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Special | Indonesien | Rohstoffsicherung

Indonesien pocht auf heimische Weiterverarbeitung von Mineralien

In Indonesien wird der erfolgreiche Aufbau nachgelagerter Nickelindustrien auf andere Rohstoffe ausgeweitet – mit negativen Folgen für die Rohstoffsicherung von Bezugsländern.

Von Frank Malerius | Jakarta

Vorkommen: Hoher Weltanteil bei Nickel und Zinn  

Indonesien ist reich an mineralischen Rohstoffen. Das Land verfügt über die weltweit größten Nickelreserven und auch Zinn ist in großen Mengen vorhanden. Nickel kommt hauptsächlich auf Sulawesi vor, insbesondere im Zentrum und im Südosten der Insel. Aber auch auf den benachbarten Nordmolukken gibt es größere Vorkommen. Die indonesischen Nickelreserven werden mit 21 Millionen Tonnen veranschlagt. Sie könnten angesichts der hohen Abbaugeschwindigkeit jedoch bereits in 15 Jahren erschöpft sein.

Anders als Nickel ist Zinn kein kritischer Rohstoff. Im Archipel liegen die zweitgrößten Zinnreserven der Welt – hinter China. Zinn kommt vor allem auf den Südsumatra vorgelagerten Inseln Bangka und Belitung vor, die eine eigene Provinz bilden. In Verbindung mit den Zinnvorkommen gibt es dort in kleinem Umfang seltene Erden. Weitere Zinnreserven wurden auf den etwas nördlicher gelegenen Riau-Inseln gefunden, aber auch im Zentrum Festland-Sumatras. 

Auch Bauxit und Gold sind in größeren Mengen vorhanden

Bauxit findet sich überwiegend in Westkalimantan (auf Borneo), mit kleineren Vorkommen in Südkalimantan und auf den Riau-Inseln. Die bekannten Goldvorkommen sind nach Angaben des Ministeriums für Energie und Rohstoffe über den gesamten Archipel verteilt. Weltbekannt ist die Grasberg-Mine im Hochland von Papua, wo in hohen Mengen Gold und Kupfer gefördert werden.

Rohstoffvorkommen in Indonesien
Rohstoff

Vorräte (in 1.000 t)

Weltanteil (in %)

Nickel 

21.000

23,7

Zinn

800

16,3

Gold

2,6

5,2

Bauxit

1.200.000

4,0

Alle Angaben Stand 2019.Quelle: DERA Rohstoffinformationssystem 2023

Erschließung: Bergbau weitgehend in Staatshand

Die großen indonesischen Bergbauunternehmen gehören überwiegend dem Staat. Mit ihm müssen sich die internationalen Bergbaukonzerne einigen, wenn sie ins Geschäft kommen wollen. Das ist oft schwierig, denn Rohstoffe gelten als nationale Reichtümer, deren Erträge dem eigenen Volk zugutekommen sollen. Deshalb wollen sich die staatlichen Akteure bei hochdotierten und über Jahrzehnte reichenden Verträgen keinesfalls von ausländischen Konzernen übervorteilen lassen. Gleichzeitig sind die Gewinnaussichten so groß, dass sie Anreiz für korrupte Praktiken bieten. Der schwierige Kampf um indonesische Rohstoffe hat es sogar bis nach Hollywood geschafft, mit dem Film "Gold - Gier hat eine neue Farbe". 

Bei der Rohstofferschließung benötigt Indonesien ausländisches Know-how und importierte Gerätschaften. Ausländische Unternehmen haben im Land aber nur eine begrenzte Rechtssicherheit. Sie müssen Gängelung bis hin zur Enteignungen fürchten. Berühmtes Beispiel für die Schwierigkeiten ist der Übergang der Mehrheitsanteile von Freeport Indonesia, dem Betreiber der Gold- und Kupfermine Grasberg, an den indonesischen Staat im Jahr 2018.

Rohstoffförderung in Indonesien
Rohstoff

Förderung (in 1.000 t)

Weltanteil (in %)

Nickel 

1.036

38,3

Zinn

79

25,1

Bauxit

16.593

4,7

Gold

0,1

3,2

Alle Angaben Stand 2019.Quelle: DERA Rohstoffinformationssystem 2023

Verarbeitung: Nickelindustrie als Blaupause für andere Rohstoffe

Indonesien hat im Jahr 2020 ein strenges Exportverbot für Nickelerz verhängt, um eine Verarbeitungsindustrie im Land aufzubauen. In der Folge bauten vor allem chinesische Investoren zahlreiche Nickelschmelzen und Stahlwerke nahe der Abbaugebiete in Sulawesi. Dutzende Milliarden US-Dollar flossen ins Land. Dadurch ist Indonesien aus dem Nichts zu einem der weltgrößten Exporteure von Edelstahl avanciert, für dessen Legierung Nickel benötigt wird. Die EU hat gegen das Exportverbot für Nickelerz erfolgreich vor der Welthandelsorganisation (WTO) geklagt. Indonesien hat jedoch Widerspruch eingelegt, der über mehrere Jahre verhandelt werden wird.

Internationale Automobilkonzerne stehen Schlange, um aus Indonesien Nickel für die Herstellung von Batterien für Elektroautos zu beziehen. Sie müssen aber zumeist mit chinesischen Unternehmen kooperieren, die die Lieferketten dominieren. Der indonesische Nickel stammt vor allem aus Lateritablagerungen. Um daraus Batterienickel zu machen, bedarf es – anders als es bei Sulfid-Nickel – Anlagen zur sogenannten Hochdrucksäurelaugung (HPAL). Vier dieser kapital- und energieintensiven Anlagen wurden bereits gebaut. Von den weiteren Batteriebestandteilen gibt es in Indonesien Kobalt als Nebenprodukt von Nickel. Größere Lithiumvorkommen sind nicht bekannt.

Der erfolgreiche Aufbau einer verarbeitenden Industrie für Nickel soll nun als Blaupause für andere Rohstoffe dienen. Im Juni 2023 wurde der Export von Bauxit verboten, Ausfuhrverbote für Zinn und Kupfer sollen folgen. Allerdings hat Indonesien hier eine deutlich geringere Marktmacht gegenüber den Abnehmern.

Rohstoffverarbeitung in Indonesien
Rohstoff

Verarbeitung pro Jahr (in 1.000 t)

Weltanteil (in %)

Zinn

76

21,7

Nickel

386

16,3

Kupfer

272

1,4

Aluminium (Oxid/Hydroxid)

1.148

0,9

Alle Angaben Stand 2019Quelle: DERA Rohstoffinformationssystem 2023

Exportbeschränkungen für Rohstoffe in Indonesien
Rohstoff ExportbeschränkungIn Kraft seit/ab
Bauxit, gewaschen 1)Exportverbot10.06.2023

Bleikonzentrat 

mit Gehalten ≥ 56 Prozent Pb

Exportverbot01.06.2024 2)

Laterit-Eisenkonzentrat (Gutit, Hämatit, Magnetit) 

mit einem Gehalt von ≥ 50 Prozent Fe und ≥ 10 Prozent Al2O3+SiO2

Exportverbot01.06.2024 2)

Kupferkonzentrat 

mit Gehalten von ≥ 15 Prozent Cu

Exportverbot01.06.2024 2)
NickelerzExportverbot

01.01.2020 

(ursprünglich bereits 2014 eingeführt, 

damals aber mit Ausnahmen)

Zinkkonzentrat 

mit einem Gehalt von ≥ 51 Prozent Zn

Exportverbot01.06.2024 2)
ZinnerzExportverbotgeplant

Anodenschlamm 

(u.a. Gold, Platin)

Exportverbot01.06.2024 2)
1 Das Exportverbot gilt für „gewaschenes Bauxit“, das ist eine Verarbeitungsstufe nach der Rohform.; 2 Laut Verordnung des Handelsministers der Republik Indonesien Nr. 22/2023 vom 10. Juli 2023Quelle: Verordnung des Handelsministers der Republik Indonesien Nr. 22/2023 vom 10. Juli 2023, Recherchen des Büros Jakarta von Germany Trade & Invest

Verwendung: China ist mit Abstand wichtigster Abnehmer

Indonesiens mineralische Rohstoffe gehen zu hohem Anteil in den Export, denn die heimische Industrie ist vergleichsweise schwach. Nickel ist dabei das wichtigste Ausfuhrgut. Als Erz wurde es – vor dem Ausfuhrverbot von 2020 – hauptsächlich nach China und in geringerem Umfang nach Japan geliefert. Jetzt gehen die Exporte von weiterverarbeiteten Nickelprodukten zu etwa 75 Prozent nach China und dürften dort zu Edelstahl und Batterien für Elektroautos verarbeitet werden. Ein Drittel der Zinnexporte wird ebenfalls nach China geliefert, weitere größere Anteile nach Singapur, Südkorea und Japan. Zinn wird vor allem für Metallbeschichtungen benötigt. Ein Viertel der indonesischen Kupferexporte wurden 2022 nach China geliefert. Hier war allerdings Malaysia knapp wichtigster Abnehmer. Auch nach Vietnam wurden größere Mengen exportiert. All diese Länder haben große Elektronikindustrien, in denen Kupfer in großem Umfang zu Drähten verarbeitet wird.

ESG: Armut begünstigt niedrige Arbeitsstandards

In Indonesien gibt es illegalen Bergbau, über dessen Umfang unterschiedliche Einschätzungen bestehen. Hohe Gewinnmargen bieten Anreiz für korrupte Praktiken. Und die weit verbreitete Armut auf dem Land begünstigt Arbeit ohne Arbeitsschutz und angemessenen Lohn. Auch Umweltstandards werden vielerorts verletzt. Immerhin entwickelt sich ein steigendes Bewusstsein für Umweltschutz und Sozialverträglichkeit. Indonesien hat eine vergleichsweise freie (wenngleich finanziell schwache) Presse, die entsprechende Themen aufnimmt.

ESG: Stärken und Schwächen
 StärkenSchwächen
ÖkologieSteigendes BewusstseinVernachlässigung bei starken wirtschaftlichen Anreizen
Soziales Kritische Betrachtung durch freie MedienArmut senkt Arbeitsstandards
GovernanceZunehmende Ahndung korrupter PraktikenKorruption weit verbreitet
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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