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Wirtschaftsumfeld | Frankreich | Investitionsklima

Frankreich bleibt Investitionsmagnet

Frankreich zählt zu den attraktivsten Investitionszielen Europas. Staatliche Förderungen schieben Investitionen an. Aber Frankreich muss sparen. 

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

Rechtliche Erleichterungen und ein Innovationsschub haben in Frankreich in den vergangenen Jahren positive Anreize für Investoren gesetzt. Vor allem Reformen im Arbeitsrecht und in der Ausbildung sowie Steuersenkungen sind von ausländischen Investoren positiv aufgenommen worden. Frankreich profitiert von seiner zentralen Lage in Europa, einem großen, anspruchsvollen Konsummarkt, gut ausgebildeten Fachkräften und guter Infrastruktur. 

Eine Forschungsszene von Weltrang macht das Land zu einem wichtigen Standort für Forschung und Entwicklung. Großzügige Steuervergünstigungen, eine umfangreiche Förderung von Zukunftstechnologien und ein dichtes Netz an staatlich geförderten Forschungsinstitutionen mit hochqualifiziertem Personal zieht innovative Unternehmen an.

Unternehmen kämpfen mit Bürokratie und Fachkräftemangel

Firmenvertreter beklagen indes eine komplexe Bürokratie und ein wechselhaftes, in der Umsetzung oft schwieriges Steuerregime. Zudem fordern Unternehmen in energieintensiven Branchen stärkere Unterstützung seitens des Staates. Nicht nur finanzielle Hilfe bei Zukunftsaufgaben wie der Dekarbonisierung ist gefragt. Auch fordern Unternehmen verstärkt eine Deregulierung. Ein harter Preiskampf mit Anbietern vor allem aus China und die umfangreiche staatliche Förderung grüner Technologien in den USA setzt Unternehmen in Frankreich unter Druck. Sie fürchten die Aushöhlung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit. 

Auch der Fachkräftemangel wird zu einem wachsenden Problem. Gerade die Industrie hat trotz guter Bezahlung ein Imageproblem und Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden. Lohn- und Lohnnebenkosten sind hoch. Und trotz Reformen bleibt das auf den Schutz des Arbeitnehmers ausgerichtete Arbeitsrecht komplex. Gerade außereuropäische Investoren sehen hierin ein Investitionshindernis. 

Deutschland bleibt einer der wichtigsten Investoren 

Trotz aller Kritik aber ist Frankreich innerhalb Europas eines der attraktivsten Investitionsziele für ausländische Investoren. Im Jahr 2023 haben ausländische Unternehmen laut Business France, der französischen Wirtschaftsförderagentur, gut 1.800 Investitionen getätigt. Knapp 60.000 Arbeitsplatze werden hierdurch bis 2026 geschaffen oder bewahrt. 

Wichtigster Investor waren 2023 US-amerikanische Unternehmen mit 305 Projekten, gefolgt von Deutschland mit 262 Projekten und Großbritannien mit 173 Projekten. 47 Prozent dieser Projekte sind Neugründungen, 45 Prozent der Investitionen zielen auf eine Ausweitung bestehender Investitionen ab. 

Deutschland und Frankreich sind auf Unternehmensebene eng verflochten. Deutschland ist nach den USA der zweitwichtigste Investor und stellte im Jahr 2021 laut dem Statistikamt INSEE 25 Prozent aller ausländischen Investitionen in Frankreich. Rund 2.500 Unternehmen aus allen Branchen sind im Land vertreten. Nicht nur deutsche Großunternehmen wie Siemens, Bosch, BASF und Bayer sind mit eigener Herstellung vor Ort. Auch Mittelständler wie Dräger, Wilo, Wepa oder Claas produzieren in Frankreich für den lokalen, aber auch für den Weltmarkt.  

Größte deutsche Investoren in Frankreich

Unternehmen

Branche

Umsatz 2022 (in Mrd. Euro) / Mitarbeiter
Robert Bosch Automobilteile2,4 Mrd. Euro / 3.600 Mitarbeiter
BASFChemie2,4 Mrd. Euro / 2.900 Mitarbeiter
Siemens Automatisierung / IoT/  Medizintechnik2,2 Mrd. Euro / 6.000 Mitarbeiter
Bayer Chemie1,4 Mrd. Euro / 3.000 Mitarbeiter
BBraunMedizintechnik0,4 Mrd. Euro /2.100 Mitarbeiter
Quelle: Vérif 2024, Unternehmensangaben

Investitionsförderung: France 2030 fördert innovative Technologien

Wie auch Deutschland versucht Frankreich mit finanzieller Förderung ambitionierte, nachhaltige Großprojekte in Zukunftsindustrien ins Land zu holen. So unterstützt der Staat das Halbleiterwerk von STMicroelectronics mit 2,9 Milliarden Euro, die taiwanesische Batterieproduktion von Prologium mit 1,5 Milliarden Euro und das Gigabatterieprojekt vom französischen Start-up Verkor mit knapp 660 Millionen Euro.  

Mit seinem Innovationsplan France 2030 schiebt die Regierung darüber hinaus die Entwicklung und Ansiedlung innovativer Technologien an. Sie stellt dafür 54 Milliarden Euro bereit. Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der französischen Wirtschaft in Zukunftsbranchen zu stärken und die Produktion im Inland zu steigern.

Seit Mitte März 2024 können Unternehmen, die Investitionen in Bereichen wie Batterieproduktion, Erneuerbare Energien und Wärmepumpen vornehmen, zudem von großzügigen Steuergutschriften profitieren ("crédit d’impôt au titre des investissements dans l’industrie verte" (C3IV)). Unternehmen, die in Forschung und Entwicklung investieren, erhalten Steuergutschriften über den "Crédit d'impôt recherche". In Sonderbereichen wie Dekarbonisierung oder Wasser- und Energieeinsparungen hilft die Regierung ausgewählten Unternehmen mit Einzelförderungen. 

Hohe Staatsverschuldung könnte Förderung bremsen

Eine Ausweitung der bestehenden Förderinstrumente aber dürfte schwierig werden. Frankreichs Staatsverschuldung liegt Ende 2023 bei 3.100 Milliarden Euro und damit bei 110,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Damit ist Frankreich nach Griechenland und Italien der am stärksten verschuldete Staat der EU. Ein für 2024 erwartetes nur schwaches Wachstum belastet die weiteren Finanzplanungen und schränkt den finanziellen Spielraum Frankreichs weiter ein. Von daher dürfte jede weitere finanzielle Investitionsförderung in Zukunft hinterfragt werden. 

Abseits finanzieller Förderung arbeitet die Regierung daran, die allgemeinen Investitionsbedingungen zu verbessern. Das Gesetz "Loi sur les Industries vertes" soll die Ansiedlung nachhaltiger Produktionen oder Investitionen in Hochtechnologie erleichtern und beschleunigen. Denn die Ansiedlung gestaltet sich nicht immer ganz einfach. So fehlt es gerade an Clusterstandorten nicht selten an Industrieflächen. Vergleichbar wie in Deutschland können auch umweltrechtliche Genehmigungs- und Abstimmungsverfahren dem schnellen Aufbau einer Produktion entgegenstehen.  

Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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