Special Gabun Rohstoffsicherung
Gabun verbietet Export von Rohmangan ab 2029
Gabun setzt auf lokale Wertschöpfung und wirtschaftliche Souveränität: Ab dem 1. Januar 2029 ist der Export von unverarbeitetem Mangan untersagt.
16.06.2025
Von Edda Wolf | Bonn
Gabuns Präsident Brice Clotaire Oligui Nguema ordnete am 30. Mai 2025 bei einer Sitzung des Ministerrats ein Exportverbot für unverarbeitetes Mangan ab dem Jahr 2029 an. In seiner Rede kündigte der Präsident mehrere Maßnahmen zur Förderung der heimischen Wirtschaft an, darunter "ein formelles Verbot (...) ab 1. Januar 2029 für den Export von Rohmangan, einer strategischen Ressource, deren zweitgrößter Produzent Gabun weltweit ist". So heißt es in der am 31. Mai 2025 veröffentlichten Regierungserklärung. Mangan ist neben Öl und Holz eine der Haupteinnahmequellen Gabuns.
Gabun verfolgt ehrgeizige Industriepolitik
Das zentralafrikanische Land verfolgt eine ambitionierte Industriepolitik. Deren Ziel ist es, die wirtschaftliche Abhängigkeit von Rohstoffexporten zu verringern und die Steuereinnahmen zu steigern, so dass der Staat über mehr Mittel zur Finanzierung der nationalen Entwicklung verfügen kann. Die Regierung will schrittweise eine heimische Industrie zur lokalen Verarbeitung von Rohstoffen aufbauen, technologische Wertschöpfungsketten eigenständig beherrschen und qualifizierte Arbeitsplätze schaffen. Damit reiht sich Gabun in eine wachsende Zahl rohstoffreicher Länder ein, die ihre Industriepolitik strategisch neu ausrichten, um stärker vom eigenen Rohstoffreichtum zu profitieren – darunter Namibia, Simbabwe und Indonesien.
Drei Jahre Übergangsfrist für Investoren
Die Regierung gewährt den Bergbauunternehmen eine dreijährige Übergangsfrist bis 31. Dezember 2028, um sich auf die lokale Aufbereitung des Erzes vorzubereiten. In dieser Zeit sollen sie Aufbereitungsanlagen für Mangan bauen, Schulungszentren einrichten und lokale Fachkräfte qualifizieren. Ein noch zu gründender öffentlich-privater Investitionsfonds soll sich der industriellen Manganverarbeitung widmen. Da Mangan wichtig für die Verteidigungsindustrie ist, wurde es während des Kalten Krieges hauptsächlich in Frankreich und den USA verarbeitet. Dadurch hatte sich in Gabun selbst keine Verarbeitungsindustrie entwickelt.
Gabun ist zweitgrößter Manganproduzent der Welt
Gabun ist der zweitgrößte Manganproduzent weltweit nach Südafrika und verfügt über Reserven von rund 61 Millionen Tonnen des wichtigen Minerals, das die EU im Critical Raw Materials Act als strategisch klassifiziert hat. Der Manganbergbau trägt rund 6 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt Gabuns bei und beschäftigt über 10.460 Menschen (Jahr 2023, laut Forbes Afrique). Die größten Importeure von Mangan aus Gabun sind China, Indien, die USA, Russland und Frankreich.
Hauptakteure im Manganbergbau in Gabun sind:
- Compagnie Minière de l'Ogooué - Comilog (Eramet, Frankreich),
- Hangzhou Mining Industrial Company - CICMHZ (China),
- Coalsale Group (Indien) ,
- Nouvelle Gabon Mining - NGM (Gabun).
Comilog, Tochterfirma der französischen Eramet Gruppe (Anteil: 63,71 Prozent), dominiert den Mangansektor. Sie besitzt die Moanda Mine, deren Erz 48 bis 50 Prozent Mangangehalt aufweist, und gewinnt etwa 90 Prozent des Rohmangans in Gabun. Nach Unternehmensangaben lieferte Moanda 2024 rund 6,8 Millionen Tonnen Manganerz und damit 15 Prozent der weltweiten Manganproduktion.
Produktion steigern? - nur wenn eine neue Mine entwickelt wird
Comilog hatte 2023 eine Ausweitung seiner Manganproduktion von 8 Millionen auf 10 Millionen Tonnen pro Jahr beim Bergbauministerium Gabuns beantragt. Bergbauminister Hervé Patrick Opiangah lehnte den Antrag von Comilog jedoch ab. Für ihn ist eine Produktionssteigerung ausgeschlossen, solange nicht "neue Lagerstätten entdeckt und entwickelt werden, deren Größe und Mangangehalt den aktuellen Lagerstätten entsprechen".
Aus Sicht des Bergbauministers muss die Ausbeutung des Manganerzes schrittweise erfolgen, damit auch künftige Generationen davon profitieren können. Der Minister erklärte, Gabun beabsichtige, seine natürlichen Ressourcen gerecht und nachhaltig zu bewirtschaften.
Der Minister für Industrie und lokale Verarbeitung, Lubin Ntoutoume, diskutierte am 11. Juni 2025 mit dem Generaldirektor von Comilog, Léod Paul Batolo, und dem Vertreter der Eramet Gabun Group, André Massad, über die wirtschaftlichen Auswirkungen des Exportverbots für Rohmangan. Batolo erklärte: "Wir haben bereits mit Investitionen begonnen, um unsere lokalen Verarbeitungskapazitäten zu stärken. Diese Regierungspolitik zwingt uns, zu beschleunigen und innovativ zu sein."
Mangan ist essenziell für die Stahlproduktion und gewinnt für die Batterieherstellung an Bedeutung. Es hat sich zu einer Schlüsselkomponente bei der Fertigung von Lithium-Ionen-Batterien entwickelt, die in Elektrofahrzeugen und Energiespeichersystemen eingesetzt werden. Dieser doppelte Nutzen macht Mangan zu einem wesentlichen Rohstoff für die globale Mobilitäts- und Energiewende.
Mangan - ein nationaler Schatz, den Gabun zurückerobern will
In Moanda, der wichtigsten Bergbaustadt der Provinz Haut-Ogooué im Südosten Gabuns, bestehen erhebliche soziale Ungleichheiten zwischen den besser bezahlten Comilog-Mitarbeitern und der übrigen Bevölkerung. Die Infrastruktur ist nach wie vor unzureichend und die Lebensbedingungen spiegeln nicht den immensen Reichtum wider, der durch den Bergbau erwirtschaftet wird.
Das Haupthindernis für die weitere Entwicklung bleibt die fehlende lokale Verarbeitung von Mangan. Stattdessen wird es roh exportiert. Die Abhängigkeit von multinationalen Unternehmen und das Fehlen einer klaren Umverteilungspolitik nähren ein Gefühl der Ungerechtigkeit unter den Bürgern.
Damit Mangan zu einem echten Motor der nationalen Entwicklung wird, ist es aus Sicht der Regierung unerlässlich:
- Bergbauabkommen neu zu verhandeln, damit sie Gabun wirklich zugutekommen,
- eine transparente Verwaltung der Bergbaueinnahmen zu gewährleisten,
- Rohstoffe lokal zu verarbeiten, um Industrie und Beschäftigung zu fördern,
- höhere Investitionen in die lokale Infrastruktur zu tätigen.
Fazit: Strategiewechsel mit Signalwirkung
Gabuns Exportverbot für Rohmangan markiert einen Wandel in der Wirtschaftspolitik des Landes. Die Maßnahme soll das so genannte "rent-seeking" (Rentenstreben) in der Wirtschaft beenden, mit dem sich Unternehmen durch Einfluss auf die Politik Vorteile sichern, nicht durch Leistung und Innovation.
Deutsche Unternehmen, die in Gabun aktiv werden möchten, können sich an das Wirtschaftsnetzwerk Afrika wenden. Dort erhalten sie Informationen und Beratung.