteller von Schienenfahrzeugen charakterisieren den Markt. Was die meisten von ihnen eint: Sie investieren massiv in die Modernisierung des Bahnverkehrs. Von Hochgeschwindigkeitsstrecken über digitale Zugleitsysteme bis hin zu Mehrsystemlokomotiven und zeitgemäßen Waggons - die Branche befindet sich mitten drin in einer Modernisierungswelle.

Vor allem mittelständische Zulieferer können bei der Flut an Projekten schnell die Übersicht verlieren. Um Unternehmen bei der Orientierung im Eisenbahnmarkt zu unterstützen, hat Germany Trade & Invest einige der wegweisenden Beschaffungsvorhaben und Infrastrukturprojekte recherchiert, ausgewertet und in einer umfassenden Übersicht zusammengestellt. Die Analyse zeigt, wo deutsche Technik gefragt ist und welche lokalen Rahmenbedingungen zu beachten sind. Besonders Länder wie Polen, Tschechien, Spanien, Frankreich oder die Schweiz verfolgen komplexe Infrastrukturprojekte und erneuern ihre Fuhrparks.

Bei allen Unterschieden zwischen den Ländern gibt es einige europaweite Trends: Die steigende Nachfrage nach Beförderungsdienstleistungen, wachsender Wettbewerb im europäischen Eisenbahnmarkt und umfangreiche EU-Fördermittel wirken vielerorts als Entwicklungstreiber. Auch der Ausbau von Routen entlang der transeuropäischen Verkehrskorridore (TEN-V) genießt Priorität.

  • Europas Bahnindustrie profitiert von steigenden Fahrgastzahlen

    Immer mehr Menschen in Europa nutzen die Bahn. Verkehrsunternehmen investieren darum in neue Züge. Steigende Nachfrage und mehr Wettbewerb schaffen Chancen für deutsche Zulieferer.

    Noch nie haben so viele Menschen in der EU so weite Strecken mit der Bahn zurückgelegt wie heute. Das zeigt ein Blick auf die sogenannten Personenkilometer – ein Wert, der sich berechnet aus der Summe der Fahrgäste multipliziert mit der zurückgelegten Strecke.

    Die europäische Statistikbehörde Eurostat meldet für das jüngste verfügbare Jahr 2023 ein Ergebnis von 429,6 Milliarden Personenkilometern. Die Zahl übertrifft das bisherige Rekordjahr 2019 um 9,6 Prozent. Berichte von nationalen Stellen deuten auf weiteres Wachstum im Jahr 2024 und im 1. Halbjahr 2025 hin.

    Geht es nach den Beförderungsunternehmen, hält der Aufwärtstrend an. So verkündet die italienische Staatsbahn FS, man werde zwischen 2025 und 2039 die Zahl der Fahrgäste in Hochgeschwindigkeitszügen um 30 Prozent erhöhen.

    Schnelle und international einsetzbare Züge sind gefragt

    Damit dieses Vorhaben gelingt, investiert  FS  in Rollmaterial. Bis 2034 will das Unternehmen bis zu 46 Hochgeschwindigkeitszüge für über 1,3 Milliarden Euro beim Hersteller Hitachi beschaffen. Die Züge sollen Geschwindigkeiten von rund 300 Kilometern in der Stunde erreichen.

    Solche Investitionen sind kein Einzelfall. Die tschechische Staatsbahn ČD beschaffte 2024 Lokomotiven und Waggons im Wert von 750 Millionen Euro. Für 2025 plant der Beförderer eine ähnliche Summe ein.

    Auch durch Polen rollt eine Modernisierungswelle. Auslöser ist die Freigabe wichtiger EU-Fördermittel durch die Europäische Kommission im Jahr 2024. Die Zuschüsse fließen nun in die Bahnindustrie. Der staatliche Personenbeförderer PKP Intercity bestellte 46 Elektrolokomotiven und 63 Mehrsystem-Lokomotiven für insgesamt 740 Millionen Euro beim polnischen Zughersteller Newag. Zusätzlich orderte das Unternehmen 350 Waggons beim Anbieter FPS H. Cegielski. Mit den Mehrsystem-Lokomotiven will Polen internationale Strecken bedienen, denn die Fahrzeuge vertragen unterschiedliche Netzspannungen.

    Auch die Schweiz denkt grenzüberschreitend: Die Staatsbahn SBB kündigte an, im Jahr 2026 bis zu 40 mehrsystemfähige Schnellzüge für Fahrten ins Ausland auszuschreiben. Als Grund nennt das Unternehmen die wachsende Zahl internationaler Bahnreisender.

    Solche Großaufträge laufen nicht immer reibungslos. In Spanien wartet der staatliche Betreiber RENFE auf 30 Hochgeschwindigkeitszüge vom Hersteller Talgo. Weil die im Jahr 2016 bestellten Fahrzeuge auch Mitte 2025 noch nicht geliefert wurden, machte RENFE Vertragsstrafen geltend. Talgo steht mittlerweile vor einer Übernahme durch den Stahlkonzern Sidenor.

    Neuer Wettbewerb belebt das Geschäft

    Dass die staatlichen Bahnunternehmen investieren, hat noch einen weiteren Grund: Sie bereiten sich auf neue Konkurrenz vor. Das vierte Eisenbahnpaket der EU verpflichtet die Mitgliedstaaten, Personenverkehrsdienste künftig auszuschreiben. Eine Bevorzugung staatlicher Anbieter ist nicht mehr zulässig, sobald bestehende Verträge auslaufen.

    Diese schrittweise Liberalisierung zeigt bereits Wirkung. In Frankreich drängen zunehmend italienische, spanische und weitere internationale Bahngesellschaften auf den Markt. Seit Juni 2025 betreibt etwa Transdev – ein Unternehmen mit Beteiligung der deutschen Holding Rethmann – die Verbindung Marseille-Nizza.

    Der Markteintritt neuer Anbieter zieht Investitionen nach sich. So will das Unternehmen Velvet künftig im Westen Frankreichs Verbindungen anbieten. Zu diesem Zweck hat der Beförderer zwölf TGV-Schnellzüge beim französischen Hersteller Alstom bestellt. Die Fahrzeuge sollen ab 2028 den Betrieb aufnehmen.

    Tschechien öffnete seinen Bahnmarkt bereits vor Jahren. Seither bewerben sich private Anbieter wie RegioJet, Arriva und Leo Express um Verkehrsleistungen. Die Firmen wollen ihre Marktanteile auf Kosten der Staatsbahn ČD weiter ausbauen.

    Nicht alle Länder öffnen ihren Bahnmarkt

    Wachstumschancen gibt es im Großraum Prag. Hier läuft die größte Ausschreibung für einen neuen Verkehrsbetreiber in der Geschichte Tschechiens. Der Vertrag soll von 2029 bis 2059 laufen. Der Gewinner müsste voraussichtlich 54 Doppelstocktriebzüge beschaffen.

    Auch der polnische Anbieter PKP-Intercity kündigt an, Doppelstockzüge einzukaufen. Die Hersteller Stadler und Alstom haben Angebote eingereicht. Es geht um 42 Triebzüge für mehr als 2 Milliarden Euro. PKP-Intercity könnte bald neue Konkurrenz bekommen. Polens Regierung kündigt den Bau eines Streckennetzes für Hochgeschwindigkeitszüge an. Die Gleise sollen Ballungsräume mit dem geplanten Großflughafen CPK verbinden. In diesem Zusammenhang will die CPK-Projektgesellschaft einen Fuhrpark aus Schnellzügen aufbauen. Auch PKP-Intercity plant damit, entsprechende Fahrzeuge zu kaufen. Der deutsche Lieferant Siemens lässt bereits Interesse an den Projekten durchklingen.

    Die Schweiz ist als Nicht-EU-Mitglied ein Sonderfall bei der Liberalisierung der Schiene. Trotz Drucks der Europäischen Kommission bleibt der nationale Personenfernverkehr weitgehend in der Hand der SBB. Beim Warentransport über die Schiene regiert hingegen der freie Markt - wie auch in den Staaten der EU. Die Güterverkehrstochter SBB Cargo will bis 2040 ihr gesamtes Rollmaterial erneuern.

    Deutsche Zulieferer agieren in einem innovativen Marktumfeld

    Die meisten Züge auf Europas Schienen stammen aus europäischen Fabriken. In Italien produziert Hitachi verschiedene Modelle für den Fern-, Regional- und Nahverkehr. Der japanische Konzern nutzt die ehemaligen Produktionshallen des Bahnunternehmens Ansaldo. Der Markenname Ansaldo Trasporti lebt weiter. Inzwischen gehört er dem italienischen Unternehmen Gesa Industry.

    Italien behauptet sich auch als Entwicklungsstandort. Der französische Alstom-Konzern forscht in seinen italienischen Niederlassungen an Wasserstoffzügen.

    Deutsche Hersteller liefern Komponenten für Züge in ganz Europa. Auf dem spanischen Markt ist beispielsweise das Thüringer Unternehmen Schliess- und Sicherungssysteme seit über 20 Jahren aktiv. Es produziert Artikel wie Türen, Fenster und Rampen. Der Markteinstieg gelang über eine Kooperation zwischen Siemens und Talgo. Heute macht das Spanien-Geschäft 12 Prozent des Umsatzes aus. "Spanien bleibt für uns ein wichtiger Markt, auf dem wir weiter wachsen wollen", sagt Geschäftsführerin Mareike Hilke gegenüber Germany Trade & Invest. Das Potenzial ist groß: Neben Talgo produzieren hier Branchengrößen wie CAF,  Alstom und Siemens.

    In der Schweiz dominiert der heimische Hersteller Stadler Rail den Markt. Dennoch können sich deutsche Zulieferer erfolgreich positionieren - wie zum Beispiel Knorr-Bremse aus München. Das Unternehmen unterzeichnete 2024 mit Stadler einen langfristigen Wartungsvertrag. Knorr-Bremse wird Bremssysteme für den Schweizer Zughersteller reparieren und austauschen.

    In Tschechien prägen Škoda Transportation und CZ LOKO die Branche. Forschung und Entwicklung stehen bei den Unternehmen hoch im Kurs. Ein Beispiel: Die Prager Firma AŽD entwickelt einen autonom fahrenden Zug, der im April 2025 erstmals mit Passagieren unterwegs war.

    Die Hersteller in Polen bereiten sich in der Zwischenzeit auf die Ausschreibungen für Hochgeschwindigkeitszüge vor. Noch fehlen im Land die nötigen Technologien. Newag setzt deshalb auf eine Kooperation mit der koreanischen Firma Hyundai Rotem. Der zweite große polnische Zughersteller PESA arbeitet mit Talgo zusammen.

    Leasingmodelle gewinnen an Bedeutung

    Ein Trend unter Bahnunternehmen ist, dass die Beförderer immer mehr Züge mieten oder leasen, statt zu kaufen. Deutsche Fahrzeughersteller nutzen diese Entwicklung. Cargounit, der größte Verleiher in Mittelosteuropa, besitzt über 100 Elektrolokomotiven von Siemens. Im Juni 2025 bestellte der Verleiher weitere 22 Fahrzeuge der Baureihe Vectron.

    Auch in Frankreich gibt es für Siemens Grund zur Freude: Das Leasingunternehmen Alpha Trains bestellte 35 Vectrons mit einer Option auf 35 weitere Lokomotiven.

    Übersicht zu Investitionsvorhaben

    Hier finden Sie eine Liste wichtiger Beschaffungsvorhaben für Schienenfahrzeuge in ausgewählten Ländern Europas.

  • Das Gleisnetz für Hochgeschwindigkeitszüge in Europa soll wachsen

    Ob grenzüberschreitende Schnellfahrstrecken, neue Verkehrsknoten oder digitale Signaltechnik: Hohe Investitionen sollen Europas Bahninfrastruktur leistungsfähiger machen.

    Investitionstreiber sind unter anderem EU-Vorgaben. Güter- und Personenverkehr auf die Schiene zu verlagern, ist für EU-Länder ein strategisches Mittel, um Nachhaltigkeits- und Klimaziele zu erreichen.

    Besonders entlang der Transeuropäischen Verkehrskorridore (TEN-V) sollen neue und ausgebaute Bahntrassen den grenzüberschreitenden Fernverkehr auf der Schiene stärken. Bis Anfang der 2030er Jahre wollen die Mitgliedstaaten massiv in ihre Bahninfrastruktur investieren. Zu den Prioritäten gehört auch der Ausbau des europäischen Eisenbahnverkehrsleitsystems (ERTMS).

    Europäische Verkehrskorridore (TEN-V) und ihre Prioritäten

    • Die TEN-V Verordnung (EU) 2024/1679 definiert neun Korridore, welche die wichtigsten Langstreckenverkehrsachsen des europäischen Binnenmarktes abbilden und formuliert Qualitätsanforderungen.
    • Die Korridore sind multimodal angelegt und sollen grenzüberschreitende Verbindungen innerhalb der EU und ihrer Nachbarstaaten stärken.
    • Für den Verkehrsträger Eisenbahn zählt neben der Schieneninfrastruktur auch die Einführung eines einheitlichen europäischen Zugleitsystems zu den Prioritäten.

    EU-Fördertöpfe wie die Connecting Europe Facility (CEF) oder Mittel aus der EU-Kohäsionspolitik unterstützen in vielen EU-Staaten die Finanzierung. In Ländern wie Polen decken sie je nach Projekt sogar bis zu 90 Prozent der Kosten. Neben öffentlichen Mitteln und Krediten setzen nicht wenige EU-Länder auf die Beteiligung privater Investoren an Bahnprojekten, etwa im Rahmen von Öffentlich-Privaten-Partnerschaften (ÖPP). Zu ihnen zählt auch Tschechien, das den Bau von Schnellzugstrecken teils als ÖPP ausschreibt.

    Osten der EU will bei Hochgeschwindigkeitstrassen aufholen

    Moderne Hochgeschwindigkeitsnetze stehen besonders für den Osten der EU im Fokus. Hier hinkt nicht nur Tschechien hinterher und will entsprechende Trassenprojekte forcieren. Der Startschuss für einen ersten Streckenabschnitt fiel im Mai 2025 nahe Olomouc. Planungs- und Genehmigungsverfahren für weitere Abschnitte laufen. Insgesamt werden Neubaustrecken von 350 Kilometern Länge projektiert. Sie sollen Höchstgeschwindigkeiten bis zu 320 Kilometer pro Stunde ermöglichen. Ihr Bau würde nach aktuellen Schätzungen rund 31 Milliarden Euro kosten. Die wichtigste Achse führt von der sächsisch-tschechischen Grenze über Prag und Brno bis nach Břeclav, von wo Abzweige nach Wien und Bratislava verlaufen. Für die Neubaustrecke Prag-Dresden wollen Tschechien und Deutschland einen 30 Kilometer langen Tunnel durch das Erzgebirge bohren. Weitere Achsen verlaufen in Richtung Polen nach Katowice beziehungsweise Wrocław sowie südwestlich über Plzeň nach München.

    Auch Polen verfolgt ambitionierte Pläne: Hochgeschwindigkeitsstrecken sollen Ballungsräume mit dem geplanten Großflughafen CPK bei Warschau verbinden. Bis 2035 soll eine 480 Kilometer lange Strecke von Warschau über den CPK bis nach Lódż entstehen. Sie teilt sich anschließend in Routen nach Poznań im Westen und Wrocław im Süden. Zuständig für den Bau ist die staatliche Projektgesellschaft des CPK. Die Planungsarbeiten einzelner Abschnitte laufen. Beteiligt sind auch deutsche Ingenieursdienstleister wie Voessing Polska.

    Über Spaniens Gleise rollen Personenzüge schon heute auf rund 4.000 Kilometern mit bis zu 320 Kilometern pro Stunde, auch dank Signal- und Sicherheitstechnik von Siemens Mobility. Spaniens staatlicher Schienennetzbetreiber ADIF arbeitet daran, sein Hochgeschwindigkeitsnetz zu erweitern. In Andalusien verlängert ADIF die Strecke Madrid-Sevilla bis Huelva. Des Weiteren steht die Anbindung der nördlichen Regionen an, wie das Teilstück von Burgos ins baskische Vitoria. Mit Teilprojekten in der Extremadura wird der Grundstein für eine durchgehende Hochgeschwindigkeitsstrecke von Madrid bis in die portugiesische Hauptstadt Lissabon gelegt. Laut Berechnungen des Internationalen Eisenbahnverbands UIC könnte das spanische Hochgeschwindigkeitsnetz in den kommenden Jahren um 1.500 Kilometer wachsen.

    Grenzüberschreitende Bahnkorridore von der Ostsee, durch die Alpen und ans Mittelmeer

    Europaweit laufen weitere Großprojekte, um Bahnkorridore zu modernisieren. Im Nordosten Polens will der staatliche Streckennetzbetreiber PKP PLK, den Abschnitt Białystok-Ełk renovieren und sucht Auftragnehmer. Der Auftragswert wird auf rund 1,4 Milliarden Euro beziffert. Das Teilstück Białystok-Ełk knüpft sich an das Bahngroßprojekt Rail Baltica. Dieses für den Ostseeraum wichtige Neubauvorhaben verbindet Estland, Lettland und Litauen nahtlos mit Polen und dem Normalspurnetznetz Mitteleuropas. Auch deutsche Unternehmen sind Auftragnehmer.

    Im Westen und Süden Europas entstehen neue Verbindungen. Der Brennerbasistunnel zwischen Italien und Österreich soll im Alpentransit Güter auf die Schiene lenken und Fahrzeiten im Personenverkehr verkürzen. In den Westalpen treibt ein französisch-italienisches Joint Venture mit Tunnelbohrmaschinen von Herrenknecht den Bau des Mont-Cenis-Basistunnels voran. Er ist Herzstück der Schnellfahrstrecke Lyon-Turin, die ab 2033 in Betrieb gehen soll. Die Neubaustrecke Montpellier-Perpignan dient Frankreichs Schnellzuganbindung nach Spanien.

    In Spanien fließen Investitionen in die für den Güterverkehr wichtigen Atlantik- und Mittelmeerkorridore. Im Jahr 2025 werden Ausschreibungen im Wert von 2,5 Milliarden Euro allein für Teilprojekte des Atlantikkorridors realisiert. ADIF vergab im Mai 2025 einen Auftrag, um Tunnelprofile auf einer andalusischen Teilstrecke von Madrid zum Mittelmeerhafen Algeciras anzupassen. Züge sollen dort künftig Sattelauflieger im kombinierten Verkehr transportieren.

    Bahnbetreiber erweitern und modernisieren ihre Netze

    Vielerorts wollen Bahnverwaltungen zudem den Bestand sanieren, unerschlossene Regionen ans Bahnnetz anschließen oder Strecken reaktivieren. Polens Infrastrukturbetreiber PKP PLK verfolgt mehrjährige Investitionspläne. Sie summieren sich bis 2030 auf rund 20 Milliarden Euro. Darunter sind Großprojekte wie der Um- und Neubau der Bahnstrecke Podłęże-Piekiełko südlich von Krakau für rund 3,3 Milliarden Euro. Parallel läuft mit "Kolej Plus" ein Programm, um stillgelegte oder marode Strecken in ländlichen Regionen zu sanieren. Rund 3,2 Milliarden Euro können hierfür bis 2029 investiert werden.

    In Frankreich verlangt der Sanierungsstau einen Investitionsschub. Weite Teile des Gleisnetzes gelten als überaltert. Zwar hat Frankreichs Transportministerium angekündigt, bis 2028 jährlich 4,5 Milliarden Euro ins Bahnnetz zu investieren. Angesichts des Drucks zur Konsolidierung des Staatshaushalts bleibt offen, ob die Pläne finanziert werden können.

    Die italienische Staatsbahn FS investiert von 2025 bis 2029 insgesamt 100 Milliarden Euro in ihre Infrastruktur, 60 Milliarden Euro allein ins Fernstreckennetz. Neue Trassen entstehen besonders im Süden Italiens, wo das Netz bisher mehr Lücken hat als in Nord- und Mittelitalien.

    Europäisches Zugleitsystem verspricht mehr Effizienz

    Das vereinheitlichte Zugleitsystem ERTMS könnte Europas Bahnverkehr interoperabler, sicherer und effizienter machen. Europaweit ist bislang etwa ein Drittel der TEN-V-Bahnkorridore mit dem zugehörigen Zugsicherungssystem ETCS ausgerüstet. In einzelnen Ländern ist die Technologie aber erst auf einem Bruchteil der Strecken verfügbar. Das liegt auch an hohen Kosten und der erforderlichen Aus- und Umrüstung des Fuhrparks.

    ERTMS: Einheitliches Zugleitsystem für Europa

    Das European Rail Traffic Management System (ERTMS) ist ein vereinheitlichtes Zugleitsystem zur Harmonisierung des europäisches Bahnverkehrs. Es besteht aus dem Zugsicherungssystem ETCS und dem digitalen Funkstandard GSM-R.

    Insbesondere Europas Güterverkehrskorridore sollen vorrangig damit ausgerüstet werden. Implementierungspläne der beteiligten Staaten stellen indikative Zeitpläne für die Einführung dar.

    Vorreiter ist die Schweiz, die als Transitland ein integraler Teil europäischer Bahnkorridore ist. Etwa drei Viertel aller Strecken sind dort bereits mit ETCS Level 1 ausgerüstet. Auf 13 Prozent des Netzes wird Level 2 unterstützt, das eine kontinuierliche Kommunikation zwischen Zug und Leitzentrale ermöglicht.

    Fortschritte kann Spanien vorweisen. Laut Eurostat unterstützen 10 Prozent des spanischen Netzes ETCS Level 2. Frankreich hinkt wie Deutschland bei der ERTMS-Einführung hinterher. Nur 3 Prozent des gesamten französischen Schienennetzes sind bis dato mit ETCS Level 2 ausgerüstet. Ähnlich niedrig ist dieser Anteil in Italien, das nun 3 Milliarden Euro in die Technik investieren will.

    Tschechien plant, sein gesamtes Schienennetz von über 9.000 Kilometern bis 2040 umzurüsten. Die Gesamtkosten dürften sich auf 1,4 Milliarden Euro belaufen. Bislang sind etwa 12 Prozent der Strecken so ausgerüstet, bis 2030 soll etwas mehr als die Hälfte sein. In Polen startete PKP PLK im Juni 2025 einen wettbewerblichen Dialog, um ETCS Level 1 entlang der ersten 500 Kilometer Schienenwege einzuführen. Zu den Unternehmen, die das System in Polen aufbauen wollen, gehört auch Siemens Mobility.

    Übersicht zu Investitionsvorhaben

    Hier finden Sie eine Liste wichtiger Projekte im Bereich Bahninfrastruktur in ausgewählten Ländern Europas.

  • Kontaktadressen zur Geschäftsanbahnung

    Ausschreibungen im europäischen Bahnsektor werden von einer Vielzahl staatlicher und privatwirtschaftlicher Akteure veröffentlicht.

    Die folgende Übersicht bietet zentrale Anlaufstellen für die geschäftliche Kontaktaufnahme mit Infrastrukturbetreibern, führenden Eisenbahnverkehrsunternehmen und Fahrzeugherstellern.

    Anlaufstellen im Bereich Schienenfahrzeuge

    Land

    Institution

    Anmerkung

    Frankreich

    Lieferantenportal Alstom

    Registrierungsplattform für potenzielle Lieferanten des französischen Zugherstellers Alstom

    Frankreich

    Ausschreibungsportal SNCF

    Ausschreibungsportal des französischen Beförderungsunternehmens SNCF

    Italien

    Ausschreibungsportal FS

    Ausschreibungsportal des italienischen Beförderungsunternehmens FS

    Italien

    Ausschreibungsportal Hitachi Rail

    Ausschreibungsportal des Zugbauers in Italien Hitachi Rail

    Polen

    Hersteller NEWAG

    Internetseite des polnischen Zugherstellers NEWAG

    Polen

    Lieferantenportal PESA

    Registrierungsplattform für potenzielle Lieferanten des polnischen Zugherstellers PESA

    Polen

    Ausschreibungsportal PKP Intercity

    Ausschreibungsportal des polnischen Beförderungsunternehmens PKP Intercity

    Schweiz

    Verband Swissrail

    Verband der Schweizer Bahnindustrie

    Schweiz

    Lieferantenportal SBB

    Registrierungsplattform für potenzielle Lieferanten der Schweizer Staatsbahn SBB

    Schweiz

    Lieferantenportal Stadler

    Registrierungsplattform für potenzielle Lieferanten des Schweizer Zugherstellers Stadler

    Spanien

    Verband MAFEX

    Verband der spanischen Bahnindustrie mit 118 Mitglieder

    Spanien

    Lieferantenportal Talgo

    Registrierungsplattform für potenzielle Lieferanten des spanischen Zugherstellers Talgo

    Spanien

    Lieferantenportal CAF

    Registrierungsplattform für potenzielle Lieferanten des spanischen Zugherstellers CAF

    Spanien

    Ausschreibungsportal RENFE

    Ausschreibungsportal des spanischen Beförderungsunternehmens RENFE

    Tschechien

    Hersteller Škoda Transportation

    Internetseite des tschechischen Zugherstellers Škoda Transportation

    Tschechien 

    Verband ACRI

    Verband der tschechischen Bahnindustrie

    Tschechien

    Ausschreibungsportal České dráhy

    Ausschreibungsportal des tschechischen Beförderungsunternehmens České dráhy

    Anlaufstellen im Bereich Bahninfrastruktur
    LandInstitutionAnmerkung
    FrankreichAusschreibungsportal der Staatsbahn SNCFAusschreibungen der französischen Staatsbahn für Arbeiten, Dienstleistungen und Einkauf
    ItalienVergabeportal des italienischen Infrastrukturbetreibers Rete Ferroviaria ItalianaAusschreibungen der Infrastrukturtochter der italienischen Staatsbahn Ferroviaria Italiana
    PolenAusschreibungsplattform von PKP Polskie Linie KolejoweAusschreibungen der Infrastrukturtochter der Polnischen Staatsbahnen PKP
    PolenAusschreibungsplattform der CPK-ProjektgesellschaftAusschreibungen rund um Planung und Bau des Großflughafens CPK und der ergänzenden Bahnstrecken
    SchweizÜbersichtsseite zu Bahnbauprojekten der SBB Internetauftritt der Schweizerischen Bundesbahnen; bietet Informationen zu den Investitionsschwerpunkten nach Regionen
    SchweizSIMAP.ch (Informationssystem über das öffentliche Beschaffungswesen in der Schweiz)Beschaffungsplattform von Bund und bundesnahen Organisationen, Kantonen und Gemeinden der Schweiz; enthält auch Ausschreibungen im Bahnwesen
    SpanienADIF - Administrador de Infraestructuras FerroviariasAusschreibungen der spanischen Eisenbahninfrastrukturverwaltung
    TschechienAusschreibungsportal des staatlichen Infrastrukturbetreibers Správa železnicAusschreibungen für Infrastrukturprojekte durch Tschechiens staatliche Eisenbahnverwaltung
    TschechienStavební správa vysokorychlostních tratíInformationsseite zum geplanten Hochgeschwindigkeitsnetz Tschechiens
    EU-weitEuropäische Kommission, Übersicht der Nationalen Implementierungspläne für ERTMSInformationen über die geplante Ausrüstung von Strecken mit ERTMS im jeweiligen Land mit Zielzeitpunkten
    EU-weitEisenbahnagentur der Europäischen Union (ERA)Erarbeitet gemeinsame technische Normen zur Integration des europäischen Bahnverkehrs und ist verantwortlich für die Zulassung grenzüberschreitend eingesetzter Schienenfahrzeuge

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