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Branchen | Georgien | Energiewirtschaft

Große Wasserkraftprojekte Khudoni und Namakhvani wiederbelebt

Georgien will bis 2026 bis zu 3 Milliarden US-Dollar in neue Stromkapazitäten stecken, vorwiegend in Wasserkraft und bisher brachliegendes Potenzial anderer Erneuerbarer.

Von Uwe Strohbach, Katrin Kossorz | Tiflis, Bonn

Das Südkaukasusland will seine Kapazitäten zur Stromerzeugung bis 2033 verdoppelten. Schon heute machen Erneuerbare etwas mehr als drei Viertel seiner Energieproduktion aus. Wasserkraft ist nahezu die alleinige Quelle.

Fokus auf Wasserkraft und anderen Erneuerbaren

Auch künftig setzt das Land auf Hydroenergie und wiederbelebt ins Stocken geratene Großprojekte. Darunter sind die Kraftwerke Khudoni/702 Megawatt und Namakhvani/433 Megawatt. Zahlreiche neue Projekte befinden sich in unterschiedlichen Phasen: Erstellung vorläufiger oder finaler Gutachten, Vorprojektstudien, Planung, Design oder Projektierung. Massive Unterstützung kommt von internationalen Gebern, darunter von der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).

Geplanter Ausbau der Stromerzeugung in Georgien bis 2033 (in Megawatt)


 

2023 *)

2033

Geplanter Zuwachs 

Kapazitäten, insgesamt

4.586

9.848

5.262

 Wasserkraftwerke 

3.376 (111)

7.235

3.859

 Kombi-und Kohlekraftwerke 

1.079 (6)

1.479

400

 Gasturbinenkraftwerk

110 (1)

110

0

 Windpark

21 (1)

850

829

 Fotovoltaikparks

0

174

174

* Angabe in Klammern: Anzahl der Kraftwerke Quelle: georgische Regierung, Georgian State Electrosystem 2023

In Georgien winken rund 170 aussichtsreiche und potenzielle Projekte neuer Wasserkraftwerke, so die Stromübertragungsgesellschaft Georgian State Electrosystem (GSE). Diese versprechen eine installierte Kapazität von rund 3.860 Megawatt und eine jahresdurchschnittliche Stromerzeugung von 15,6 Milliarden Kilowattstunden Strom. Unter den Vorhaben sind sechs große Wasserkraftwerke mit einer installierten Kapazität von jeweils mehr als 100 Megawatt.

Das kleine Land im Südkaukasusland verfügt über große Wasserkraftressourcen. Auf deren Grundlage entstanden im Zeitraum 2013 bis 2022 für 1,4 Milliarden US-Dollar (US$) 50 neue Wasserkraftwerke. Diese verfügen über eine installierte Gesamtkapazität von 723 Megawatt, weit weniger als ursprünglich geplant.

Bedeutendste Wasserkraftwerke in Georgien (Stand: 1. Januar 2023)

Kraftwerk

Installierte Kapazität (in MW) 

Zeitpunkt der Inbetriebnahme 

Enguri HPP

1.300,0

1978

Vardni 1 HPP

220,0

1971

Vartsikhe HPP

184,0

1976 – 1977

Shuakhevi HPP

178,7

2017

Jinvali HPP

130,0

1984

Lajanuri HPP

113,7

1960 

Khrami 1 HPP

113,5

1947

Khrami 2 HPP

110,0

1963

Dariali HPP

108,0

2016

Paravani HPP 

87,0

2014

Quelle: Georgian State Electrosystem 2023

Neue Machbarkeitsstudie für Großprojekt Wasserkraftwerk Khudoni 

Das Wasserkraftwerk Khudoni/702 Megawatt soll am Fluss Enguri in Oberswanetien als zweitgrößtes Wasserkraftwerk des Landes errichtet werden. Der ursprüngliche Projektenwickler, die britisch-indische Trans Electrica, zog sich Ende 2022 aus dem Projekt zurück. Die georgische Regierung zahlte 13,5 Millionen US$ Kompensationen an den Investor und treibt das Projekt mit neuen Planungen voran. Eine wiederholte Machbarkeitsstudie Anfang 2023 prüfte einen neuen Standort, der die Überflutung des Dorfes Khaishi verhindern soll.  

Neuer Investor für gestopptes Großprojekt Namakhvani gesucht 

Der Bau des Kraftwerks Namakhvani am Fluss Rioni in West Georgien wurde 2022 aufgrund massiver Proteste, vor allem aus Umweltgründen, gestoppt. Genehmigungen, inklusiver ökologischer, sind allerdings noch gültig. Ursprünglich wollte die türkische Firma Enka das Projekt errichten und betreiben, das 12 Prozent von Georgiens Stromverbrauch abdecken sollte. Sie zog sich im September 2022 aus dem Projekt zurück. Der Ausgang der Verhandlungen zwischen zwischen Enka und der georgischen Regierung über Kompensationen ist noch offen. 

Die georgische Regierung hält an dem Projekt fest und sucht einen neuen Investor. Dabei will sie ihren Finanzierungsanteil ausweiten. Im Zeitraum 2024 bis 2030 sollen dabei zwei Wasserkraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 433 Megawatt errichtet werden: Das Untere Namakhvani WKK (333 Megawatt) und das Obere Namakhvani WKK (100 Megawatt). Das Projekt soll ausländische Investitionen im Umfang von 800 Millionen Euro anziehen und 1.800 neue Arbeitsplätzen schaffen. 

 

Wasserressourcen sind Georgiens Trumpf
Georgiens natürlichen Reichtum prägen hauptsächlich seine Wasserressourcen. Das Land durchfließen 26.060 Flüsse mit einer Gesamtlänge von circa 60.000 Kilometern. Wasserläufe von jeweils 25 Kilometern erstrecken sich über ein Gesamtnetz von mehr als 50.000 Kilometern. Die Flusswasserressourcen des Landes betragen 65 Kubikkilometer. Darunter erreicht der mittlere jährliche Flussabfluss vom eigenen Gebiet 56,4 Kubikkilometer und der Abfluss von Flüssen, die außerhalb des Landes in Armenien und in der Türkei liegen, 8,8 Kubikkilometer.

Das theoretische Energieaufkommen an Oberflächenzuflüssen beträgt 228,5 Milliarden Kilowattstunden. Von allen Flüssen im Land sind etwa 300 für die Stromerzeugung geeignet. Die Autoren des "Nationalen Aktionsplans für erneuerbare Energien" geben das Wasserkraftpotenzial im Land insgesamt mit 15.000 Megawatt und das Gesamtpotenzial für die jährliche Stromerzeugung mit 50 Terawattstunden an.
 

KfW will bei Grünen Wasserstoff unterstützen

Zudem sind weitere kleinere Wasserkraftwerke, neue Windkraftwerke mit einer Kapazität von 900 Megawatt und neue Fotovoltaikanlagen/200 Megawatt geplant. Aktuell gibt es in dem Südkaukasusland einen 21-Megawatt-Windpark. Die Firma Masdar will ein 96-Megawatt-Solarkraftwerk errichten. 

Die KfW will Georgiens erstes Grüne-Wasserstoffprojekt mit 1,3 Millionen Euro unterstützen. Sie unterzeichnete dafür eine Absichtserklärung mit der Georgischen Öl- und Gasgesellschaft (GPOC). 

Investor für neues Kombikraftwerk gesucht

Auch wenn sich Georgien mit Energie autark versorgt, stellen die geringen Wasserstände im Winter eine Hürde dar. Dieses kurzfristige Energiedefizit führte zur Errichtung von Gaskraftwerken.  

Auf Hochtouren wird der Bau des künftig größten und effizientesten georgischen Kombikraftwerks Gardabani-3 vorbereitet. Es soll über eine Kapazität von 350 bis 430 Megawatt verfügen. Der bisherige Projekteigentümer, die staatliche Gesellschaft Georgian Oil and Gas Corporation JSC, sucht einen Käufer für die Tochtergesellschaft Gardabani TPP 3 LLC und einen Investor für das geplante Projekt. Die Frist zur Angebotsabgabe wurde zum dritten Mal, jetzt bis zum 15. Januar 2024, verlängert. Das Kombikraftwerk soll bis Ende 2027 errichtet sein. 

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