Special Simbabwe Rohstoffsicherung
Simbabwe kündigt Exportverbot für Lithiumkonzentrate ab 2027 an
Mit dieser Regelung will Simbabwe den Aufbau seiner Industrie zur Lithiumverarbeitung vorantreiben und so die inländische Wertschöpfung erhöhen.
13.06.2025
Von Edda Wolf | Bonn
Die Regierung von Simbabwe hat ein umfassendes Exportverbot für alle im Land produzierten Lithiumkonzentrate angekündigt. "Ab 1. Januar 2027 wird der Export von Lithiumkonzentrat nicht mehr erlaubt sein", erklärte Bergbauminister Winston Chitando in Harare nach einer Kabinettssitzung am 11. Juni 2025.
Afrikas größter Lithiumproduzent drängt die Bergbauunternehmen zur lokalen Raffination des Minerals, um seine Wirtschaft anzukurbeln. Ziel dieser Maßnahme ist es, die lokale Wertschöpfung zu steigern und die Entwicklung einer inländischen Industrie zur Lithiumverarbeitung voranzutreiben. Damit will sich Simbabwe als strategischer Akteur am globalen Batteriemarkt positionieren.
Simbabwe verfügt über die größten Lithiumreserven Afrikas und die siebtgrößten weltweit (Jahr 2024, laut U.S. Geologcial Survey,). Bereits am 6. Januar 2023 hatte das afrikanische Land den Export von Rohlithiumerz per Verordnung (Base Minerals Export Control Order) verboten und eine Exportsteuer von 5 Prozent auf Lithiumkonzentrate eingeführt. Ende 2023 wurden Lithiumbergbauunternehmen zudem verpflichtet, bis März 2024 Pläne für die Errichtung von Raffinerien zur Produktion von batteriefähigem Lithium vorzulegen.
Simbabwe zwingt ausländische Investoren zur lokalen Verarbeitung
Die Einführung des Exportverbotes betrifft vor allem chinesische Bergbauunternehmen, die den Lithiumsektor in Simbabwe dominieren. Derzeit produzieren sie lediglich Lithiumkonzentrate, die sie zur Weiterverarbeitung nach China verschiffen. Zwei Unternehmen, Bikita Minerals (im Besitz der Sinomine Resource Group) und Arcadia Lithium (Prospect Lithium Zimbabwe, im Besitz von Zhejiang Huayou Cobalt), haben bereits mit dem Aufbau von Lithiumsulfat-Anlagen in Simbabwe begonnen. Andere große chinesische Betreiber wie Canmax Technologies, Chengxin Lithium Group und Yahua Group müssen nun nachziehen, um sich an die neuen Vorgaben anzupassen.
Chinesische Firmen haben seit 2023 mehr als 1 Milliarde US-Dollar für den Erwerb und die Entwicklung von Lithiumprojekten in Simbabwe ausgegeben. Wir berichteten über diese chinesischen Investitionen im GTAI-Bericht "Simbabwe: Lithiumboom an einem schwierigen Sourcing-Standort" (09.01.2024).
Lieferengpässe für Glas- und Keramikhersteller in Europa möglich
Für die chinesische Batterieindustrie ist Simbabwe - nach Australien - der weltweit zweitgrößte Lieferant von Spodumenkonzentrat, ein lithiumhaltiges Silikat und wichtiges Vorprodukt für die Batterieherstellung. Mit seinem Exportverbot will Simbabwe die chinesischen Bergbauunternehmen zu Investitionen in die Lithiumverarbeitung vor Ort zwingen. Das Verbot birgt jedoch auch potenzielle Risiken für Simbabwe. Sollten einzelne chinesische Bergbauunternehmen bis 2027 keine Raffineriekapazitäten errichten, sondern sich gegen eine solche Investition entscheiden, werden sie nach alternativen Rohlithiumquellen suchen.
Auch andere Industrien, etwa Glas- und Keramikhersteller in Europa und Südafrika, die auf Petalit- und Spodumen-Rohstoffe aus Simbabwe angewiesen sind, müssen sich künftig nach alternativen Bezugsquellen umsehen.
Die Regierung von Simbabwe orientiert sich mit ihrer Industriepolitik am Modell Indonesiens, das durch Exportverbote bei Nickel erhebliche Investitionen in die lokale Verarbeitung ausgelöst hat. Sie setzt auf eine hohe Lithiumnachfrage für Elektrofahrzeug- und Energiespeicherbatterien. Das Signal aus Harare ist eindeutig: Rohstoffreiche Länder fordern stärkere Kontrolle über ihre Rohstoffe und streben mehr als nur Lizenzgebühren an. Sie fordern nun wertschöpfende Entwicklung in Form von industriellen Kapazitäten, qualifizierten Arbeitsplätzen und langfristigen wirtschaftlichen Gewinnen.
Simbabwe: Exportverbot für Lithiumkonzentrate ab 2027
Zielsetzung
- Ziel der Regierung: Förderung der lokalen Wertschöpfung durch Aufbau einer eigenen Industrie zur Lithiumverarbeitung.
Chancen für Simbabwe
- Industrialisierung: Aufbau einer batteriefähigen Lithiumindustrie könnte Arbeitsplätze schaffen und Deviseneinnahmen steigern.
- Geopolitische Bedeutung: Simbabwe positioniert sich als strategischer Akteur im globalen Batteriemarkt.
Herausforderungen
- Infrastruktur: Stromversorgung, Transport und technische Kapazitäten sind oft unzureichend.
- Investitionsklima: Politische Unsicherheiten und regulatorische Risiken könnten Investoren abschrecken.
- Abhängigkeit von China: Viele der in Simbabwe aktiven Unternehmen sind chinesisch – das birgt geopolitische Risiken.
Internationale Auswirkungen
- China: Als größter Abnehmer von Lithiumkonzentraten aus Simbabwe wird die chinesische Industrie stark betroffen sein.
- Europa & Südafrika: Industrien wie Glas- und Keramikhersteller müssen sich neue Quellen für die Lithiumsilikate Petalit und Spodumen suchen.