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Wirtschaftsausblick | Georgien

Georgien bleibt auf Wachstumskurs

Die georgische Wirtschaft legt 2026 um etwa 5 Prozent zu. Haupttreiber sind der Privatverbrauch, Dienstleistungen und Investitionen. Deutsche Produkte sind gefragt. 

Von Uwe Strohbach | Tiflis

Top-Thema: Georgien wird Logistikbrücke zwischen Ost und West

Alternative Routen zwischen China/Zentralasien und Europa unter Umgehung Russland lassen den Warenumschlag über den Mittleren Korridor via Georgien anwachsen. So kann sich das Kaukasusland als Teil des neuen Transporthubs etablieren. Ambitionierte Projekte sind geplant:  

  • ein Schwarzmeertiefseehafen in Anaklia (Kosten für die 1. Bauphase 2025 bis 2029: 600 Millionen US-Dollar/US$, geplante jährliche Umschlagkapazität: 600.000 20-Fuß-Container/TEU),
  • ein Tiefseeterminal und Ausweitung des Frachtumschlags und der Lagerhaltung im Seehafen Poti (APM Terminals Poti, Dänemark),
  • Ausbau des Containerterminals im Seehafen Poti (PTC Holding, Kasachstan) und neuer Terminal in Anaklia (Kasachische Eisenbahn/KTZ) sowie  
  • Verdreifachung der jährlichen Umschlagkapazität des multimodalen Güterverkehrszentrums Tbilisi Dry Port (Trockenhafen/Containerterminal) in Tiflis auf 286.000 TEU (TDP/Abu Dhabi Ports, Georgien/VAE). 

Der Jahresbeitrag des Transport- und Logistiksektors zur Wirtschaftsleistung könnte sich mittelfristig auf über 4 Milliarden US$ verdoppeln.

Wirtschaftsentwicklung: Dienstleistungen treiben Konjunktur weiter an  

Für 2026 erwarten Regierung und Geberbanken wie ADB und EBRD ein reales Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von gut 5 Prozent. Die Aussichten können sich angesichts des hohen jährlichen Wachstums von im Schnitt 9,4 Prozent im Zeitraum 2022 bis 2024 sehen lassen. Für 2025 wird ein Plus von 7 bis 7,4 Prozent prognostiziert.

Der stete Aufschwung fußt auf mehreren Säulen. Der Privatverbrauch bleibt rege. Der Incoming-Tourismus steuert 2025 mit erwarteten Deviseneinnahmen von etwa 4,5 Milliarden US$ auf einen neuen Höchststand zu. Auch 2026 dürften diese weiter ansteigen. Dienstleistungssektoren wie Handel, Bildung, Transport und Lagerei, Bankwesen und IKT kurbeln das Wachstum maßgeblich an. Zusätzlich tragen dazu dynamische Bruttoanlageinvestitionen bei.

Die Prognosen sind allerdings unsicher. Innenpolitische Probleme und ein Rückbau proeuropäischer und demokratischer Reformen durch die Regierungspartei Georgischer Traum und eine verstärkte Annäherung an Russland haben dazu geführt, dass die EU Georgiens Beitrittsprozess vorerst gestoppt hat. Ein Kurswechsel der Regierung ist nicht in Sicht. Ein offener Dialog mit der zerstrittenen prowestlichen Opposition, der Zivilgesellschaft und den unabhängigen Medien fehlt. Auch faire Wahlen sind bislang nicht absehbar. Es besteht die Gefahr, dass Georgien für westliche Kreditgeber und Firmen an Attraktivität verliert. 

Die  georgische Regierung strebt jedoch weiterhin eine EU-Mitgliedschaft bis 2030 an. Aus politischen und wirtschaftlichen Gründen pflegt sie zugleich enge Beziehungen zur EU und zu Russland. Anfang 2025 legte sie der EU-Kommission ein Reformprogramm für 2025 bis 2027 vor – als Vorbereitung möglicher Beitrittsverhandlungen ab 2028.

Staat und Unternehmen investieren weiter kräftig 

Die Bruttoanlageinvestitionen dürften 2026 auf etwa 8 Milliarden US$ anziehen. Im Jahr 2024 hatten sie 7,4 Milliarden US$ betragen. Der Staat investiert vorrangig in den Straßenbau, die Wasser- und Abwasserwirtschaft, die soziale Infrastruktur, vor allem in Schulen, sowie in den Agrarsektor. Mehr Geld fließt in das private Unternehmertum. Für 2026 plant die Regierung Auslandskredite von rund 1,3  Milliarden US$ für Bahnreformen, Energie, Wasserwirtschaft und Straßenbau.

Der Fokus privater Investitionen liegt auf dem Tourismus, vor allem auf Hotels und Freizeitobjekten, dem Wohnungsbau, beispielsweise der Magro City Tbilisi, und erneuerbaren Energien. Die erwarteten ausländischen Direktinvestitionen von jeweils gut 1,5 Milliarden US$ für 2025 und 2026 bleiben beachtlich.   

Privatverbrauch wächst, bleibt aber niedrig  

Getrieben von Reallohnzuwächsen, Verbraucherdarlehen, ausländischen Geldüberweisungen und dem Tourismus entwickelt sich der private Verbrauch positiv. Für 2025 werden 3,5 Milliarden US$ erwartet. Vorrangig in Tiflis engagieren sich private Investoren beim Aus- und Neubau von Handelseinrichtungen. 

Gleichwohl bleibt der Verbrauchermarkt angespannt. Armut und Arbeitslosigkeit waren 2024 mit Raten von rund 9,4 Prozent und 13,9 Prozent noch immer hoch. Trotz jüngster realer Zuwächse bleiben die Löhne weitgehend stabil, ohne deutliche Sprünge. Der geschätzte durchschnittliche Medianlohn liegt 2025 bei etwa 530 US$ pro Monat.

Außenhandel wächst weiter     

Für 2026 erwarten Analysten ein Plus von mindestens 5 bis 10 Prozent bei Importen und Exporten von Waren und Dienstleistungen. Damit setzt sich der seit 2021 bestehende Wachstumskurs fort. Reexporte, vorrangig aus den USA importierte Kfz, bestimmen zu gut 50 Prozent die Gesamtexporte. Sie gingen vorrangig nach Aserbaidschan, Armenien, Kasachstan und Kirgistan. Hauptausfuhrländer lokaler Produkte, vor allem Edelmetalle, Wein, Spirituosen, alkoholfreie Getränke und Ferrolegierungen, waren Russland und die Türkei. 

Die Importe übersteigen die Exporte um ein Mehrfaches. Georgien ist bei strategischen Ressourcen, wie Energieträgern, Lebensmitteln und Technologien, stark auf ausländische Zulieferungen angewiesen. Wichtige Partner sind die Türkei, die USA, Russland, China und Deutschland.

Deutsche Perspektive: Viele Wachstumschancen in einem offenen, kleinen Markt

Georgien ist innerhalb der Östlichen Partnerschaft ein Vorreiter, sowohl bei der Handelsliberalisierung mit der EU als auch bei der Integration des EU-Regelwerks in nationales Recht. Kooperationschancen bestehen beim Ausbau der Infrastruktur in den Bereichen Ökostromerzeugung, Wasser- und Abwasserwirtschaft sowie Transport und Logistik. Potenzial bieten zudem der Tourismus, die Ernährungswirtschaft und das Business Process Outsourcing, bei dem Geschäftsprozesse nach Georgien verlagert werden. Deutschland ist für Georgien innerhalb der EU der wichtigste Beschaffungsmarkt.   

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Länderseite Georgien.

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