Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | USA | Energiewende

Potenzial erneuerbarer Energien ist in den USA höher als erwartet

US-Präsident Trump mag die Verbreitung von Erneuerbaren vorübergehend ausbremsen. Doch langfristig betrachtet beschleunigt sich das Ausbautempo sogar.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Donald Trump hat ein Faible für fossile Energieträger. Bereits am 20. Januar 2025, an seinem ersten Amtstag, unterzeichnete er zwei Dekrete ("executive orders"), die den Sektor fördern sollen. Öl- und Gasfirmen können nun mit beschleunigten Genehmigungsverfahren rechnen. Den erneuerbaren Energien steht der US-Präsident derweil skeptisch gegenüber. Seine Politik dürfte deren Ausbau vorübergehend verlangsamen, jedoch kaum stoppen können.

Für eine radikale Kürzung der Fördermittel müsste er den im Jahr 2022 in Kraft getretenen Inflation Reduction Act (IRA) außer Kraft setzen. Das bis Ende 2032 laufende Gesetz gewährt für Projekte im Bereich erneuerbarer Energien Steuergutschriften in Höhe von 30 Prozent der Investitionssumme. Werden zusätzliche Voraussetzungen erfüllt, sind weitere 10 bis 20 Prozentpunkte Steuervorteil möglich. Sie können alle gleich zu Beginn einer Investition in Anspruch genommen werden. Darin liegt der besondere Anreiz für Kapitalgeber.

Republikanisch geführte Bundesstaaten als Vorreiter

Doch ein komplettes Aussetzen des IRA dürfte am Widerstand im Parlament scheitern. Trumps Republikaner verfügen zwar über eine Mehrheit in beiden Kongresskammern. Allerdings profitieren republikanisch geführte Bundesstaaten überdurchschnittlich von den Förderungen des IRA. Die Solar Energy Industries Association (SEIA) rechnete vor, dass seit August 2022 rund 80 Prozent aller Subventionen für die Solarindustrie in republikanisch geführte Regionen geflossen sind. Das ölreiche, konservative Texas etwa sei Vorreiter in Sachen Photovoltaik.

Prognose: Bei Photovoltaik überholt Texas KalifornienInstallierte Erzeugungskapazitäten in Gigawatt
Bundesstaat

2025

2030

Kalifornien

51,9

70,9

Texas

41,5

82,5

Florida

18,6

31,7

Arizona

9,7

21,7

North Carolina

9,7

11,8

Quelle: Solar Energy Industries Association 2025

IRA-Vorteile laufen schneller aus als geplant

Der Haushaltsentwurf der US-Regierung (Stand: Ende Mai 2025) sieht daher nur Teilkürzungen vor. Bei Solar- und Windenergie etwa sollen die vom IRA gewährten Förderungen die ursprünglich bis Ende 2032 laufen sollten von 2029 an sukzessive gekürzt werden. Zudem ist eine Beschränkung bei der Verwendung chinesischer Ausrüstungen vorgesehen, was Projekte verteuern dürfte.

Den Erneuerbaren bereitet ein weiteres Problem Kopfschmerzen: Der Netzausbau geht viel langsamer voran als erwartet. Auch die Genehmigungsverfahren dauern viel zu lange. Hier ist unter der Trump-Administration nicht mit Besserungen zu rechnen. Betreiber von Wind- und Solarparks müssen aktuell fünf Jahre und länger warten, bis sie ans Netz angeschlossen werden. Ein nationales Stromnetz existiert zudem nicht. Die Integration erweist sich teils als schwierig.

Trotzdem, bis 2050 doppelt so hohe Kapazitäten als noch 2021 erwartet

Die U.S. Energy Information Administration (EIA) rechnet in ihrem Annual Energy Outlook 2025 mit einem im Vergleich zur letzten Einschätzung von 2023 vorübergehend langsameren Ausbau der Erneuerbaren. Dafür sollen sie langfristig viel stärker zulegen als bislang erwartet. Im Vergleich zur vorletzten Studie von 2021 rechnet die EIA bis 2050 sogar mit mehr als doppelt so hohen Erzeugungskapazitäten.

Die EIA-Studie von 2025 enthält weitere wesentliche Veränderungen bei den Vorhersagen: Im Gegensatz zu 2023 wird nun der Windkraft ein viel stärkeres Entwicklungspotenzial zugeschrieben. Sollte die Stromproduktion aus Onshore-Anlagen bis 2050 ursprünglich jährlich um knapp 3 Prozent zulegen, so erwartet die Behörde nun mit knapp 6 Prozent annähernd eine Verdopplung des Wachstums.

Ausblick zur Stromerzeugung: Sparten entwickeln sich sehr unterschiedlichIn Milliarden Kilowattstunden; durchschnittliche jährliche Veränderung in Prozent
 

2024

2050

Veränderung

Windkraft an Land

446,4

1.907,9

5,7

Wasserkraft

242,3

272,9

0,5

Photovoltaik *)

201,1

1.791,4

8,8

Biomasse, Deponiegas

19,1

36,3

k. A.

Geothermie

16,0

55,9

4,9

Offshore-Windkraft

0,4

173,7

26,2

* nur ins Netz integrierte Anlagen.Quelle: U.S. Energy Information Agency (EIA) 2025

Offshore-Windkraft mit besonders starkem Wachstum

Für Offshore-Anlagen erwartet EIA nun ein jährliches Plus um 25 Prozent (2023: 15 Prozent). Allerdings relativiert sich dieses hohe Wachstum angesichts des niedrigen Ausgangswerts: Im Jahr 2024 lieferten die Windanlagen vor der Küste nur 400 Millionen Kilowattstunden Strom. Damit wird die Sparte selbst 2050 nur eine Nebenrolle für die US-Energieversorgung spielen.

Die Photovoltaik wird hingegen zu einer der wichtigsten Energiequellen aufsteigen. Der Zuwachs bei den Erzeugungskapazitäten liegt bis 2050 bei fast 10 Prozent pro Jahr, sodass die Sparte 2029 an der Windkraft vorbeiziehen wird. Diese Schere soll sich bis 2050 stetig öffnen. Allerdings wird die Windkraft gemessen an der tatsächlichen Stromproduktion mit knappem Vorsprung auf Rang 1 bleiben. Der Wind bläst nun einmal auch nachts, was eine höhere Ausbeute ermöglicht.

Lobbyverbände mit noch mehr Optimismus

Die American Clean Power Association sieht in der Windkraft nochmals mehr Potenzial als die Energieagentur. Insbesondere bei Offshore kommt der Verband auf deutlich höhere Zahlen. So sollen sich, Stand Frühjahr 2025, entsprechende Parks mit einer Kapazität von 73 Gigawatt in Entwicklung befinden. Die EIA dagegen rechnet bis 2040 lediglich mit entsprechenden Gesamtkapazitäten von 44 Gigawatt. Verbände verstehen sich in den USA viel stärker als Lobbyorganisationen als in Deutschland. Daher sind die Prognosen mit gewisser Vorsicht zu betrachten.

Doch Donald Trumps Kürzungspläne könnten kurzfristig gesehen sogar für einen Investitionsboom bei Wind- und Solarenergie sorgen: Kapitalgeber dürften versucht sein, die bis 2028 bestehenden Steueranreize möglichst auszunutzen und Projekte vorzuziehen. Verhielten sich viele nach der Präsidentschaftswahl im November 2024 abwartend, besteht nun wieder eine höhere Planungssicherheit und sogar ein wenig Erleichterung. Denn die Branche ist mit einem blauen Auge davongekommen. Für Projekte im Bereich Wasserstoff, Energieeffizienz und Elektromobilität soll die IRA-Förderung laut Haushaltsentwurf bereits 2026 reduziert oder ganz gestrichen werden.

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.