Wirtschaftsumfeld | Frankreich | Personal
Personalsuche und Personalmanagement
Gutes Personal zu finden und zu halten, wird schwieriger. Für Kandidaten bleibt die Bezahlung bei der Wahl des neuen Arbeitsplatzes sehr wichtig.
23.10.2024
Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris
Die Suche nach Personal beginnt in Frankreich in der Regel mit einem Inserat auf einer der gängigen Internetjobbörsen. Bei der Auswahl des passenden Portals haben Unternehmen die Qual der Wahl. Neben markt- und regional übergreifenden Stellenbörsen existieren branchen- und regional spezialisierte Anbieter. Für die Suche von Führungskräften gibt es eigene Angebote. Die Portale unterscheiden sich nicht nur im Hinblick auf ihre Reichweite und die angebotenen Serviceleistungen, sondern auch in Bezug auf die Kosten. Auch soziale Medien wie LinkedIn oder Instagram sind mittlerweile Standard bei Jobsuche und Kandidatenauswahl.
Das Stellenportal der staatlichen Arbeitsagentur "France Travail" ist insbesondere bei der Suche nach weniger spezialisierten Mitarbeitern oft erste Wahl. Es ist kostenfrei und bietet weitergehende Hilfestellungen und individualisierte Beratung für Unternehmen. Allerdings berichten Unternehmen, die hier Stellenangebote inseriert haben, dass die Qualität der entsprechenden Bewerbungen oft zu wünschen übrig ließe.
Bereits die Gestaltung der Stellenausschreibung kann über den Erfolg oder Misserfolg der Personalsuche entscheiden. So bewerben sich laut einer Studie des NewGen Talent Centre der renommierten Wirtschaftshochschule HEC gerade jüngere Mitarbeiter eher dann, wenn die Stellenausschreibung sowohl Informationen zum Gehalt als auch zum Wertekanon des Unternehmens gibt.
Das Start-up "Welcome to the Jungle" nimmt diesen Trend auf. Hier können Unternehmen nicht nur den freien Posten, sondern auch ihre Betriebskultur und Werte sowie die konkrete Arbeitsumgebung ausführlich, auch in Videos darstellen.
Sind geeignete Bewerbungen eingegangen, helfen ein straffer und zügiger Rekrutierungsprozess sowie regelmäßige, individualisierte Informationen zum Verfahrensstand, Wunschkandidaten auch während des Auswahlverfahrens zu halten.
Portal | Anmerkung |
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Stellenmarkt der AHK Frankreich | Deutsch-französische Stellenangebote |
Pôle Emploi | Staatliche Arbeitsagentur |
Indeed | Branchenübergreifend |
HelloWork | Branchenübergreifend |
Monster | Branchenübergreifend |
Les Echos - Les meilleurs portails d'emploi | Ranking von Stellenbörsen |
Unternehmen holen den Nachwuchs an der Uni ab
Um an gute Kandidaten zu kommen, suchen Unternehmen über klassische Arbeitsportale hinaus zunehmend die direkte Ansprache, beobachtet Hilda Sagemüller, Geschäftsführerin der Personalberatungsgesellschaft Dauphin Conseil in Lyon. Unternehmen gehen bereits in der Schul- und Studienzeit auf potenzielle Mitarbeitende zu.
Auch müssen sich Unternehmen den geänderten Ansprüchen an die Arbeitsbedingungen stellen. Die Mehrzahl der Arbeitnehmer erwartet, mobil arbeiten zu können, wenn es das Jobprofil erlaubt. Nichtmonetäre Vorteile wie Sabbaticals oder eine flexible Zeiteinteilung bis hin zur einer Vier-Tage-Woche sind Maßnahmen, die gerade große Unternehmen ergreifen, um Personal zu gewinnen oder zu halten.
Sonderregeln für die deutsch-französische Personalsuche
Für die Suche nach mehrsprachigem Personal (Deutsch-Französisch oder auch Deutsch-Französisch-Englisch) ist die Vermittlungsbörse der Deutsch-Französischen Industrie- und Handelskammer in Paris ein interessanter Ansprechpartner. Leitungspositionen im deutsch-französischen Umfeld sind hingegen oftmals nur mithilfe spezialisierter Beratungsunternehmen zu besetzen.
Bei deutsch-französischen Unternehmungen muss der Kandidat mehr als nur klassische Management-Fähigkeiten mitbringen, sagt Jörg Stegemann, Managing Partner bei Apollo Executive Search. Es braucht interkulturelles Geschick, die Fähigkeit, im deutsch-französischen oder international geprägten Führungsumfeld zu agieren. Denn, so die Erfahrung des Personalberaters: "Unterschiede in der direkten, aber auch der indirekten Kommunikation führen nicht selten zu erheblichen Spannungen zwischen der Geschäftsführung in Deutschland und Frankreich und sind sehr oft der Grund, warum die Nummer 1 des Landes ausgetauscht werden muss".
Anmerkung | |
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Apollo Executive Search / Kennedy France | Schwerpunkt Führungskräfte im deutsch-französischen Verhältnis, Paris |
Charles Richardson | Führungskräfte und Personalberatung, Marseille, Paris |
Grant Alexander | Führungskräfte und Spezialisten, Paris, Marseille, Lyon u.a. |
Euroconsulting | Mittleres und höheres Management, Führungskräfte, Paris, Reims, Bordeaux u.a. |
Les Echos - Les meilleurs cabinets de recrutement | Ranking von Personalberatungsgesellschaften |
Personal zu halten, wird schwieriger
Um Personal zu finden, aber auch zu behalten, spielt das Gehalt nach wie vor eine erhebliche Rolle. Laut Umfrage von Michael Page ist für 51 Prozent der Arbeitnehmer das Gehalt das ausschlaggebende Argument, an einem Arbeitsplatz zu bleiben oder zu einem andern Arbeitgeber zu wechseln. Dies gilt insbesondere in den Ballungsräumen des Landes, in denen die Anzahl offener Stellen, aber auch die Lebenshaltungskosten hoch sind.
Doch um Mitarbeiter zu binden, reicht es oft nicht mehr aus, ein Büro zu stellen und ein gutes Gehalt zu zahlen. Mitarbeiter haben weniger Angst als früher, ihren Job zu wechseln oder auch ohne neuen Job zu kündigen. "Gute Leute sind schwer zu finden – immer und überall", sagt Jörg Stegemann. "Und wenn man die Leute nicht gut behandelt, sind sie weg."
Mitarbeiter fordern Mitspracherecht ein
Traditionell sind Unternehmen in Frankreich streng hierarchisch aufgestellt. Aber das kommt nicht mehr gut an. "Die Leute wollen anders arbeiten", so Lara Griebel von Apollo Executive Search. Führungspersonal, das auf Augenhöhe mit den Mitarbeitenden agiert, und flache Hierarchien werden wichtiger. Dies gilt nicht nur für die Generation der 20- bis 35-jährigen, sondern zunehmend auch bei Mitarbeitenden, die bereits länger im Berufsleben stehen.
Von einer verstärkten Beteiligung der Mitarbeitenden aber profitieren auch Unternehmen, so die Erfahrung von Hilda Sagemüller. Viel Erfolg hätten beispielsweise die nach skandinavischen Managementmethoden geführten Unternehmen in Frankreich. "Jedem wird zugehört. Jeder kann Verbesserungsvorschläge einbringen. Und wenn es sinnvoll und möglich ist, werden diese Vorschläge auch umgesetzt, egal von wem sie kommen." Das zeige unternehmensübergreifend Wirkung. "Die Mitarbeiter sind sehr viel motivierter, der Teamgeist ist stark. Die Leute sind stolz auf ihre Firma", beobachtet Hilda Sagemüller. "Und das stärkt Zusammenhalt und Loyalität zum Unternehmen."